Thursday, January 13, 2011

La Niña, die kleine Schwester der FAZ

Hochwasser in Queensland, ein früher Winter in Europa, Schneestürme in den USA, Hochwasser in Deutschland und Brisbane geht unter: schon wieder Klimakatastrophe angesagt? Nicht für die FAZ (hier in der Internet Version), die ruhig Blut bewahrt und sich nicht aus der Ruhe bringen lässt: Es ist doch alles wissenschaftlich erforscht, und wer sich nur ein bißchen bildet weiß, dass La Niña, die kleine Schwester, schuld ist.

Nicht genannte Kräfte mögen anderes behaupten, so die FAZ, und schon wieder Klimapanik schüren. Ganz analytisch lässt sie durchblicken, dass die Medien mal wieder übertreiben, "um das Interesse der fernen Zuschauer wach zu halten". Diese Aussage scheint mir nicht ganz uneigennützig: lässt die FAZ damit wiederum nicht durchblicken, dass sie, die FAZ, eben kein irgendwelches Medium wie die anderen ist, sondern eben die FAZ? Diese ist eben so wie "die Australier, die ein pragmatisches Verhältnis zur Wirklichkeit haben". Australier sind Brüder im Geiste der FAZ? (Dem Völkerkundler schwindelt leicht bei der morgendlichen FAZlektüre!) Jedenfalls schließt die FAZ mustergültig, so als ob sie in der klimazwiebel zur Schule gegangen wäre, auch Spekulationen darüber erstmal aus, ob der Klimawandel denn nicht wenigstens La Niña verstärke:
Nicht einmal komplexe meteorologische Modellrechnungen können nachverfolgen, wie die wegen des Kohlendioxidausstoßes erhöhten Temperaturen die Anomalien am Pazifischen Ozean verstärken. Deshalb sollte man die Zusammenhänge nicht sofort bestreiten, aber eben auch keine Kausalitäten herstellen, wo keine sein müssen.
Ja, eine solche FAZRuhe möchte man haben! Aber sie muss immer noch eins draufsetzen, und da hält sies mit dem Australier, wie ihn der Völkerkundler alter Schule sich so vorstellt: man labert halt so raus, wenn der Tag lang ist:
Heiße Luft hilft dem Klima nämlich nicht.
Ja, klar, sowieso, genau.  Einer der schlimmsten Effekte des Klimawandels ist, dass er so manches Hirn verrußt. Was steht eigentlich heute im Sportteil?

28 comments:

  1. Dass die FAZ völlig falsch liegt, kann man schon daran erkennen, dass der Kollege Rahmstorf im "Morgenmagazin" die Nina ins Kinderzimmer schickt und eindeutig den Klimawandel als Übeltäter identifiziert.

    Leider konnte ich den Beitrag in der Mediathek nicht finden...

    Wenn neben dem FOCUS und gelegentlich der WELT jetzt auch noch die FAZ aus der Reihe tanzt, sollten wir dringend über ein klimatologisch korrektes Mediengesetz a la Ungarn nachdenken. Sonst denkt noch jeder was er will.

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  2. Mich würde die Meinung von Ihnen, Herr v. Storch hierzu interessieren. Führen Sie solche Ereignisse auf eine etwaige, menschlich "forcierte" Erderwärmung zurück oder würden sie solche Ereignisse "noch" unter den natürlichen, klimatischen Schwankungen subsumieren.

    Gruß,
    mittelalterlichewarmperiode Blog

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  3. Ich habe irgendwann gelesen dass durch die bisherigen Erwärmung (0.8 Grad) die Feuchtigkeit in der Atmosphäre mit 4% erhöht worden ist. Wenn das so ist, ist es auch nicht fremd dass es heftige Regenfälle gibt, oder?

    Außerdem habe ich nicht den Eindruck das die Medien Klimawandel "als Übeltäter identifizieren". Eher das umgekehrte, was mich eigentlich ein bisschen wundert.

