Im Zuge einer Studie zur "Darstellung des anthropogenen Klimawandels in den deutschen Medien" wurden mir eine Reihe von Fragen gestellt. Einen ersten Block von Fragen und Antworten hatte ich am 15. Dezember hier auf der Klimazwiebel veröffentlicht. Hier kommen die verbleibenden Blöcke. Mir wurde zugesagt, dass wir für die Klimazwiebel eine Rückmeldung über die Ergebnisse der Studie bekommen werden.
Die Studentin hinter dem Interview liest die Antworten von den Lesern der Klimazwiebel mit (und sagt Dankeschön).
Block 2: Risiken und Probleme der Kommunikation
Was sehen Sie als die zentralen Risiken der Kommunikation des anthropogenen Klimawandels und wie könnte man diesen Risiken Ihrer Meinung nach entgegenwirken?
Die Risiken der Kommunikation des Klimathemas für Wissenschaft, Politik und Medien ist von einem Autorenteam unter der Leitung von Peter Weingart analysiert worden (cf. Weingart, P., A. Engels und P. Pansegrau, 2000: Risks of communication: Discourses on climate change in science, politics and the mass media. Public Understanding of Science 9, 261-283; Weingart, P., A. Engels und P. Pansegrau, 2002: Von der Hypothese zur Katastrophe. Leske + Budrich Verlag, Paperback, ISBN 3810034495). Für die Wissenschaft ist hier der Verlust der Glaubwürdigkeit zu nennen, der teilweise schon eingetreten ist – dies kann dann geschehen, wenn sich die Wissenschaft einer politischen Agenda unterordnet, und die Kommunikation durch Wissenschaftler für politische Zwecke instrumentalisiert wird. Für den Fall des Klimas weisen Weingart et al. auf die Eigendynamik der Metapher der Klimakatastrophe hin.
Für die Medien und die Politik sind laut Weingart et al. die Risiken andere: „Verlust der Aufmerksamkeit des Publikums/von Marktanteilen durch Abnutzung der Dramatisierung; skeptischer Gegendiskurs“ bzw. „Legitimationsverlust durch Selbstüberforderung“ durch die Formulierung nicht erreichbarer Ziele.
Wie man den Risiken entgegenwirken kann? – durch einen nachhaltigen Umgang mit den gefährdeten Werten in Wissenschaft, Medien und Politik – Glaubwürdigkeit, Publikumsaufmerksamkeit und politische Legitimation. Etwa durch Verzicht, auf Seiten der Wissenschaft neues Wissen unter dem Gesichtspunkt der politischen Nützlichkeit zu konstruieren, auf Seiten der Medien Verzicht auf Übertreibungen (in welche Richtung auch immer) und Dramatisierung und auf Seiten der Politik durch die Propagierung realistischer politischer Ziele.
Block 3: Auswirkungen der Kommunikation auf die Bevölkerung
Wie wirkt sich die öffentliche Kommunikation des anthropogenen Klimawandels Ihrer Wahrnehmung nach auf die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland aus?
Die bisherige Kommunikation hat die Bevölkerung von der Realität des Konzepts der „Klimakatastrophe“ überzeugt. Dabei wird diese Katastrophe demonstriert, bzw. erfahrbar, durch praktisch jede Naturkatastrophe, sei es ein zerstörerischer Wirbelsturm wie Katrina oder der heiße Sommer 2003 in Europa. Der Ansatz, wider die wissenschaftliche Logik, Einzelfälle als Beweis für die Klimakatastrophe (Medien, Politik) bzw. der Konsistenz solcher Ereignisse mit dem menschgemachten Klimawandel (Wissenschaft) zu nutzen, führt dann aber durch eine entsprechende Gegenstrategie skeptischer Akteure zu einer Verunsicherung der Bevölkerung, etwa im Falle des kalten (regionalen) 2010-Winters und des gegenwärtigen kalten (regionalen) Dezembers. Aussagen in den Medien, wonach es bald keine kalten Winter mehr geben würde, oder Kinder hierzulande keinen Schnee mehr erleben würden, sind durchaus in der Öffentlichkeit angekommen.
