Saturday, June 5, 2010

Oliver Geden in der ZEIT

Wir hatten hier schon früher über den Artikel Abkehr von 2 Grad Ziel von Oliver Geden gesprochen. Eine Kurzfassung dieser Überlegungen ist jetzt in der ZEIT under dem Titel Die Klimapolitik braucht einen Plan B.
Den Europäern fällt es schwer, ihre hohen Ambitionen an die misslichen Realitäten anzupassen. Beim 2-Grad-Ziel geht es aber nicht anders. erschienen. Meiner Meinung nach ein hevorragendes Beispiel, wie Wissenschaft der Politik (Inhalte wie Prozesse) verschiedene Möglichkeiten für den weiteren Entscheidungsprozeß ausweisen kann.

Oliver Geden arbeitet bei der Stiftung Wissenschaft und Politik, einer Einrichtung, die politischen Beratungsprozeß in Berlin eine Menge zu sagen hat, und eine gutes Renommee aufgebaut hat in den vergangenen Jahrzehnten.

3 comments:

  1. Herr Geden verschweigt aber einen wesentlichen Aspekt.

    Es ist nicht nur das Fehlen entsprechender internationaler Institutionen, durch das der "Top-Down-Ansatz" scheitert.

    Es ist eben auch der Widerstand der Bevölkerung, die in einer solchen Strategie zu Recht eine Einschränkung ihrer Freiheit bzw. einen unzulässigen staatlichen, dirigistischen Eingriff in ihre persönliche Lebensweise erkennt. Denn diese Strategie ist notwendigerweise mit irgendwelchen Emissionsminderungszielen verbunden (ganz gleich, aus welchem Parameter man diese nun ableitet). Und damit mit einem politischen Instrumentarium der Zwangsmaßnahmen, das von Steuern bis zu Verboten reicht.

    Es ist ganz gleich, wie man inhaltlich zu wissenschaftlichen Fragen rund um das Erdklima steht, eines einigt alle Skeptiker: Die Ablehnung dieser Art von Politik, die letzlich mehr Risiken beinhaltet, als der Klimawandel - sei er nun "mutmaßlich" oder "real".

    Da dies aus Sicht eines jeden Klimaskeptikers offensichtlich der Fall ist (und wir - ich schließe mich hier ein - nicht begreifen, wie man das nicht erkennen kann), liegt die Vermutung nahe, der "Top-Down-Ansatz" hätte in Wahrheit ein ganz anderes Ziel. Nicht etwa die Minimierung der Risiken des Eintretens destruktiver Wetterereignisse, sondern eine ideologisch motivierte Umgestaltung der Gesellschaft, die wir ablehnen.

    Somit ist jeder "Top-Down-Ansatz" zum Scheitern verurteilt. Nicht nur auf internationaler Ebene, sondern einfach auch durch die Unmöglichkeit, über diesen in freien und pluralistischen Gesellschaften einen Konsens herzustellen.

    Das hätte man vorher wissen können und wissen müssen. Die Klimapolitik, die mit dem "2 Grad Ziel" als strategisches Ziel verbunden ist, induziert den Widerstand (der sich auch wieder in den Kommentaren zu Gedens Zeit-Artikel findet) von selbst. Und je stärker und intensiver sie verfolgt und vertreten wird, desto größer und lautstärker wird dieser Widerstand.

    (So unterschiedliche Leute (die man keinesfalls über einen Kamm scheren darf) wie Roger Pielke Jr., Lord Monckton, Steven McIntyre, Anthony Watts und - ja, auch Sie - Hans von Storch - sind mittlerweile prominent, berühmt und weisen in bestimmten Kreisen einen Star-Status auf. Wie das, ohne Klimadebatte?)

    Der "Bottom-Up"-Ansatz hingegen kann so gestaltet werden (s. Hartwell-Papier), daß er für Skeptiker und Alarmisten gleichermaßen zustimmungsfähig ist.

    Er kann nämlich in Wahrheit keine "Klimapolitik" sein, sondern er muß Wirtschaftspolitik sein, die sich an die Rahmenbedingungen anpaßt. Und zu diesen Rahmenbedingungen gehört neben vielen anderen eben auch die naturwissenschaftliche Klimaforschung.

    Ironischerweise zeigt sich hierin allerdings auch, daß es kaum möglich ist, eine wissenschaftsbasierte im Sinne einer wissenschaftsdeterminierten Politik zu betreiben. "Wissenschaftsbasiert" aus Sicht eines Politiker kann eben immer nur lauten: "Wir hören uns an, was die Forschung so sagt, entscheiden aber unter Berücksichtigung einer weit größeren Vielfalt von Rahmenbedingungen, unter denen die Forschung keine Priorität genießt."

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  2. Ramanathan and Xu have a piece in PNAS (4 May) which argues that the 2degree limit could be reached if other forcing agents are tackled, not only CO2.
    Have a look here

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  3. Below are the title and abstract of the paper mentioned above:

    The Copenhagen Accord for limiting global warming: Criteria, constraints, and available avenues

    At last, all the major emitters of greenhouse gases (GHGs) have agreed under the Copenhagen Accord that global average temperature increase should be kept below 2 °C. This study develops the criteria for limiting the warming below 2 °C, identifies the constraints imposed on policy makers, and explores available mitigation avenues. One important criterion is that the radiant energy added by human activities should not exceed 2.5 (range: 1.7–4) watts per square meter (Wm−2) of the Earth’s surface. The blanket of man-made GHGs has already added 3 (range: 2.6–3.5) Wm−2. Even if GHG emissions peak in 2015, the radiant energy barrier will be exceeded by 100%, requiring simultaneous pursuit of three avenues: (i) reduce the rate of thickening of the blanket by stabilizing CO2 concentration below 441 ppm during this century (a massive decarbonization of the energy sector is necessary to accomplish this Herculean task), (ii) ensure that air pollution laws that reduce the masking effect of cooling aerosols be made radiant energy-neutral by reductions in black carbon and ozone, and (iii) thin the blanket by reducing emissions of short-lived GHGs. Methane and hydrofluorocarbons emerge as the prime targets. These actions, even if we are restricted to available technologies for avenues ii and iii, can reduce the probability of exceeding the 2 °C barrier before 2050 to less than 10%, and before 2100 to less than 50%. With such actions, the four decades we have until 2050 should be exploited to develop and scale-up revolutionary technologies to restrict the warming to less than 1.5 °C.

    If you have access to PNAS read it here in full.

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