Kürzlich hatten wir einen interessanten Beitrag von Oliver Geden hier auf klimazwiebel mit Vorschlägen hinsichtlich einer Änderung oder gar Aufgabe des kaum mehr erreichbaren 2 Grad Ziels. Die EU Kommission erwägt offensichtlich bereits eine Änderung hinsichtlich ihrer ehrgeizigen Reduktionsziele von 30% bis 2020 auf 20%, wie auf faz-net zu lesen ist. Es ist bemerkenswert, wieviele Gründe - von denen jeder einzelne eine lange Erörterung wert wäre - sich in diesem kurzen Artikel finden. Und es ist interessant, dass diese Meldung, soweit ich das sehe, eigentlich kaum jemand hinterm Ofen - bzw jahreszeitlich angemessen - unterm Sonnenschirm hervorzulocken scheint.
Die EU sei bereit, ihre Vorreiterrolle aufzugeben, da diese nicht wie gedacht als Ansporn diene, sondern eher als Ausrede für die anderen, weniger zu tun. Aber auch die global kontrovers diskutierte Diskrepanz zwischen Industrie- und Schwellenländern verlagert sich in die EU selbst, da einige EU Länder gegen die hohen Vorgaben protestierten - allen voran Polen, aber auch Rumänien oder Bulgarien. Und schließlich wird ein Argument angeführt, dass man sich sonst für die USA aufspart: auch Deutschland muss seine Industrie am Laufen halten, und ohne diese ökonomische Führungsrolle macht die Reduktions-Vorreiterrolle vielleicht auch keinen Spaß. Und schließlich fällt mir auf - soweit ich das aus dem Urlaub übersehen kann - das diese eigentlich doch massive Zieländerung "nur" im Wirtschaftsteil zu finden ist und ansonsten kein Hahn groß danach kräht. Geschickt plaziert, damits im Sommerloch untergeht und doch noch rechtzeitig vor dem nächsten Weltgipfel draußen ist? Natürlich ist es nun leicht für die üblichen Verdächtigen zu spotten und - wieder einmal - Recht zu haben; ganz offensichtlich liegt nun auch auf EU Ebene ein Scheitern oder gar die Aufgabe von Reduktionsvorgaben in der Luft. Doch mit Rechthaben gewinnt man leider keinen Blumentopf. Die Frage ist vielmehr, wohin geht die Reise dann nach Doha in Quatar, wo der nächste Gipfel stattfinden wird? Welche der angeführten Gründe sind relevant, welche anderen Optionen bieten sich?
Werner,
ReplyDeleteich weiss nicht, wie viel Wert man auf solche Ziele setzen kann. Die EU hatte sich auch in Lissabon als Ziel gesetzt:
"the most competitive and dynamic knowledge-based economy in the world capable of sustainable economic growth with more and better jobs and greater social cohesion", by 2010.
Tja...
Eine halbe Ente, der FAZ-Artikel. Sommerlochfüllsel eben.
ReplyDelete"Die Europäische Union hat sich offenbar endgültig von dem Ziel verabschiedet, den Treibhausgasausstoß bis 2020 einseitig um 30 Prozent zu reduzieren."
Korrigiere mich jemand, falls ich mich täusche, aber imho gab es niemals ein 30% Ziel der EU, von dem man sich jetzt verabschieden könnte. Im März haben ein paar Minister mal laut darüber nachgedacht, was aber zu keinem Beschluss irgendeiner Art geführt hat.
Ausserdem, Herr Kafsack von der FAZ, ist "[Das Angebot], das Reduktionsziel von 20 auf 30 Prozent anzuheben, wenn andere Staaten sich vergleichbar ehrgeizige Klimaschutzziele gäben" keine "einseitige" Reduktion. Hätten Sie mal besser einen Artikel geschrieben, der zum Bild passt. Beim arktischen Seeeis tut sich nämlich wirklich was.
Im Übrigen sagt die Empirik bis jetzt, dass nennenswerte Emissionsreduktionen nur zu erwarten sind, wenn die Wirtschaft schrumpft. Zum Glück haben wir dafür talentierte Leute am Start. Keine Panik, die Rezession kommt schon noch.
thanks, hvw, für die Informationen. Ungeachtet dessen legt die FAZ Printausgabe heute noch in einem Kommentar nach, in dem sie sich zusätzlich noch lustig machen über das 2 Grad Ziel und eine Summe von 38 Billionen Dollar, die der Klimawandel verursacht wenn...etc etc - und da diese Zahlen aus der Wissenschaft kommen, schreiben sie höhnisch "wissenschaftlich" in Anführungszeichen.
ReplyDeleteGeht mir aufn Keks. Es ist doch offensichtlich was die FAZ hier als Wissenschaft ohne Anführungszeichen versteht: nämlich eine, die die freie Marktwirtschaft - vulgo: Neoliberalismus - nicht stört.
Das stinkt.
NAIV!
ReplyDeletewarum stellen sich vermeintlich intelligente Menschen oft so dumm an?
Fakt ist, dass die CO2 Emssionen auch nach Kyoto usw. weiter ansteigen, schneller als davor. Kein Ende in Sicht und selbst wenn die EU ihre Bürger weiter abzockt, wird sich am globalen Klimatrend nichts messbares ändern.
Aber, dass Sclimmste zum Schluss. Nun will man ja bis 20xx so 50% und mehr Strom aus Wind, PV und anderen "Öko`s" zaubern. Technisch theoretisch möglich, praktisch schon mal über die Trägheit und Kosten des Netzwerkausbaues illusorisch aber niemand denkt an ganz böse Wetterlagen, welche meinetwegen so alle 5-10a mal auftreten. Jänner, dickes kontinentales Hoch über weiten Teilen Europas. Sau kalt, viel Nebel, kaum Sonne, kaum Wind, wenig Wasser in den Flüssen, viel Eis etc etc. Woher bitte soll der Strom kommen, wenn aus den sg. EE über etliche Tage bis zu 80% ausfällt, hmmm?
mfG
Christian Unger
Werner, ich habe die Quelle nicht zur Hand, aber wenn jemand "in der Wissenschaft" sagt, der Klimawandel wurde Kosten von 38e12 $ verursachen, dann ist das sicher ein Wirtschafts"wissenschaftler". Es braucht schon einen ziemlich beschränkten Horizont (z.B nur die Einheit "Geld" im Werkzeugkasten) um zu glauben, die Frage nach den monetären Kosten sei hier relevant oder interessant. Es braucht zusätzlich eine enorme Ignoranz, um nicht zu realisieren, das selbst diese Frage ill posed ist. Sicher wurde auch keine Unsicherheitsbereich angegeben, und ich finde, dass scare quotes da wohl gerechtfertigt sein könnten.