Inwieweit ist Ihrer Meinung nach die Öffentlichkeit ausreichend über den anthropogenen Klimawandel aufgeklärt und informiert?
Hier gibt es mehrere Probleme.
Zum einen im Konstrukt der „Klimakatastrophe“, das erlaubt, vom Klimawandel unabhängige Ereignisse (etwa einzelne schwere Stürme, Sturmfluten, einzelne kalte Monate) dennoch diesem zuzurechnen, und damit mit dem Ruf nach einer Klimaschutzpolitik auf die Abwehr solcher Ereignisse zu reagieren statt sich besser an die Gefahren des „normalen“ Klimas anzupassen.
Das implizite Verständnis, dass es wichtiger sei, weniger deutsche CO2-Moleküle zu emittieren als ausländische Moleküle, führt zu einer ineffizienten Klimaschutzpolitik, weil es darum geht die Gesamtanzahl der Moleküle zu reduzieren, unabhängig von deren Herkunft.
Was meinen Sie, woran das liegt?
Meine Wahrnehmung nach liegt das zum einem an dem Wunsch, ein geschlossenes hegemoniales Weltbild anbieten zu wollen, in dem der menschgemachte Klimawandel ein wesentliches argumentatives Element darstellt: „Klimawandel als Mutter als Umweltprobleme“. In diesem Sinne geht es gar nicht um das Klima, sondern darum, die Welt „besser“ machen zu wollen, eine Neigung, die in Deutschland ja nicht unbekannt ist. Auch die Konzentration auf Maßnahmen in Deutschland – die auf Verzicht zielen – geben die Möglichkeit des Vorbild-seins gegenüber der Welt, des sich-besser-fühlens. Auch dies ist ideengeschichtlich in Deutschland kein neues Phänomen.
Wie kann ein größeres Verständnis im Hinblick auf die Anpassung an den anthropogenen Klimawandel innerhalb der Gesellschaft generiert werden?
Ich habe da keine gute Antwort. Vielleicht einfach dadurch, dass man eine nachhaltige Kommunikation betreibt, damit das Thema nicht plötzlich ganz vom Fenster weg ist, wenn der Frust und die natürliche Skepsis in der Bevölkerung die Oberhand gewinnen werden; dass man in technologische Entwicklungen investiert, die aufgrund der ökonomischen Dynamik resistenter gegen Schwankungen des Zeitgeistes sind; indem jeder für sich in seinem Bereich neben einer effizienteren Energienutzung, einer besseren Umweltverträglichkeit auch die Verminderung der Verletzlichkeit gegenüber den Gefahren des Klimas im Auge behält.
Block 4: Wechselwirkungen zwischen Medien, Wissenschaft und Politik
Welche Rolle kommt den Medien, der Wissenschaft und der Politik Ihrer Meinung nach innerhalb der Kommunikation des anthropogenen Klimawandels zu?
Ich denke, hier ist vor allem Nachhaltigkeit der Kommunikation zu nennen (wie oben skizziert), wobei die Rollenteilung zwischen den drei Partnern beachtet werden sollte. So ist ja Wissenschaft auch ein sozialer Prozess, der durch die Medien kritisch begleitet werden sollte.
Wo sehen Sie in diesem Zusammenhang Chancen und wo Risiken?
Das sollte aus dem Vorangehenden klar geworden sein.
In letzter Zeit ist viel von der „Medialisierung der Wissenschaft“ die Rede, worunter gemeinhin die Inszenierung der Wissenschaft in den Massenmedien und die Rückwirkungen dieses Prozesses auf die Wissenschaft selbst verstanden wird.
Wie bewerten Sie persönlich diesen Prozess bezogen auf das Verhältnis zwischen dem anthropogenen Klimawandel und den Medien?