    Es gab dieses Jahr (ein der wärmsten je gemessen) ziemlich viele schweren Katastrophen (Pakistan, Russland, Australien), aber von einem potentiellen Zusammenhang mit Klimawandel wurde meiner Meinung nach ganz wenig geredet in den Medien. Sicherlich weniger als vorher.

    In diesem Sinn konnte man sagen dass die Skeptiker relativ erfolgreich sind.

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  4. Ich bitte Sie, auf den blog von Pielke Jr. zu gehen, dort steht eine Statistik, welche das Hochwasser in Relation stellt.

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  5. Wo steht es genau, bitte? Meinen Sie das Hochwasser in Queensland? Ich redete von allen Katastrophen in 2010.

    Ich sage nicht alle diese Katastrophen sind von Klimawandel verursacht worden, aber wenn es 4% mehr Feuchtigkeit in der Atmosphäre gibt, dann ist es vielleicht keine Überraschung dass es mehr Probleme mit Wasser geben wird.

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  6. Es stimmt, Sie sprachen generell von 4 %, suchten dies jedoch mit dem Verweis, "Es gab dieses Jahr..." zu untermauern.

    http://rogerpielkejr.blogspot.com/2011/01/brisbane-floods-in-historical-context.html

    Auch stellt sich die Frage, ob 4% mehr Feuchtigkeit in der Atmosphäre direkt in Beziehung gesetzt werden können, mit einem solchen etwaigen! Anstieg der "Problemata mit Wasser" um generell zu bleiben.

    Das ist sicherlich, wenn man die verschiedenen Klimazonen und Faktoren betrachtet nicht so einfach zu beantworten.

    Es gibt jedoch genügend Experten hier, die Ihnen sicher weiterhelfen können.

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  7. Mir fällt bei diesem Kommentar auf, dass inzwischen regelmäßig Wetterereignisse auf verschiedenen Kontinenten in Zusammenhang gebracht werden; dass der Klimawandel den Anlass bietet, den Zusammenhang herzustellen; dass wahrscheinlich kein einzelnes extremes Wetterereignis mehr stattfinden kann, ohne dass im Hinterkopf die Frage des Klimawandels auftaucht.

    Dies ganz unabhängig davon, auf welcher Seite man in der Diskussion steht, die übrigens inzwischen nicht mehr hauptsächlich Alarmisten - Skeptiker (im alten 'denier' Sinne) ist, sondern Alarmisten und "Realisten" ("vielleicht, vielleicht aber auch nicht").

    Summa summarum: mission accomplished, der Klimawandel ist in den Köpfen angekommen. Sturmfluten, Wintereinbrüche, Überschwemmungen stehen von nun an immer unter "Klimaverdacht". Es hagelt, schneit, regnet oder stürmt nie mehr 'einfach so' (wenn es das je getan hat).

    Mir fiel weiterhin an dem FAZ Kommentar noch auf, dass wir uns dabei zusehen, dass wir das tun. Die FAZ kommentiert ja nicht nur die Ereignisse, sondern auch die Berichterstattung über die Ereignisse. Die FAZ beobachtet die Beobachter, und auf klimazwiebel beobachten wir die Beobachter der Beobachter. Will sagen: sind unsere Klimawissenschaftler eigentlich Beobachter erster Ordnung (d.h., unsere direkten unbestechlichen Beobachter), oder zweiter Ordnung (sie haben gleichzeitig ihre Kollegen und deren Beobachtungen im Auge, wenn sie beobachten), oder dritter Ordnung (sie beobachten und sind zugleich Kommentatoren ihrer Beobachtungen und derer ihrer Kollegen).
    Kurz gesagt: gibt es eine unmittelbare, direkte Beobachtung in diesem Getriebe? Darum dreht es sich doch die ganze Zeit, um diese Frage, oder?

