Monday, March 31, 2014

"Nobody on this planet is going to be untouched by the impacts of climate change"


Heute wurde der Bericht der Arbeitsgruppe 2 mit dem Summary for Policy Makers  offiziell veröffentlicht. Der WG2 hat zum Titel "Climate Change 2014: Impacts, Adaptation, and Vulnerability", die Überschrift der Pressemitteilung lautet: A changing climate creates pervasive risks but opportunities exist for effective responses. Damit wird von vorneherein klargestellt, dass wir es hier nicht mit einem einseitigen Alarmismus zu tun haben und dass Adaption längst Teil der Agenda ist, was ich als Reaktion auf die Diskussionen der letzten Jahre um den IPCC zurückführen würde. (An der Erstellung dieses Berichts wirkten übrigens zwei Klimazwiebelautoren mit, Hans von Storch als Leitautor und ich als "contributing author").

Ziel der Veröffentlichung des IPCC Berichts in drei Etappen ist sicherlich, die Weltöffentlichkeit kontinuierlich an das Thema Klimawandel zu erinnern, und die Medien nehmen den Ball routiniert auf. (Für wie lange das Interesse anhält, ist eine andere Frage). Interessant natürlich auch die Frage, wie weit man Unterschiede entlang nationaler Klimakulturen als auch klimapolitischer Ausrichtungen in den jeweiligen Medienberichten herauslesen kann.

Im Folgenden habe ich eine kleine Presseschau zusammengestellt:


 Der Guardian titelt: IPCC report: Climate change a threat to security, food and humankind "Warming is leading to more volatile weather patterns that are already reducing crop yields, the IPCC has warned." 

Der Fokus des Guardian Berichts ist auf den Auswirkungen des Klimawandels auf die Ärmsten dieser Welt:
At the forefront of those risks was the potential for humanitarian crisis. The report catalogued some of the disasters that have been visited around the planet since 2000: killer heat waves in Europe, wildfires in Australia, and deadly floods in Pakistan.
“We are now in an era where climate change isn't some kind of future hypothetical,” said Chris Field, one of the two main authors of the report.

Those extreme weather events would take a disproportionate toll on poor, weak and elderly people. The scientists said governments did not have systems in place to protect those populations. “This would really be a severe challenge for some of the poorest communities and poorest countries in the world,” said Maggie Opondo, a geographer from the University of Nairobi and one of the authors.

Die New York Times warnt Panel's Warning on Climate Risk: Worst is Yet to Come. Der Artikel betont die schlimmsten denkbaren Auswirkungen:
It cited the risk of death or injury on a wide scale, probable damage to public health, displacement of people and potential mass migrations.
“Throughout the 21st century, climate-change impacts are projected to slow down economic growth, make poverty reduction more difficult, further erode food security, and prolong existing and create new poverty traps, the latter particularly in urban areas and emerging hot spots of hunger,” the report declared.
The report also cited the possibility of violent conflict over land, water or other resources, to which climate change might contribute indirectly “by exacerbating well-established drivers of these conflicts such as poverty and economic shocks.” The scientists emphasized that climate change is not just a problem of the distant future, but is happening now.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung sieht den Weltklimabericht als eine ständige Mahnung an die Weltöffentlichkeit und lenkt den Blick auch auf die ökonomischen Auswirkungen:
Dürren, Überschwemmungen und Hungersnöte. Der Weltklimarat lässt nicht locker: Mit so viel Datenmaterial wie nie zuvor erhört er den Druck auf die Politik. Hunger, Krankheiten, Wetterextreme und schrumpfende Einkommen - was wird der Klimawandel kosten?

Die FAZ interessiert sich natürlich besonders für die ökonomischen Prognosen:
 Was die wirtschaftlichen Folgen angeht, könnte das globale Einkommen bei einer weiteren Erwärmung von zwei Grad um 0,2 bis zwei Prozent sinken. Zum ersten Mal hat der IPCC diese Zahlen öffentlich gemacht. Es seien aber auch Abweichungen von ein Prozent nach oben und unten möglich. Der Klimarat gibt zu bedenken, dass die Datenlage für längere und genauere Prognosen noch immer nicht ausreiche. Wie sich ökonomische Gewinne und Verluste bei einer derzeit absehbaren Erwärmung von vier Grad in diesem Jahrhundert entwickeln könnten, sei generell noch nicht ausreichend untersucht worden. Bislang jedenfalls beeinflussen nach Aussagen der Forscher andere Faktoren wie Altersstruktur, technische Fortschritte, Wohlstandsentwicklung und staatliche Regelungen die meisten Wirtschaftssektoren noch immer deutlich stärker als der Klimawandel.

Interessant die Reflektion über die wissenspolitische Bedeutung des Berichts im Kommentar von Joachim Müller-Jung:

Zu behaupten, dass aus alldem und auf achtundvierzig Seiten „Zusammenfassung für politische Entscheidungsträger“ ein neues Dokument der Panikmache gestrickt worden sei, ist unangebracht. Selbst die weltweiten Einkommensverluste von bis zu zwei Prozent bei einer Erhöhung der Durchschnittstemperatur um zwei Grad wurden vom Weltklimarat IPCC mit so vielen Hinweisen auf die begrenzte Datenlage versehen, dass klar ist: Hier wurde das politisch hochbrisante Thema mit spitzen Fingern angefasst und jede unsolide Zuspitzung zu vermeiden versucht. Der Grund dafür ist einfach: Der Weltklimarat, speziell die zuständige Arbeitsgruppe zwei, hatte sich mit Aussagen über Folgen und Risiken des Klimawandels ein ums andere Mal in Schwierigkeiten gebracht. „Unwissenschaftlichkeit“ lautete der Vorwurf vor wenigen Jahren. Das Eingeständnis, unseriöse Quellen verwendet zu haben, traf das ohnehin unter dem Verdacht des politischen Missbrauchs stehende Forschergremium hart. Der neue Weltklimabericht ist deshalb auch ein Versuch der wissenschaftlichen Rehabilitation.

Doch damit keine Missverständnisse aufkommen stellt der Autor am Schluss klar:

 Bisher wähnten sich viele da noch auf der sicheren Seite. Tatsächlich sind wir heute aber schon auf dem Weg zu einer Erwärmung um vier Grad bis zum Ende des Jahrhunderts. Natur und Gesellschaft sind verletzlicher als gedacht. Das ist weniger denn je zu bestreiten.

Auf spiegel-online liest Axel Bojanowski eine optimistische Komponente heraus: Weltklimabericht: UNO sieht Fortschritte im Kampf gegen globale Erwärmung.

Er listet die "wichtigsten Prognosen" in Kurzfassung auf, neben Ernährung, Gesundheit, Wirtschaftliche Entwicklung, Meeresspiegelanstieg etc auch zu
Kriege und Flüchtlinge
Der Klimawandel drohe "die Umsiedlung von Menschen zu erhöhen", schreibt der IPCC. Bislang gebe es allerdings kaum Hinweise auf Klimaflüchtlinge, räumt der Uno-Report ein; Prognosen seien aufgrund vieler anderer Einflüsse schwierig. Würde der Klimawandel die Knappheit lebenswichtiger Ressourcen verschärfen, drohten vermehrt Bürgerkriege, prognostiziert der IPCC. Der Zusammenhang ist allerdings umstritten.

Zum Schluss betont er noch einmal die ermutigende Seite des Berichts:
Fortschritte bei der Anpassung an den Klimawandel
"Gesellschaften haben sich immer an Klimaschwankungen anpassen müssen im Laufe der Geschichte, mit unterschiedlichem Erfolg", konstatiert der Uno-Klimareport. Die aktuelle Situation fasst der IPCC so zusammen: In Europa trieben Regierungen vor allem den Küstenschutz und das Wassermanagement voran. In Afrika kümmere man sich bislang vor allem um die Anpassung an Wetterkatastrophen. Auch in Asien baue man Frühwarnsysteme. Zudem gehe es dort zunehmend um die Vereinigung von Forstwirtschaft und Landwirtschaft - Bäume schützen den Boden vor Erosion. Viele Inseln verstärkten die Deiche. In Nordamerika finde Klimaschutz vorwiegend auf kommunaler Ebene statt, etwa mit Investitionen in alternative Energie. In Zentral- und Südamerika stehe der Landschaftsschutz im Mittelpunkt. Die Anpassungskosten für Entwicklungsländer beliefen sich voraussichtlich auf 70 bis 100 Milliarden Dollar pro Jahr, prophezeit der Klimarat, allerdings mit "geringem Vertrauen" in seine Vorhersage.

Und da die Nachrichten heute im Minutentakt über den Bildschirm flackern, hier schnell noch ein Link zu einem weiteren Bericht von Axel Bojanowski, der die Politik des IPCC betrifft: Transparenzoffensive: Das neue am UNO-Klimabericht:.
Die Debatte ums Klima läuft auf einen Konflikt zwischen armen und reichen Staaten hinaus. Im japanischen Yokohama haben politische Delegierte und Wissenschaftler eine Woche um die Zusammenfassung des Uno-Klimareports gerungen, dessen zweiter Teil am Montag veröffentlicht wurde. Vertreter ärmerer Länder hätten gefordert, Wetterkatastrophen eindeutig dem Klimawandel zuzuschreiben, berichten Teilnehmer.
Die Entwicklungsstaaten verlangen als Wiedergutmachung Zahlungen der Industrienationen, die aufgrund ihres Treibhausgasausstoßes wesentlich für den Klimawandel verantwortlich sind. Indes: Wissenschaftler tun sich schwer, konkrete Ereignisse dem Klimawandel anzulasten. Allenfalls Hitzewellen, höhere Sturmfluten und Sturzregen lassen sich zuweilen mit der Erwärmung in Zusammenhang bringen.

Er listet hier acht Punkte auf, welche die Veränderung hin zu mehr _Transparenz markieren: Neuer Umgang mit Fakten; Erwähnung von Unsicherheiten; Warnungen werden zuverlässiger; Klimarat schwächt Prognosen ab; heikles Thema Bioenergie gestrichen; Einschätzung menschlichen Verhaltens angepasst; wirkung weitereere Umwelteinflüsse einbezogen und: Unsicherer Einfluss des Klimas auf die Ernte.







78 comments:

  1. "Würde der Klimawandel die Knappheit lebenswichtiger Ressourcen verschärfen, drohten vermehrt Bürgerkriege, prognostiziert der IPCC."
    Bislang wurden Bürgerkriege insbesondere durch religiöse und politische Konflikte ausgelöst. Das wird sich wohl auch in Zukunft nicht ändern. Solange wir das nicht im Griff haben, scheint mir der Klimawandel (der übrignes nicht im industriellen Zeitalter erfunden wurde) von untergeordneter Bedeutung.

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  2. Reiner,

    der Guardian Kommentar ist großartig (und wer die Smiths gleich 2x zitiert hat sowieso recht).

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  3. Es fällt natürlich auf dass FAZ und Spiegel den IPCC ansatzweise distanziert und diskursanalytisch reflektieren, während der Guardian und die New York Times eher die prophets of doom Masche durchziehen.
    Doch unterm Strich bleibt transatlantische Nachdenklichkeit: extreme Wetterereignisse treffen die Armen härter als die Reichen. Wenn die Klimawandeldiskussion zu was nütze ist, dann dazu an diese Tatsache zu erinnern.