ReplyDeleteWenn man allerdings Journalismus betreiben möchte, anstatt sein persönliches Weltbild zu propagieren, dann könnte man so etwas auch einfach ignorieren und nicht benutzen.
Neoliberalismus ist interessant in unserem Kontext. Sicher ist da ein Korrelation dieser Ideologie mit Klima"skeptizismus" (auch hier im Blog gut zu beobachten). Das "Hartwell-Paper" propagiert neoliberale Ideologie auf allen Ebenen. Das einfach auf die starke Gewichtung persönlicher materieller Vorteile im Vergleich zu ethischen Werten zurückzuführen, scheint mir zu einfach. Es muss tiefere Gründe für den derzeitigen Erfolg des neoliberalen Memes geben, als einfach die Anziehungskraft des "ein assoziales Arschloch sein". Vielleicht ist die wissenschaftsfeindliche Haltung ein Fixpunkt, um hier vorzudringen, denn eine neoliberale Einstellung scheint auch auch mit der Leugnung anderer Realitäten, wie z.B. den Kausalzusammenhängen HIV-AIDS und Rauchen-Lungenkrebs zu korrelieren (Lewandowsky et al., 2012)). Es geht hier um Zeitgeistpsychologie. Wendy Brown sagt "Neolibrealismus gibt Richtung, ohne Bedeutung zu geben" und Zizek fordert Anthropologen auf, endlich mal rauszufinden, was Neolibreralismus wirklich bedeutet.
@Werner Krauss und HVV
ReplyDeleteKönnen Sie beide mal definieren was Sie unter "neoliberalismus" verstehen,
da ich das Gefühl habe dass das Wort Neoliberalismus heutzutage unspezifisch und gedankenlos als Schimpfwort bzw. Politischer Kampfbegriff verwendet werden, ohne dass selbst reflektiert wird, was Neoliberalismus bedeutet.
Deshalb würde mich interessieren, was Sie darunter verstehen?
Mit freundlichen Grüßen
Günter Heß
hvw,
ReplyDeletedas hätte ich auch mal gerne diskutiert, wie "neoliberal" das Heartwell paper eigentlich ist. Dasselbe gilt auch für Nordhaus / Schellenberger vom Breakthrough Institute, wobei man da immer noch ihre amerikanische Herkunft in Rechnung stellen kann. Aber dennoch, argumentieren nicht beide auch für staatliche Intervention in den Markt - oder zumindest als Forschungsanreiz? Was hartgesottene Neoliberale ja eher ablehnen würden.
Damit wären wir, Günter Heß, bei Ihrer berechtigten Frage: was ist eigentlich neoliberal? Ich bin gerade in Urlaub, daher keine ausgefeilte Antwort (prima Ausrede, und Ausreden sind bei dieser Frage immer angebracht -:)
Nun denn - neoliberal ganz simpel heißt keine staatliche Regulation des Marktes (oder von Teilen des Marktes). Peter Heller formuliert diese Ideologie immer lupenrein aus - ich denke, er ist einverstanden, wenn ich das hier so sage.
Ich gebrauche es hingegen als Schimpfwort, das sehen Sie ganz richtig. Und ich habe den Verdacht, dass das Insistieren auf eine unabhängige, von der Politik getrennte Wissenschaft nichts anderes heißt, als sie in den Dienst des Kapitals zu stellen, wo sie eigentlich auch immer steht. Denn wie das Problem überhaupt formuliert wird bestimmt ja, wie es dann angegangen wird. Und wenn alle sozialen, ökonomischen politischen Dimensionen etc aus der wissenschaftlichen Klimadebatte herausgefiltert (!) werden, dann haben wir das, was die neoliberale Ideologie fordert: der freie Markt wird das Problem schon regeln, wenn es denn überhaupt besteht.
Nun schnell zum Baden gehen, bevor ich hier festgenagelt werde....
@ Werner Kraus
ReplyDelete"Geht mir aufn Keks."
Danke für doch recht deftige, dafür aber umso deutlichere Stellungnahme unter #3. Mich würde mal interessieren was Ihnen mehr auf den Keks geht: Die freie Marktwirtschaft oder der AGW oder womöglich die Meinungsfreiheit eines Journalisten?
Diese Gegenüberstellung von Wissenschaft die die Marktwirtschaft nicht stört, als etwas was man nicht ernst nehmen kann, und anderseits die Beschwerde darüber, dass man Wissenschaft mit Anführungszeichen versieht, ist eine dualistische Falle. Sie ordnen damit schon wieder die handelnden Personen in Gruppen ein und unterscheiden zwischen redlich und unredlich.
Werner, ich habe ein bisschen darüber nachgedacht, ob die bewusste Nutzung eines Begriffs "als Schimpfwort", das anderen eine wichtige Orientierung darstellt, für die Klimazwiebel angemessen ist, den erforderlichen Respekt für andre Positionen zu zeigen. Ich neige zu: ist es nicht.
ReplyDeleteGünter Heß,
ReplyDeleteda haben Sie recht. Ich verwende das Wort recht unscharf für ein Konglomerat aus Ansichten und Glaubenssätzen, denen ich extrem negativ gegenüber eingestellt bin, und zwar nicht nur intellektuell sondern auch emotional. Als "Schimpfwort", wenn Sie so wollen. Aus Wikipedia habe ich gerade gelernt, dass dieser Begriff heute überwiegend negativ und von Gegnern des Neoliberalismus verwendet wird, während Befürworter auf andere Begriffe ausweichen.
Mal ein Versuch zur Bedeutung:
- nicht Wilhelm Röpke sondern eher Milton Friedman
- Der Glaube an eine Art Naturgesetz, dass eine Optimierung von irgendwas, das Anstreben irgendeines Gleichgewichtes, oder gar das Lösen irgendwelcher Probleme als Fähigkeiten eines unregulierten Marktes irgendeiner Art, ausserhalb von Laborbedingungen, postuliert.
- Selbstverständlich können bestimmte Märkte unter bestimmten Bedingungen ganz bestimmte Eigenheiten dieser Art aufweisen, Neoliberalisten jedoch postulieren Allgemeingültigkeiten ohne Bezug zur Realität.
- Der Glaube dass eine kleinere Staatsquote immer besser ist als ein grössere.
- Der Glaube, dass die Regulierung wirtschaftlicher Aktivitäten im Prinzip schlecht ist.
- Der Glaube, dass wirtschaftlicher Erfolg in irgendeiner Weise mit Leistung, Fähigkeit, Fleiss, o.ä. zusammenhängt.
- Die zwanghafte Ökonomisierung von allen möglichen Problemen.
- Die Leugnung (oder Ignoranz bezüglich) des delikaten, hart errungenen, als ein Fundament unserer Gesellschaftsordnung dienenden Gleichgewichts zwischen individueller Freiheit einerseits und gesellschaftlicher Verantwortung andererseits, zugunsten eines Absolutsetzens der ersteren. Die Leugnung von "Eigentum verpflichtet".
