40 Jahre nach Erscheinen von "Die Grenzen des Wachstums" (1972) legt der Club of Rome einen neuen Bericht vor. "2052 - A global forecast for the next forty years" präsentiert sich wie eine Zeitreise zurück in die Zukunft. Die Idee, dass das Wachstum Grenzen hat, war einmal revolutionär und hat seitdem das Weltbild von Generationen geprägt. An den Voraussagen des Club of Rome hat sich nicht viel geändert seitdem, außer dass der Klimawandel als die größte Katastrophe dazu gekommen und die Bevölkerungsbombe etwas entschärft ist. Manche Dinge ändern sich eben nie, doch welche eigentlich genau: die Apokalyptiker vom Club of Rome oder die Menschen? Die Visionen oder die Realität? Ist es eigentlich ungefähr so schlimm wie damals vorausgesagt und wenn nicht, wird es so schlimm werden wie vorausgesagt?
Jedenfalls haben wir uns inzwischen, nicht zuletzt auf der Klimazwiebel, im Abwehrzauber geübt. Von der Kritik am "overselling" (was ja implizit Einverständnis mit der Vision bedeutet) über die schlechte Wissenschaft der Alarmisten im Allgemeinen und dem CoR im Besonderen (Experten vs Experten) bis hin zu einem "gesunden" Skeptizismus, das schon nicht alles so schlimm werde, wenn man nur genug in Wachstum und Entwicklung investiert. Eigentlich war der Club of Rome längst diskrediert und zu den Akten gelegt - und doch meldet er sich plötzlich wieder zu Wort, wie ein seltsamer Kommentar aus fernen Zeiten. Und war da neulich nicht irgendwas mit Ölkriegen und Energiewende, mit weltweiter Finanz- und mit Eurokrise, der immer größer werdenden Schere zwischen arm und reich und, ja, auch irgendwas mit Dürrekatastrophen, Waldbränden und anderen Wetterphänomenen, die im Klimawandelverdacht stehen? Jedenfalls, der Club of Rome ist auf allen Kanälen medial präsent, exemplarisch hier auf zeit-online (der Mensch lernt nie dazu); auf faz-net (alles Quatsch, alles schlimmer - die Bevölkerungszeitbombe tickt noch immer!) und mit einem besonderen Blick auf die drohende Klimakatastrophe spiegel-online.
Eigentlich war der Club of Rome längst diskrediert und zu den Akten gelegt
ReplyDeleteKeine Ahnung, was es mit dem CoR auf sich hat, seine Webseite jedenfalls macht ihn unsympathisch.
Ich lese in deinen Text aber auch hinein, dass "Die Grenzen des Wachstums" (1972) diskreditiert seien. Das war es, aus politischen Gründen, in den 90ern des letzten Jahrhunderts. Während der letzten Dekade hat man sich dann wieder mal getraut richtig hinzuschauen und festgestellt, dass das Modell erstaunlich gut funktioniert hat, und die Prognosen des "Business-as-usual-Szenarios" mit der tatsächliche Entwicklung sehr gut übereinstimmen. Und das mit einem Modell, das noch nicht mal für Prognosen gedacht war!
Ist es eigentlich ungefähr so schlimm wie damals vorausgesagt und wenn nicht, wird es so schlimm werden wie vorausgesagt?
Es ist ziemlich nahe an dem, was vorausgesagt wurde. Ist das schlimm?
Gucke hier, z.B.
dx.doi.org/10.1007/978-1-4419-9416-5 (Bardi, 2011)
www.csiro.au/files/files/plje.pdf (Turner, 2008)
Matthew Simmons hatte im Jahr 2000 eine ähnliche Schlussfolgerung gezogen wie Bardi und Turner:
ReplyDeletehttp://www.energybulletin.net/node/1512
"Revisiting The Limits to Growth: Could The Club of Rome Have Been Correct, After All?"
