Laut einem Bericht der SZ (Michael Bauchmüller) gibt es Schwierigkeiten bei der Besetzung des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung (WBGU). Verantwortlich sei dafür die FDP, welche der vorgelegten Expertenliste bisher nicht zugestimmt hat:
FDP blockiert Klima-Experten SchellnhuberDer SZ Artikel schildert Hans Joachim Schellnhuber als eine "Koryphäe", der "zu und mit Potentaten in aller Welt" spricht, u.a. von der Queen ausgezeichnet und von Manuel Barroso in einen neuen EU-Beirat berufen wurde:
Er ist einer der bekanntesten Klimaforscher der Welt, doch das kümmert die Liberalen nicht: Das Wirtschaftsministerium von Philipp Rösler weigert sich, den Physiker Hans-Joachim Schellnhuber erneut zum Leiter des Umwelt-Beirats zu berufen. Dessen Kollegen sind entsetzt und spekulieren über die Hintergründe.
Nur aus Deutschland bekommt der Physiker, einst oberster Klimaberater der Bundeskanzlerin, neuerdings Gegenwind. Genauer gesagt: aus dem Bundeswirtschaftsministerium.(Eine etwas gewagte Behauptung, da Schellnhuber und der WBGU auch außerhalb Deutschlands durchaus kontrovers diskutiert werden).
Auch der Leiter des Wuppertal Instituts, Uwe Schneidewind, stößt auf Vorbehalte und soll nach Informationen der SZ auf Wunsch des Wirtschaftsministeriums durch den Kölner Professor Axel Ockenfels und den Magdeburger Umweltökonomen Joachim Weimann ersetzt werden. Hinter der Ablehnung steht laut SZ allerdings wohl eher die Abneigung gegen das Konzept "Die große Transformation", das ja auch schon oft und kontrovers auf der Klimazwiebel diskutiert (und kürzlich auch als Comic vorgestellt - s.o.) wurde. Die Vorschläge des Beirats z.B. zur Emissionsreduzierung, so mutmaßt der SZ Bericht, komme der Industrielobby im Rösler Ressort nicht entgegen. Derzeit ist das Gremium lahmgelegt.
Schellnhuber selbst wollte sich zu dem Vorgang nicht äußern. Bei seinen Kollegen im Beirat aber ist das Entsetzen groß. "Er bringt eine unschätzbare Erfahrung mit", sagt der Essener Kulturwissenschaftler Claus Leggewie. "Schellnhuber treibt Wissenschaftler der verschiedensten Disziplinen zu Erkenntnissen." Und auch aus dem Bundesumweltministerium erfahren die Forscher Schellnhuber und Schneidewind Rückendeckung. "Auf unsere Vorschläge", sagte ein Sprecher, "werden wir nicht verzichten."
Tritt damit die Debatte um den Klimawandel und die Klimapolitik in eine neue Phase? Welcher Richtungswechsel ist mit den vorgeschlagenen Neubesetzungen verbunden? Werden Energiewende und Klimawandel damit zu einem Wahlkampfthema? Wie werden sich die großen Parteien dazu verhalten? Fragen über Fragen....
was auch immer das Problem der Mövenpicker ist: frisches Blut tut immer gut. Warum kein Wechsel? Der Beirat ist nicht schlecht, aber für neue Ideen und Leute sollte immer mal wieder Platz sein.
ReplyDeletePS: der Link zeigt doch keine "ausländische Kontroverse": Stehr und Pielke Jr. sind doch nur Hartwell-Zwiebel-Gruppe mit ihren üblichen Aussagen.
"Hartwell-Zwiebel-Gruppe" gefällt mir; klingt ein bißchen so wie "Bader-Meinhoff Gruppe". Was sind Möwenpicker?
ReplyDeleteBTW: Uwe Schneidewind ist aber derzeit noch kein Mitglied ... wen soll er denn ersetzen, oder ist er rausgegangen?