Zum einen ist es vernünftig, von der Wissenschaft die Dienstleistung einzufordern gegenüber der Öffentlichkeit, eine komplexe Umwelt und deren Dynamik zu deuten (zu erklären). Dies trägt direkt zu einer Verbesserung der Lebensqualität, da auf diese Weise die Menschen zu Akteuren und weniger zu wehrlosen Opfern einer unbekannten Dynamik werden. Wenn dieser Prozeß aber instrumentalisiert wird für die Durchsetzung einer bestimmten hegemonialen Weltsicht, also einer Ideologie, wird die „Deutungsaufgabe“ zwar noch wahrgenommen (ob man das will oder nicht, ist eine politische Frage; ich persönlich will das nicht) – aber es gibt Rückwirkungen auf die Leistungskraft der Wissenschaft – in vorliegenden Falle drückt sich das etwa dadurch aus, dass der gezielten Bemühungen um Falsifikation der wissenschaftlichen Konstruktion nicht stattfinden.
Wie beurteilen Sie die medienspezifische Verarbeitung der wissenschaftlichen Forschungsergebnisse auf dem Themengebiet des anthropogenen Klimawandels?
Die Medien machen das, was sie immer machen – die verkaufen die Ware „Information“ und „Deutung“, und setzen dabei auch verkaufsfördernde Mittel ein, etwa Dramatisierung, Auswahl, Anpassung an und Provokation des Zeitgeistes. So kommen den über- und untertreibenden Zuspitzungen des Klimawissens unangemessen viel Raum zu – also entweder Klimakatastrophe oder Klimalüge. Besonders ausgeprägt ist dies im Fernsehen der Fall – das Fernsehen hat das Problem, dass es Bilder braucht, aber es kaum „richtige“ Bilder gibt. Kalbende Gletscher kalben nicht wegen des Klimawandels, sondern weil es ihrer Dynamik entspricht; man müsste das schnellere Kalben zeigen – das kann man aber nicht, wie es scheint. Ebenso industrielle Abgase, die gerne gezeigt werden; CO2 Emissionen sehen anders aus.
Wie wirkt sich die Medialisierung dieses wissenschaftlichen Themas auf die Politik und die Gesellschaft aus?
Die Medialisierung führt zu zugespitzten, dramatisierenden Wahrnehmungen (Katastrophe oder Lüge), die einen sachlichen und nachhaltigen Umgang mit dem Thema schwierig macht.
Wie beurteilen Sie dabei die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Journalisten? Wie sollte die Zusammenarbeit Ihrer Meinung nach ausgestaltet sein?
Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Journalisten sollte sein wie bei allen andern gesellschaftlichen Akteuren auch – die Medien sollen berichten über die Ergebnisse und Methoden der Wissenschaft, aber auch die Wissenschaft kritisch in ihrer (soziokulturellen) Praxis begleiten.
Was, meinen Sie müsste sich ändern, damit bessere Voraussetzungen für eine Bekämpfung des anthropogenen Klimawandels geschaffen werden, bei ...
...den Journalisten?
Durch guten, unabhängigen Journalismus.
...den Wissenschaftlern?
Durch gute, unabhängige Wissenschaft (perspektivisch a la Merton)
Wie könnte das erreicht werden?
Vermutlich gar nicht. Das sind ja uralte Probleme, die immer wieder da waren. Denken Sie an Themen wie Rassismus, Kolonialismus, religiöse Wissensansprüche zur Deutung von Naturkatastrophen.
Welche Chancen und Risiken ergeben sich für die Medien durch die öffentliche Kommunikation des anthropogenen Klimawandels?
Siehe oben – lesen Sie die Analyse von Herrn Weingart et al.
Wodurch können Folgewirkungen im Hinblick auf den redaktionellen Arbeitsalltag oder das Verhältnis zu den Adressaten der Berichterstattung entstehen?
Kann ich nicht sagen. Ich kenne den redaktionellen Arbeitsalltag nicht.
Welche Chancen und Risiken ergeben sich für die Wissenschaftler durch die öffentliche Kommunikation des anthropogenen Klimawandels?