- Der (unlogische) Glaube, es wäre per se besser (oder effizienter) öffentliche Dienstleistungen (Strafvollzug, Bildung, Gesundheit, öffentlicher Nah- und Fernverkehr, Energie- und Wasserversorgung, ...) zu privatisieren bzw. nicht zu verstaatlichen.
- Der Ausschluss sämtlicher nicht-materieller Werte (Gerechtigkeit, Nächstenliebe, sozialer Friede, Glück, Bedürfnisbefriedigung, ...)
- Das Betrachten "der Märkte" als gleichberechtigt (oder sogar übergeordnet) dem (blutig erkämpften) demokratischen Fundament unserer Gesellschaftsordnung.
- ......
Es ist wohl klar worum es geht, auch wenn die Liste unvollständig bleiben muss. Interessanter ist es, warum ich eigentlich so stark negativ emotional auf Neoliberalismus reagiere, wo ich doch sonst so cool bin. Astrologen verzapfen auch Schwachsinn, aber das weckt doch keinen Hass in mir.
Gründe dafür könnten sein:
- Erfolg: Ich würde Astrolgen auch hassen, wenn sie genug Einfluss hätten, meine Gesellschaft kaputt zu machen.
- Heuchelei (I): Freiheit ist nur gut, solange es meine (die des priviligierten, wirtschaftlich überlegenen) ist.
- Heuchelei (II): Freier Markt, aber nur wenn dem status quo (den jetzt wirtschaftlich Mächtigen) gedient ist. IWF, TRIPS, Patente auf Lebewesen und Algorithmen, ...
- Intellektuelle Unredlichkeit (oder extreme Faulheit)
- Negation des moralischen Koordinatensystems, nach dem ich beurteile ob eine Handlung anständig ist oder nicht (Humanismus, hauptsächlich).
- Langweilig: Wenn man alles ökonomisiert, wird die Welt langweilig und man selbst wird zum Langweiler, der mich nur nervt mit seiner kleinen, unrealistischen, aber dennoch fantasielosen Vorstellung davon, wie die Welt funktioniert.
Nu aber zurück zu Klima!
Lieber Herr Krauss,
ReplyDelete"Nun denn - neoliberal ganz simpel heißt keine staatliche Regulation des Marktes (oder von Teilen des Marktes). Peter Heller formuliert diese Ideologie immer lupenrein aus - ich denke, er ist einverstanden, wenn ich das hier so sage."
Ja, ist korrekt. Ich würde etwas genauer formulieren: "Keine planwirtschaftlichen Eingriffe in den Wettbewerb."
Die staatliche Förderung vorwettbewerblicher Entwicklungen ("Innovationsförderung") wird von mir also nicht negativ gesehen. Es gibt aber libertäre Strömungen, die selbst das ablehnen.
Der eigentliche Kampfbegriff ist wohl "neo". Das suggeriert einen Rückgriff auf alte, längst überholte Rezepte. Ich bevorzuge ein einfaches "liberal".
@ hvw:
#10 ist ziemlich krass daneben. "(Neo-)Liberal" bedeutet genau nicht Manchester-Kapitalismus. Daß "Freiheit" und "Verantwortung" einander bedingen, ist beispielsweise Grundansatz aller liberalen Ideen. Auch löst der freie Wettbewerb keine Probleme. Er schafft neue Möglichkeiten und sorgt damit dafür, daß Probleme irrelevant werden.
Das bringt mich dann zurück zum Beitrag von Herrn Krauss.
Zunächst steht die Nachricht deswegen im Wirtschaftsteil, weil Klimapolitik Wirtschaftspolitik ist. Diese wiederum sollte denen überlassen werden, die etwas davon verstehen. Was wir also hier sehen, ist ein Indiz dafür, daß die ökonomische Betrachtung und Behandlung der Klimafrage beginnt, die ökologische abzulösen. Das wird sich auf den kommenden Klimakonferenzen fortsetzen und am Ende folgendes ergeben:
Nun bin ich nicht derjenige, der irgendein Klimaproblem erkennt, das zu lösen wäre. Wenn Sie aber wissen wollen, was ich von der Klimapolitik der Zukunft erwarte, dann kann ich nur wiederholen:
- Verzicht auf quantitative Ziele, Einführung qualitativer
- Verwendung mehrdimensionaler Kennzahlen statt eindimensionaler (also "Kohlenstoffintensität" statt "Emissionen in Tonnen")
- technologieoffene Förderung vorwettbewerblicher Forschung und Entwicklung
- Abbau von Handelsschranken
Im Prinzip also das, was man ohne Klimadebatte auch getan hätte (die Senkung der Kohlenstoffintensität entspricht der Steigerung der Effizienz, falls man auf Eingriffe in den Wettbewerb verzichtet).
Nach heutigem technischen Stand würde sich dann ein Energiesystem etablieren, das wesentlich auf Erdgas und Kernenergie aufbaut. Das ist natürlich dynamisch und kann sich ändern. Dadurch würden Emissionen selbst bei Rebound-Effekten sinken.
Die heutige Klimapolitik geht davon aus, daß man nicht nur Emissionen vermindern muß, sondern dies auch in einer sehr kurzen Zeitspanne. Ich denke, diese Betrachtung ist mittlerweile überholt. Will sagen: Wird von der Politik nicht mehr im erforderlichen Ausmaß vertreten. Hierfür ist der Bericht in der FAZ ein Signal, ebenso wie der von Ihnen zitierte Kommentar.
Nun bin ich nicht derjenige, der irgendein Klimaproblem erkennt, das zu lösen wäre. Von daher begrüße ich diese Entwicklung enorm. Wenn erst einmal die zeitliche Komponente aus den Klimaverhandlungen entfernt ist (durch keine Einigung auf einen unmittelbaren Kyoto-Nachfolger und das Scheitern des 2-Grad-Ziels), bedeutet das natürlich die Durchsetzung skeptischer Positionen. So verschwindet das Thema dann von der Agenda und wird durch relevante Fragestellungen ersetzt. Es wird zwar weiter von "Klimaschutz" die Rede sein, aber man wird etwas anderes als bislang damit verbinden.
Werner,
ReplyDeletedas hätte ich auch mal gerne diskutiert, wie "neoliberal" das Heartwell paper eigentlich ist. Dasselbe gilt auch für Nordhaus / Schellenberger vom Breakthrough Institute, wobei man da immer noch ihre amerikanische Herkunft in Rechnung stellen kann.
Ich mag den Inhalt dieses Papers nicht diskutieren ... wer von mir analysiert werden will, muss einen lesbareren Stil schreiben.