ReplyDeleteAnsonsten ist dieser Beirat schon etwas merkwürdig besetzt. Warum müssen da zwei Leute vom PIK drinsitzen und einer den Vorsitzenden stellen? Und noch einer vom Wuppertal-Institut? Diese beiden Institute sind ziemlich parteiische Think-Tanks. Wo sind deren Gegengewichte? Oder kann man sich Debatten im Umweltbereich schenken, weil ja von der moralischen Seite alles klar ist?
Und wozu brauchen wir den WBGU, wenn wir schon den Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU, www.umweltrat.de) haben? Dort sitzen wenigstens Uni-Profs drin, die keine Think-Tank-Agenda haben.
Ich frage mich, ob die SZ sich mit dieser Berichterstattung einen Gefallen tat, oder ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, der Frage nachzugehen, ob der Beirat geeignet besetzt ist. Man hätte dann ja finden können, dass die Kritik einer unangemssenene Zusammensetzung unfair ist.
ReplyDeleteFür mich ist der WBGU im Wesentlichen ein Alarmisten-Klub, der an Weltrettungsphantasien und chronischer Kompetenzüberschreitung leidet. Eigentlich ganz gut, daß eine politische Gruppe hier mal ein Einhalten verlangt. Im Übrigen ist für mich das Wirtschaftsministerium ebenso seriös wie das Umweltministerium. Letzteres hat doch die Sache mit dem Biotreibstoff initiiert, oder? Und durchgesetzt, daß ursprünglich nur eine Szenariosimulation an die Umweltbehörden auf Kreis- und Landesebenen verteilt wurde.
Herr Krauss,
ReplyDeletees ist tatsächlich die „sozial-ökologische Transformation“ welche die FDP ablehnt. Dies hat also nur am Rande mit der Klimadebatte zu tun. Besonders deutlich wurde dies in der Enquete „Wachstum“. Die Liberalen gehen davon aus, dass heutige Herausforderungen bewältigt werden können ohne dass eine Transformation, wie sie beispielsweise Schneidewind und Schellnhuber fordern. Gerade Karl Heinz Paquè betonte, dass unsere Soziale Marktwirtschaft sich als genügend fexibel gezeigt habe, auf immer neue Herausforderungen zu antworten.
Das Weimann-Gutachten für die Enquete hatte auch einigen Aufruhr bei den Grünen verursacht, da dort die deutsche Klimaschutzpolitik als wenig zielführend beschrieben ist. Weimann ist nicht gegen den Klimaschutz, er hält nur nicht viel von dem was derzeit in diesem Namen in Deutschland geschieht.
Wenn nun Schellnhuber durch Weimann ersetzt wird, ist das schon bemerkenswert. Ob es schon Wahlkampf ist, ist schwer zu sagen.
Siehe auch: Eine Enquete Kommission
@von Storch
ReplyDeleteach immer ihre Vergleiche mit Mördern, Massenmördern, Terroristen usw. was fasziniert sie immer wieder daran? Bisher wurden auf der Zwiebel Nazis, Kommunisten, Lysenko usw. als Vergleich gebracht. Ist das denn so wirklich unbedingt notwendig? Ich finde es widerlich.
Hartwell-Zwiebel-Gruppe... es fällt mir nur auf, dass hier hauptsächlich Arbeiten, Artikel usw. von Autoren des Papiers bzw, der Autoren verlinkt werden, gelobt werden, meist recht kritiklos besprochen werden. Das ist ja irgendwie natürlich, schließlich ist das ja die Zwiebel. Machen sie mal eine Cliquenanalyse und sie werden es sehen. Wurde das nicht damals von Wegman et al. oder von ihnen/Nico Stehr vor dem US-Kongress gemacht? Oder darf man nur andere Clique nennen?
PS: Mövenpick, mit v. Landläufiger Name für die FDP/CSU nach der Mövenpick-Spenden-Peinlichkeit. Hat nix mit diesen gefährlichen Möwen zu tun.
PPS: Biosprit in Europa wurde vom WBGU als nicht gut beschrieben. Hätte man doch nur auf den bösen Alarmistenklub gehört...
Man muss sich nur mal die von Schellnhuber jüngst an der STAKEHOLDERS CONFERENCE gehaltene Rede anhören, um die Vorbehalte zu verstehen (ab Minute 2:35) ...
