Saturday, November 26, 2011

Einigkeit über Grönland Eisschmelze

In einer Umfrage  "Was wir übers Klima Neues wissen" (Die Zeit) sind sich vier der führenden deutschen KlimaforscherInnen - Karin Lochte, Stefan Rahmstorf, Jochen Marotzke und Hans von Storch - erstaunlich einig: Die Erde erwärmt sich, die Pole schmelzen, der Meeresspiegel steigt. Nuancen inbegiffen, je nach Fachrichtung hauptsächlich. Eine erstaunliche Klarheit in den Aussagen.

5 comments:

Hans von Storch said...

Zum Hintergrund zu diesem Beitrag von Werner Krauss: Ende Oktober 2011 wurde ich von dem Journalisten Toralf Staudt angesprochen, welche fünf Publikationen im Bereich der Klimaforschung des letzten Jahres ich für die wichtigsten hielte. Das Resultat, auf vier Beiträge reduziert, zusammen mit entsprechenden Zurufen von Kollegen wurde dann gekürzt auf Zeit-Online veröffentlicht.

Hier für Interessierte mein gesamter Beitrag mit 6 Einträgen: http://coast.hzg.de/staff/storch/Media/111125.Staudt-original.pdf.

In dem Dokument sind sechs für mich wichtige Veröffentlichungen in 2010 und 2011 gelistet. Dabei ist ein Beitrag, der neuartige Daten über die Veränderungen des Klimas – hier der Masse Grönlands und damit eines Teils des globalen Meeresspiegels – beschreibt; drei Beiträge, die sich mit der Befriedung der Konflikte innerhalb der Klimaforschung vis-a-vis einer
Klimapolitik beschäftigen, sowie zwei Beiträge, die aus meinem eigenen Umfeld stammen – zur Praxis von Klimaservice und zur Frage des Meeresspiegels in unserem „Hausgarten“, der Nordsee. Diese Auswahl ist subjektiv und zufällig, und beeinflusst von Diskussionen mit Kollegen in
den letzten Wochen. Übrigens fanden alle von mir angesprochenen Kollegen (vielleicht 10) die Frage schwierig zu beantworten – wie ich selbst auch.

Die Liste wurde später im Einvernehmen mit mir gekürzt. Dabei ging leider auch der Hinweis verloren, dass die jünste Beschleunigung des Meeresspiegelanstiegs nicht ungewöhnlich im Vergleich zu früheren Situationen erscheint.

Die Kooperation mit Toralf Staudt war tadellos und professionell.

Anonymous said...

"Die Pole schmelzen" ?!

Antarktis (keine Rede von Eisschwund): http://nsidc.org/data/seaice_index

Arktis (diskutabel mit Blick auf die komplexe Fragestellung, Eisdrift, saisonale Schwankungen, Dauer der (Satelliten)-Messreihe, Methodologie): http://nsidc.org/data/seaice_index

Grönland: http://www.leif.org/EOS/2011GL049444.pdf

Zitat: "Durch eine Analyse der synchronen Schwankungen an vielen Pegeln konnte jetzt der Anstieg des Meeresspiegels auf etwa 20 Zentimeter pro Jahrhundert geschätzt werden."

A) was meint wohl Herr Rahmstorf zu diesem vergleichsweise bescheidenen Anstieg?

B) 20 cm in 100 Jahren: wie viel beträgt (wo) der in den letzten 100 Jahren gemessene Tidenhub bzw. der Unterschied zwischen der max. und der min. Pegelhöhe? 2 m? 4 m? mehr? Wash (Gr. Brit.)?

Mit anderen Worten: mit welchen max. Pegelhöhen rechnen die Küstenanrainer ohnehin? auf welche Pegel sind die Deiche ausgelegt? Wann wurden sie zuletzt ernsthaft gefordert?
Beunruhigen die beobachteten und möglichen singulären Extremereignisse (Sturmfluten) nicht mehr als der für klimatische Wärmephasen typische Anstieg der mittleren Pegel?
Zum Vergleich: die Landhebung der skandinavischen Halbinsel beträgt 10-11 mm jährlich bzw. gut 1 m in 100 Jahren!
Der mittlere Meeresspiegel unterliegt einer ständigen Deformation von ca. 10 - 20 mm durch den Einfluss von Sonne und Mond ...

G. Mach

Hans von Storch said...

Habe den Namen von Toralf Staud falsch geschrieben. Ist nicht mit "dt" sondern einfach Staud. Sorry.

@ReinerGrundmann said...

Ich finde die Aussgae von Herrn Marotzke beachtenswert, dass aus der Arktis "Gute Nachrichten" zu vermelden sind.

Er schreibt:

"Das Schmelzen des Arktis-Eises wird oft als »Kipp-Punkt« diskutiert, als Überschreiten einer kritischen Marke, bei dem sich der Klimawandel selbst beschleunigt und unumkehrbar werden könnte. Simulationen ergaben nun, dass selbst bei einem (hypothetischen) plötzlichen Totalverlust der Eisdecke am Nordpol das dortige Meer sich nicht weiter aufheizen, sondern das Eis sich regenerieren würde. Das Arktis-Eis ist also »nur« ein Indikator für den Klimawandel, aber kein eigener Treiber."

Das sollte doch zu denken geben. Vor 2 Jahren vor dem Klimagipfel in Kopenhagen war die Rede von wenigen Jahren, die uns zur Rettung des Planeten noch bleiben. Das Umkippen der Arktis war ein wesentlicher Beleg dafuer, wenn ich mich recht erinnere.

Anonymous said...

"Durch eine Analyse der synchronen Schwankungen an vielen Pegeln konnte jetzt der Anstieg des Meeresspiegels auf etwa 20 Zentimeter pro Jahrhundert geschätzt werden."

Toker et al. finden "Evidence for centennial scale sea level variability during the Medieval Climate Optimum (Crusader Period) in Israel, eastern Mediterranean". Sie setzen eine MWP voraus, wenn sie schreiben:

"The Crusader low levels overlap the period known as the ‘Medieval Warm Period’ (MWP) or the ‘Medieval Climate Anomaly’(MCA)."

Interessant auch, dass sie einen Anstieg des Meeresspiegels um rund 1,25 mm +/-0,5mm im Jahr für die Periode zwischen 900 und 1300 A.D. für die "eastern coasts of the Mediterranean basin" feststellen. Zur Erinnerung, das IPCC spricht 2007 von einem durchschnittlichen Anstieg des Meeresspiegels bis 2100 in einer Größenordnung von 18 bis 59 cm. Das wären dann, in niedrigster Schätzung, rund 1,8 mm Anstieg im Jahr.

Obiges Zitat von 20 cm pro Jahrhundert, ds. 2mm/Jahr.

Jetzt bin ich beruhigt.

W.v.B.

Quelle: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0012821X11004353