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  4. Hier das Video des IPCC über den AR2:
    http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=jMIFBJYpSgM

    Ich mag daran, dass die Botschaft nicht lautet "we are doomed", sondern dass bei aller Besorgnis ein Optimismus zum Ausdruck kommt, dass man ja einiges machen kann, um das Risiko zu minimieren.

    Auch der Einstieg (der Figur SPM1 beschreibt) ist gut: Das Risiko ergibt sich nicht alleine aus dem Klimawandel, sondern ist als Schnittmenge von Klimawandel, Exposition und Verletzlichkeit zu begreifen.

    Mitigation und Adaption sind daher die beiden zentralen Säulen, mit denen das Risiko verringert werden kann.

    Andreas

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  5. Andreas,

    vielen Dank für den Link zum Video, habs mir gleich angesehen. Ich habe die ersten zwei Minuten oder so immer nach dem "skip" button gesucht weil ich dachte dass sei irgend so ein bescheuerter Werbevorspann, bis ich gemerkt habe, hier sind wir schon mittendrin. Und dann läuft da Chris Field etwas linkisch über ein Feld, befühlt den trockenen Boden und dann geht die Kamera hoch, und es ziehen gefährliche Sturmwolken auf: das ist originaler "climate porn", oder? Manchal fallen kluge Bemerkungen, aber dann rast schon wieder ein Katastrophenbildersalat ohne Orts- oder Zeitangabe und ohne Kontext über den Bildschirm, so eine Art Schwarzenegger Movie für Arme. Risk, exposure, hazard - es ist alles begraben unter einer formalistischen Sprache. Da ist überhaupt kein Interesse für den Zusammenhang zwischen Teibhausgasemissionen und der Produktion von sozialer Ungleichheit. Das ist einfach nur sentimentalistischer "one world" Quatsch gemixt mit technokratischen world governance Illusionen. Entschuldigen Sie die harschen Worte, aber da verbleibe ich lieber mit dem von Reiner verlinkten Guardian Kommentar oder sehe mir nochmal den Smith Song Smith song"this joke isn't funny any more" an.

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  6. Werner,

    ich finde das Video profesionell gemacht und stylistisch nicht so schlimm. Das Hauptproblem ist doch, dass hier Probleme verlinkt werden, die nichts miteinander zu tun haben. Arme Menschen in Gegenden mit degradierten Ökosystemen sind am meisten vom Klimawandel gefährted. Ja HALLO. Die sind von ALLEM am meisten betroffen. Heute. Auch in einem stationärem Klima. Wenn eine Gesellschaft es nicht auf die Reihe kriegt, eine fatale Ausbeutung der Aquifere in den letzten 30 Jahren nicht zu stoppen (hallo Eduardo), wieso soll dann eine Adpation-Rhetorik was daran ändern? Wenn heute 1/2 Million Kinder pro Jahr an Malaria sterben, dann müssen wir uns um Adaption an eine Ausdehnung der Malariagebiete nach oben auf klimatschen Zeitskalen ganz dringend kümmern, ja? DAS REGT MICH AUF. Ja, Ungleichheit, Armut und Öko-Ignoranz machen Gesellschaften instabil und verletzlich. Das ist ein soziales Problem, das völlig unabhängig von Klimawandel schon seit langer Zeit nicht gelöst wird.

    Das Anflanschen dieser Probleme an die Physik der Atmosphäre ist doch nur ein Artefakt der eingebildeten Notwendigkeit, "irgendwas mit Adaption zu machen". Es gibt nun mal nur wenige Probleme, die hauptsächlich durch global warming entstehen, und für die es gleichzeitig eine "Adaptionslösung" geben würde. Das Resultat dieser unheiligen Konstruktion ist 1) dass die neoliberale Fraktion darin betätigt wird, dass dieses Klimazeug nur ein kommunistisches trojanisches Pferd ist, 2), dass Leute, die an gesellschaftlichen Veränderungen arbeiten, durch irrelevantes Klimazeug abgelenkt werden, und dass 3), Leute, denen an der langfristigen Erhaltung von menschenfreundlichen Bedingungen auf dem Planeten gelegen ist, von der Arbeit an globaler Emissionsreduktion, das Einzige um das es in diesem Kontext geht, abgelenkt werden.

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  7. „1) dass die neoliberale Fraktion darin betätigt wird, dass dieses Klimazeug nur ein kommunistisches trojanisches Pferd ist,„

    Das ist es auch, allerdings nur zum Teil. Meines Erachtens nach sind die Linken nur auf den Zug aufgesprungen, weil es sich so gut mit Kapitalismuskritik verbinden lässt und die Möglichkeit bietet, mit der Begründung Klimaschutz alle möglichen Regulierungsfantasien auszuleben.

    Zum verlinkten Video vom Andreas:

    Kommentare sind für dieses Video deaktiviert.
    Für dieses Video wurden Bewertungen deaktiviert.


    Ist auch irgendwie bezeichnend. Dass die Kommentarfunktion gesperrt wird, verstehe ich ja noch, aber die Bewertungen?

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  8. @Ben: "Bislang wurden Bürgerkriege insbesondere durch religiöse und politische Konflikte ausgelöst. Das wird sich wohl auch in Zukunft nicht ändern."

    Ohne jetzt ein Experte für Bürgerkriege sein zu wollen, aber verstärken Wirtschaftskrisen oder eine latent schwache Wirtschaft nicht solche Situationen? In der Geschichte fanden Bürgerkriege meist dort statt, wo man auch wirtschaftlich danieder lag. Da wo die Menschen Arbeit und sei es nur moderaten Wohlstand besitzen, wollen sie das nicht durch kriegerische Handlungen aufgrund von politischen oder religiösen Differenzen gefährden.

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  9. @Quentin Quencher: "Meines Erachtens nach sind die Linken nur auf den Zug aufgesprungen, weil es sich so gut mit Kapitalismuskritik verbinden lässt und die Möglichkeit bietet, mit der Begründung Klimaschutz alle möglichen Regulierungsfantasien auszuleben."

    Das mag vielleicht so sein. Was mich in dem Zusammenhang dann immer wieder erstaunt, in klimaskeptischen Foren hält man selbst die CDU und FDP für links-grüne Parteien. Solche Einschätzungen sagen aber weniger etwas über die Parteien aus als vielmehr über die Personen, die diese abgeben. ^^

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  10. The above reactions might be considered as a proof of the value of the video. Watching at it my impression was that raising such questions was a conscious goal of the video.

    In many ways the new WG2 report tells about the need to search for robust and balanced solutions. It's not written to promote mitigation as the only correct action.

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  11. It's not written to promote mitigation as the only correct action.

    And that is the problem with it, dear Pekka, and at the root of its communicative squishiness: Mitigation is the only correct action to sit atop the priority list now.

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  12. @ hvw

    "Das Hauptproblem ist doch, dass hier Probleme verlinkt werden, die nichts miteinander zu tun haben."

    Genau das ist mMn der Kern des Problems. Erfolgreiche Adaptionspolitik verknüpft untrennbar die Probleme des Klimawandels mit bestehenden Problemen.

    Ja, Malaria ist ein gutes Beispiel: Wenn es der Klimawandel mit sich bringt, dass sich die Anopheles-Mücke weiter ausbreiten wird, dann sagt das wenig aus über das zu erwartende Risiko. Es gibt einfache und billige Maßnahmen zur Eindämmung, good governance und wirtschaftlicher Aufschwung können da eine Menge bewirken.

    " Mitigation is the only correct action to sit atop the priority list now."

    Ich finde, das hat Chris Field im Video schöner diskutiert. Man braucht logischerweise beides. Adaption zeigt recht kurzfristig Wirkungen, Mitigation erst langfristig. Aber: Mitigation schafft erst die Möglichkeit, in der Zukunft Wahlmöglichkeiten in den Adaptionsmaßnahmen zu besitzen.
    Ansonsten bin ich ganz bei Pekka.


    @ Werner

    Mir war schon klar, dass das Video hier nicht auf Begeisterung stoßen wird, wir hatten das ja schon beim AR1. PR ist die Kunst, Menschen zu erreichen und Botschaften zu übermitteln. Das wird die Druckversion des WG2 nicht schaffen. PR-Profis, die ein Video drehen, schon eher. Ja, da wird mit Bildern, Emotionen etc. gearbeitet. So läuft es halt bei den Profis.
    Und: es hat in 12 min die Hauptbotschaften transportiert, wir diskutieren darüber. Das ist doch was, oder?

    Andreas

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  13. @ hvw

    "And that is the problem with it, dear Pekka, and at the root of its communicative squishiness: Mitigation is the only correct action to sit atop the priority list now."

    Hierzu mein ganz entschiedener Widerspruch. Dass der WG2-Bericht keine Prioritätenliste aufstellt sondern für jedes Problem analysiert, wie viel Risikominderung man durch Adaption bzw. durch Mitigation getrennt erreichen kann, halte ich für seine große Stärke.

    Gerade bei Adaption muss vor Ort ausdiskutiert werden, wie viel Risiko man tragen will und was vor Ort die besten Adaptionsstrategien sind. Dafür gibt es keine globalen Patentrezepte.

    Für mich ist auch völlig klar, dass im Sinne, dass im Sinne eines Risikomanagements Mitigation unverzichtbar ist. Ich denke, für die allermeisten Staaten wird das auch klar sein. Muss man es diesen dann schriftlich vorschreiben und unter die Nase halten oder dafür die diese Schlussfolgerung selbst ziehen?

    Andreas

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  14. Andreas,

    ich finde, dass Quentin Quenchers Kommentar zu dem Video ganz gut passt: man fragt sich, in welcher Welt die wohl alle leben. Die eine, im Video, ist vollkommen entpolitisiert (nur noch: adaptation, mitigation, resilience als Antwort auf vom Himmel gefallene risks), die andere, von Quentin Quencher, ist irgendwie hyperpolitisiert (Kampf gegen die bösen Kommunisten und Ökofaschisten). Irgendwie irre, beides wie aus der Zeit gefallen.

    Der Klimawandel, so man ihn ernst nimmt, hat beides verdient: eine bessere Repräsentation und bessere Kritiker.

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  15. @ Werner

    Ist der Bericht entpolitisiert? Dass hvw klare politische Vorgaben in Sachen Mitigation vermisst, spricht dafür.

    Bezüglich der Adaption weist er der Politik jede Menge Verantwortung zu: ihr entscheidet vor Ort, wie groß das Risiko bei den gegebenen Klimafolgen ist, ihr entscheidet darüber, wie das Risiko durch erfolgreiche Adaption zu begrenzen ist.

    Ist es das nicht genau, wofür man hier immer eintrat? Trennung von Wissenschaft und Politik, die Politik hat über Politik zu entscheiden.

    PS:
    Ja, Quentins Kommentar war bemerkenswert. Ersetzt man das Wort "Klimaschutz" durch etwas anderes, dann kann man ihn auch als Kommentar zu Uli Hoeneß etc verwenden.

    Andreas

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  16. @ Krauss

    „Der Klimawandel, so man ihn ernst nimmt, ...“

    Hier beginnt das Problem für mich, nämlich dahingehend, dass der Klimawandel für mich kein Problem darstellt, verglichen mit anderen Herausforderungen. Demzufolge halte ich auch jede Vermeidungs- oder Anpassungsstrategie für überflüssig. Insofern kann ich den Klimawandel nicht ernst nehmen und das Thema ist ein rein politisches, zum Teil aber auch philosophisches. Aus meiner Sichtweise natürlich.