ReplyDeletehttps://scic.ec.europa.eu/streaming/index.php?es=2&sessionno=f81dee42585b3814de199b2e88757f5c
Die Antwort darauf - "“Completely detached from reality“ liess nicht lange auf sich warten. Hans Labohm, ein früherer IPCC-Reviewer, im "Dagelijkse Standaard", hier in Teilauszügen aus dem Holländischen übersetzt von Pierre Gosselin ...
http://notrickszone.com/2013/04/27/leading-dutch-blogeconomist-slams-schellnhuber-completely-detached-from-reality-alice-in-wonderland
Der Alarmismus-Bogen scheint definitiv überspannt. Die Weigerung von Minister Rösler, PIK-Kandidaten in gewohnter Weise durchzuwinken, verdient Respekt.
Der "Klimwandel als Wahlkampfthema"? Weshalb nicht; wäre jedenfalls interessant zu sehen, wie weit hier die BürgerInnen den Grünen tatsächlich folgen.
V. Lenzer
"Klima-Experten Schellnhuber"
ReplyDeleteWrong, correct is: "Klima-Aktivist Schellnhuber".
Schellnhuber talks to the Queen and Barroso? Are they Klima-Experten, or what?
Schellnhuber should do the same as Hansen, quit his job and concentrate on saving the world.
Hoi Polloi
@ ghost
ReplyDeleteTun Sie sich doch bitte den Gefallen und beschäftigen Sie sich näher mit dem Begriff "Lyssenkoismus". Es geht dabei nicht um einen "Massenmörder", wie Sie hier mehrfach unterstellen, sondern um fehlgeleitete, von jeder Skepsis verlassene Wissenschaft mit totalitärem Anspruch auf Unfehlbarkeit.
Möglich, dass Sie dann gewisse Parallelen zur CO2-Klimaorthodoxie, zu "Konsens"-Behauptungen, 97%-Gewissheiten und politisch motiviertem Alarmismus entdecken.
Das gilt im Übrigen auch für die Arbeit von Lewandowski, die Sie - "das war doch eine lustige Studie" - evtl. weniger leichtfertig beurteilen würden, wären Ihnen die geschichtlichen Vorbilder und totalitären Mechanismen vertraut, die u. a. zur Zeit von Lyssenko der intellektuellen Diffamierung bis hin zur Psychiatrisierung von Kritikern dienten.
V. Lenzer
@Fauldenker
ReplyDeleteich habe die Studie von Bray und von Storch als "lustig" beschrieben. Ich fand sie gut, mit den genannten Abstrichen.
Ansonsten: Seiten, die Deutschland als Grüne Diktatur bezeichnen, würde ich nicht verlinken. Die klingen doch wenig vertrauenswürdig. Warum tun sie denn das? Ansonsten: ihr Vergleich widert mich weiterhin.
an.
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ReplyDeleteIch finde Wechsel prinzipiell gut, das gehört sich in demokratischen Gremien und stärkt nebenbei auch die Glaubwürdigkeit. Mir wäre nur wichtig, dass die Klimawissenschaft angemessen vertreten ist. Gefragt sind zwar immer mehr Experten zur Umsetzung von Klimapolitik (insb. Ökonomen), ganz ohne geht es aber nicht.
ReplyDelete@ HvS
Zum Thema Biokraftstoffe:
Bekanntermaßen war ja die Reduzierung des CO2-Ausstoßes von PKW ein großes Thema in der EU. Deutschland befürchtete Nachteile für die Premiumklassehersteller. Der Kompromiss war dann, dass Biotreibstoff als emissionsmindernd und anrechenbar erklärt wurde. Ohne Biotreibstoffe hätten die Hersteller also stärker und schneller sparsamere Modelle entwickeln können.
Glauben Sie wirklich, dieser Kompromiss wurde im Umweltministerium vorbereitet?
PS:
Auch heute wird wieder darüber diskutiert. Die jüngste Idee ist, dass ein verkauftes Elektroauto als 3 verkaufte Autos auf den Flottenverbrauch angerechnet werden sollen. Auch hier würde ich nicht unbedingt das Umweltministerium als Strippenzieher vermuten wollen.