Man wird zum „Experten“, was positiv sein kann für die eigene Wahrnehmung, für die soziale Akzeptanz, für die Finanzierung von Projekten durch interessierte staatliche und wirtschaftliche Einrichtungen. Im Kollegenkreis kann es aber negative Folgen haben. Bisweilen entsteht auch eine suchtartige Abhängigkeit vom „limelight“.
Wodurch können Auswirkungen auf die alltägliche Arbeitspraxis, die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen und Studien oder die Selbstwahrnehmung des Forschers entstehen?
Die mediale Präsenz, und der Wunsch nach Fortsetzung, kann Auswirkungen haben auf die Auswahl der bearbeiteten Themen, bisweilen aber auch in der Bereitschaft, Ergebnisse so zu bewerten, dass sie medienrelevant werden.
Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Politikern?
Grundsätzlich ist diese Zusammenarbeit zu begrüßen. Die Gefahr bestehen darin, dass Politiker ihre (politischen) Entscheidungen als wissenschaftlich zwingend darstellen (und so den politischen Gestaltungsraum verengen), dass Wissenschaftler ihre Aussagen zugunsten bestimmter Politiken „optimieren“; dass Politik sich in ihrem Beratungsbedarf auf genehme Wissenschaftler verlässt.
Welche Chancen und Risiken birgt die öffentliche Kommunikation des anthropogenen Klimawandels für die politischen Akteure und im Hinblick auf den Prozess der politischen Entscheidungen und Maßnahmen?
Gut gemacht, vermittelt die Wissenschaft Fachwissen über Zusammenhänge von Maßnahmen und Wirkungen, ohne den politischen Gestaltungsraum einzuschränken; schlecht gemacht – und wir haben derzeit diese Situation – wird dies Fachwissen so dargestellt, dass es keinen nennenswerten Gestaltungsspielraum mehr gibt. Das sogenannte 2 Grad-Ziel ist von dieser Art. Also eine Entpolitisierung von Politik.
Block 5: Stimmungswechsel und Skeptiker
Bis Mitte der neunziger Jahre bestand innerhalb der Wissenschaft, der Medien und der Politik ein breiter Konsens, dass zumindest die Warnungen der Klimaforscher gerechtfertigt sind und es gab eine weitgehende Übereinstimmung, dass eine Erwärmung der Erde tatsächlich stattfindet.
Es gab immer Wissenschaftler, die diesem Konsens widersprachen, speziell auch in den USA, wo die mediale Dynamik anders als in Deutschland ist. Diese Gruppen fanden allerdings nur einen geringen medialen Wiederhall.
Wieso kam es zu einem Stimmungswechsel im Diskurs?
Ich glaube, der Stimmungswechsel war zu erwarten als Folge der nicht-nachhaltigen Kommunikation; die Zuspitzung hin auf die „Klimakatastrophe“ nahm immer deutliche Formen an; gleichzeitig wurde klar, dass die geforderten und vorgeblich unabweisbaren Fortschritte in der Klimapolitik nicht erreicht wurden. Dies wurde besonders deutlich an der Rhetorik vor und um COP-15 in Kopenhagen. Dazu wurde die Glaubwürdigkeit erschüttert durch das Bekanntwerden der CRU E-Mails und durch die Schlampereien des IPCC. Also die Realisierung der Risiken, die von Weingart et al. schon in 2000 avisiert wurden.
Welche Auswirkungen hat die in den letzten Jahren gestiegene Zahl der Skeptiker auf die öffentliche Kommunikation des anthropogenen Klimawandels?
Ich glaube nicht, dass die Anzahl der Skeptiker wirklich gestiegen ist; es bekennen sich aber mehr dazu. Ich glaube, latente Vorbehalte, die auch gerade unter fachfernen Professoren aus Physik, Geologie und anderen Fächern immer da waren, werden jetzt eher explizit geäußert. Offenbar sind viele Menschen solche „Skeptiker“. Das sind keine durch die Ölindustrie verführte Deppen.
Wie könnte dem entgegengewirkt werden?