    Was mich am meisten irritiert, sind die Trennlinien zwischen den verschiedenen Gruppen. Freilich gibt es Ökofaschisten, kommunistische Trittbrettfahrer und dergleichen. Aber durchgeknallte Typen gibt es bestimmt auch bei Taubenzüchtern oder Briefmarkensammlern, überspitzt ausgedrückt. Deshalb möchte ich die mal beiseite lassen. Auch die Klimaschützer die meinen, sie würden sich lediglich auf die Wissenschaft berufen, dabei aber persönliche Grundüberzeugungen politischer oder philosophischer Art, ausblenden. So weit wie möglich jedenfalls. Nebenbei, ich glaube dass dies nur sehr wenige Leute können, ich würde mich da nicht dazu zählen.

    Die Trennlinien, um darauf zurück zu kommen, verlaufen doch nicht zwischen neoliberal und sozialistisch oder konservativ, sondern zwischen Angst und Zuversicht. Vorm Klimawandel haben aber die wenigsten Leute Angst, also ist es ein Begriff, mit dem andere Ängste deutlich werden. Die vor Veränderung möglicherweise, also eher eine konservative Haltung.

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  17. Nachtrag: Für mich ist die Klimawandeldiskussion ein Stück weit eine Scheindebatte. Wir sollten über Nachhaltigkeit sprechen. Vorstellungen darüber halte ich für wirkmächtiger in Hinblick auf Entscheidungen. Die Betonung liegt auf Vorstellungen. Was stellen sich die Menschen unter Nachhaltigkeit vor, und ist diese in dynamischen Systemen überhaupt beschreibbar?

    Natürlich ist der Begriff durch die inflationäre Verwendung zum Puddingwort verkommen, welches sich in jede Form gießen lässt, dennoch existieren Grundannahmen darüber, die vor allem die Angst vor Veränderung ausdrücken. Dies allerdings in mehrfacher Hinsicht, denn die Veränderungen die gewünscht werden, je nach politischer Agenda, bedeuteten ja erst einmal, dass die Gegenwart nicht bewahrenswert ist, sondern ein Zustand angestrebt wird, der sozusagen ausbalanciert ist. Damit sind aber wieder die Naturwissenschaftler gefragt: Wo gibt es ausbalancierte Systeme, und wo sind sie unmöglich?

    „Wer stehen bleibt, fällt zurück“ ist ja so ein Spruch den Sozialisten und Kapitalisten gleichermaßen verwenden, weil es die Dynamik aller unserer umgebenden Systeme ausdrückt, eine Dynamik die mache überfordert und die deshalb romantischen Nachhaltigkeitsvorstellungen anhängen.

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  18. Quentin Quencher,

    tut mir leid, aus der Nummer (#8, erster Teil) kommen Sie hier nicht mehr raus. Ihre Bemerkung in #8 zur Sperrung der Kommentarfunktion beim IPCC Video ist interessant, sparen Sie sich den Rest doch einfach für scienceskeptical, da gehört das hin.

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  19. Andreas,

    ich glaube, dass es "hier" zur Trennung von Politik und Wissenschaft ganz unterschiedliche Meinungen gibt. Für mich als Ethnologen ist interessant, wer die Trennlinie wo, warum und wie zieht. Der Boden, auf dem Chris Field in dem Video steht, die Pflanze, die er in die Hand nimmt, das Unwetter das heraufzieht, die Hautfarbe der Menschen, die ins Bild kommen, wer dankbar spricht und wer erklärt - all das bedeutet etwas, gehört jemandem, macht etwas, ist eingebunden in Diskurse, Materialität, Besitz, Gedanken, Kämpfe - eben Politik. Der Versuch, die Welt auf bloße Sachverhalte wie "Vulnerabilität, Resilienz, Exposure, risk" etc zu reduzieren heißt für mich, die Welt zu entpolitisieren. Am Ende eines solchen Versuches steht die vermeintliche Objektivität des (anglo-amerik. geschulten) Wissenschaftlers, der den "Einheimischen" sagt, so, nachdem ich gesprochen habe, dürft ihr auch noch ein bißchen entscheiden - als ob alle Menschen an Entscheidungsprozessen gleichermaßen beteiligt wären und alle oben genannten Faktoren wie Status, Rasse, Klasse, Nation usw. sich in Luft aufgelöst hätten. Das ist doch postkolonialer Quatsch in Reinform, mit der Wissenschaft als Vorreiter geopolitischer Strategien.

    Das summary for policymakers ist sowieso per definitionem ein Hybrid aus Politik und Wissenschaft, und der Bericht selbst: ein riesiges Sammelsurium, in dem man nachschlagen kann, was Stand in den einzelnen Feldern ist, die von Wissenschaftlern beackert werden. In dem Feld, an dem ich schreibend beteiligt war - decision making - läuft mehr oder weniger unterschwellig die Ahnung mit, dass nicht Wissenschaft den Menschen erklärt, was auf sie zukommt und worüber sie in Zukunft werden entscheiden müssen, sondern dass Wissenschaft in Zukunft versuchen muss, lokale Verhältnisse zu verstehen um partizipieren zu können und gemeinsam mit Menschen Wissen zu produzieren, um besser zurecht zu kommen. Das ist etwas ganz anderes als die Behauptung einer Trennung von Wissenschaft und Politik. Aber das ist natürlich nur meine Lesart, und wer genau liest merkt die vielen Widersprüche in der Wissenschaft selbst, was geht und was nicht geht. Vielleicht kann man ja auch in anderen Teilen oder mit anderen Augen rauslesen, dass Wissenschaft sagt, so ist es und nun macht mal schön - kann schon sein, aber damit wollte ich nichts zu tun haben.

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  20. Quentin Quencher #18 Nachtrag:
    hatte ich übersehen, Ihren Nachtrag, sorry. Schon irgendwie interessant, aber auch hier: das hat doch nichts mit der Veröffentlichung von IPCC WR2 zu tun! Vielleicht hat mal jmd. Lust, einen Beitrag über Nachhaltigkeit hier anzuzetteln, ansonsten kann man doch auf scienceskeptical nachlesen, warum die Ökos doof sind und Nachhaltigkeit auch.

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  21. @ Krauss

    „das hat doch nichts mit der Veröffentlichung von IPCC WR2 zu tun!“

    Direkt nicht, schon klar. Aber mindestens genau so viel wie damit:

    „als ob alle Menschen an Entscheidungsprozessen gleichermaßen beteiligt wären und alle oben genannten Faktoren wie Status, Rasse, Klasse, Nation usw. sich in Luft aufgelöst hätten.“

    Wobei ich dieser Aussage unbedingt zustimmen möchte.

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  22. Andreas, #14

    Gerade bei Adaption muss vor Ort ausdiskutiert werden, wie viel Risiko man tragen will und was vor Ort die besten Adaptionsstrategien sind. Dafür gibt es keine globalen Patentrezepte.

    Das würde voraussetzten, dass man lokales Risiko quantifizieren oder zumindest (für eine konkrete Planung) hinreichend beschreiben kann. Ich bin völliger Laie, was Adaptionsmassnahmen per se angeht, aber ich weiss etwas über Zuverlässigkeit und Unsicherheiten von Downscaling. Wenn ich das zusammennehme mit der Vorstellung, dass Adaption auf lokaler Skala passiert, bleibt nicht mehr viel übrig, was als Grundlage für klimawandelspezifische Adaptionsmassnahmen taugt. Was übrigbleibt, sind schwierige Probleme, die heute schon Probleme sind, an denen schon seit Jahrzehnten mit wechselndem Erfolg gearbeitet wird, die durch die globale Erwärmung auf lange Sicht noch verschärft werden (Bes. "Entwicklungsländer, Wasserressourcen, Nahrungsmittelsicherheit, Ökosystem-Degradierung, Resilience, capacity building, ... etc.). Der Blick auf Klimawandel kann hier vielleicht ein paar Prioritäten verschieben, ist aber im grossen und ganzen nicht prioritär. Das zählt alles nicht für Versuche, "Apadaption" als Alternative oder Ergänzung zur Emissionsreduktion darzustellen.

    Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, WGIIAR5 hat bei einem ersten oberflächlichen Scan diese Hypothese bis jetzt bestätigt. Also: Welche konkreten (wo und was und wogegen) "Adaptionsmassnahmen" (die nicht auch ohne Klimawandel nötig wären) gibt es denn / sind geplant / könnten geplant werden? Bitte Liste ergänzen:

    1) Meeresspiegelanstieg, Küstenschutz, höhere Dämme als ohne GW nötig wären, D, NL, ..
    .....

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  23. hvw:

    "Das würde voraussetzten, dass man lokales Risiko quantifizieren oder zumindest (für eine konkrete Planung) hinreichend beschreiben kann."

    Gut ausgedrückt, und für mich folgt daraus, dass Kosten der Adaptation an Klimawandel schwieriger zu isolieren und damit auch zu legitimieren sind.

    Mitigation (i.S. von Verhinderung eines weiteren Anstiegs der GHG-Emissionen) ist in intellektueller Hinsicht leichter zu rechtfertigen und umzusetzen. Den CO2-Gehalt der Luft kann man sehr einfach messen und hat damit gleichzeitig einen guten Erfolgsparameter (sofern man sich das Ziel setzt, dass sich dem Vorsrgeprinzip folgend die Zusammensetzung der Atmosphäre möglichst nicht ändern sollte). Wo der derzeitige Anstieg herkommt, ist auch relativ gut bekannt. Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass man erst mal versucht hat, mit Mitigation anzufangen. Aber die Opportunitäts- und Transaktionskosten globaler Mitigation sind sehr hoch, und der diskontierte Gegenwartswert des Nutzens unsicher. Und da ist noch was: Nehmen wir mal an, es gelänge, den CO2 Anstieg auf phantastische 400ppm ab morgen zu begrenzen. Springen wir nun ins Jahr 2100. Die Temperaturen könnten dann weltweit z.B. noch die gleichen wie heute sein. Dann wird die Welt also viel Geld dafür ausgegeben haben, dass nichts passiert ist, ohne den Beweis, dass andernfalls etwas schlimmes passiert wäre. Keine Ahnung, wie unsere Nachfahren damit umgehen würden - aber vermutlich würden sie drüber lachen.

    Adaptation als lokale Maßnahme: Fahren auf Sicht. Also wo das Meer anhaltend ansteigt, mehr Küstenschutz. Wo es trockener wird, Investitionen in genetisch modifizierte trockenresistente Crops. Und meinetwegen mehr Polizisten wegen steigender Kriminalität. Und so weiter. Das Legitimationsproblem liegt hier aber gegenüber Mitigation umgekehrt: es hat sich lokal was verändert, deswegen machen wir was dagegen und geben dafür Geld aus, aber wieviel von diesen Änderungen und den daher nötigen Ausgaben kann dem Klimawandel zugeschrieben und damit sozusagen gesondert geplant werden?

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  24. Ein interessanter Artikel im Atlantic, der den WG2 Bericht als ein "manual for adapting" nennt und damit einen shift vom bisherigen Fokus auf "Klimawandel stoppen" hin zu "Klimawandel managen" markiert:
    The UN's New Focus: Surviving, Not Stopping, Climate Change

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  25. "Freilich gibt es Ökofaschisten..."

    Ich habe eigentlich nie begriffen, was das eigentlich sein soll. Und wer das sein soll. Selbst beharrliches Nachfragen in diversen Skeptikerforen nach konkreten Definitionen brauchte kaum Aufklärung.