Viele Grüße
Andreas
Werner Krauß,
ReplyDeletenetter Zufall, ich habe gerade den Entwurf des Wahlprogramms 2013 der FDP gelesen.
Mein Eindruck ist, dass das Thema aus dem FDP-Wahlkampf herausgehalten werden soll. Die Legislaturperiode ist beinahe vorbei, die FDP hat praktisch jede Maßnahme für Klimaschutz behindert bis blockiert (Energieeffizienzrichtline, Wärmedämmprogramme, jüngst Ablehnung von Backloading etc.).
Spiegelt sich dies im Wahlprogramm wieder? Indirekt, die Platzierung des Themas "Klimaschutz" ganz am Ende nach Finanzen und Wirtschaft lässt gewisse Prioritäten vermuten.
Dann aber wird es ganz handzahm:
"Deshalb arbeiten wir daran, das von uns in der Bundesregierung
beschlossene Ziel umzusetzen, den CO-Ausstoß national bis 2020 um 40 Prozent und bis 2050 um 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren."
"Wir Liberalen setzen uns für verbindliche, ambitionierte und weltweite Klimaschutzziele im Rahmen eines neuen Klimaschutz-Abkommens ein. Ab 2020 sollen alle Staaten darin Verpflichtungen übernehmen, um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen. Aus
unserer Sicht muss es zu einer langfristigen Angleichung der CO2- Emissionen pro Kopf kommen."
"Wir legen beim Klimaschutz ein hohes Gewicht auf den Emissionshandel. Er gewährleistet eine wirksame Emissionsbegrenzung zu den geringsten wirtschaftlichen Kosten."
Welch Ironie, das ist Schellnhuber pur...
Ja, da wären wir wieder bei Geden. Das 2°-Ziel wird als Beruhigungspille unters Volk gebracht, aber man tut nichts, um es zu erreichen. Das Volk ist zufrieden, das Ziel bereits verpasst.
Andreas
Andreas,
ReplyDeleteso weit ich weiß - kann mich aber irren - sind bis dato zwei Klimawisssenschaftler im WBGU, nämlich Schellnhuber und Rahmstorf. Das ist schon seit längerem so.
Biosprit - ich kann mir nicht vorstellen, dass im Rahmen der Abstimmungsprozesse nicht das Umweltministerium eine wesentliche Rolle bei der Ausformulierung gespielt hat. Genauso wie sich jetzt das Wirtschaftsministerium äußert.
Ghost, tut mir leid, wenn ich mich für Sie "widerlich" geäußert habe. ich wollte eigentlich nur sagen, daß mir Ihre Formulierung "Hartwell-Zwiebel Gruppe" (ernsthaft:) gut gefiel, so sprachlich. Werde versuchen zu vermeiden, Sie so unbeabsichtigt zu provozieren.
Lysenko - war meines Wissens kein Massenmörder sondern nur ein gewöhnlicher Mörder, der einige (wohl: wenige) Widersacher mithilfe staatlicher Gewalt aus dem Wege räumen ließ. Ganz aus eigennützigen, direkten Motiven.
@ Lenzer
ReplyDeleteMich beruhigt ungemein, dass es die von ihnen genannten FDP und Labohm (IPCC expert reviewier!) gibt, die bekanntermaßen absolut ideologiefrei an die Problematik herangehen.
Die Lyssenkoismus-Keule wird natürlich auch von ideologisch völlig unbelasteter Seite kräftig geschwungen, ist schon klar. Wird auch gerne genutzt, um eine sachorientierte Diskussion zu initiieren, meist aber erfolglos.
Andreas
@ Hans von Storch
ReplyDeleteZwei klingt vernünftig, Wechsel ist wünschenswert, zwei sollten es bleiben (und am besten nicht vom selben Institut!).
Wir könnten uns ja hier für die FDP mal auf Kandidatensuche machen.
Ich schlage mal Hans von Storch vor, für die gesunde Mischung. Hätten Sie Lust?
