Sonderlich erschüttert über den Ausfall der Bojen zeigen sich indes weder Projektleiter Lauterjung noch seine Kollegen am Deutschen Geoforschungszentrum. Seitdem das Warnsystem im Jahr 2005 entwickelt wurde, habe man gelernt, dass für Indonesien, mit Vorwarnzeiten von nur wenigen Minuten, andere Messinstrumente für Tsunami-Meldungen besser geeignet seien als die Hochseebojen. Insbesondere mit hochpräzisen GPS-Empfängern, von denen in Indonesien gut 160 Stück verteilt sind, kann man nach einem Beben feststellen, wie sich der Ozeanboden verformt hat.Und zum anderen:
Lauterjung vermutet, dass Fischer die Bojen auch zum Festmachen ihrer Boote benutzten. Bereits als die Messgeräte in den vergangenen Jahren nach und nach ausfielen, habe es von indonesischer Seite keine Bemühungen gegeben, daran etwas zu ändern, so der Experte. "Die gesamte Infrastruktur ist im März übergeben worden, damit liegt die Verantwortung nun bei den Indonesiern", sagt Lauterjung. Im Übergabeprotokoll sei der Zustand der Bojen vermerkt worden, ebenso wie der Hinweis auf nötige Wartungsmaßnahmen.Dann ist ja gut. Die Indonesier sind schuld. Oder nicht?
Sicherlich ist die Realität viel komplexer, sicherlich sind die Zitate aus dem Kontext gerissen, und sicherlich gibt es viele Projekte, die erfolgreich sind. Dennoch liegt der Verdacht nahe, dass in den Earth System Sciences viele der Fehler wiederholt werden, die in der Entwicklungspolitik von der Entwicklungshilfe bis hin zu EU-Subventionen gemacht wurden.
Hinterher ist man immer schlauer. Aber wenigstens ist man schlauer und klammert sich nicht an der Idee von über Jahre hinweg betriebenen Bojen mehr fest.
ReplyDeleteDas sind 5 Millionen Euro pro Boje. Nicht nur hat Deutschland die 45 Millionen in den Sand (oder ins Wasser) gesetzt, da hat sich auch jemand mehrere goldenen Nasen ins Gesicht pflanzen lassen.
ReplyDelete5 Millionen ... da muss schon ganz was besonderes drin sein, in diesen Bojen.
"Hinterher ist man immer schlauer." Bei solchen Beträgen, dürfte man eigentlich erwarten, dass man schon vorher schlau ist.
ReplyDeleteDie Bojen haben 200 Tausend € pro Stück gekostet. Nicht 5 Millionen. Der weitaus größte Teil des Geldes wurde in Systeme investiert, die an Land messen, einfacher zu warten sind und daher seit Jahren tadellos funktionieren. Darüber berichtet aber niemand!
ReplyDeleteZu den Bojen ist noch zu sagen, dass es bescheuert gewesen wäre, diese zum großen Teil in Deutschland entwickelte, vorhandene Technologie in Indonesien nicht zum Einsatz zu bringen. Aber wer konnte denn Ahnen, dass z.B. Fischer die Bojen als Ankerplatz verwenden? Oder dass Bojen, die zum Schutz der Küstenbevölkerung dienen sollten, dem Vandalismus zum Opfer fallen würden?
Anonymous - wer auch immer Sie sind: das System existierte sicher damals noch nicht; Einzelteile schon.
ReplyDeleteUnd jeder,der auf See Forschung macht, dass Bojen weggefischt (u.ä.)werden, manchmal auch um die Belohnung für das Auffinden zu bekommen. Das konnte man nicht nur ahnen, das wusste man. Dazu kommt Überfahren, und Versagen der Verankerung etwa bei Stürmen.
Also: nächstes Mal Namen sagen und dann etwas differenziert argumentieren.
Frage ist, warum man nicht das im Pazifik betriebene japanisch-US System auf den Indischen Ozean ausdehnte. Aus Menschenliebe?
Es will ja niemand die Bojen schön reden. Aber es sind eben nicht 45 Millionen € einzig in die Bojen geflossen! Diese waren lediglich ein (wie wir heute wissen durchaus entbehrlicher) Baustein in einem Gesamtpaket, welches aufgrund seiner Stärken in anderen Bereichen die fehlenden Bojen ohne weiteres verkraftet.
ReplyDeleteJetzt ist es aber die Aufgabe der Indonesier, dieses System weiter zu betreiben.
Es will ja niemand die Bojen schön reden. Aber es sind eben nicht 45 Millionen € einzig in die Bojen geflossen! Diese waren lediglich ein (wie wir heute wissen durchaus entbehrlicher) Baustein in einem Gesamtpaket, welches aufgrund seiner Stärken in anderen Bereichen die fehlenden Bojen ohne weiteres verkraftet.
ReplyDeleteJetzt ist es aber die Aufgabe der Indonesier, dieses System weiter zu betreiben.
Wie ich sehe war auch das GKSS (jetzt Helmholtz-Zentrum Geesthacht) an dem Tsunami-Warnsystem beteiligt, siehe http://www.gitews.de/index.php?id=13
ReplyDeleteKann mal jemand beziffern, wie viele der 45 Millionen Euro an Forschungsgeldern das GKSS/HZG abbekommen hat und was dafür an nachhaltigen Leistungen erbracht wurde?
Küstenforschung - Simulation der auflaufenden Welle auf die Küste eben. Dass solche Informationen sehr wichtig sind, wirst du doch nicht bestreiten, oder?
ReplyDeleteAuflaufmodell
Excellent post- I think you've given an extremely reasonable response.
ReplyDeleteFisherman's Friend/8
ReplyDeleteI habe mich erkundigt zum Beitrag der HZG /ex GKSS zum GITEWS Programm. Hier die Antwort:
HZG hat ca. 1 Million Euro aus dem Tsunami Projekt erhalten. Davon haben wurden 50% an einen kommerziellen Partner weitergereicht.
Die gemeinsame Aufgabe in dem Projekt war: Überflutungskarten beim Auftreffen der Tsunamiwellen auf die Küste zu erstellen. Aus diesen Überflutungskarten sind Gefährdungskarten abgeleitet worden und den lokalen Behörden übergeben worden. Diese Karten dienen zur Vorbereitungsplanung auf einen Tsunami, d.h. Fluchtwege, sichere Gebiete, etc. festzulegen und dazu mögliche Folgen zu mindern. Es haben mehrere Treffen mit den lokalen Behördenvertretern stattgefunden, auf denen diese Karten detailliert erläutert wurden.
An der Planung und Erstellung des eigentlichen Vorwarnsystems und insbesondere der Messinfrastruktur war HZG nicht beteiligt.