Interessant finde ich aber einen Aspekt, der kaum wahrgenommen zu werden scheint. Nämlich das Fettgedruckte hier. Wenn das jetzt junge Naturwissenschaftler wären, kämen sie durch mit: Wir brauchten das Geld, ignoriert die Sponsoren und beurteilt den Inhalt. Mit 8 tenured Profs unter den 11 Autoren, von denen Reiner sicher nicht der einzige ist, der seinen Latour gelesen hat, geht so eine Intrepretation nicht. Das Sponsorship von Hauptvertretern der Anti-Mitigations-Lobby, für ein Papier mit einem derart politisch heiklem Thema, dazu noch die Wahl von Gwyn Prins als Erstautor, neben Lindzen und McKitrick auf der Lohnliste von GWPF muss als bewusst gestaltete Mitteilung interpretiert werden. Und was will man uns damit sagen? Ich trau mich nicht, meine Interpretation hier zu schreiben.
Peter Heller,
ReplyDelete#10 ist ziemlich krass daneben. "(Neo-)Liberal" bedeutet genau nicht Manchester-Kapitalismus. Daß "Freiheit" und "Verantwortung" einander bedingen, ist beispielsweise Grundansatz aller liberalen Ideen.
Ich mache einen grossen Unterschied zwischen klassischem Liberalismus (finde ich gut) und dem, was ich mit "neoliberal" verbinde, nämlich z.B die Ansicht "The Social Responsibility of Business is to Increase its Profits" (Friedman, 1970).
@Werner Kraus, Peter Heller, Hans von Storch und HVW
ReplyDeleteVielen Dank für ihre Definitionen und Meinungen.
Ich schließe aus ihren Aussagen, dass der Begrif „Neoliberal“ für eine konstruktive Diskussion nicht taugt.
Gut zu wissen.
Mit freundlichen Grüßen
Günter Heß
Herr Heß, Herr Heller,
ReplyDeletegut, danke, mal wieder was gelernt:
"neoliberal" ist einfach zu vieldeutig um nützlich zu sein. Wenn z.B. Herr Heller sich als "Neoliberalen" bezeichnen sollte, wäre es fatal, wenn ich ihn in die Schublade stecke, die bislang bei mir dieses Label trug. Die wird jetzt umgelabelt, nach "Chicago-Kapitalismus", und ist explizit reserviert für Anschauungen im o.g. Sinne, tatsächlich als enger Verwandter bzw. als aufgemotzte 20. Jhdt.-Version des Manchester-Kapitalismus.
"Neoliberal" hingegen, kann auch, in Herrn Hellers Sinn, stehen für den Ordoliberalismus der Freiburger Schule, dem Fundament der Erhard'schen Sozialen Marktwirtschaft, die weit davon entfernt ist, zu behaupten, daß Märkte sich selbst regulieren würden, einen staatlichen Handlungsauftrag in der Umweltpolitik begründet (Eucken, 1952!!), und Umverteilung z.B. via progessive Einkommenssteuer, für eine gute Sache hält. Ausserdem wird die Notwendigkeit eines starken Staates betont, der die Möglichkeit hat, wirtschaftliche Machtgruppen zu beschränken und aufzulösen. (Gabler Wirtschaftslexikon)
Alles klar, ich bin jetzt auch ein "Neoliberaler".
hvw
ReplyDeleteich verstehe nicht wie sie doch ziemlich steile Thesen aufstellen („das Hartwell-Paper propagiert neoliberale Ideologie auf allen Ebenen“) und gleichzeitig die Diskussion verweigern („unlesbarer Stil“). Stattdessen bringen sie einen Verweis auf Sponsorengelder, gewissermaßen als Ersatzargument. Darf ich sie so verstehen, dass nur reine Ideen, die von keinem gesellschaftlichen Interesse befördert werden, für eine glaubwürdige Klimapolitik akzeptabel sind?
Gwyn Prins steht keinesfalls auf der Lohnliste der GWPF sondern ist Mitglied des akademischen Beirats. Sie scheinen eine skeptische Verschwörung zu sehen, gegen die sich die Guten zur Wehr setzen müssen. Kann es sein, dass die Verblendung von ihrem offen eingestanden Hass herrührt, gegen alles was sie als „neoliberal“ empfinden? Bei so viel Emotion wird rationale Argumentation schwierig. Wie sie sehen versuch ich´s trotzdem in der Hoffnung, dass sich ihr Gemüt wieder etwas abkühlt.
Nein, nein, hvw, ich bin schon ein "Neoliberaler" - das sagen zumindest alle anderen.
ReplyDeleteJedenfalls kann ich weder dem starken Staat, noch der Umverteilung etwas abgewinnen.
Wir müssen hier achtgeben, auf welcher Ebene wir diskutieren.
Friedman liegt bspw. völlig richtig. Unternehmen haben Gewinne zu erzielen - und nichts sonst. Verantwortung ist im Liberalismus nicht etwas, das durch Organisationen wahrgenommen werden kann, sondern nur durch Individuen. Es sind also "Strukturen" (bspw. Unternehmen, Verbände, Verwaltung) strikt zu unterscheiden von den in ihnen handelnden Personen.
Microsoft bspw. hat nichts weiter zu tun, als Geld zu verdienen. Wenn dann durch die Einzelperson Bill Gates über eine Stiftung dieses Geld nicht nur für die weitere Gewinnmaximierung eingesetzt wird, entspricht das liberalen Vorstellungen. Nur Individuen, die frei sind, können verantwortlich handeln. Individuen, die frei sind, werden auch verantwortlich handeln. Insoweit ist "Freiheit" notwendig und hinreichend für "Verantwortung".
Man kann auch etwas platt sagen, (Neo-)Liberale glauben an das Gute im Menschen, in jeder konkreten Person. Alle anderen dagegen sehen in der Individualität eher einen Störfaktor, der die Effektivität von Organisationen aller Art behindert.
Das Hartwell-Papier ist ganz sicher nicht neoliberal. Denn es verlangt Eingriffe in den Wettbewerb ("Kohlenstoffsteuer") und bleibt strikt auf der Linie, das Klimaproblem müsse von Organisationen gelöst werden.
Peter Heller,
ReplyDeletedanke, dass Sie sich als neoliberaler Sparringspartner zur Verfügung stellen.
Sie schreiben:
"Nun bin ich nicht derjenige, der irgendein Klimaproblem erkennt, das zu lösen wäre."
Besser kann man die neoliberale Haltung zum Klimawandel nicht auf den Punkt bringen. Genau das wollte ich mit meiner Kritik am FAZ Kommentar thematisieren. Nicht mehr und nicht weniger.