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  8. Herr Kraus, mir scheint, das ist eine notwendige Entwicklung in einer postmodernen Gesellschaft. Vom Theoretikum "Postmoderne", vor allem in der linken Elite, seit nunmehr mehreren Jahrzehnten in Gebrauch, findet jetzt der Wechsel in das Private, hin zum Bürgertum statt.

    Dass postmodernes Gedankengut nur in der Theorie taugt, wusste bereits der späte Foucault.

    In der Praxis ist es nun doch so, dass die Massenmedien rapide an Zuspruch verlieren, und die Menschen, ganz im postmodernen, relativen Sinne, sich die Informationen suchen, die ihnen eben behagen. That's it.Nach dem slogan: Wahr ist für mich, was ich für wahr halte.

    Früher hatte man das wissenschaftliche Ethos, und so war man bereit, auch für einen negative Dinge bis zu einem bestimmten Grade in Kauf zu nehmen, weil es eben als wissenschaftlich "erwiesen" galt.

    Heute hat man erkannt, dass selbst in den harten Wissenschaften, persönliche Interessenslagen aktiv! mit hineinspielen können.

    Somit wäre man doch schön blöd, würde man an eine übergeordnete Wahrheit glauben.

    Ein Machtdiskurs funktioniert nur in einer uninformierten Gesellschaft.
    Da eine Gesellschaft nie ohne Machtdiskurs existenzfähig sein kann, gibt es keine Demokratie.

    Climategate hat da m.E. sehr viel kaputt gemacht.

    Dass eine Gesellschaft so auf Dauer nicht führbar ist - jeder sich als Opfer im öffentlichen Diskurs geben kann und dieser nur mehr politisch korrekt abläuft - muss jedem klar sein.

    Ich plädiere für eine Neumoderne.

    Was heißen soll: Für jeden Bürger muss immer auch die Frage sein: Welcher Wissenschafter äußert diese Meinung, vor welchem Hintergrund.

    Da kommen wir dann sehr nahe an die Äußerungen von Feyerabend und Lakatos.

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  9. Herr Pielke Jr. hat die Ereignisse in Australien mit den Aufzeichnungen verglichen. Die aktuellen Überschwemmungen in Europa gehörten vor 100 Jahren auch eher zur Tagesordnung.

    Gibt es keine globalen Datensätze zu diesem Thema?

    Könnte man die eher spärlichen Aufzeichnungen der Vergangenheit mit dem heutigen Katastrophengeilheitsjournalismus überhaupt vergleichen?

    Ist es nicht unwissenschaftlich immer wieder drauf hinzuweisen, dass eine Zunahme der Klimakatastrophen mit den Modellen in Einklang ist?

    Ist es wissenschaftlich überhaupt erlaubt Rückschlüsse zu ziehen nach nicht einmal 50 Jahren anthropogener Erwärmung?

    Ist diese Katastrophengeilheit nicht ein eindeutiges Zeichen für ein unwissenschaftliches Benehmen der notorischen Klimawissenschaftler?

    Es waren doch Herr Rahmstorf und Herr Latif die damit anfingen?! Und heute wird sogar ein kalter Dezember mit der Erwärmung erklärt, bzw. zerredet. Das klingt doch eher nach Mantra als nach Wissenschaft imho.

    Yeph

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  10. @ Krauss

    Zitat: "Kurz gesagt: gibt es eine unmittelbare, direkte Beobachtung in diesem Getriebe?"

    Überaus erheiternder wenn auch nicht erhellender und letztlich lauter Fragezeichen hinterlassender Beitrag. Dennoch, Kompliment für das hier zu Tage tretende satirische Talent.

    Vielleicht hilft der Rückgriff auf die Quantenphysik bzw. die heisenbergsche Unschärferelation:
    die Beobachtung eines (Medien)Ereignisses wäre demnach zwingend mit einer Störung seines Impulses verbunden - und umgekehrt.