Demnach ist das World3-Modell anscheinend recht gut darin gewesen, zentrale Indikatoren wirklichkeitsnah zu berechnen, zumindest unter den Annahmen für den "standard run" bzw. das business as usual-Szenario. Bisher hat sich die Weltlage allerdings deutlich gebessert, was Ernährung, Armut, Lebenserwartung etc. angeht, was das Modell gut widergibt. Offen ist hingegen ob der Kollaps, den das Modell für die nicht mehr ganz so weit entfernte Zukunft errechnet, auch in der Wirklichkeit stattfinden wird.
In einer vergleichenden Studie zwischen Club of Rome's Limits to Growth (LtG) und dem Klimawandel stellten wir fest, dass die einige der negativen Auswirkungen durch Marktmechanismen vermieden wurden, eine Loesung, die wir im Klimafall fuer unwahrscheinlich halten.
ReplyDeleteWir, das sind Aseem Prakash, Josh Eastin und ich (The two limits debates: "Limits to Growth" and climate change, Futures doi:10.1016/j.futures.2010.03.001)
Hier ist ein Auszug:
"Where both cases overlap and where we see the truly enormous challenge is the issue of compatibility of long-term environmental goals with short-term economic logic. The LtG discourse advocated a Zero growth proposal, as economic growth was seen as inimical to environmental protection and resource conservation. ..
However, beginning in the late 1980s, the notion of sustainable development (and ecological modernization) began replacing LtG as the main paradigm. Its proponents claim that economy and ecology are not necessarily in conflict with each other and that economic growth is compatible with environmental protection and resource conservation. What gave rise to such an optimistic scenario? Arguably, the scarcities demonstrated in the LtG model runs were mitigated, at least in the short run, by market-led innovation. The world (perhaps falsely) realized that it did not run out of resources in the manner predicted by the LtG report (indeed, the authors of the MIT studies had pointed out that the dire predictions could be averted precisely by acting against them in good time). Yet, notwithstanding the cheer from ‘‘growth as usual’’ proponents, the temporary alleviation of resource scarcity has not altered the basic growth algorithm. Once resource prices began to drop, the world returned to its old ways of resource profligacy with a vengeance: the small cars of the 1980s gave way to SUVs of the 1990s. Will we witness something similar in the case of climate change? Why or why not, and what are the policy consequences? This paper argues that global warming mitigation requires a fundamental change in our production and consumption processes, and we cannot rely solely on market forces to engender path breaking innovations. Because of the complexity of the problem and high levels of path dependence associated with economies’ reliance on fossil fuels, we require large scale, sustained public investment in new generation technologies, instead of relying primarily on the market to provide the necessary innovations. The study of the policy consequences of LtG can be instructive in this regard."
Hallo,
ReplyDeletein Skeptikerkreisen werden die Aussagen des Club of Rome deshalb als minderwertig angesehen, weil sie in den 70er Jahren das genaue Ende der Erdölvorräte nicht richtig vorhergesagt haben. Aber damit macht man es sich wieder sehr einfach. Weil Medizinier nicht genau sagen können, wie hoch die Lebenserwartung der Menschen in 40 Jahren sein wird, heisst das noch lange nicht, dass Menschen unsterblich sind. Und genausowenig ist eine fehlerhafte Vorhersage des Ende des Erdöl-Zeitalters noch kein Beleg dafür, dass wir endlos fossile Brennstoffe besitzen werden. Zudem ist bei den Menschen eine unrealistische Vorstellung bzgl. dem Abbau von Rohstoffen entstanden. Nicht wenige denken, dass funktioniert wie bei einer Wasserleitung, bei der irgendwann kein Tropfen Erdöl mehr aus der Quelle kommt. Es geht vielmehr darum, dass die Abbaukosten steigen werden, so dass diese den limitierenden Faktor bei der Erdölförderung spielen wird.
Bei aller Kritik an den Club of Rome haben sie es geschafft, in der Öffentlichkeit die Frage aufzuwerfen, wie wird es weitergehen? Insbesondere wird es so weitergehen wie heute? Der Markt ist davon überzeugt, dass es so weitergehen wird, weil der Markt keine langfristigen Tendenzen erkennt. Und so wie man sich die nicht unwichtige Frage stellt, wo kommen wir her, so ist mindestens genauso wichtig, wo gehen wir hin. Da hat der Club of Rome eine sehr wichtige Diskussion angestossen.