Reiner Grundmann,
ReplyDeleteOK, "neoliberale Ideologie auf allen Ebenen" ist ein zu steile These, nehme ich zurück. Wäre auch extrem schwer zu begründen, gegeben dass der Begriff "neoliberal" nicht so richtig zu fassen ist und ich grösste Mühe habe, aus diesem Paper so etwas wie a priori - Annahmen, theoretische Grundlagen, empirische Erkenntnisse, und logische Argumentationsketten zu extrahieren. Ich finde darin nicht mal eine Behandlung des Problems, zu dessen Lösung der Artikel angeblich einen Beitrag leisten soll. Vielleicht ist es ja nur mein Unfähigkeit, aber es steht mir ja wohl frei, mich damit nicht im Detail beschäftigen zu wollen.
Darf ich sie so verstehen, dass nur reine Ideen, die von keinem gesellschaftlichen Interesse befördert werden, für eine glaubwürdige Klimapolitik akzeptabel sind?
Selbstverständlich nicht, da würe ja nicht mehr viel übrigbleiben.
Mit dem Hinweis auf die finanzielle und personelle Verbandelung der Autorenschaft mit der Anti-Mitigationslobby verbinde ich zunächst keine Wertung. Ich betrachte diese Tatsache allerdings nicht als zufälliges, unbedeutendes Detail von Randbedingungen des Funding, sondern als eine bewusste, zweckgerichtete Wahl der Autoren. Korrigieren Sie mich! War niemandem bewusst, dass dieses Vorgehen möglicherweise Stirnrunzeln auslöst? Dass die Arbeit als Auftragsarbeit hingestellt werden könnte? Hat im Vorfeld niemand gefragt, ob das denn die Rezeption der vorgetragenen Ideen negativ beinflussen, oder von den Ideen ablenken könnte? Wenn ja, warum hat man dann doch Geld von der Industrie genommen? Was soll damit kommuniziert werden?
Gwyn Prins steht keinesfalls auf der Lohnliste der GWPF
Gut, kriegt er halt von dort offizell kein Geld. Ändert nichts an der nicht mal verstecken neoliberalen (im schlechtesten Sinne, wie oben beschrieben) Ausrichtung der Organisation als Lobby-Frontend der Merchants of Doubt. Und an der unappetitlichen Gesellschaft, in der er sich dort befindet. War das kein Thema, als man ihn zum Erstautor gemacht hat (alle anderen sind alphabetisch gelistet)?
Bei so viel Emotion wird rationale Argumentation schwierig
Seien Sie beruhigt, das Eingestehen von Emotionalität ist kein Ausdruck akkuter Emotionalität, im Gegenteil, versachlicht vieles ... Kann ich nur empfehlen.
Sie scheinen eine skeptische Verschwörung zu sehen, ..
Naja, je nachdem, was man unter "Verschwörung" versteht.
hvw,
ReplyDeletekönnten Sie mich da mal näher aufklären: was ist denn GWPF, was hat es mit dieser Organisation auf sich etc? Ich habe da mal wieder KEINE Ahnung! Danke!
An alle,
ReplyDeleteIn den ersten Beiträgen wird der Verdacht geäussert dass Neoliberalismus und Klimaskeptizismus Hand in Hand gehen. Genauso wird behauptet (nicht hier) dass Klimaskeptiker oft religiöse Fundamentalisten sind.
Ich bin weder das eine noch das andere und wahrscheinlcih auch kein richtiger Klimaskeptiker. Jedenfalls würde ich wohl bald aus dem Club unehrenhaft entlassen werden, weil ich klimaskeptischen Ideen sehr skeptisch gegenüber stehe.
Nun denn, meine Frage zu dem Thema wäre, wer von euch Leuten sich selbst als Umweltaktivisten bezeichnen würde? Oder als politisch Linken? Oder bloss als jemanden der die Freiheit des Marktes ablehnt weil sie schlecht für die Umwelt ist, bzw. schlicht ungerecht?
Und wo wir jetzt schon beim Thema sind, haben nicht gerade Sozialismus und Kommunismus gezeigt, dass sie nichts taugen?
Ich kann mich des Verdachts nicht erwehren, dass viele Klimaaktivisten und Alarmisten, Warmisten usw. politisch extrem links angesiedelt sind und ihre m.E. etwas naive Weltsicht der ganzen Menschheit aufpfropfen wollen.
Meine naive Sicht ist die, dass ein Zusammenleben weltweit ohne Regulation utopisch ist. Ich bin aber für soviel Freiheit wie irgend möglich, d.h. so wenig Regulation wie möglich.
Mir ist in so manchen Diskussionen mit Alarmistem und Co. aufgefallen, dass diese Leute immer darauf aus sind, anderen Leuten das Recht auf eine eigene Meinung abzuerkennen. Allein die Vorstellung von einer Meinungsvielfalt macht diese Leute sehr nervös und wütend.
Es wird hier eine abstruse und m.E. absolut kindische Umfrage erwähnt die Verschwörungstheorien und Klimaskeptizismus miteinander in Verbindung bringt.
Genauso gut kann man m.E. die Angst vor dem Weltuntergang 2012 und Klimapanik miteinander in Verbindung bringen.
Ich verstehe auch nicht wie man sich als Greenpeacemitglied als politisch neutral ansehen könnte. Ich kann aber sehr wohl politisch neutral sein und daran zweifeln, dass Leute die m.E. politisch nicht neutral sind, politisch neutrale Ansichten zum Thema Klimapolitik vertreten.
Ich habe nichts gegen die Leute. Ganz im Gegenteil. Ich finde es bloss unredlich anderen Leuten politische Motive zu unterstellen.
Zweifeln kommt von innen und hat eher mit dem Gehabe der Alarmisten zu tun als mit irgend etwas anderem.
Angesichts Baumsterbe- und BSEpanik usw. habe ich mittlerweile meine Probleme mit Menschen die anhand von Statistiken etwas belegen was wirklich kein rationaler Mensch mehr anzweifeln darf.
Und ich brauche dazu weder Watts noch Kunz.
Sobald die Globaltemperatur drastisch und unaufhaltsam nach oben geht werde ich schweigen, so wie ich schweigen werde wenn Millionen Briten an BSE gestorben sind. So banal, naiv und dumm ist meine kleine "Klimaskeptiker"welt.
Aber um Gotteswillen bitte keine naiven und unredlichen Unterstellungen zum Thema Politik und Verschwörung.
Danke
Yeph
@Werner,
ReplyDeletehttp://www.thegwpf.org/
http://en.wikipedia.org/wiki/Global_Warming_Policy_Foundation
Hvw
ReplyDelete„OK, "neoliberale Ideologie auf allen Ebenen" ist ein zu steile These, nehme ich zurück. Wäre auch extrem schwer zu begründen, gegeben dass der Begriff "neoliberal" nicht so richtig zu fassen ist und ich grösste Mühe habe, aus diesem Paper so etwas wie a priori - Annahmen, theoretische Grundlagen, empirische Erkenntnisse, und logische Argumentationsketten zu extrahieren. Ich finde darin nicht mal eine Behandlung des Problems, zu dessen Lösung der Artikel angeblich einen Beitrag leisten soll. Vielleicht ist es ja nur mein Unfähigkeit, aber es steht mir ja wohl frei, mich damit nicht im Detail beschäftigen zu wollen.“
Wäre es dann nicht angemessen zu schweigen? Stattdessen greifen sie zu wiederholten ad-hominem Attacken. Ich dachte eigentlich sie würden nuancierter argumentieren.