    "Vorm Klimawandel haben aber die wenigsten Leute Angst, also ist es ein Begriff, mit dem andere Ängste deutlich werden."

    Vor der Herausforderung Klimawandel habe ich auch keine sonderliche Angst. Aber Respekt. Ich halte es für eine globale Herausforderung, bei der ich optimistisch denke, dass man entsprechende Lösungstechniken entwickeln wird (und schon dabei ist). In dem konkreten Fall halte ich es für wichtig, dass man auf die Bekämpfung der Ursache (steigende Treibhausgas-Emissionen) besonders Augenmerk legt.

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  26. @Karl Kuhn: "Und da ist noch was: Nehmen wir mal an, es gelänge, den CO2 Anstieg auf phantastische 400ppm ab morgen zu begrenzen. Springen wir nun ins Jahr 2100. Die Temperaturen könnten dann weltweit z.B. noch die gleichen wie heute sein. Dann wird die Welt also viel Geld dafür ausgegeben haben, dass nichts passiert ist, ohne den Beweis, dass andernfalls etwas schlimmes passiert wäre. Keine Ahnung, wie unsere Nachfahren damit umgehen würden - aber vermutlich würden sie drüber lachen."

    Ich verstehe nicht so ganz, was das bei einer Risikoanalyse bringen soll, wenn man nur ein mögliches Ereignis isoliert betrachtet. Das wäre so, als wenn man auf den Fall hinweist, dass man sein Leben lang in Versicherungen eingezahlt hat und am Ende gar keinen Schadensfall zu begleichen hatte. Ja, das kann passieren. Aber das ist ja kein Grund, kein Versicherungen mehr abzuschließen.

    Herr Kuhn, mag sein, dass ich die Intention Ihres "Und da ist noch was"-Arguments nicht verstanden habe, dann tut es mir leid.

    MfG
    S.Hader

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  27. Tja, die googelei nach Ökofaschismus liefert mal locker 20.000 Treffer - und Science Skeptical gleich auf Platz 5.

    Wen es interessiert: Daß die Ideen Pentti Linkolas durchaus nicht ohne Einfluß sind, weiß ich aus eigener Erfahrung und diversen Diskussionen mit Aktivisten aus Umweltverbänden.

    Das Böse ist halt attraktiv und überlebt irgendwie immer, unterhalb der Sichtweite der meisten Menschen. Es sucht sich trojanische Pferde - wie die Klimadebatte - um sich in geschützten Räumen zu zeigen, in denen es nur schwer angreifbar ist. Zum Glück gibt es immer Menschen, die dem nicht auf den Leim gehen. Weil sie derlei Mechanismen erkennen und hinterfragen. Das wäre doch mal eine interessante Studie für einen Ethnologen, Herr Krauss:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Pentti_Linkola

    "Ziel der Weltanschauung Linkolas wäre es, die Weltbevölkerung mit allen möglichen Mitteln – am besten durch einen dritten Weltkrieg – auf mindestens ein Viertel zu reduzieren und diesen Bestand durch strenge Geburtenkontrolle zu halten. Die dann Überlebenden sollten ohne Strom und alle anderen Annehmlichkeiten der modernen Zivilisation ihr Leben als Fischer, Bauern und Handwerker in einer durch Diktatur regierten Gesellschaft fortführen. Auf diese Weise will er den Fortbestand der Erde sichern und den „homo destructivus“ an seinem zerstörerischen Tun hindern."

    Vielleicht aber auch besser für einen Psychologen.

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  28. @ hvw

    "aber ich weiss etwas über Zuverlässigkeit und Unsicherheiten von Downscaling. Wenn ich das zusammennehme mit der Vorstellung, dass Adaption auf lokaler Skala passiert,..."

    Adaption ist immer lokal, auch bei globalen Problemen wie z.B. Meeresspiegelanstieg. Es wird lokal zu entscheiden sein, wo man weichen wird und wo man viel Geld in Dämme investiert. Liegen dort besondere Reichtümer, oder gar Weltkulturerbestätten?

    "bleibt nicht mehr viel übrig, was als Grundlage für klimawandelspezifische Adaptionsmassnahmen taugt. Was übrigbleibt, sind schwierige Probleme, die heute schon Probleme sind, an denen schon seit Jahrzehnten mit wechselndem Erfolg gearbeitet wird, die durch die globale Erwärmung auf lange Sicht noch verschärft werden"

    Warum ist Ihnen das "klimawandelspezifisch" so wichtig? Sie schreiben ja selbst, dass viele Probleme bereits bestehen und in Zukunft verschärft werden. Wenn GB jetzt in Hochwasserschutz investiert, müssen wir dann aufdröseln, wie viel als klimawandelspezifische Anpassung investiert wurde und wie viel als Anpassung gegen natürliche Extremwetterereignisse?

    Irgendwie klingt das so, als hätten Sie Verlustängste. Ängste, die einfachen Argumente zu verlieren, warum Mitigation unumgänglich ist, Risikomanagement ist da schon etwas komplexer.

    Fällt Ihnen auf, dass wir nur Beispiele behandeln, wie Menschen direkt betroffen sein werden? Wir reden da in der Sprache der Ökonomen von den managed bzw. manageable Systemen, wo natürlich dann auch Chancen bestehen, durch kluges Management einen Teil der Schäden abzuwehren.

    Warum reden wir nicht über die unmanageable systems? Z.B. bewirkt die Versauerung der Ozeane Gefahren von Artenverlusten kaum kalkulierbaren Ausmaßes. Sie fragten nach Beispielen von klimawandelspezifischen Adaptionsmöglichkeiten, die Antwort lautet hier: null.
    Auf wie viele Arten, Ökosysteme etc. kann der Mensch verzichten, ohne irgendwann existenziell betroffen zu sein? Das sind m.E. die ganz großen Risiken, aber diese laufen nicht auf kurzen Zeitskalen begrenzt auf 2100 ab, das dauert länger.

    Andreas

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  29. Unser Dissenz lässt sich im Kern darauf zurückzuführen, dass wir unterschiedliche Erwartungen an einen IPCC-Bericht über Klimafolgen haben.

    Wenn ich hvw richtig verstehe, dann hätte er am liebsten Klimafolgen als Begründung, warum Mitigation zwingend notwendig ist.

    Das erscheint mir etwas altmodisch, die Zeiten, wo man glaubte, durch Mitigation den Prozess rechtzeitig stoppen zu können, sind vorbei. Wer glaubt noch an die 2°? Wer betrachtet heute noch Mitigation und Adaption antagonistisch??

    Wir haben uns doch bereits auf eine substanzielle Erwärmung festgelegt, da erscheint es doch mehr als logisch, dass man sich in einem Bericht über die Folgen überlegt, wie man damit umgeht.

    Ich sehe da einen ganz pragmatischen Ansatz: Man geht von einer bestimmten Erwärmung aus (z.B. 2° oder 4°) und untersucht dann, inwieweit man mit den Folgen fertig werden kann.

    Ich finde diesen pragmatischen Ansatz ausgesprochen gut, ich habe in der Summary anderes vermisst:
    Ich fand den Rahmen zu konservativ gesetzt. Was ist mit den Risiken bei +6° z.B., ist das im Laufe des 22. Jhd. ein Ding der Unmöglichkeit? Und mehr noch: für mich sind im Risikomanagement die tail risks von großer Bedeutung, warum finde ich dazu nichts in der Summary?

    Kerry Emanuel hat dazu vor wenigen Tagen etwas Interessantes geschrieben, Tail risk vs. Alarmism, mit dem Tenor: die gegenwärtige Kommunikation der Risiken ist unvollständig, siehe http://climatechangenationalforum.org/tail-risk-vs-alarmism/

    Andreas


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  30. "dissenz"
    Oh mein Gott, peinlich. Warum habe ich nicht einfach "Meinungsverschiedenheit" geschrieben?

    Andreas

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  31. Peter Heller #29

    "Das wäre doch mal eine interessante Studie für einen Ethnologen, Herr Krauss"

    Tut mir leid, Herr Heller, aber mit Ihrer chronischen Ökophobie müssen Sie schon alleine fertig werden.

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  32. Andreas,

    das finde ich auch, die Erwartungen an den IPCC Bericht sind natürlich zentral für die Beurteilung.

    Mir fällt dabei auf, dass der IPCC Bericht ja nicht der Alltagslogik folgt, sondern einer ganz eigenen: er spricht zu "der Politik" und addressiert "die Menschheit". Für konkrete Menschen oder Gruppen ist das natürlich Quatsch, irgendwie, zu sagen: jetzt, da wir die 2 Grad Marke nicht erreichen, müssen wir Anpassung thematisieren. Auf die Idee kann nur Wissenschaft kommen. Die Menschen "vor Ort" oder unterwegs leben ja schon lange mit einem unzuverlässigen Wetter und werden das weiterhin tun.
    Der IPCC Bericht ist aber u.U. für viele Menschen, die nicht die Mittel haben, schwierige Wetterlagen zu meistern, ein oft wichtiges und wirksames Hilfsmittel: mit Verweis auf den IPCC und die Weltgemeinschaft können sie manchmal ihre Regierungen darauf aufmerksam machen, dass vor Ort etwas nicht stimmt oder sonstwie ihre Interessen durchsetzen. Will damit sagen: in Ungarn und anderen osteuropäischen Staaten spielte z.B. in den achtziger Jahren die Umweltbewegung eine wichtige Rolle in der Durchsetzung von Pressefreiheit und anderen demokratischen Rechten - Dinge, die man nicht voneinander trennen kann. Wer weiß, welche Rolle der IPCC in chinesischen Provinzen spielt, die von Umwelt- und Wetterkatstrophen heimgesucht werden: vielleicht ist er auch hier ein Baustein, auf den die Leute vor Ort verweisen können trotz fehlender Meinungs- und Pressefreiheit? Vielleicht muss man solche Dinge beim IPCC Bericht immer mitdenken, um seine eigentliche Wirkung einschätzen zu können.

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  33. Andreas,

    Der Kerry Artikel über tail risk, auf den Sie verlinken, ist toll. Allein das Bild mit dem kleinen Mädchen an der Straße ist großartig. Das Beispiel ist: Das Mädchen weiß nicht, ob es über die Straße kann und fragt einen Erwachsenen. Der sagt, eigentlich dürfte nichts passieren. Er könnte aber auch das Mädchen auf die Fußgängerampel hinweisen, das wäre anständiger als es auf die 1% statistische Unfallgefahr hinzuweisen.
    Korrekt wiedegegeben? Prima Beispiel für die völlige Weltfremdheit von Statistik. Das natürliche Habitat für die Statistik ist die jeweilige wiss. Disziplin, die ihrer ganz eigenen Systemlogik folgt. Die fehlende Übersetzung von wiss. Logik in Alltagswirklichkeit ist ein Kennzeichen der Klimadebatte - zum einen ist der kindliche Glaube an "die Wissenschaft" daran schuld, zum anderen ist das einfach ein schwieriges Problem, weil dazwischen steht: das Leben.

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  34. @ Krauss

    Warum das Wort Phobie in letzter Zeit eine solch inflationäre Verwendung in der politischen Auseinandersetzung erfährt, sollte auch mal untersucht werden.

    Homophobie, Islamphobie, Ökophobie. Kritiker die Argumente vorbringen wird eine Geistesstörung unterstellt. Das ist eigentlich noch peinlicher als reine ad hominem Angriffe.