Andreas
Eben hat Axel Bojanowski eine ausführliche Story auf SPON gebracht: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/wbgu-neue-umwelt-politikberater-der-bundesregierung-berufen-a-897730.html
ReplyDeletedemnach ist Stefan Rahmstorf nicht mehr dabei, dafür findet man Peter Lemke vom AWI auf der liste.
@ Andreas
ReplyDelete"FDP-Labohm-IPCC-expert-ideologiefrei-Lyssenkoismus-Keule-ideologisch-völlig-unbelastete-sachorientierte-Diskussion" ?!?
Tja, was nun genau?!?
Vorbehaltlose Zustimmung aber zu Ihrem Vorschlag, HvSt in den WBGU zu wählen, selbst wenn's ihn da vermutlich nicht hindrängt. Wünscht man sich doch unbedingt eine Stimme unbestritten redlicher Wissenschaft nahe am Ohr der Staatsmacht.
Mit Heine: "Denke ich an den WBGU bei Nacht ..."
V. Lenzer
Ghost, vergaß klarzustellen. Die Netzwerkanalyse, die dem US House vorgestellt wurde, war von Edward J. Wegman; hatte mit mir nichts zu tun. Ich fand diese Analyse unergiebig und unnütz.
ReplyDeleteMir gefällt die Formulierung "Hartwell-Zwiebel" Bande. Wäre mal eine Alternative zum "großen Transformations- Freundeskreis". Das wäre allerdings ein ideologiewechsel! Denn eines ist klar: Ziel der WBGU ist Politikberatung zum Globalen Wandel. Und der Blick auf den Globus, gar auf die Welt und wie sie sich wandelt ist im Wortsinn eine "Weltanschauung". Was wiederum nichts anderes bedeutet als "Ideologie" - eine Vorstellung davon, wie die Welt ist. Und außerdem ist Ideologie eine geteilte Vorstellung einer Gruppe etc, klar.
ReplyDeleteUnd genau das hatte die FDP bzw. das Wirtschaftsministerium legitimerweise, wie ich finde, gefordert: einen Ideologiewechsel, vor allem auf dem Gebiet der Ökonomie. Und, wenn ich den Bojanowski Artikel bzw. die neuen Benennungen richtig deute, nicht bekommen.
Ein ganz anderes Problem ist, ob das Konzept "globaler Wandel" - das u.a. solchen Organisationen wie dem IGBP und den Erdsystemwissenschaften - zugrunde liegt, noch sinnvoll ist. Rein von der Prominenz her hat eigentlich der Begriff "Anthropozän" dem globalen Wandel inzwischen den Rang abgelaufen. "Politikberatung zum Leben im Anthropozän" - da könnte man dann auch noch andere Spezialisten in Fragen von Weltanschauung mit reinholen, aus Philosophie, Kulturwissenschaften und Kunst. Denn Anthropozän ist nicht notwendigerweise dasselbe wie "globaler Wandel" - noch birgt es vielleicht die Möglichkeit, die Welt und wie sie sich wandelt auch noch anders zu betrachten.
Werner, Hartwell-Zwiebel Gruppe hat aber eine interessante Abkürzung, die doch recht gut die dahinter liegenden spionösen Strukturen enthüllt. Merkt aber nur der Kenner ...
ReplyDeleteHanZerGnacker?
ReplyDeleteBojanowski versucht eine Legende zu konstruieren und entwirft das Bild eines tapferen, wissenschaftlich integren, von Interessenverbänden und Bürokratie unbeeindruckten, gegen politische Anfechtungen zähen Widerstand leistenden Gremiums.
ReplyDeleteDiese romantische Darstellung eines quasi heldenhaft gegen Partikularinteressen und deren Versuchungen, stattdessen aber für wissenschaftliche Aufklärung kämpfenden Zirkels ist lachhaft, mag sie auch bei der zitierten Düngergeschichte zutreffen. In Sachen Klimapolitik ist sie bloß ein Witz, rannte doch der WBGU in der Regel lauter weit geöffnete Türen ein und wurde von seiner politischen und bürokratischen Klientel, von den Medien ganz zu schweigen, ideologisch oft gar rechts überholt.