Wir müssen einen offenen Dialog mit Skeptikern aufbauen; viele von ihnen finden einfach, dass Ihre –auf eigenem wissenschaftlichem Wissen anderer Disziplinen basierenden – Fragen unzureichend beantwortet wurden; entweder zu kurz oder zu politisch. Wir als Klimaforscher müssen diese Fragen ernst nehmen, uns Zeit nehmen, sie zu gemeinsam mit den Skeptikern zu beantworten; wir müssen kritische Experimente bzw. kritische zukünftige Beobachtungen konstruieren; Angebote zur Falsifikation der bisher als richtig beschriebenen Dynamik.
Wie beurteilen Sie die derzeitige Situation innerhalb der Klimaforschung?
Die Situation in der Klimaforschung hat sich im vergangenen Jahr deutlich verbessert – insofern, dass die Diskussion offener geworden ist. Der Einfluss der politisierten Zirkel und Kartelle hat etwas abgenommen.
Was läuft gut und wo liegen Probleme?
Die Klimaforschung ist in einer postnormalen Phase, womit eine Vermischung von Politik und Wissenschaft zuungunsten beider Teile stattfindet. Dies bedeutet nicht, dass der eigentliche wissenschaftliche Prozess beschädigt sei, wohl aber, dass Bedarf besteht an einer auch öffentlich zu führende Diskussion über die Rolle, die Wissenschaft spielen soll.
Wie wirkt sich die derzeitige Situation unter den Klimaforschern auf die öffentliche Kommunikation des Klimawandels auswirkt?
Die Kommunikation hat sich verbessert, insofern als dass die Praxis der Übertreibungen und versuchte Bevormundung von Politik abgenommen hat; insgesamt wird auch das Problem der Wechselwirkung von Wissenschaft, Medien und Politik offener und analytisch angegangen. Das Erscheinen von mehr Sozial- und Kulturwissenschaftlern auf der Bühne wirkt sich positiv aus.
Was sollte ggfs. verbessert werden und was muss passieren, damit es besser wird?
Die bisweilen zu beobachtende Praxis von „stealth advocate scientists“, d.h. von Wissenschaftlern, die - ohne dies zu sagen – ihre Wissenschaft in den Dienst einer politischen Sache stellen, sollte unterbunden werden. Dies kann vielleicht erreicht werden, dass einerseits der sozio-kulturelle Prozess der Klimaforschung verstärkt Gegenstand von geisteswissenschaftlichen Analysen werden, und andererseits in der Wissenschaft und in der Öffentlichkeit eine Diskussion über die Rolle von Wissenschaft in der Gesellschaft begonnen wird.
Welchen Trend der Medien innerhalb Deutschlands im Hinblick auf die Kommunikation des globalen Klimawandels können sie erkennen?
Seit ca. 1 Jahr ist die Berichterstattung kritischer und offener geworden.
Wie steht es mit dem Interesse der Medien? Könnten Sie bitte ein aktuelles Beispiel dazu geben?
Das Interesse der Medien war während und für ca. 2 Monate nach den Ereignissen um COP-15, ClimateGate und den IPCC Enthüllungen sehr groß und hat seit dem deutlich nachgelassen. Alarmistische Meldungen sind in letzter Zeit eher selten geworden, auch während COP-16 in Cancun. Offenbar besteht mehr Interesse an besser recherchierten Hintergundsbeiträgen.
Wie schätzen Sie die zukünftige öffentliche Kommunikation des anthropogenen Klimawandels in den nächsten Jahren ein?
Ich rechne damit, dass sich das derzeitige eher niedrige Niveau für einige Zeit, vielleicht bis zur Veröffentlichung des nächsten IPCC Reports in 2014, fortsetzen wird. Thematisch wird das Thema verlagern zu Anpassungsfragen und technologischen Aspekten der Emissionsminderung, also zu praktischen Fragen der Klimapolitik – so meine Erwartung.
Wie wird die zukünftige Kommunikation der Wissenschaft ausgestaltet sein?