    Dieser Rückgriff wäre mir bei allen Unwägbarkeiten lieber als der etwas weiter unten erhobene Ruf nach einer Art „Ministerium für Wahrheit“ bzw. der Etablierung einer "Neumoderne".

    Belassen wir's (unter Weglassung von Quanteneffekten) bei der "Kopenhagener Deutung", die - tröstlich - eine Unverzichtbarkeit klassischer Begriffe eben so postuliert wie die Erfordernis, dem Kausalitätsprinzip zu genügen. Will heißen, reale Beobachtungen in einer realen Welt.

    Daran mag es - bis Kopenhagen 2009 oder Climategate - in der Tat da und dort gefehlt haben. Die Rückbesinnung scheint im Gang, auch wenn die FAZ deren Ergebnisse gleichsam vorwegzunehmen wünscht oder vorgibt, während W. Krauss, der "Viele-Welten-Interpretation" den Vorzug zu geben scheint.

    Ralph

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  11. Wir sind bereits in die nächste Phase eingetreten. Die cAGW-Anhänger wollten ja die Kommunikation verstärken.
    Das sieht jetzt bspw. so aus, dass Kevin Trenberth - der unermüdliche Sucher nach der verschwundenen Ozeanwärme - ein "Umkehrung der Beweislast" bei Wetterereignissen fordert. Do geschehen auf dem AMS-Kongress:
    http://ams.confex.com/ams/91Annual/webprogram/Paper180230.html

    (im PDF Seite 3, linke Spalte)

    D.h. "Skeptiker" sollen beweisen, dass solche Ereignisse nicht von Klimawandel beeinflusst wurden.
    Solche Forderungen nach Nichtexistenzbeweisen kennt man sonst nur im religiösen Bereich, naja, und in der Epidemiologie. Aber die ist ja schon ruiniert.

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  12. Lieber Ralph #11,
    Sie sind mir aber ein strenger Richter! Aber irgendeiner muss hier ja klar Schiff machen, klar, verstehe. Interessanter Beitrag, in vielerlei Hinsicht.
    Was ich nicht verstehe, aus reiner Ungebildetheit, ist die 'Kopenhagener Deutung' - wer hat da wann was gedeutet in Kopenhagen? Was historisches oder hat das mit Kopenhagen 2009 zu tun? Wäre nett, wenn Sie mir da kurz auf die Sprünge helfen könnten.

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  13. @ Krauss

    'Kopenhagener Deutung'

    Lieber Werner,

    Sie belieben fortwährend zu scherzen, bzw. mir listig etwas auf den Zahn zu fühlen. Dabei, so fern kann das Studium nicht sein und der nächste verfügbare Google-Zugriff auch nicht ...

    http://pauli.uni-muenster.de/Seminare/teilchen/teilchen_ws01/Die_Kopenhagener_Deutung.pdf

    Keine Ahnung, was Frau Maar davon hielt - von "Schroedingers Katze" (nur, falls Sie darüber stolpern sollten) oder gar dem Laplace’schen Dämon ganz zu schweigen.

    http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/238056.html

    http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/ressorts/natur/naturwissenschaften/indexoffline,page=1175430.html...

    Eher wahrscheinlich - aber fern aller Esoterik, dass die herkömmliche Physik sich bei der Definitionsbeschränkung von 'Kausalität' allein auf energetische Wirkursachen keinen Gefallen erweist.

    Vorschlag zur Güte: begnügen wir uns mit der Beobachtung sekundärer Indizien und freunden wir uns mit der grundsätzlichen Nicht-Prognostizierbarkeit Non-linearer Systeme an, statt deren ungelöste Fragen dialektisch bewältigen zu wollen.

    Der Abschied von deterministischen Modellen wird uns um so leichter fallen, indem ja nicht gleich das ganze physikalische Theoriegebäude zum Verkauf steht oder zusammenzubrechen droht. Etwas (klimatisches) Chaos in der Ordnung bzw. neue Formen der gedanklichen Ordnung im Chaos werden es richten oder evtl. zur ontologischen Versöhnung beitragen.