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  35. Lieber Herr Krauss,

    das Thema Ökofaschismus wurde oben von Quentin in die Debatte gebracht. Offensichtlichen Zweifeln an der Relevanz wollte ich entgegentreten.

    "Tut mir leid, Herr Heller, aber mit Ihrer chronischen Ökophobie müssen Sie schon alleine fertig werden."

    Muß ich nicht. Ich habe kaum drei Seiten dazu geschrieben. Andere können das besser und erreichen dann irgendwann auch die Lernunwilligen (Jutta Ditfurth: "Entspannt in die Barbarei").

    Tut mir leid, Herr Krauss, aber wenn man Ted Kaczynskis Manifest neben Ihre #34 oben legt, kann man zumindest lernen, was Naivität bedeutet.

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  36. Aber der Ökologismus ist meiner Meinung nach zu weiten Teilen humanophob, mit der Meinung stehe ich nicht allein, darauf gebracht hat mich eine Sendung aus der Reihe Philosophie bei Arte.

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  37. Ein exzellenter Artikel zum Thema in The Conversation, von zwei, hörthört, Naturwissenschaftlern:

    "Time to separate weather resilience from climate change"

    https://theconversation.com/time-to-separate-weather-resilience-from-climate-change-25058

    Conclusion:

    "There is no single quick-fix or single-cause solution to the problem of human vulnerability to environmental changes. Nor will we ever be able to mitigate completely against natural disasters. The first step is recognising that looking for solutions to weather disasters by addressing climate change is not necessarily the best use of resources. But, there are sensible approaches that can be implemented now to address both."

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  38. Hier beginnt das Problem für mich, nämlich dahingehend, dass der Klimawandel für mich kein Problem darstellt, verglichen mit anderen Herausforderungen. Demzufolge halte ich auch jede Vermeidungs- oder Anpassungsstrategie für überflüssig. Insofern kann ich den Klimawandel nicht ernst nehmen und das Thema ist ein rein politisches, zum Teil aber auch philosophisches. Aus meiner Sichtweise natürlich.
    .
    Nicht nur aus Ihrer. Aus meiner auch. Darüberhinaus ist dies auch die dominante Meinung in meinem Freunden und Familenkreis.
    Für mich war der Klimawandel immer eine Tautologie und in den 1000en von Klimablogseiten die Ich seit 10 Jahren gelesen habe, habe Ich immer noch nicht begriffen wie es für einige Leute ein wichtiges Thema sein kann.
    .
    Mein Interesse daran ist rein wissenschaftlich - nicht mehr und nicht weniger als die Frage ob die Navier Stokes Gleichungen eine einzige kontinuierliche Lösung erlauben.
    Denkt jemand wirklich ernst dass dieses Thema eine wichtige Rolle für die Erde (oder die Menschheit) in den nächsten Jahrhunderten oder Jahrtausenden spielt?
    Falls ja dann bleibt nur zu hoffen dass diese Leute wieder langsam aussterben was sicher die wahrscheinlichste Hypothese darstellt.


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  39. Andreas, Werner

    das Problem der tail risks und ihrer Kommunikation ist vor allem deshalb interessant weil man ja die tails an beiden beiden Enden in Betracht ziehen muss. Tut man das, kann man kaum noch von wissenschaftlichem Konsens sprechen, sondern von erheblicher Unsicherheit. Das ist aber nicht die Botschaft, die die Klimawissenschaft in den letzten 30 Jahren vermittelt hat.

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  40. @ Werner Krauss

    "Er könnte aber auch das Mädchen auf die Fußgängerampel hinweisen, das wäre anständiger als es auf die 1% statistische Unfallgefahr hinzuweisen.
    Korrekt wiedegegeben? Prima Beispiel für die völlige Weltfremdheit von Statistik."

    Seh ich so ähnlich ... das Beispiel hinkt, weil mal wieder der Zeitfaktor unter den Teppich gekehrt wird. Wie wahrscheinlich ist es denn, dass wir diese Katastrophen in 2100, ach, leider erst einen Tag vorher mitkriegen und deswegen gar keine Chance mehr haben zu reagieren.

    Das ist so, als würde man dem Mädchen weismachen wollen, es wäre gefährlich, die Straße zu überqueren, weil es dann in 100 Jahren von einer 0,5 km/h fahrenden Dampfwalze überrollt werden könnte.

    Im Ernstfall tödlich, aber rechtzeitig erkennbar.

    Und im Moment ist eben nichts dramatisches erkennbar, außer in Simulationsmodellen. Und durch Spökenkieker.

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  41. "Nobody on this planet is going to be untouched by the impacts of climate change"
    .
    I would like to comment on this statement too.
    There are 2 ways to interpret it.
    First is a direct first degree interpretation.
    Translates as "The changes in the long term averages of the dynamics of the Earth system will "touch" every living person on the Earth."
    .
    In that sense the statement is trivially wrong despite the ambiguous use of the verb "touch". At least myself and my family will NOT be "touched" in any way by changes of averages on decadal time scales. I can prove it and I am sure that if a poll was made, millions of other people would certify that they are not and will not be "touched" by such changes either.
    .
    Because the first interpretation leads to conclude that the statement is wrong, stays the second interpretation.
    Even if the climate change itself will definitely not "touch" everybody, this doesn't imply that human actions justified by real or imagined causalities governed by physical parameters (temperature, pressure, cloudiness etc) have not the potential to indeed touch everybody.
    The statement then translates "If we have the say, then the measures that we will decide and justify by the climate change will touch everybody on this planet."
    .
    Here my proof by contradiction doesn't work because I am and will definitely be touched by the measures decided (carbon tax, power price increase, biofuels etc) too.
    However because this case where the statement is true has not so much to do with climate change (e.g laws of physics) as with measures, laws and policies, I may disagree and if we are enough, we will prove that even a true statement is not necessarily relevant for the real world.

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  42. @ Werner Krauß

    Zu #34:
    Interessanter Gedanke. Ja, vielleicht könnten IPCC-Berichte in der Tat dazu führen, dass Menschen in China, Afrika oder anderswo ihr Schicksal nicht mehr als Laune der Natur auffassen, sondern als Menschenwerk. Hab ich noch nie drüber nachgedacht, danke für den Hinweis.


    Zu #35:
    "Kerry-Artikel" ist missverständlich, könnte man mit John Kerry verwechseln. Nein, es ist Kerry Emanuel, einer der wenigen Klimaforscher, der sich immer noch zu den Republikanern zählt.

    Ok, das Beispiel mit dem Mädchen ist vielleicht schlecht gewählt. Sollte uns aber nicht daran hindern, über die zentrale These nachzudenken, die lautet, dass die Kommunikation der Risiken momentan unvollständig kommuniziert wird. Wer es versucht, kriegt die "Alarmismuskeule" auf den Kopf gehauen.

    Andreas

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  44. Quentin Quencher,
    ich bitte Sie sich zu mäßigen. Sie sind hier nur Gast.

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  45. Andreas,

    ja, "Kerry Artikel" ist wirklich missverständlich, danke für die Korrektur, es muss natürlich Kerry Emanuel heißen, von dem ich das wunderschöne Buch "Divine Winds. The history and science of hurricanes" besitze. Ich wusste nicht, dass er Republikaner ist - das hält einen ganz offensichtlich nicht davon ab, kluge Gedanken zu haben. Eben wie das mit tail risks. Das Beispiel mit dem Mädchen finde ich sehr einleuchtend, übrigens.

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  46. @Reiner Grundmann, #41

    "das Problem der tail risks und ihrer Kommunikation ist vor allem deshalb interessant weil man ja die tails an beiden beiden Enden in Betracht ziehen muss."

    Das ist falsch.

    Zu Erklärung taugt vielleicht ein Blick auf ein allgemeines Instrument der Risikoanalyse, dem "Risikodiagramm", hier, z.B:
    Risikodiagramm

    Der linke Schwanz der Verteilung, den sie für wichtig halten, entspricht immer der linken unteren Ecke im Risikodiagramm (geringe Eintretenswahrscheinlichkeit, geringe Tragweite), ist also völlig irrelevant für Risikomanagement.

    Die Musik spielt 1) in der gesellschaftlichen/politischen Verhandlung des Akzeptanzbereichs (das Gelbe), und 2) speziell im Fall der globalen Erwärmung und Emanuel's "tail-risk" (er benutzt "risk" hier mit unüblicher Bedeutung) der Quantifizierung des Schadens (wie weit rechts sind wir für Ereignisse, die ziemlich weit unten liegen?)

    Oder kürzer: Die Aussage "Es gibt sehr unwahrscheinliche Fälle, bei denen die Auswirkungen extrem klein sind" stimmt wohl fast immer - und hilft exakt gar nichts. Muss man deshalb nicht kommunizieren.

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  47. Andreas,

    es ist sicherlich schwer vorauszusagen, was ein IPCC Bericht vor Ort vor Auswirkungen hat. Die Ethnologin Anna Tsing hat das mal am Beispiel von globalen Abkommen zum Schutz von Regenwäldern in Indonesien untersucht. Ihr Buch Friction. An ethnography of global connection" gibt eine Ahnung davon, welche Dynamik ein Bericht wie der vom IPCC vor Ort zwischen unterschiedlichen Gruppierungen entfalten kann. Der Klappentext gibt davon einen Eindruck:

    "She focuses on one particular "zone of awkward engagement"--the rainforests of Indonesia--where in the 1980s and the 1990s capitalist interests increasingly reshaped the landscape not so much through corporate design as through awkward chains of legal and illegal entrepreneurs that wrested the land from previous claimants, creating resources for distant markets. In response, environmental movements arose to defend the rainforests and the communities of people who live in them. Not confined to a village, a province, or a nation, the social drama of the Indonesian rainforest includes local and national environmentalists, international science, North American investors, advocates for Brazilian rubber tappers, UN funding agencies, mountaineers, village elders, and urban students, among others--all combining in unpredictable, messy misunderstandings, but misunderstandings that sometimes work out."

    Es ist manchmal heilsam, bei aller berechtigten Kritik den IPCC Bericht auch einmal aus einer solchen messy Perspektive zu betrachten. Diese Dynamik entwickelt sich überall auf unvorhersagbare Weise, gemeinsam ist nur, dass "climate change" Reibungen verursacht, die manchmal auch produktiv sein können.

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  48. hvw

    "Es gibt sehr unwahrscheinliche Fälle, bei denen die Auswirkungen extrem klein sind" stimmt wohl fast immer - und hilft exakt gar nichts. Muss man deshalb nicht kommunizieren."

    Das Argument ist doch wohl, dass es sehr unwahrscheinliche Fälle gibt, bei denen die Auswirkungen extrem klein, und sehr unwahrscheinliche Fälle, bei denen die Auswirkungen extrem gross sind.

    Oder habe ich da was übersehen?

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  49. hvw + Reiner,

    uff: ich stelle mir gerade den Stellenwert einer solchen Risikoanalyse in dem Beispiel #49 - indonesischer Regenwald - vor. Bzw., welche "Reibungen" und welche "messy" (und hoffentlich produktiven) Missverständnisse sie hervorbringen könnte.

