Von einem Freund bekam ich diesen Hinweis auf eine Darstellung, die in der Zeitschrift (?) Unser Dasein Nr. 22, S. 4-10, ca 1955, die Themen Kernwaffen und Klimawandel zusammenbrachte. In diesem Text von schreibt ein Ferdinand Vergin "ÜBER DIE WIRKUNG DER ATOMBOMBENEXPLOSIONEN AUF WETTER UND LEBEWESEN" ausgehend von dem Buch "Hat die Stunde H geschlagen?" des französischen Autors Charles Noel Martin, angeblich mit einem Vorwort von Albert Einstein.
Ich veröffentliche dies hier, weil ich wissen möchte, inwieweit diese Argumente tatsächlich verbreitet waren, und von wem Sie geglaubt wurden.
Das Buch von Charles Noel Martin, des französischen Atomphysikers, "Hat die Stunde H geschlagen?", das mit einem Vorwort von Albert Einstein jetzt auch in deutscher Sprache im S. Fischer Verlag in Frankfurt a. M. erschienen ist, beantwortet die Frage, ob die Atombomben am schlechten Wetter schuld sind, mit "Ja". Damit wäre zum Ausdruck gebracht, daß nicht die Sonne oder kosmische Einflüsse, sondern auch der Mensch an den Wetterkatastrophen der letzten Jahre schuld ist. Allein schon aus diesem Grunde sollten daher weitere Versuchsexplosionen vermieden werden. Gerade im Hinblick auf das Wetter erklärt Martin: all diese Versuchsexplosionen sind "reiner Wahnsinn". Sie gefährden die Lebensvoraussetzungen für das ganze Menschengeschlecht. Sie führen zu kalten Sommern, sintflutartigen Regengüssen und einer Fülle von Unwettern. Demgegenüber sagen uns aber die Berufsmeteorologen, daß es zu einer Änderung des Wetters Dauerwirkungen bedarf, denn eine H -Bombe sei wie ein Tropfen im Ozean, ein lächerliches Nichts, das in Sekundenschnelle verpuffe und darum auch gar keine Möglichkeit habe, irgendwie das Klima unserer Erde zu beeinflussen. Die Wissenschaft hat schon oft mit ihren Prognosen geirrt, und was die Vertrauenswürdigkeit der Wettersachverständigen anbetrifft, so ist diese schon oft angezweifelt worden.
In den Jahren 1952 bis 1954 sind 10 Wasserstoffbomben zur Explosion gebracht worden, Bomben, die um ein Vielfaches gewaltiger wirkten als die Atombombe von Hiroshima, die, als sie am 6. 8. 1945 fiel, zur fürchterlichsten Waffe der Menschheit wurde und in weni gen Sekunden 60000 Menschen tötete, 100000 verwundete und 200000 obdachlos machte. Viele weitere Tausend starben noch in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten. Heute noch, nach 11 Jahren, sterben immer wieder Menschen, die sich aus dem Bannkreis der Strahlungen der Katastrophe gerettet hallen, an ihren fortwirkenden Folgen. In der Zeit von 1952 bis 1954 wurde die Menschheit von furchtbaren Sturm und Regenkatastrophen heim gesucht. Einige Beispiele mögen das anschaulich machen:
Ende 1953: Gewaltige Wolkenbrüche in Mittel und Süditalien mit ungeheuren Sachschäden
1953: stieg die Zahl der Tornados in den USA von 230 pro Jahr auf 512.
1954: waren es bereits bis zum Oktober 686 Tornados. Innerhalb von sechs Wochen fallen gleich drei Hurrikane über Ostamerika her; die letzten drei davor sind innerhalb von 108 Jahren gekommen.
Mitte 1954: Größte Hochwasserkatastrophe in Bayern und Österreich.
Ende 1954: Riesige Unwetter über Südengland.
Fest auf dem Boden der Statistik stehend, beweisen uns überlegen lächelnd die Meteorologen, daß es auch früher Katastrophenjahre gegeben hat. Die Durchschnittstemperatur im Sommer 1913 und 1919 habe z. B. um mehrere Grade tiefer gelegen als im vergangenen Jahr. Die Regenmenge sei 1905, 1912 und 1927 mindestens ebenso groß gewesen. Wenn ein "Verantwortlicher" genannt wer den soll, dann könne man die Fülle der Stürme und Unwetter nur den Sonnenflecken zuschreiben. So einfach liegen aber die Dinge heute nicht mehr. Martin führte drei Gründe dafür an:
Der Gesamttext kann bei mir bestellt werden; das Buch von Martin war via Amazon angeboten, aber meine Bestellung ist bislang nicht ausgeführt worden. - Hans von Storch
Ich veröffentliche dies hier, weil ich wissen möchte, inwieweit diese Argumente tatsächlich verbreitet waren, und von wem Sie geglaubt wurden.