    Ralph

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  14. Ralph / das mit der Unschärfe und Kopenhagen (die Beobachtung eines (Medien)Ereignisses wäre demnach zwingend mit einer Störung seines Impulses verbunden - und umgekehrt. [Was genau ist umgekehrt?]) ist schon große Klasse! Kann sein, dass ich damit demnächst meine Intelligenz in ein unachtsames Publikum projizieren werde. (Wie soll ich zitieren?) Wenn schon Werner K erblasst, wie werden dann erst gute Menschen reagieren?
    Derweil - multi-multiples Chaos wird oft einfach zur Stochastik.

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  15. Lieber Ralph,
    ich habe meine Hausaufgaben gemacht und nehme gut gelaunt Ihren Vorschlag zur Güte an. Wir Ethnologen hängen ja auch nicht gleich den Tropenhelm an den Nagel, nur weil die Anderen sich wieder mal als unsere eigene Erfindung herausstellt haben. Im Gegenteil, sind die Eindeutigkeit und ihre nervenden Geschwister, der Determinismus und die Kausalität, erstmal widerlegt, kann man ganz pragmatisch sich über die nächsten Schritte unterhalten. Realismus ist offensichtlich eine Aushandlungssache oder zumindest ein Annäherungsprozess. Ontologische Versöhnung finde ich da fast ein bißchen hochgegriffen - Anerkennung ontologischer Vielfalt wäre schon ein großer Schritt Richtung Realismus. Es muss ja nicht immer der gleiche Himmel sein, der einem auf den Kopf fällt - bedrohlich ist die Aussicht allemal.

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  16. @ Prof. von Storch

    Ja, Heisenberg war ganz große Klasse. Was er uns an Einsichten hinterlassen hat, dringt nur langsam in unser Weltverständnis. Völlig faszinierend - und schwer zu verstehen.

    Ich mag Sie ungern enttäuschen, aber mein Beitrag war nicht allzu ernst gemeint und sollte bloß Werners Fragenkatalog etwas erweitern und dessen komische Verzweiflung mit dem Paradoxon der Quantentheorie ins Absurde steigern.

    Die Übertragbarkeit quantenmechanischer Gesetzlichkeiten auf "reale" Ereignisse unserer "mittleren Dimension" bleibt somit ein nur angedachtes, unvollendetes und womöglich aussichtsloses Unterfangen.

    Rudimentär: die Quantenmechanik besagt, dass der Ort und der Impuls eines Teilchens niemals gleichzeitig genau gemessen werden können. Die beiden Größen unterliegen daher einer "Unschärfe". Je exakter man den Ort eines Teilchens vermisst, desto ungenauer lässt sich der Impuls bestimmen - und umgekehrt. Die Unschärfe der beiden Größen liegt dabei in der Größenordnung des planckschen Wirkungsquantums. Sie ist entsprechend klein und bleibt der klassischen Physik bzw. ihren Mitteln und Methoden verborgen und unzugänglich.

    Heisenberg: "Wir können nicht beobachten, ohne das zu beobachtende Phänomen zu stören, und die Quanteneffekte, die sich am Beobachtungsmittel auswirken, führen von selbst zu einer Unbestimmtheit in dem zu beobachtenden Phänomen"

    Hier zwei Einführungen zum Thema ...

    http://www.blutner.de/philos/Texte/heis4.html

    http://www.chronologs.de/chrono/blog/die-natur-der-naturwissenschaft/physik/2010-08-05/ber-heisenbergs-buch-physik-und-philosophie

    Ich überlasse es Ihnen, den losen Gedanken nach Quellenstudium zu Ende zu spinnen und ggf. zur Verwertungsreife zu bringen.