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  50. Beim Economist begreifen sie hoffentlich, was sie an Björn Lomborg hatten, bevor sie ihn schnöde fallen ließen. Hoffnung gibt's hier:

    http://www.economist.com/news/science-and-technology/21600080-new-report-ipcc-implies-climate-exceptionalism-notion

    "This way of looking at the climate is new for both scientists and policymakers. Until now, many of them have thought of the climate as a problem like no other: its severity determined by meteorological factors, such as the interaction between clouds, winds and oceans; not much influenced by “lesser” problems, like rural development; and best dealt with by trying to stop it (by reducing greenhouse-gas emissions). The new report breaks with this approach. It sees the climate as one problem among many, the severity of which is often determined by its interaction with those other problems. And the right policies frequently try to lessen the burden—to adapt to change, rather than attempting to stop it. In that respect, then, this report marks the end of climate exceptionalism and the beginning of realism."

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  51. @ Karl Kuhn

    Ihr Link in #26 hat mir richtig gut gefallen.

    Beim Link zum Economist (hat dieser im letzten Jahr die Klimasensitivität viel besser - äh anders - abgeschätzt als das IPCC?) bin ich etwas erstaunt. Der Text selber ist ganz gut, aber wie kommt man auf diese Zweitüberschrift:
    "A new report from the IPCC implies that “climate exceptionalism”, the notion that global warming is a problem like no other, is coming to an end"
    Ich finde im Text genügend Beispiele, die mich zum gegenteiligen Schluss kommen lassen. Der springende Punkt ist ja, wie man die genannten Risiken bewertet. Die Wertung des Economists erscheint mir etwas absolutistisch, geht es um den Spin?

    Ein anderer (Matt Ridley) versucht sich hier in extremer Form als spin doctor des IPCC-WGII:
    http://www.spectator.co.uk/features/9176121/armageddon-averted/
    Erstaunlich, wie man die Botschaft des Berichts auch interpretieren kann. War aber klar, wenn man nur das Wort "Adaption" in den Mund nimmt, muss man gelassen ertragen können.

    Andreas

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  52. @Thomas, also wenn Sie selbst schreiben, dass Sie seit über 10 Jahren schon 1000 Klimablogseiten gelesen haben, dann ist Ihnen das ja anscheinend ein wichtiges Thema. Es ist kaum vorstellbar, dass jemand so viel Zeit mit einer Sache verbringt, die ihm nicht wichtig ist.

    "Mein Interesse daran ist rein wissenschaftlich"

    Sie müssen sich dafür nicht rechtfertigen. ;)

    "Denkt jemand wirklich ernst dass dieses Thema eine wichtige Rolle für die Erde (oder die Menschheit) in den nächsten Jahrhunderten oder Jahrtausenden spielt? Falls ja dann bleibt nur zu hoffen dass diese Leute wieder langsam aussterben was sicher die wahrscheinlichste Hypothese darstellt."

    Na Sie sind ja ein echter Menschenfreund. Das ist selbst mir als Gutmensch zu viel. ^^

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  53. @Karl Kuhn: "Wie wahrscheinlich ist es denn, dass wir diese Katastrophen in 2100, ach, leider erst einen Tag vorher mitkriegen und deswegen gar keine Chance mehr haben zu reagieren."

    Eine Chance zu reagieren werden wir immer haben. Selbst wenn die Temperaturen im Schnitt über 5°C im Vergleich zu heute liegen sollten. Die Frage ist halt, wie gut die Chancen dann noch sind und welchen Aufwand man dafür betreiben muss, um sie zu nutzen.

    Übrigens zur Analogie zu der Straßenüberquerung. Es geht da nicht um zeitliche Größenordnungen, sondern ob ein bestimmtes Ereignis eintritt, mit welcher Wahrscheinlichkeit und wie wir darauf reagieren. Beim Straßenbeispiel ist das Ereignis "Es passiert mir etwas schlimmes, wenn ich diese Straße zu Fuß überquere". Bei der Klimadebatte heisst das Ereignis beispielsweise "Es passiert eine Klimaerwärmung, die kommende Generationen vor erheblichen Problemen stellt.". Man kann natürlich den Eintritt solcher Ereignisse ignorieren und wie bisher weitermachen. Besonders schlau finde ich es aber nicht, wenn man sich nicht mal Handlungsalternativen anschaut und bewertet.

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  54. @Reiner Grundmann, #50

    "Das Argument ist doch wohl, dass es sehr unwahrscheinliche Fälle gibt, bei denen die Auswirkungen extrem klein, und sehr unwahrscheinliche Fälle, bei denen die Auswirkungen extrem gross sind.

    Oder habe ich da was übersehen?
    "

    Ich denke ja, nämlich dass der erste Teil irrelevant ist.

    Vielleicht hilft eine Analogie aus dem Akademikeralltag:
    Sie brauchen dringend Geld, und würden für die Teilnahme an einer hochriskanten Arzneimittelstudie welches bekommen. Die Chance, dass sie davon überhaupt nichts merken, nicht mal ein bisschen Kopfweh, ist sehr klein. Die Chance, dass sie dauerhaft blind werden oder gar sterben ist auch extrem klein. Welcher der beiden Fälle spielt in ihrer Entscheidungsfindung eine Rolle?

    Wo ich hier gerade so eine tolle Analogie habe:
    Kerry Emanuel sagt, dass er es für ethisch bedenklich und falsch hält, wenn die experimentierenden Mediziner im Infoblatt aussführlichst auf alle wahrscheinlich eintretenden Nebenwirkungen, von Stinkefüssen über Verstopfung bis Haarsausfall, eingehen, aber die Möglichkeit von Erblindung und Exitus völlig verschweigen.

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  55. @ Hader

    "Es geht da nicht um zeitliche Größenordnungen, sondern ob ein bestimmtes Ereignis eintritt, mit welcher Wahrscheinlichkeit und wie wir darauf reagieren."

    Doch, es ist genau die zeitliche Komponente, die entscheidend ist, um alternative Handlungsoptionen zu beurteilen. Es macht sowohl für unseren Handlungsspielraum als auch unsere Kosten-Nutzen-Überlegungen einen gewaltigen Unterschied, ob der Schaden morgen eintritt oder sich - allmählich und sichtbar - bis in hundert Jahren aufbaut.

    Was würde man dem Mädchen raten? (Das ist doch die entscheidende Frage, und nicht, ob man ihm erzählt oder nicht, dass Autos gefährlich sind.) Die Straße nicht zu überqueren und damit künftig auf Schule, Freunde, Job zu verzichten ist wohl keine Option ... und genausowenig ist es heute für Entwicklungs- und Schwellenländer eine Option, auf fossile Energieträger zu verzichten. Jeder vernünftige Mensch würde dem Mädchen stattdessen raten, immer schön rechts und links zu schauen, um Gefahren zu erkennen. Bringt jeder seinen Kindern so bei, statt zu warten, bis die Unterführung gebaut ist.

    Und genau das machen wir auch beim Klimaproblem. Wir gucken uns ja schon fast die Augen aus dem Kopf. Wenn es also so kommen sollte, dass 2100 weltweit 4 Grad mehr herrschen sollten als heute, dann wird man das ja wohl in 2050 schon deutlich merken können. Will irgendjemand ernsthaft behaupten, 50 Jahre wären nicht genug Zeit zum reagieren? Glaubt jemand, wir wären in 35 Jahren immer noch auf dem gleichen energietechnologischen Stand wie heute?

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  56. @Werner Krauss

    "uff, Regenwald"

    Auf solche Vorstellungen kann auch nur ein Ethnologe kopmmen ;).

    Aber ich denke schon, dass die "Wir adaptieren die Welt" - Apologeten, die aus einer ähnlichen intellektuellen Kultur wie z.B. Emanuel oder wohl auch viele der WGII Autoren kommen, mal dringend in den indonesischen Regenwald geschickt werden müssten, um ihre Vorstellung von Machbarkeit und Komplexität des Unterfangens zu rekalibrieren. Wahrscheinlich reichen auch 1-2 Bier mit einem Entwicklungshilfe-Veteran im Expat-Hangout in Jakarta, um Ökosysteme und Food-Security zu vergessen und sich stattdessen um Küstenschutz in Jakarta zu kümmern (schwierig genug, hat auch weniger mit Klimawandel zu tun, als man erstmal denkt, aber lässt sich so prima verkaufen).

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  57. Andreas, #30

    "Warum ist Ihnen das "klimawandelspezifisch" so wichtig?"

    Nur im Kontext von "Klimawandel" :). Natürlich ist es gut und wichtig und richtig sich um all diese Dinge, die im wesentliche Adaption an heutiges Klima, und Verbesserung heutiger Lebensbedingungen betreffen, zu kümmern.

    Ich finde es aber falsch, das unter dem Label "Klimawandel-Adaption" zu pushen, weil

    1) dadurch der falsche Eindruck erweckt wird, man könnte sich an alle wesentlichen Auswirkungen gloaber Erwärmung anpassen (siehe ihre Referenz zu "unmanageable systems", wobei ich da noch "yet unknown risks", "lack of predictive capability suited for adaption", "un-understood systems", "tail-risk" und eine wesentlich kürzere Zeitskala der Impacts, als von ihnen vorgeschlagen, dazunehmen würde),

    2) von der Unumkehrbarkeit der Modifikation unseres Lebenserhaltungssystems abgelenkt wird,

    und 3), am wichtigsten, weil es extrem nach hohlem Marketing in eigener Sache riecht, wenn Probleme, an denen schon seit Jahrzehnten gearbeitet wird, die sich als richtig schwierig herausgestellt haben, wo eine Menge know-how zusammengekommen ist, vor allem wie es nicht geht, plötlich, bloss weil die Klimaadaptisten sich drum kümmern, das alles einfach zu wuppen ist, sogar noch in sehr kurzer Zeit. Man muss ja nur den doofen unterentwickelten Landeiern zeigen was gut für sie ist (um mal den Bogen zu Werners Videokritik zu schlagen), dann geht das schon. Diese Ignoranz spricht nicht nur aus dem Video sondern, wie mir im Moment scheint, auch aus dem Tenor des WGII-Reports.

    Was ich stattdessen gerne für den Summary hätte? Z.B. so:

    "It turns out that almost any measures that could be identified to ameliorate future climate impacts strongly overlap with the remediation of major global scale problems that are at the focus of the international community since decades. We conclude that the best course of action is to re-assess and modify such programmes (e.g. the UN Millenium Campaign) to take aspects of global warming into account, and direct resources that might become available specifically for climate change adaption to such well established efforts."

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  58. @ hvw

    Vollste Zustimmung von mir zu ihren Punkten 1-3.

    Zu 1) Für mich persönlich sind es gerade die "unknown risks", die mir Sorgen bereiten. Der Punkt ist doch, wir führen ein Experiment mit dem System Erde durch, dessen Ausgang wir nicht kennen. Das Ergebnis könnte ein völlig neuer Klimazustand sein, die langfristigen Folgen jenseits des "magischen" Jahres 2100 sind unbekannt. Sollen wir ernsthaft so etwas wagen?

    Da sehe ich das Hauptproblem der Summary: Man ist ja seriös, man berichtet über das, was man weiß. Das geht am Kernproblem aber vorbei.

    Zu 2)
    Ja, exakt. Karl Kuhn brachte oben das Beispiel des Kindes, das beim Überqueren der Straße ein langsame Dampfwalze auf sich zurollen sieht. Unser Kind namens Erde hat leider keine Möglichkeit, ein paar Schritte zurückzugehen. Mehr noch: Selbst wenn wir heute alle CO2-Emissionen stoppen, geht es noch ein paar Schritte weiter.