„Merchants of doubt“, „Frontorganisationen des Skeptizismus“, „im Solde der Ölindustrie“,… sie scheinen aufgeregt die ersten Schritte des Umweltaktivisten zu entdecken. Das alte Lagerdenken, die Suche nach Sündenböcken und die Preisung des moralisch Guten sind doch mittlerweile Ladenhüter.
„War niemandem bewusst, dass dieses Vorgehen möglicherweise Stirnrunzeln auslöst?“ Dass die Arbeit als Auftragsarbeit hingestellt werden könnte?“ Ähm, wer tut das eigentlich (außer ihnen)?
„Hat im Vorfeld niemand gefragt, ob das denn die Rezeption der vorgetragenen Ideen negativ beeinflussen, oder von den Ideen ablenken könnte? Wenn ja, warum hat man dann doch Geld von der Industrie genommen? Was soll damit kommuniziert werden?“ Die Sponsoren wurden offen genannt, auch weile es utopisch ist zu glauben, dass Klimapolitik ohne die Industrie gemacht werden kann. Industrieinteressen sind auf allen Seiten des Klimadiskurses beteiligt. Dadurch ist nicht automatisch jede klimapolitische Position eine Auftragsarbeit für die Industrie. Eigentlich schade, dass ich solche Banalitäten hier ausführen muss.
Glauben sie eigentlich im Ernst, die von ihnen gelobten „regional environmental groups“ und „community activists“ könnten die dekarbonisierte Gesellschaft herbeizaubern?
@Reiner Grundmann,
ReplyDeletesie sortieren mich in die falsche Schublade!
Die "ad-hominem Attacke" haben sie erfunden. "Merchants of Doubt" ist ein Buchtitel, der in diesem Forum dazu benutzt werden können sollte, eine bestimmte Interessengruppe eindeutig zu identifizieren. Die restlichen Zitate haben Sie erfunden. Ich habe ausdrücklich _nicht_ unterstellt, dass das Hartwell-Paper eine Auftragsarbeit sei, oder inhaltlich sonstwie von den Sponsoren beeinflusst wäre. Das wäre wirklich eine seltenblöde ad-homimem Attacke. Ich habe niemals "regional environmental groups" oder "community activists" irgendwo erwähnt, geschweige denn gelobt. Ich denke, Sie verwechseln mich mit jemand anderem.
Nichtdesdotrotz habe ich eine ernstgemeinte Frage gestellt, die Sie bisher ignoriert haben. Nochmal verkürzt: Weshalb habe die Autoren des Hartwell-Papers sich dafür entschieden, sich von der Industrie sponsoren zu lassen und ihre Verbindungen zur Industrielobby zu betonen? Falls die Antwort lautet "weil wir wirlich Geld brauchten, und uns sonst keiner was gegeben hat, du Knalltüte" ist das völlig legitim. Dann entschuldige ich mich für den faux-pas und übermittle mein Mitgefühl. Einen anderen Grund dafür zu erfahren, wäre allerings sehr interessant (und beruhigend, was den Zustand der Sozialwissenschaften angeht).
Die Sponsoren wurden offen genannt, auch weile es utopisch ist zu glauben, dass Klimapolitik ohne die Industrie gemacht werden kann.
Glauben Sie denn, dass Klimaforschung auch nicht ohne die Autoindustrie gemacht werden kann? Oder betrachen Sie diesen Artikel mehr als "Politik machen", denn als akademische Aktivität?
hvw
ReplyDelete"Weshalb habe die Autoren des Hartwell-Papers sich dafür entschieden, sich von der Industrie sponsoren zu lassen und ihre Verbindungen zur Industrielobby zu betonen? Falls die Antwort lautet "weil wir wirlich Geld brauchten, und uns sonst keiner was gegeben hat, du Knalltüte" ist das völlig legitim.
Genauso ist es. Die Knalltüte wuerde ich weglassen.
"Glauben Sie denn, dass Klimaforschung auch nicht ohne die Autoindustrie gemacht werden kann? Oder betrachen Sie diesen Artikel mehr als "Politik machen", denn als akademische Aktivität?"
Das Hartwell Paper ist in erster Linie ein policy paper, kein akademisches. Klimaforschuing kommt ohne Geld nicht aus, egal ob vom Staat oder privat.
Hallo Yeph, lange nicht mehr gelesen,
ReplyDelete"Ich kann mich des Verdachts nicht erwehren, dass viele Klimaaktivisten und Alarmisten, Warmisten usw. politisch extrem links angesiedelt sind und ihre m.E. etwas naive Weltsicht der ganzen Menschheit aufpfropfen wollen."
Diese Ansicht kann ich nicht teilen. Aber ich glaube, wir würden schon an einer gemeinsamen Definition von "extrem links" scheitern. Wenn ich bespielsweise im amerikanischen Wahlkampf höre, dass die eingeführte Gesundheitsreform der Krankenkassen nach europäischen Vorbild ein sozialistisches Machwerk sei, dann muss ich schon den Kopf schütteln. Oder wenn ich von libertären Postern höre, dass die FDP in Wirklichkeit eine sozialistische Partei ist, dann frage ich mich schon, ist deren politische Eichung defekt oder meine. ;o)
"Mir ist in so manchen Diskussionen mit Alarmistem und Co. aufgefallen, dass diese Leute immer darauf aus sind, anderen Leuten das Recht auf eine eigene Meinung abzuerkennen. Allein die Vorstellung von einer Meinungsvielfalt macht diese Leute sehr nervös und wütend."
Ohh, da kann ich Ihnen einen Tipp geben. Machen Sie es so wie ich, treten Sie bei EIKE oder im ScSkBlog mit einer Mainstream-Ansicht zu den Themen Klima und Energiewende auf, dann merken Sie, wie wertvoll das Gut Meinungfreiheit sein kann und wie wenig die hiesigen Betreiber davon halten. Natürlich räumen Sie jeden die Meinungsfreiheit ein, die dieselbe Meinung wie sie selbst vertreten, also will ich mal nicht so ungerecht sein und nicht behaupten, dass es dort nur Zensur gebe. Aber wie jemand wirklich mit Meinungsfreiheit umgehen kann, merkt man immer erst dann, wenn man ihn mit einer anderen Meinung konfrontiert.