    Ralph

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  17. Doch, Ralph, natürlich ein Joke, aber ein guter. In meiner Rede steht jetzt drin:

    "Natürlich wechselwirken die wissenschaftliche und die kulturellen Konstruktionen miteinander. Was kulturell wahr ist, wird eher wissenschaftliche bestätigt, als was kulturell unwahr ist; das kulturelle Konstrukt inkorporiert Varianten der wissenschaftlichen Konstruktion. Aber, wie ein Leser der schon erwähnten Klimazwiebel scharfsinnig anmerkte: es sei dies wie mit der Heisenbergschen Unschärferelation, wonach „die Beobachtung eines (Medien)Ereignisses demnach zwingend mit einer Störung seines Impulses verbunden - und umgekehrt“ wäre." Vielleicht sollte ich das "zwingend" weglassen und durch so was wie "häufig", "gelegentlich" ersetzen.

    :-)

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  18. Hans, lassen Sie doch bitte den "scharfsinnigen Leser" weg. Das Attribut der Scharfsinnigkeit gebührt ganz Heisenberg und den zitieren Sie ja namentlich.

    Anstelle von "zwingend" evtl. "stets" oder "zwangsläufig" (s. Literatur zum Thema).

    Statt "wonach" (direkter Bezug zur Quantenmechanik) vielleicht - übertragen - "indem".

    Kleine Korrektur in der dritten Zeile "wissenschaftlich(e) bestätigt ..."

    Hier noch ein hübscher Fund zur evtl. Ergänzung ...

    "Die Unschärferelation scheint nahezu die quantentheoretische Version des Sich-Verirrens zu sein: Entweder weiß man, wo man ist, aber nicht, wohin man geht, oder man weiß, wohin man geht, aber nicht, wo man ist. (Peter Atkins: Galileos Finger, Seite 305)


    Ralph

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  19. Bevor ich's vergesse, geehrter Ralph: ich wollte Ihre glänzenden Ausführungen zum Heisenberg'schen Unschärfephänomen nicht unterbrechen, die hier so ausgezeichnet passen. Aber mein Spiel mit der Beobachterposition in #7, dem Ausgangspunkt unseres Dialogs, bezog sich spielerisch auf Luhmanns Theorie der Systeme und Teilsysteme. Ein fleißiger Luhmannexeget fasst das kurz un bündig so im Internet zusammen:

    "Ausdifferenzierte Teilsysteme beobachten nicht mehr ihre Umwelt, sondern beobachten, wie im System selbst Umwelt beobachtet wird: das Wissenschaftssystem beobachtet wissenschaftliche Beobachtungen erster Ordnung mittels Publikationen, Politik beobachtet die öffentliche Meinung, Wirtschaft beobachtet den Markt und orientiert sich am Konsum. (...)
    Erst die Abkopplung von externen Bindungen ermöglicht funktionale Autonomie, multipliziert aber auch Kontingenz. Beobachtungen zweiter Ordnung ziehen Zeit- und Sozialdimension auseinander: dasselbe wird durch andere Beobachter oder zu anderen Zeitpunkten anders gesehen. Die Sachdimension wird kontingent".
    (http://www.a-priller.homepage.t-online.de/lu2.htm)
    Imer etwas krude, die Luhmannerei, aber doch immer auch eine gute Medizin gegen allzu forsches Voransprinten auf dem highway des Erkenntnisoptimismus.
    Der Nachteil ist, dass man immer wieder nachgucken muss, was Kontingenz denn ist. Ich mach das mal hier:
    "Das Wort Kontingenz mit dem Adjektiv kontingent (griech. τὰ ἐνδεχόμενα (endechómena), etwas, was möglich ist; mlat. contingentia, Möglichkeit, Zufall) ist ein Terminus der Philosophie und der Modallogik. Es bezeichnet den Status von Tatsachen, die nicht notwendigerweise wahr oder falsch sein müssen; also etwas, das nicht notwendig, aber nicht unmöglich ist. Anders ausgedrückt bezeichnet Kontingenz die innere Endlichkeit einer Existenz, die sich darin äußert, dass eben diese Existenz auch anders oder überhaupt nicht sein könnte."
    http://de.wikipedia.org/wiki/Kontingenz_%28Philosophie%29
    Jaja, so wird da ein Schuh draus. Kein heisenbergscher, sondern ein Luhmannscher. Both boots are not made for walking, but you can't move forward without them!