Das Buch von Charles Noel Martin, des französischen Atomphysikers, "Hat die Stunde H geschlagen?", das mit einem Vorwort von Albert Einstein jetzt auch in deutscher Sprache im S. Fischer Verlag in Frankfurt a. M. erschienen ist, beantwortet die Frage, ob die Atombomben am schlechten Wetter schuld sind, mit "Ja". Damit wäre zum Ausdruck gebracht, daß nicht die Sonne oder kosmische Einflüsse, sondern auch der Mensch an den Wetterkatastrophen der letzten Jahre schuld ist. Allein schon aus diesem Grunde sollten daher weitere Versuchsexplosionen vermieden werden. Gerade im Hinblick auf das Wetter erklärt Martin: all diese Versuchsexplosionen sind "reiner Wahnsinn". Sie gefährden die Lebensvoraussetzungen für das ganze Menschengeschlecht. Sie führen zu kalten Sommern, sintflutartigen Regengüssen und einer Fülle von Unwettern. Demgegenüber sagen uns aber die Berufsmeteorologen, daß es zu einer Änderung des Wetters Dauerwirkungen bedarf, denn eine H -Bombe sei wie ein Tropfen im Ozean, ein lächerliches Nichts, das in Sekundenschnelle verpuffe und darum auch gar keine Möglichkeit habe, irgendwie das Klima unserer Erde zu beeinflussen. Die Wissenschaft hat schon oft mit ihren Prognosen geirrt, und was die Vertrauenswürdigkeit der Wettersachverständigen anbetrifft, so ist diese schon oft angezweifelt worden.
In den Jahren 1952 bis 1954 sind 10 Wasserstoffbomben zur Explosion gebracht worden, Bomben, die um ein Vielfaches gewaltiger wirkten als die Atombombe von Hiroshima, die, als sie am 6. 8. 1945 fiel, zur fürchterlichsten Waffe der Menschheit wurde und in weni gen Sekunden 60000 Menschen tötete, 100000 verwundete und 200000 obdachlos machte. Viele weitere Tausend starben noch in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten. Heute noch, nach 11 Jahren, sterben immer wieder Menschen, die sich aus dem Bannkreis der Strahlungen der Katastrophe gerettet hallen, an ihren fortwirkenden Folgen. In der Zeit von 1952 bis 1954 wurde die Menschheit von furchtbaren Sturm und Regenkatastrophen heim gesucht. Einige Beispiele mögen das anschaulich machen:
- Anfang 1953: Sturmflut in Holland, 2000 Tote
Fest auf dem Boden der Statistik stehend, beweisen uns überlegen lächelnd die Meteorologen, daß es auch früher Katastrophenjahre gegeben hat. Die Durchschnittstemperatur im Sommer 1913 und 1919 habe z. B. um mehrere Grade tiefer gelegen als im vergangenen Jahr. Die Regenmenge sei 1905, 1912 und 1927 mindestens ebenso groß gewesen. Wenn ein "Verantwortlicher" genannt wer den soll, dann könne man die Fülle der Stürme und Unwetter nur den Sonnenflecken zuschreiben. So einfach liegen aber die Dinge heute nicht mehr. Martin führte drei Gründe dafür an:
- haben bekannte Wetterforscher sowohl in Italien als auch in Japan eindeutig behauptet: Die Explosionen sind am anor malen Wetter schuld.
- es ist dringend vor der Weiterführung der Bombenversuche zu warnen, weil sie nicht nur den Klimahaushalt der Natur stören und den Fortbestand der ganzen Menschheit gefähr den.
- Albert Einstein, der auf zahlreichen Gebieten der Physik bahnbrechend gewirkt hat, hat noch kurz vor seinem Tode sich vorbehaltlos hinter die Warnung Martins gestellt und dieser dadurch weltweite Bedeutung verliehen.
Der Gesamttext kann bei mir bestellt werden; das Buch von Martin war via Amazon angeboten, aber meine Bestellung ist bislang nicht ausgeführt worden. - Hans von Storch
Ich erinnere mich noch sehr gut, daß dieser Glaube in weitesten Kreisen der Bevölkerung verbreitet war. Jede scheinbar ungewöhnliche Wettererscheinung wurde damals auf die Atombombentests zurückgeführt.
ReplyDeleteDaran fühlte ich mich schon erinnert, als die Waldsterbenshysterie in Deutschland ausbrach. An jedem braunen Blättchen, jeder braunen Nadel war damals der saure Niederschlag schuld. Wer daran zu zweifeln wagte, galt als Umweltschänder (fast so schlimm wie heutzutage Kinderschänder).
Jetzt ist es die Erderwärmung. Kürzlich las ich in einen kurzen Pressebericht, daß der neueste "Waldschadensbericht" erschienen sei. Danach sei - wie seit Jahr und Tag - jeder dritte Baum in den deutschen Wäldern geschädigt. Neu ist anscheinend nur, daß jetzt der Klimawandel (mit-)verantwortlich sein soll. Etwas später erklärte die Landwirtschaftsministerin, der deutsche Waldbestand habe in den letzten dreißig oder so Jahren um ca. 10% zugenommen.