    Zu 3)
    Ja, genau so wollen das nun Skeptiker wie z.B. Matt Ridley gerne gelesen haben. Übersehen wird, dass im Bericht auch steht, dass sich die armen und sogar die reichen Länder noch nicht einmal an die heutigen Risiken angepasst haben. Siehe Sandy, siehe Haiyan, siehe Fluten in GB, siehe Hitzewellen in Mitteleuropa. Warum bestmögliche Adaption in Zukunft einfach so mal vorausgesetzt werden kann, bleibt unklar. Aber wir wollen festhalten, dass dies nicht der IPCC-Bericht sagt, sondern diverse Leute in ihrer eigenen (oder eigentümlichen) Interpretation desselben.


    Zu "klimawandelspezifisch":
    Ich sehe das lockerer, mal das Beispiel Malaria: Würde sich der Bericht nur auf klimawandelspezifische Folgen beschränken, dann könnte man lediglich feststellen, dass sich der Malaria-Erreger ausbreiten wird. Punkt, aus. In dem Moment, wo wir aber über die Folgen für die Menschen sprechen wollen (und das will man ja explizit), kommt man nicht umhin festzustellen, dass die Krankheitsfälle viel entscheidender von anderen Faktoren abhängen. Man beachte, dass den pessimistischen CO2-Szenarien z.B. ein reicheres Afrika zugrunde liegt. Wohlstand bedeutet aber auch bessere Gesundheitsvorsorge, Bildung, womöglich einfach mehr Moskitonetze etc (und wenn ein Impfstoff erfunden wird, hat sich das Thema eh erledigt). Es wäre absurd, ein Szenario einer reicheren Welt zu betrachten, ohne die Chancen des Wachstumsgewinns für die Eindämmung der Folgen zu diskutieren.

    PS:
    Schöne Summary am Ende. Würde ich persönlich sofort unterschreiben. Ich weiß nur nicht, ob man explizite Politikratschläge überhaupt will in einem IPCC-Bericht.

    Andreas

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  59. Werner,

    danke für den Lektüretipp in #49, ist in die Liste der demnächst zu lesenden Bücher aufgenommen worden und steht dort an #2 gleich hinter Haruki Murakami. Irgendwie beschämend, aber es stimmt, ich habe mich noch nie mit der Perspektive vor Ort beschäftigt.

    Andreas

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  60. Andreas,

    ohne Ethnographie bleibt alles farblos, wie der Herr Tazaki auf seiner Pilgerreise auch feststellen muss (um hier eine etwas gewagte Verbindung zwischen zwei ganz verschiedenen Genres herzustellen -:)

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  61. Andreas,

    ich wusste doch, dass wir uns verstehen :).

    [zu "klimawandelspezifisch"]
    z.B Malaia. Ja, im Detail betrachtet bleibt oft vom Klimaaspekt nicht mehr viel übrig. Ich finde es erhellend, dem jeweils neuesten "Globale Erwärmung macht XY schlimmer" Bericht einen Bericht von jemandem gegenüberzustellen, der wirklich, praktisch, im Land und mit den Leuten im Problem drinsteckt. Bzgl. Malaria hat der patente Dr. Mockenhaupt da was zu sagen.

    Man beachte, dass den pessimistischen CO2-Szenarien z.B. ein reicheres Afrika zugrunde liegt.

    Hmm ist das wirklich so? Ich weiss nicht, was die den Szenarien zugrundeliegenden Narrativen über die absolute Wohlstandsentwicklung z.B. in Afrika aussagen. Aber es scheint, dass die hohen Emissionszenarien (für non-Annex I Staaten) stärkeres Bevölkerungswachstum, geringers Wirtschaftswachstum , stärkere Urbanisierung, höhere Vulnerabilität und zunehmende Wohlstandsdisparitäten annehmen als die optimistischeren Emissionsszenarien (http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0040162506001387).

    Ich weiß nur nicht, ob man explizite Politikratschläge überhaupt will in einem IPCC-Bericht.
    Ist natürlich verboten. Das soll jetzt nicht unbedingt eine Kritik am WGII Bericht sein, man kann einer Arbeitsgruppe mit dem Titel " Impacts, Adaptation and Vulnerability" kaum vorwerfen, wenn sie über Adaption (und nicht über Mitigation) spricht. Dass Mitigation einfach hier nicht zum Thema gehört wird im Medienecho auch oft ignoriert:

    Economist:This way of looking at the climate is new for both scientists and policymakers. Until now, many of them have thought of the climate as a problem like no other; and best dealt with by trying to stop it (by reducing greenhouse-gas emissions). The new report breaks with this approach.

    Oh Mann, werden die sich wundern, wenn ihnen jemand erzählt, dass es da auch noch Reports von WGI und bald III gibt!

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  62. Judith Curry greift den neuen hip-Begriff vom "end of climate exceptionalism" auf und denkt über den shift des Schwerpunktes von Mitigation zu Adaption nach:

    I like this statement from The Atlantic:


    "First, adaptation measures are less politicized than mitigation measures. People may not agree on the science of climate change, but uncertainty about the future is no excuse for failing to prepare for the worst.

    The question then becomes NOT what is causing climate change or how we can prevent it, but rather: How much resilience can we afford?

    IMO, this is a much healthier and realistic place to be on the public debate regarding climate change and what to do about it.

    Aha.

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  63. @Karl Kuhn: "Es macht sowohl für unseren Handlungsspielraum als auch unsere Kosten-Nutzen-Überlegungen einen gewaltigen Unterschied, ob der Schaden morgen eintritt oder sich - allmählich und sichtbar - bis in hundert Jahren aufbaut."

    Es macht dahingehend einen Unterschied, dass man bei letzteren zeitlich gesehen nur noch teilweise oder gar nicht mehr von den möglichen Folgen betroffen wäre.

    "Die Straße nicht zu überqueren und damit künftig auf Schule, Freunde, Job zu verzichten ist wohl keine Option ... und genausowenig ist es heute für Entwicklungs- und Schwellenländer eine Option, auf fossile Energieträger zu verzichten."

    Sorry, aber das ist mir zu viel Entweder-Oder-Denkweise. Mag sein, dass ich die Energiewende anders wahrnehme als andere. Nach meinem Dafürhalten geht es nicht um Reduzierung von Optionen, sondern von der Schaffung neuer Optionen. Es sollte deshalb nicht darum gehen, dass Entwicklungsländer auf fossile Energieträger verzichten (was übrigens auch nie Thema des 1.Kyoto-Protokolls war), sondern das sie preiswerte Alternativen bekommen, mit der sie mit weniger Emissionen zu mehr Wohlstand kommen. Denn das ist auch ein Fakt, die bisher geringe Nutzung von fossilen Energieträgern in Entwicklungsländern ist ja nicht eine Folge des Klimaschutzes, sondern weil diese Energieländer schlichtweg zu teuer waren.

    Um trotzdem nochmal auf das Straßenbeispiel zurückzukommen. ;) Auch meine Eltern haben mich vor der Gefährlichkeit des Straßenverkehrs gewarnt, ohne mir die Straßenüberquerung zu verbieten. Sie zeigten mir, wie ich relativ sicher über die Straße komme. Wichtig war, ich lernte Respekt und ein Gefühl vor den Gefahren des Lebens zu bekommen und wie man diese einigermaßen sicher umschifft.

    "Bringt jeder seinen Kindern so bei, statt zu warten, bis die Unterführung gebaut ist."

    Jo, aber gab es jemanden, der hier diesen Vorschlag gemacht hat?

    "Will irgendjemand ernsthaft behaupten, 50 Jahre wären nicht genug Zeit zum reagieren?"

    Noch mal, man hätte auch bei einem halben Jahr Zeit zu reagieren. Die Frage ist doch, was kann man in dieser Zeit noch erreichen und mit welchem Aufwand? Und im übrigen sind bis 2100 die 4°C (oder jede andere Gradzahl) kein Schicksal was vom Himmel fällt, sondern zum großen Teil die Folge unseres Handelns. Das was man im Vorfeld an Temperatursteigung reduzieren kann, kann man an Anpassungsmaßnahmen einsparen.

    Im übrigen gibt es auch schöne Analogien aus dem medizinischen Bereich. Nehmen Sie das Rauchen. Man kann als Raucher heute damit aufhören oder man sagt, dass man erst dann mit Anpassungsmaßnahmen beginnt, wenn man die ersten gesundheitlichen Folgen merkt. Ich will damit nicht sagen, dass man dieses medizinische Beispiel 1:1 auf die Klimaproblematik übertragen kann. Es ist aber ein einleuchtendes Beispiel, dass es Bereiche gibt, wo Migitation seinen Sinn hat.

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  64. @Andreas: "Übersehen wird, dass im Bericht auch steht, dass sich die armen und sogar die reichen Länder noch nicht einmal an die heutigen Risiken angepasst haben."

    Das ist ein Punkt, den ich in verschiedenen Diskussionen schon öfters angesprochen habe. Wenn wir über Anpassungsmaßnahmen sprechen, sollten wir auch schauen, wie gut sind wir eigentlich gegen das heutige Wetter gewappnet. Wie gut gelingt es eigentlich reichen Gesellschaften, die entsprechenden Maßnahmen auszuführen und zu finanzieren und für wie notwendig hält man diese Maßnahmen überhaupt? Und da sehe ich erhebliche Defizite. Wenn eine NUR-Anpassungsstrategie von einigen als das absolute Optimum angesehen wird, wieso funktioniert sie bei heutigen Wetterereignissen schon nicht richtig?

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  65. hvw #56

    Sie vermengen eine erkenntnistheoretische Frage (was sind the Extreme & was können wir darüber wissen?) mit einer praktisch-politischen Frage (welche der beiden Extreme sollte bei der Entscheidungsfindung eine größere Rolle spielen?). In Bezug auf die zweite Frage lautet ein bekannter Vorschlag 'better safe than sorry' - den auch ich für sinnvoll halte. Daraus folgt aber nicht, dass die Möglichkeit des 'Null-Risikos' ausbleibt.

    Ihrer 'Analogie aus dem Akademikeralltag' kann ich nicht folgen. Es sind normalerweise 'arme Teufel', die sich aus Geldnot auf solche Medikamententests einlassen. Und woher wissen Sie, das die Arzneimittelstudie ' hochriskant' ist? Das sollen die Tests erst ermitteln.

    Tatsächlich listen viele Beipackzettel von zugelassenen Medikamenten dramatische mögliche Nebenwirkungen auf, trotzdem wird das Medikament auf breiter Basis eingesetzt. Wenn ich Ihre Absicht recht verstehe, wäre den Patienten in Analogie zur Klimapolitik zu raten, keine Risiken durch die Einnahme solcher Medikamente einzugehen.

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  66. Mal etwas zur Darstellung des AR5-WG2 in den Medien:

    Neu scheint ja zu sein, dass risk und risk management zu den zentralen Begriffen des Berichts geworden sind. Mein Eindruck ist, dass dieser zentrale Aspekt in den Medien leider nur unzureichend kommuniziert worden ist. Sehe ich das falsch?

    Und noch etwas fällt mir auf, z.B. auch in Currys Beitrag:
    Mir scheint, dass einige heute Adaption mit einem ähnlich linearen Modell betrachten wie viele vor 20 Jahren Mitigation: Es gibt ein Problem, wir analysieren es, Adaption hilft, wir setzen Adaption um. So einfach wird es nicht sein, Kap. 16 und 17 zeigen auf, dass das Ganze viel komplexer ist.