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  20. @ Krauss

    Lieber Werner,

    der Verweis auf Luhmanns Theorie selbstreferentieller sozialer Interaktionen bzw. Systeme führt in der Tat weiter und ist um so berechtigter, nachdem Sie sie im Beitrag N° 7 spielerisch bereits haben anklingen lassen und in der Frage der Beobachtung zu einem ganzen Kreis fügten.

    Bliebe in der Tat zu wünschen, dass endlich jemand Luhmanns Soziologen-Talk (zu erwähnen wäre auch McLuhan "The Medium is the Massage" usw.) bzw. deren Kernaussagen in eine verständliche Alltagssprache überführt, nachdem diese wichtigen system- und wissenschaftstheoretischen Beiträge ausserhalb des Fachs und insbesondere in der Physik nur ausnahmsweise Beachtung finden.

    Hans wird's aber sicher richten ...

    Wenn wir schon beim Schuhe machen sind: was den FAZ-Artikel anbelangt, können Sie von einer näheren Untersuchung der Begriffe Kontingenz bzw. Inkontigenz getrost absehen und stattdessen hier evtl. den Begriff "mediale Inkontinenz" einführen.

    Ralph

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  21. Ich kann hier, lieber Ralph, nur auf eine sehr schönen Artikel von Dirk Baecker, dem meines Wissens nach eigentlich einzigen richtigen Schüler Luhmanns, verweisen: "Die große Moderation des Klimawandels" ist ein schön geschriebener Versuch, mittels Luhmann das Dilemma zu besschreiben, dass wir einerseits wissen, dass etwas zu tun ist, aber andererseits nicht so richtig von der Stelle kommen:
    http://www.taz.de/?id=archivseite&dig=2007/02/17/a0227

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  22. Lieber Werner,

    Das Känguru-Polylemma. Was für ein ausgesprochen erfreuliches und inhaltlich intelligentes Fundstück. Es scheint irgendwo (an) alles bereits gedacht, wenn wir's in den Fluten an publizierten Texten bloß finden würden.
    Eine Bestätigung für die Notwendigkeit echt interdisziplinärer Ansätze, wie sie HvSt vertritt.

    "Weil man jedoch auch dies nicht genau wissen kann, hilft nichts anderes, als die präziseste Beobachtung mit der nach Möglichkeit schwächsten Form der Intervention zu kombinieren."

    Baecker erliegt nicht der Versuchung, in den unter Feuilletonisten beliebten aber oft wenig reflektierten Ruf nach einer forcierten Durchsetzung des Vorsorgeprinzips einzustimmen.
    Da will einer ganz offensichtlich nicht mithüpfen.

    Ralph

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  23. Mir fällt vor allem auf, dass Dirk Baecker Klimaschutz mit Umweltschutz gleichsetzt. Warum und wie wir die Umwelt schützen müssen leuchtet heute Jedem ein.

    Beim Klimaschutz haben wir aber ein ganz anderes Problem. Abseits der elitären Sphären der Wissenschaft lebt der gemeine Wähler. Und dieser gemeine Laie hat gemerkt dass kaum eine der angesagten Katastrophen der letzten Jahrzehnte stattgefunden hat.

    Und wenn er James Hansens's Katastrophenprophezeiungen liest, dann denkt er dass in dieser Wissenschaft offenbar Scharlatane und Verrückte Hochkonjunktur haben.

    Der einzige Grund warum man den Klimaaktivisten überhaupt noch zuhört ist m.E. die Tatsache, dass die meisten (dummen?) Laien denken, dass ein wenig Umweltschutz nicht schaden kann und dass diejenigen die die Umwelt skrupellos ausbeuten, so wie auch die Politiker, nicht viel von Umweltschutz halten.