Sind zu dieser Episode (Atombomben udn Klimaverschlechterung/Extreme - öffentliche Rezeption) wissenschaftliche Untersuchungen bekannt? Weiss das jemand?
ReplyDeleteKeinen Text zur oeffentlichen Wahrnehmung gefunden (via scholar.google), aber einen Artikel von Machta und Harris zu "Effects of Atomic Explosions on Weather" gab es im Januar 1955 in Science. http://dx.doi.org/10.1126/science.121.3134.75
ReplyDeleteHier wikipedia zu "nuclear winter", sehr ausführliche Diskussion, die zeigt, dass Martins Überlegungen zu seiner Zeit nicht völlig aus der Luft gegriffen waren und auch Jahrzehnte später noch von "offizieller" Seite über Auswirkungen von Atombomben auf das Klima geforscht wurde:
ReplyDeletehttp://en.wikipedia.org/wiki/Nuclear_winter
Hier zum Beispiel über eine Studie von Paul Crutzen, dem späteren Nobelpreisträger:
"As part of a study launched in 1980 by Ambio, a journal of the Royal Swedish Academy of Sciences, Paul Crutzen and John Birks circulated a draft paper in early 1982 with the first quantitative evidence of alterations in short-term climate after a nuclear war.[29] In 1982, a special issue of Ambio devoted to the possible environmental consequences of nuclear war included a paper by Crutzen and Birks anticipating the nuclear winter scenario.[32] The paper discussed particulates from large fires, nitrogen oxide, ozone depletion and the effect of nuclear twilight on agriculture. Crutzen and Birks showed that smoke injected into the atmosphere by fires in cities, forests and petroleum reserves could prevent up to 99% of sunlight from reaching the Earth's surface, with major climatic consequences: "The normal dynamic and temperature structure of the atmosphere would therefore change considerably over a large fraction of the Northern Hemisphere, which will probably lead to important changes in land surface temperatures and wind systems."[32] An important implication of their work was that a "first strike" nuclear attack would have severe consequences for the perpetrator."
(Im Übrigen sei daran erinnert, dass Atombombenexplosionen tatsächlich nicht gut für die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt sind).
Danke, OBothe/#3. I got the article by now, and the introduction reads:
ReplyDelete"Every year since the explosion of the first atomic bomb, both the US Weather Bureau and the Atomic Energy Commission have received many letters suggesting that atomic bombs should be used to dissipate hurricanes and tornadoes or otherwise improve undesirable weather. Since the atomic weapons testing program was enlarged in 1951, both agencies have also received complaints from many parts of the world blaming unpleasant weather on the atomic explosions.
Although a casual examination of much of the recent climatic data might appear to indicate that some of the recent anomalous weather has been associated with atomic explosions, a more careful examination of the data does not support the hypothesis that atomic explosions have changed the weather.
When the best available observational evidence and the most plausible theories are considered together, there appears to be no reason for believing that any past atomic explosion at the Nevada Proving Ground has had any significant effect on the weather more than a few miles from the test site."
(Effects of Atomic Explosions on Weather, by L. Machta and D.L. Harris (US Weather Bureau), science, 21. January 1955, 75-81)
Werner, die Komplexe "Wirkung von Atombomben Explosionen im Zuge von Testprogrammen, wie Anfang der 1950er Jahre" und "Nuklearer Winter" sind besser zu unterscheiden. Wenn ich richtig informiert bin, geht es beim Nuklear Winter um die Folgen vieler Explosionen, die mit erheblichen Bränden am Boden ("smoke injected into the atmosphere by fires in cities, forests and petroleum reserves") einhergehen. Bei ersterem ging es um die Explosionen, die tatsächlich als Tests stattgefunden haben, und die landläufig als Ursache etwa für vermehrte Tornados in 1953 verstanden wurden.
ReplyDeleteDaß mich meine Erinnerung nicht täuscht, zeigt folgende Passage aus der Ausgabe 34/1958 des Spiegel:
ReplyDelete"Wie weit der Glaube an die wetterverändernden Wirkungen der Atombomben tatsächlich schon verbreitet ist, läßt sich an den Ergebnissen einer Umfrage ablesen, die von der Demoskopie-Gesellschaft "International Research Associates" im letzten Frühjahr veranstaltet wurde. In vier europäischen Nationen waren mehr als die Hälfte aller Befragten - in der Bundesrepublik 51 Prozent - überzeugt, daß "die Atombomben-Explosionen das Klima verändert haben" (siehe Graphik Seite 39)."
In dem Artikel werden allerdings des längeren Meteorologen zitiert, die einen Zusammenhang zwischen Atombomben-Tests und Klima leugnen. Es handelte sich daher wohl eher um einen reinen Volksglauben.
Für die Wetterkapriolen und -katastrophen der Nachkriegszeit(z.B. Sturmflut in Holland )machte auch mein Vater die Atombombenversuche verantwortlich. Die Klimaforscher vermuteten übrigens, dass die weltweite Abkühlung(!) hinter Flutkatastrophen, Düren, Stürmen und Wüstenbildung stecke.
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