"Ich habe nichts gegen die Leute. Ganz im Gegenteil. Ich finde es bloss unredlich anderen Leuten politische Motive zu unterstellen."
Ähm....was haben Sie denn eigentlich einige Sätze zuvor gemacht?
Lieber Herr Heller,
ReplyDeletesie schreiben:
„Man kann auch etwas platt sagen, (Neo-)Liberale glauben an das Gute im Menschen, in jeder konkreten Person.“
Wie ich schon in einem anderen Thread an Herrn GW geschrieben habe halte ich das für die Quintessenz, wenn man mit Menschen in einer Demokratie zusammenleben, zusammenarbeiten will und Probleme lösen will.
Auf diese Definition können wir uns gerne einigen.
Dann wird auch klar was man braucht einen Ordnungsrahmen(Grundgesetze) mit in einer demokratischen Wahl vereinbarten „smarten“ Zielen und die freie Entfaltung des intellektuellen Potentials der Menschen.
Ohne Ordnungsrahmen und vereinbarte „smarte“ Ziele wird nichts erreicht.
Mit freundlichen Grüßen
Günter Heß
Lieber Herr Hader,
ReplyDeletesie schreiben:
„Ohh, da kann ich Ihnen einen Tipp geben. Machen Sie es so wie ich, treten Sie bei EIKE oder im ScSkBlog mit einer Mainstream-Ansicht zu den Themen Klima und Energiewende auf, dann merken Sie, wie wertvoll das Gut Meinungfreiheit sein kann und wie wenig die hiesigen Betreiber davon halten.“
Ich verstehe schon was Sie meinen, aber das ist doch kein gegeneinander Aufrechnen. Yeph hat eine Beobachtung gemacht und Sie haben eine Beobachtung gemacht. Ich denke beide Beobachtungen haben ihre Berechtigung. Darin liegt doch die Botschaft, dass auf beiden Seiten der Debatte Menschen diskutieren die Fehleinschätzungen begehen. Was wir brauchen ist ein positiver Feedbackloop, indem man die Dinge klärt.
Nehmen sie mich, vermutlich werde ich auf der Klimazwiebel als neoliberal und auf EIKE als alarmistisch eingestuft. Trotzdem versuche ich eine guten Kontakt mit Herrn Limburg oder den Moderatoren der Klimazwiebel oder ScSk zu pflegen.
Was solls, ich bekomme interessante Einsichten für meine Meinungsbildung und kann mit interessanten Menschen diskutieren. Die Spezialisten auf den unterschiedlichen Blogs kennen wir doch alle.
Oder hätten Sie geahnt unter welchem Klientel G&T Campfollower rekrutieren. Internetdiskusionen sind interessant und können doch höchstens ein Hobby sein.
Mit freundlichen Grüßen
Günter Heß
@Yeph
ReplyDeleteSie schreiben:
"Meine naive Sicht ist die, dass ein Zusammenleben weltweit ohne Regulation utopisch ist. Ich bin aber für soviel Freiheit wie irgend möglich, d.h. so wenig Regulation wie möglich."
Yep. Mit freundlichen Grüßen
Günter Heß
@ Krauss, #18:
ReplyDeleteIch denke auch, es gibt keinen Neoliberalen, der kein Klimaskeptiker wäre. Vielleicht sollte man unter ¨Neoliberal¨etwas verstehen, was dem klassischen Liberalismus ergänzt um eine bestimmte Auffassung über eine sinnvolle Wirtschaftspolitik entspricht.
Wie auch immer, vor mir liegt eine PI, die CDU und FDP heute gemeinsam (bzw. gleichlautend) herausgegeben haben:
- keine Erhöhung des EU-Minderungsziels auf 30%
- keine Verknappung der Emissionszertifikate
- Kompensation emissionshandelsbedingter Strompreissteigerungen
- Weiterführung der erweiterten EEG-Ausgleichsregelung (immer mehr Unternehmen werden auf diese Weise von der EEG-Umlage befreit)
Nach der Neutralisierung von EEG und Emissionshandel folgt deren Abschaffung. Einen neuen Vorstoß Deutschlands bzw. Europas für ambitionierte Klimaziele wird es nicht geben.
Es geht zu Ende.
Sie haben das ganz richtig erkannt. Sie ärgern sich. Ich nicht.
@ Yeph:
Nach meinen Beobachtungen ist ¨Klimaschutz¨ für die Alarmisten der egoistische Versuch, ihr persönliches Seelenheil zu finden. Für einen neoliberalen Klimaskeptiker wie mich hingegen geht es darum, in Verantwortung für kommende Generationen eine Welt zu hinterlassen, die reicher ist als heute. Materiell natürlich, aber auch reicher an Chancen und Möglichkeiten. Reicher auch an Möglichkeiten, Gefahren abzuwehren und Probleme zu lösen, die wir heute noch nicht kennen. Egoismen sind da fehl am Platz.
Peter Heller,
ReplyDeleteschön, dass Sie selbst manche Ihrer eigenen Ausführungen als "etwas platt" bezeichnen:
"Nach meinen Beobachtungen ist ¨Klimaschutz¨ für die Alarmisten der egoistische Versuch, ihr persönliches Seelenheil zu finden."
"Nun bin ich nicht derjenige, der irgendein Klimaproblem erkennt, das zu lösen wäre."
"Ich denke auch, es gibt keinen Neoliberalen, der kein Klimaskeptiker wäre."
„Man kann auch etwas platt sagen, (Neo-)Liberale glauben an das Gute im Menschen, in jeder konkreten Person.“
Toll, diese Neoliberalen!
@ Krauss:
ReplyDelete¨Toll, diese Neoliberalen!¨
Ja, finde ich auch.
Heute aktuell: EU will Ende der Biosprit-Subventionen beschließen.
Es geht zu Ende.
Peter Heller,
ReplyDeleteich musste über Ihre Antwort nachdenken und darüber, warum ich darüber nachdenke. Da ist zum einen der Wechsel von einem "Lieber Herr Krauss" in #11 zu einem "@ Krauss" in #32; da ist die Rechthaberei ("EU will Ende der Biosprit - Subventionen") und die Häme (wiederholt: "Es geht zu Ende").
Bis es mir heute morgen bei der Lektüre des Politikteils in der Zeitung einfiel: Sie argumentieren einfach wie ein Politiker. Früher oder später - und in letzter Zeit recht häufig - benützen Sie offensichtlich ganz automatisch (oder: ganz gezielt?) die Klimazwiebel als eine Plattform, um gegen die Energiewende zu polemisieren und für die Position von Rösler / FDP (?) zu agitieren. Das macht natürlich besonders Spaß auf einem Blog wie der Klimazwiebel: die hier von uns geäußerten skeptischen Argumente können Sie einfach aufgreifen und dann für Ihre politischen Ziele zweckentfremden - obwohl Sie genau wissen, dass wir hier den anthropogenen Klimawandel durchaus als ein ernst zu nehmendes Problem verstehen.