    Ich finde es sehr bemerkenswert, dass Aussagen von Leuten wie James Hansen nicht deutlicher kritisiert werden.

    Es muss schlussendlich der Meteorologe im öffentlichrechtlichen TV ganz langsam, damit auch jeder es versteht, erklären was es mit diesen Katastrophen auf sich hat.

    Die Glaubwürdigkeit der Klimawissenschaft wird damit aber keinesfalls gefestigt.

    So wie früher religiöse Eiferer sich jede Naturgewalt zunutze machten um ihre Macht zu festigen, so machen es heute offenbar die Klimatologen, sowie der ganze Aktivismus der sie begleitet.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Seher

    Judith Curry:

    "Not sure what the motive is for the attribution of extreme events, other than to build political will for climate change policies."

    Yeph

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  24. @yeph #23
    Lieber yeph,
    das geht so nicht, meines Erachtens. Mit einem solchen Fundamentalargument sprengen Sie ja jede Diskussion. Das ist als ob sie eine Diskussion unter Sozialisten und Sozialdemokraten sprengen mit dem permanenten Verweis auf Stalin und die GULAGS; oder eine Diskussion unter Weinkennern mit dem Verweis darauf, dass Wein Alkohol enthält und schädlich ist. Da setzt man Sie doch einfach vor die Tür, und das nicht zu Unrecht! Verstehen Sie, was ich meine? Mit Ihrer Wut auf James Hansen rennen Sie hier doch offene Türen ein. Dennoch herrscht selbst hier auf klimazwiebel so eine Art Känguru Konsens: da draußen am Horizont ist schon etwas, um das man besorgt sein kann. Das können sie nicht einfach so (und an jeder x-beliebigen Stelle) wegwischen, Katastrophen hin oder her. Und Ihr Verweis auf den "gemeinen Laien" ist auch nicht viel erhellender als damals Kohl mit seinem notorischen "die Menschen da draußen".

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  25. @ Werner

    1. Yeph ist kein Känguru

    2. Am Horizont ist immer was, um das man besorgt sein kann/könnte

    3. James Hansen & die Menschen da draussen:

    "You can fool some of the people all of the time, and all of the people some of the time, but you can not fool all of the people all of the time"
    (Abraham Lincoln)

    A. Schu Tefnut

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  26. @A. Schu Tefnut und yeph:
    Sie meinen, es lohnt prinzipiell nicht, die Frage der Beobachtung, der Unschärferelation beim Beobachten, der Systembegrenztheit von Umweltwahrnehmungen und den Baecker Artikel zu diskutieren, nur weil Sie (und yeph) James Hansen nicht mögen und den Klimawandel für einen hoax halten?
    Hm. Dazu fällt mir nix ein.

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  27. @ Krauss

    Misstöne und Schweigen zum Schluß?
    Eigentlich schade.

    "Beobachten, der Systembegrenztheit von Umweltwahrnehmungen"

    Wie wär's mit einem interdisziplinären Workshop zum Thema

    SPRACHLOSIGKEIT DER PHYSIK -
    PHYSIK DER SPRACHLOSIGKEIT

    Physiker, System- und Kommunikationstheoretiker, Soziologen, Kommunikationspraktiker usw. tauschen sich darüber aus, wie man mit Unsicherheiten umgeht - und sie kommuniziert.

    s. auch

    http://www.guardian.co.uk/science/2011/jan/15/uncertainty-failure-edge-question?CMP=twt_fd

    Ralph

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  28. @ralph
    sehr schöne Idee. Man könnte noch hinzufügen die Geschichtslosigkeit bzw. Geschichtsvergessenheit der Physik. Der Physik nur? Der Klimaforschung - das ist ja nicht nur Physik (dazu hatten wir mal ne schöne Debatte hier).

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