Mit Wissenschaft hat das alles wenig, mit Macht und Machtstreben dagegen viel zu tun. Karl Kuhn (post 3) fasst es knapp und zutreffend zusammen.
V. Lenzer
HZG?
ReplyDeleteDie lesthagenische Studentensottise:
Holzhelm Zuntrem Gasthecht
@Krauss
ReplyDeleteBande... schade, dass ihr nicht vier seid... hm. Jedenfalls war der Begriff nicht böse gemeint, nur manchmal kommt mir die Zwiebel sehr eingeschränkt vor. Immer dieselben, immer das selbe.
Ich hatte gerade Asimovs Foundation Triologie gelesen. Ich fand, da gab es Parallelen zwischen "Großen Transformationen" und "Avantgarden" und Asimovs Zweiter Foundation. Asimov hatte gar nicht die moralischen Probleme damit diskutiert. Vielleicht zu hohl für sie... aber ich fand es lustig, wie man die heutigen Diskussionen in Literatur aus Mitte des 20 Jh. wiederfindet. Naja, früher gab es sowas lustiges hier mal.
@topic
Aber wenn man einen Ideologiewechsel in der Ökonomie will,hätte man dann nicht die Ökonomen im WGBU austauschen müssen?
@HvS
ja, es war nur Prof Wegman. Tut mir leid. Ich würde sagen, die gesamte Anhörung war unnütz. Es kam dabei ja nichts rum, ausser das Prof Wegman seinen Ruf beschädigte.
@Andreas
genauso kam der Kompromiss über Biokraftstoffe damals zustande. Das ist ja eigentlich allgemein bekannt. Es war ja DIE Lösung: Autohersteller beruhigt, Bauern zufrieden, CO2-Emissionen sinken. Man glaubte ja, mit Biokraftstoffen schafft immer mindestens ein Null-Nummernspiel. Heureka. Naja, war doch nicht richtig. Fehler passieren, man muss sie nur korrigieren und nicht wiederholen.
Karl Kuhn #3: das mit Schneidewind verstehe ich nun auch nicht mehr - stand so in der SZ.
ReplyDeleteQuentin Quencher #5,
ja, da stimme ich zu, es geht hauptsächlich gegen die Große Transformation. Aber wenn ich Bojanowski richtig interpetiere, ist nun doch eher zu keinem Richtungswechsel gekommen, oder?
V Lenzer,
ja, das merkt man, der WBGU is not your cup of tea!
#25 sag ich doch, legasthenische Panzerknacker.
@ Werner Krauß
ReplyDelete"Und genau das hatte die FDP bzw. das Wirtschaftsministerium legitimerweise, wie ich finde, gefordert: einen Ideologiewechsel, vor allem auf dem Gebiet der Ökonomie."
Hätte die FDP in den letzten 4 Jahren Klimapolitik unterstützt, wäre ich geneigt, das zu glauben. Ich bin aber skeptisch und reiche mal andere Hypothesen nach:
Deutschland ist längst kein Vorreiter mehr in Sachen Klimaschutz, auch das 2°-Ziel wird grandios verfehlt werden. Mit Schellnhuber im WGBU wäre bald heftiger Gegenwind zu erwarten, vielleicht bleibt's in anderer Besetzung kuschelig.
oder:
Wie gezeigt ist das FDP-Programm durchdrungen von Schellnhuberscher Programmatik (2°-Ziel, pro Kopf-Ziele als verbindlicher Maßstab). Schellnhuber hat seine Aufgabe erfüllt, jetzt ist Zeit für die nächsten Schritte.
Noch ein Gedanke:
Ist eigentlich aufgefallen, wie die Politik die Haltung des WGBU beeinflusst? Man ist gewohnt, immer in der Gegenrichtung zu denken. Mir ist dies bei der überstürzten Energiewende aufgefallen. Die Verlautbarungen, dass ein Ausstieg aus der Kerntechnik kein Problem für CO2-Reduktionspolitik sei, kamen überraschend schnell und wirken im internationalen Vergleich etwas isoliert.