Man ist schon jetzt dabei, etwa in der Form der regionalen Klimabüros der Helmholtz-Gemeinschaft oder des Climate Service Centers in Hamburg, über die Bedingungen dieser Kommunikation nachzudenken, so dass mit einer Professionalisierung zu rechnen ist.
Wie sieht Ihrer Meinung nach die zukünftige Konstellation zwischen der Klimaforschung, der Klimapolitik und den Medien aus?
Hoffentlich so, dass sich diese drei Akteure mehr auf ihre Eigenarten und Funktionen besinnen; insbesondere erhoffe ich mir, dass die Medien zu einer kritischen Begleitung von Wissenschaft und Politik auch im Klimabereich zurückfinden.
Lieber Hans von Storch,
ReplyDeleteSie antworten, dass „gute“ Wissenschaft nur Fachwissen über Zusammenhänge von Maßnahmen und Wirkungen vermitteln solle, ohne dabei den politischen Gestaltungsraum einzuschränken;
Das ist natürlich dann sehr bequem für die Politik, oder? So wie ich es sehe, werden die Wissenschaftler gerne nur als Stichwortgeber für die jeweils bevorzugte Politik genutzt, ob bei der PISA-Studie zum Thema Bildung oder bei Klimafragen. Die Fakten werden von den diversen Politikern immer selektiv und passend zum eigenen Weltbild zur Kenntnis genommen und wenn dann die Wissenschaftler sich auch noch enthalten sollen, politische Entscheidungen aus fachlicher Sicht zu kommentieren, können sie auch weiter im Elfenbeinturm sitzen bleiben.
Trotz dieser Kritik: Ein sehr lesenswertes Blog und herzlichen Dank für die viele Zeit, die Sie hier hineinstecken!
Antoro - ich glaube nicht, dass das bequem für Politik ist, weil diese dann mit der Aufgabe, Entscheidungen zu treffen und diese auch offen zu verantworten, konfrontriert ist; andernfalls kann sie Entscheidungen fällen, kann aber argumentativ der Verantwortung ausweichen. - Hans
ReplyDeleteLieber Hans von Storch,
ReplyDeleteich denke der Bevölkerung muß man nichts nachhaltig kommunizieren, ergebnisoffen berichten reicht völlig aus.
Genauso sollte die "Wissenschaft" verfahren, ergebnisoffen forschen, Empfehlungen an die Regierung abgeben und Konsequenzen dieser oder jener Entscheidung der Politik erläutern.( Ich habe mir das Video von Herrn Schellnhuber-erster Teil des Interviews angesehen und weiß nicht genau, ist er Wissenschaftler oder Politiker?)
Als ich die Briefe von Hal Lewis um seinen Austritt aus der APS las, machte ich mir so meine Gedanken. Wie läuft das in Deutschland?
Kürzlich hat die Bundesregierung auf recht inquisitorisch gestellten Fragen der Grünen geantwortet.
Sie vertraut dem Weltklimarat, weil vom IAC kontrolliert.
Jetzt habe ich den Bericht des IAC gelesen.
Fakt ist, sachlich wurde gar nichts bewertet.
Schon die Pressemitteilung der Leopoldina ist nicht schmeichelhaft, obwohl mit "im Grunde gut gearbeitet" schön umschrieben. Was ist mit Auswahl von Wissenschaftlern, Literatur, Daten, Statistik?
Wurde schon angefangen die Vorschläge des IAC umzusetzen?
„Wir hoffen sehr, dass im Interesse der Sache unsere Vorschläge nun bald aufgegriffen werden, und dass damit das Vertrauen in den Weltklimarat wiederhergestellt wird“, so Prof. Ernst Ludwig Winnacker, langjähriger Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und lange Zeit Vize-Präsident der Leopoldina.
Hab noch nichts gelesen...
Die Diskussion hier ist angenehm und interessant, glaube aber nicht, dass sich das Ansehen der Wissenschaft dadurch verbessern läßt.
Ich glaube die " Bevölkerung" spürt, ob sich ein Wissenschaftler frei und unabhähngig äußert.