Kurz: die Klimazwiebel ist eher wissenschafts"philosophisch" angelegt denn als Kampagneninstrument (obwohl natürlich auch Wissenschaftler permanent Politik machen, auch hier, indem sie Mehrheiten für ihre "objektive" Position einwerben und die der anderen als "interesse geleitet", "subjektiv" oder "kulturell" darstellen).
Gezielt den hier gepflegten Skeptizismus in einen politischen umzuwandeln nennt man wohl "Unterwanderung". Mit steilen Thesen die Getreuen um sich scharen und dann einen freiheitlich-liberalen Chor anstimmen, bis der Rest den Raum verlässt. Erinnert mich an Seminare, die regelmäßig erst von den Marxisten-Leninisten, dann von den Lesben, Umwelt- und Tierschutzaktivisten und dann den Nichtrauchern lahmgelegt wurden - nun gut, so lernt man Politik, aber es würgt eben auch interessante Diskussionen ab. Es sei denn Sie glauben wirklich dass wir eines Tages die Klimazwiebel in "Freiheitlich-liberale Zwiebel" umbenennen -:)
Und damit bin ich wieder an dem Punkt, von dem aus ich diesen Thread gestartet habe: Mir missfiel genau das an dem FAZ Kommentar: Dort wurde die auch hier auf der Zwiebel geübte Kritik an der (pseudo-) wissenschafftlichen Legitimation des 2 Grad Ziels etc (markiert als "wissenschaftlich" in Anführungszeichen) dazu benutzt, die ganze Energiewende und dann gleich auch noch das Gezeter um den Klimawandel zum Teufel zu jagen.
Das stinkt, wie ich subtil anmerkte. Und ich will wissen, wie man sich gegen diese Zweckentfremdung wehren kann, weil sie nicht korrekt ist. Sie impliziert nämlich, dass die vertretene Position (gegen Energiewende etc) wissenschaftlich ohne Anführungszeichen sei. Was Quatsch und ebenfalls Zweckentfremdung von Wissenschaft ist.
@Werner
ReplyDeleteHallo Herr Krauss,
sie haben, meiner Meinung nach, genau das größte Problem in der Klimadebatte erkannt. Multiplizieren sie das Verhalten von Heller mit 1 Millionen und sie haben die Situation in den USA. Ein Interview von Prof. von Storch mit Christopher Castro brachte das sehr gut hervor. Und meiner Meinung nach erklärt (nicht unbedingt entschuldigt) das das Verhalten einiger Forscher, das nicht ganz korrekt war.
Leute wie Heller zerstören die Diskussion, und sie tun es mit voller Absicht, wie man am Satz "Es geht zu Ende" nur zu deutlich sieht.
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ReplyDelete@ Lieber Herr Krauss,
ReplyDeleteich bin auf Reisen und schreibe abends im Hotel auf einem mobilen Gerät. Da ist jedes Zeichen eines zu viel. Sie sollten da nicht zu viel hingeheimnissen.
Sortieren wir mal:
Es gibt eine Menge Menschen, die finden planwirtschaftliche Eingriffe in den Marktwettbewerb nicht so gut. Von mir aus kann man die als neoliberal bezeichnen, ist mir nicht so wichtig.
Klimapolitik besteht aus planwirtschaftlichen Eingriffen in den Markt. Weil es eine Zeitkomponente gibt. Man müsse sich mit der Emissionsminderung beeilen. Das 2-Grad-Ziel drückt diese Zeitkomponente aus (¨man darf bis x nur y emittieren, sonst Ziel verfehlt¨). Wenn es kein Kyoto-Abkommen gibt und die Emissionen weiter so ansteigen, wie bislang, fällt diese Zeitkomponente weg. Und damit auch die Begründung für die Notwendigkeit planwirtschaftlicher Eingriffe. Das ist absehbar (¨es geht zu Ende¨). Darauf reagiert die Politik schon jetzt. Und einige Medien (FAZ) eben auch.
Mit Wissenschaft hat das alles nichts zu tun.
Vor allem nicht mit der Idee, es gäbe eine menschgemachte globale Erwärmung (AGW). Die gegenwärtige Klimapolitik beruht auf der Annahme, es gäbe einen AGW, der zwangsläufig in eine Katastrophe führt (CAGW). Denn nur durch diese Annahme wird die Kombination aus Vermeidung und zeitlicher Dringlichkeit gerechtfertigt.
Wenn Sie diese Beschreibung als zutreffend genug empfinden, eine erfolgversprechende Unterwanderung zu sein, mag ich gegen diese Auffassung nicht argumentieren.
Sie sollten sich aber einmal fragen, woher Ihre Sicherheit stammt, der AGW wäre ein CAGW. Rein wissenschaftsphilosophisch natürlich...
@Peter Heller,
ReplyDelete"Vor allem nicht mit der Idee, es gäbe eine menschgemachte globale Erwärmung (AGW). Die gegenwärtige Klimapolitik beruht auf der Annahme, es gäbe einen AGW, der zwangsläufig in eine Katastrophe führt (CAGW). Denn nur durch diese Annahme wird die Kombination aus Vermeidung und zeitlicher Dringlichkeit gerechtfertigt."
Das würde implizieren, dass nur eine Katastrophe Investitionen in Millardenhöhe rechtfertigen würde. Dem ist aber nicht so. Genauso ökonomische Überlegungen können derartige politische Maßnahmen plausibel machen.
@Peter Heller: "Für einen neoliberalen Klimaskeptiker wie mich hingegen geht es darum, in Verantwortung für kommende Generationen eine Welt zu hinterlassen, die reicher ist als heute. Materiell natürlich, aber auch reicher an Chancen und Möglichkeiten. Reicher auch an Möglichkeiten, Gefahren abzuwehren und Probleme zu lösen, die wir heute noch nicht kennen. Egoismen sind da fehl am Platz."
ReplyDeleteWenn das tatsächlich das Ziel neoliberaler Klimaskeptiker ist, dann bedeutet das auch eine pragmatischere Sicht auf die Prognostizierung von zukünftigen Situationen. Also nicht die Forderung aufstellen, man müsse alles zu 100% wissen und sämtliche Vorhersagen müssten wasserdicht sein, ehe man handeln dürfe. Handeln bedeutet immer die Zukunft zu antizipieren, auch wenn diese unsicher ist.
Genauso würde es dem genannten Ziel entgegenwirken, wenn man Vorsorgemaßnahmen, egal welche dogmatisch ablehnt. Dieser generelle Ausschluß schafft nicht mehr Möglichkeiten sondern schränkt sie unnötig ein.