PS:
"Politikberatung zum Leben im Anthropzän". Sehr schön, da wäre ich am liebsten selbst drauf gekommen. Ja, darauf wird's hinauslaufen, da beginnt die Post-2°Ziel-Ära.
Andreas
Da hat sich doch eine Menge an Kommentaren aufgestaut und ich hab vielleicht was überlesen. Mich wundert warum niemand auf das Naheliegende kommt: dass Schellnhuber als Symbolfigur ausgetauscht werden soll signalisiert einen Wandel in der politischen Ausrichtung. Wenn in Kommentaren die Rede davon ist, Wandel sei immer gut, so hört sich das an wie Pfeifen im Walde.
ReplyDeleteDie Schwierigkeiten der Energiewende, gekoppelt mit dem Stocken der internationalen Klimapolitik und dem Verlust einer glaubwürdigen deutschen Vorreiterrolle legt eine Umorientierung der Politik nahe, Politiker werden wohl bald von einer Neu-Akzentuierung oder Ähnlichem reden.
@ Krauss
ReplyDelete"HanZerGnacker" fand ich auch Extraklasse, wurden wir doch sprachlich alle von Erika Fuchs sozialisiert.
Am 22.4. hätten wir uns hier an sie erinnert sollen und keiner hat daran gedacht ... auch nicht daran, dass Barks- und Fuchs'sche Paralleluniversum auf klimatologisch relevante Aussagen zu untersuchen.
Die Ergebnisse würden den wissenschaftlich/gesellschaftlichen Nutzen der WBGU ("Was Bedeutet Ganz Unterirdisch"?) vermutlich bei Weitem übertreffen.
Denken Sie allein an die Leistungen von Primus von Quack - - physiognomische Ähnlichkeiten mit lebenden Personen rein zufällig - das (un)heimliche Wirken von Phantomias, DoppelDuck, Zapotek und Marlin, Krantz, Klaas ...
Es fehlt ganz einfach an passenden Erikativen, um der Bedeutung Ihrer Assoziation verbal gerecht zu werden ...
V. Lenzer
Zunächst sollten die Industriestaaten mal ordentlich beim Rest der Welt abkassieren, weil wir den Temperatursturz seit der Bronzezeit aufgehalten und die Agrarproduktion auch noch kräftig mit CO2-Düngung hinterfüttert haben ... sagt Schellnhubers Wissenschaft. Mit der Kohle können wir sofort den erforderlichen Mauerbau einleiten und für die anschließende Große Transformation bleibt dann wohl auch noch was übrig. Alles total shiny also; man muß bloß konsequent der wissenschaftlichen Erkenntnis folgen.
ReplyDeleteReiner #29
ReplyDeleteDer spon-Artikel sagt was anderes: Hans Joachim Schellnhuber wird, wenn Axel Bojaowski Recht hat, nicht ausgetauscht. Auch die Neubesetzung sieht - auf den ersten Blick, der falsch sein kann - nicht nach einem Politikwechsel aus.
Die FAZ schreibt morgen, dass Rösler Schellnhuber und Schneidewind akzeptiert. Die Idee kam von Beamten des Wirtschaftsministeriums und nicht von Rösler. Sagt Rösler, das war jetzt kein Witz.
ReplyDeleteWenn ich spekulieren darf: Rösler gegen Altmaier, da hat Merkel überwiegen zugeschaut. Bei der Personalie Schellnhuber aber hat Rösler sich mit Merkel angelegt (und verloren).
Andreas
Ja, genau, so stehts in der faz-online
ReplyDeleteHallo, Umfragen können nur mit denen durchgeführt werden, die auch daran teilnehmen möchten. Von daher sehe ich solchen Statistiken, die aus Umfragen hervorgehen etwas skeptisch entgegen.
ReplyDeleteViele Grüße
Neuer WBGU jetzt offiziell:
ReplyDeletehttp://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/wbgu-bundesregierung-bestimmt-neue-umweltberater-a-898792.html
Eigentlich interessant, daß solche Berufungen meist so still und leise vor sich gehen. Auch dieses Mal hat man nicht viel gehört. Die Klimazwiebel war neben ein paar größeren Medien das einzige Organ, das Notiz nahm.