Anonymous/3 - Vielleicht gibt es ein Mißverständnis mit meiner Forderung nach "Nachhaltigkeit" - ich meine damit die Nachhaltigkeit des Kommunikationsprozesses. Alle sozialen Prozesse können nachhaltig ablaufen oder auch nicht. Nachhaltig heisst für mich praktisch - kann so auch in 10, 20 oder 50 Jahren von meinen jetztigen Doktoranden gemacht werden, weil ich die erforderliche Grundlage (das Vertrauen in die Wissenschaft) durch meine Kommunikation nicht beeinträchtigt habe.
ReplyDeleteIAC? Man kann nicht sagen, dass der IAC den IPCC kontrolliert; der IAC hat sich "lediglich" mit den Prozeduren auseinandergesetzt, nicht mit den Inhalten; dazu wäre der IAC auch gar nicht qualifiziert. Die Vorschläge sind vom IPCC beraten worden, und wie immer bei der UNO dauert es ziemlich lange, bis etwas passiert (oder auch nicht).
Hans von Storch,
ReplyDeletehaben Sie den Bericht des IAC gelesen?
Mein Vertrauen in die Wissenschaft ist seitdem nachhaltig gestört.
Natürlich ist es nicht leicht, Propaganda und Wahrheit auseinander zu halten.
Das sagt die Bundesregierung:
Die Bundesregierung stützt sich in ihrer Beurteilung des Klimawandels auf die Einschätzungen des zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen
(Intergovernmental Panel on Climate Change – IPCC), dessen Berichte den aktuellen internationalen wissenschaftlichen Erkenntnisstand zum Klimawandel
darstellen. Ein unabhängiges Expertengremium der internationalen Dachorganisation
der Wissenschaftsakademien (Inter Academy Council, IAC) hat im August
dieses Jahres die Qualität der Arbeitsweise des IPCC überprüft und bestätigt.
D.h. die Bundesregierung sagt, wenn die das sagen, dann sind unsere finanziellen Anstrengungen zum Kampf gegen das Klima legal.
Nur das haben die nicht so gesagt.
Der "Politiker" in den Wissenschaftlern sagte " im Grunde gut gearbeitet "....(das ist wohl Propaganda?)
Der "Wissenschaftler" sagte, sachlich sagen wir nichts, nur dieses Gebilde IPCC ist meilenweit davon entfernt ,wissenschaftlich korrekt zu arbeiten.Wenn das nicht mehr wichtig ist, handelt es sich eben um reine Propaganda.
Hal Lewis hat dies auch so gesehen bei seiner APS und ist einfach ausgetreten.
Der Kommentar #5 von "Anonymous" ist eine Aneinanderreihung von spekulativen Behauptungen, Vermutungen und dazu noch anonym. Kann noch einen Augenblick dastehen als Beispiel für unerwünschte Postings; wird aber demnächst gelöscht.
ReplyDeleteHans von Storch,
ReplyDeletemeine #5 können Sie löschen, wenn Sie wollen, ist aber alles belegt durch die Links in #3.
Die Antwort der Bundesregierung auf die kleine Anfrage der Grünen ist Fakt.
Der Bericht des IAC steht immer noch auf der Seite der Leolpodina und ist nicht schmeichelhaft für eine wissenschaftliche Institution.
Ich denke das IAC ist qualifiziert, die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit des IPCC einzuschätzen.
Hans von Storch,
ReplyDeletetatsächlich funktioniert der Link auf der Seite der Leopoldina nicht mehr.
Deshalb hier ein neuer Link zum Bericht des IAC zum IPCC, sogar in deutsch und als Zusammenfassung.(Details fehlen)
„Die Arbeit der IAC-Kommission zeigt einmal mehr, wie wichtig die politisch und wirtschaftlich unabhängige Arbeit der Wissenschaftsakademien ist. Wir hoffen, dass wir durch unser Engagement im Kreise der internationalen Akademien dazu beitragen, dass eine Institution wie der Weltklimarat effektiv arbeitet.“ Präsident der Leopoldina, Prof. Jörg Hacker