    Und nicht zuletzt wurde Kapitel 2 mit HvS als Leitautor und W. Krauss als contributing author noch gar nicht gewürdigt:
    http://ipcc-wg2.gov/AR5/images/uploads/WGIIAR5-Chap2_FGDall.pdf

    Sind Sie zufrieden mit dem Erstellungsprozess und dem Ergebnis, Werner? Ich meine, man kann ihre Handschrift des Geisteswissenschaftlers an einigen Stellen erkennen.

    Andreas

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  67. Herr Grundmann,

    "Sie vermengen eine erkenntnistheoretische Frage (was sind the Extreme & was können wir darüber wissen?)

    Nein, spielt hier überhaupt keine Rolle.

    "mit einer praktisch-politischen Frage (welche der beiden Extreme sollte bei der Entscheidungsfindung eine größere Rolle spielen?)"

    Ja, darum geht es, aber das ist keine "praktisch-politische" Frage, sondern eine logische. Und zwar eine, für die es genau eine richtige Antwort gibt. Ihre ist falsch. Ich hab das jetzt ausführlich genug versucht. Vielleicht bitten Sie mal jemanden, den sie persönlich kennen, dem der Umgang mit Risiko und Wahrscheinlichkeit nicht fremd ist, und dem Sie vertrauen, um eine Meinung.

    "Ihrer 'Analogie aus dem Akademikeralltag' kann ich nicht folgen. Es sind normalerweise 'arme Teufel', ..."
    seufz ...

    "Tatsächlich listen viele Beipackzettel von zugelassenen Medikamenten dramatische mögliche Nebenwirkungen auf, trotzdem wird das Medikament auf breiter Basis eingesetzt. Wenn ich Ihre Absicht recht verstehe, wäre den Patienten in Analogie zur Klimapolitik zu raten, keine Risiken durch die Einnahme solcher Medikamente einzugehen."

    In dieser Analogie geht es darum, was Kerry vermitteln will. "Meine (Kerrys) Absicht", ist es nicht, den Patienten in der "Analogie zur Klimapolitik" etwas zu raten, sondern den mit der Öffentlichkeit kommunizierenden Wissenschaftlern zu raten, sich ein Beispiel am Beipackzettel zu nehmen, weil sie ansonsten ähnlich unethisch (oder inkompetent) und unverantvortlich handeln wie der Arzneimittelhersteller, der fatale Nebenwirkungen verschweigt, weil sie so unwahrscheinlich sind und den Absatz gefährden könnten.

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  68. 'Ja, darum geht es, aber das ist keine "praktisch-politische" Frage, sondern eine logische. Und zwar eine, für die es genau eine richtige Antwort gibt. Ihre ist falsch. Ich hab das jetzt ausführlich genug versucht. Vielleicht bitten Sie mal jemanden, den sie persönlich kennen, dem der Umgang mit Risiko und Wahrscheinlichkeit nicht fremd ist, und dem Sie vertrauen, um eine Meinung.'

    Da ist sie wieder, die Haltung des wissenschaftlichen Belehrers, der die politischen Aufgaben meint durch 'Logik' lösen zu können und dann die Geduld verliert, weil andere das nicht begreifen.

    Ich finde diese Art von Kommentar unangemessen. Wenn Ihnen an einem Austausch von Argumenten was liegt, sollten Sie sich einen anderen Umgangston angewöhnen.

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  69. The basic principle of risk aversion is perhaps not purely logic, but it has been accepted widely, perhaps even by all. The acceptance is unambiguous only on the qualitative level, moving to the strength of the risk aversion no comparable agreement can be found. Risk aversion means that an objectively measured gain is less important than an equal loss, but more is needed to tell, how much larger the gain should be to equal the risk adjusted value of the loss.

    All attempts to determine the utility functions that would tell the strength of the risk aversion have turned out to be ambiguous. Using two different approaches for the same effects gives typically two highly different outcomes. Playing with the formulation of the question while keeping it's content exactly the same changes the outcome strongly.

    Many other paradoxes have appeared in the interpretation of estimates on the strength of risk aversion.

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  70. @ Reiner Grundmann

    Ob ihr letzter Kommentar angemessener war? Bei mir (und anderen) klappt der Austausch von Argumenten mit hvw jedenfalls ganz vorzüglich. Vielleicht liegen ihre Schwierigkeiten einfach daran, dass Sie hvw's Kernanliegen überhaupt nicht diskutieren und sich an einem Nebenaspekt festbeißen.

    Andreas

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  71. @Reiner Grundmann,

    "Ich finde diese Art von Kommentar unangemessen."

    Ich bin mal in mich gegangen, und muss ihnen recht geben. Mein letzter Kommentar war unterschwelling und halb-bewusst von dem Verdacht beeinflusst, Ihre Kritik an Emanuels Artikel basiere auf einem unzureichenden Verständnis des Konzepts "Wahrscheinlichkeitsdichte", und jetzt produzieren sie Skurrilitäten um da wieder rauszukommen ohne den Fehler zugeben zu müssen.

    Dafür entschuldige ich mich, das glaube ich auch nicht wirklich. Ich glaube eher, dass Sie mich zum Zwecke der allgemeinen Erheiterung dazu ermutigt haben, mich mit meinem Denkfehler und schwachen pädagogischen Versuchen so weit wie möglich aus dem Fenster zu lehnen. Jetzt ist die maximale Fallhöhe erreicht, Sie können mich mich blossstellen, und posten sicher gleich die offensichtlichen Begründung, warum Emanuel die ebenso wichtige 2. Hälfte weglässt, und eine "praktisch-politische" Betrachtung durchaus zu dem Schluss kommen könnte, dass eine sehr unwahrscheinliche Klimaentwicklung ohne nennenswerte Auswirkungen bei der Entscheidungsfindung eine grössere Rolle spielen könnten als ein sehr unwahrscheinliches zukünftiges Klima mit katastrophalen Folgen.

    Eine andere Erklärung könnte sein, dass Sie vielleicht nicht an "Klimarisiko" sondern an "Übermitigationsrisiko" denken, d.h. das Risiko, im Jahr 2100 festzustellen, für Mitigation mehr ausgegeben zu haben als eigentlich notwendig gewesen wäre. Im diese Frage abbildenden Histogramm wäre zwar auch der rechte Schwanz der wichtige, aber immerhin mit geringen Klimafolgen assoziiert, so dass wir das hier unter "Missvertändnis" abbuchen könnten.

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  72. @Andreas

    "Für mich persönlich sind es gerade die "unknown risks", die mir Sorgen bereiten."

    Man stelle sich einmal alle "unknown risks" vor, die dadurch entstünden, würden wir nicht ins Klimageschehen eingreifen.

    Jetzt bin ich echt wahnsinnig besorgt.

    Die restlichen Eingriffe des Menschen in die Natur nebst "unknown risks" lässt mich jedoch kalt, fast so kalt wie eine neue Eiszeit jenseits des "magischen" Jahres 2100.


    Yeph

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  73. hvw

    Die Entschuldigung ist akzeptiert, es ist erfreulich wenn Fehler eingeräumt werden, das ist auf Blogs ja eher selten.

    Es ist interessant welche Annahmen Sie machen in Bezug auf meine Motive, die sind schon kühn! Ich kann Ihnen versichern, dass mir nichts davon in den Sinn kam und ich immer noch nicht ganz verstanden habe, was sie da genau gemeint haben.

    Meine einzige (unausgesprochene) Annahme war, dass Sie den neuen WG2 Bericht nicht so toll finden weil er die Risiken herabstuft. Emmanuel und andere (Lord Stern naturgemäß) haben deshalb auf die 'fat tails' verwiesen, die im IPCC Bericht nicht genügend gewürdigt würden. AR4 wurde von den Skeptikern als alarmistisch kritisiert, jetzt sind es andere, die AR5 kritisieren (als 'zu konservativ'). Die Kritik am IPCC kommt jetzt aus einer Richtung, die eher unerwartet ist.

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  74. Also ich würde gerne kurz auf den Aspekt des Alarmismus zurückkommen, der z.B. im Zusammenhang mit dem Mädchen-überquert-die-Straße-Beispiel aufkam. Mein Eindruck ist, dass das Wort Alarmismus ausschließlich negativ ausgelegt wird. Im Online-Duden findet man u.a. folgende Erklärung zu dem Begriff: "jemand, der die öffentliche Aufmerksamkeit auf etwas Bedrohliches, Gefährliches lenkt, der vor etwas warnt"

    So klingt das ganze schon nicht mehr ganz so negativ, denn öffentlich vor etwas warnen hat durchaus auch nützliche Aspekte für eine Gesellschaft. Im Grunde halte ich auch viele (nicht alle) Klimaskeptiker auf die eine oder andere Weise für alarmistisch. Ich weiß da durchaus, wovon ich rede, nachdem ich mich die letzten Jahre in die Höhle des Löwen traute ;), um mich mit Skeptikern gedanklich auszutauschen. Bei EIKE findet man gleich am Eingang den Ausspruch: "Nicht das Klima ist bedroht, sondern unsere Freiheit!" Auch eine Warnung vor einer bestimmten Gefahr. Allerdings mögen Skeptiker diesen Vergleich nicht, dass sie letztlich nicht viel anderes machen als Politiker, Wissenschaftler oder Aktivisten, nur das sie nicht vor den Gefahren des Klimawandels warnen, sondern vor dem Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft, der Einschränkung der persönlichen Freiheit oder das der Staat sie materiell beklaut.

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  75. @Reiner Grundmann,


    "Meine einzige (unausgesprochene) Annahme war, dass Sie den neuen WG2 Bericht nicht so toll finden weil er die Risiken herabstuft."

    Nö, finde ich eigentlich nicht (wer sich als Einzelperson anmasst, so einen ganzen Bericht pauschal als zu "zu alarmistisch/konservativ" zu kritisieren, der katapultiert sich eh aus der Debatte mit den Erwachsenen).

    Vielleicht eine gute Idee, die IPCC-Reporte diesbezüglich anzuschauen:

    WGI (auf den Emanuel Bezug nimmt): Es dominieren in den Summaries ganz stark die "likely" und "very likely". Ist aber schwer vorzustellen, wie man das anders machen sollte, ausserdem ist "Risiko" nicht das Thema in WGI.

    WGII geht kurz auf Risiken katasprophalen Ausmasses ein, wie ich finde in höchstem Masse alarmierend (B-1. Key Risks across Sectors and Regions). Die dystopischen Bilder, die man dazu in den Kopf bekommt, sind unter 16 nicht freigegeben. Da man gegen die schlimmsten Risiken eben mit Adaption nichts machen kann, wird im weiteren Report nicht weiter darauf eingegangen.

    WGIII hat Emanuels Argument fast wörtlich ins SPM geschrieben:
    Climate policy may be informed by a consideration of a diverse array of risks and uncertainties, some of which are difficult to measure, notably events that are of low probability but which would have a significant impact if they occur.

    Ursprünglich stand da " ... notably events ... and also events that are of a low probability and would have negligible impact if they occur." Nachdem meine Argumentation hier auf der Klimazwiebel zur Kenntnis genommen wurde, hat man den Halbsatz aber wieder gestrichen ;).

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  76. "Die Kritik am IPCC kommt jetzt aus einer Richtung, die eher unerwartet ist." (R. Grundmann)

    Ich habe Kritik an den IPCC-Berichten nur aus den Ecken vernommen, aus der sie immer schon kam. Und selbst dort scheint man sich nicht einig zu sein, ob die Berichte nun zu alarmistisch sind oder ob nun alles wunderbar manageable ist.

    Andreas

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