Wissenschaftler sind keine Politiker, auch wenn sie Politik und Gesellschaft beraten. Umso wichtiger ist es, dass sie ihre Rolle richtig einordnen und eine bestimmte Linie nicht übertreten. Wenn Wissenschaft Teil der politischen Aushandlungsprozesse wird, verliert sie ihre Unabhängigkeit. Wenn sie der Begründung politischer Ziele und Entscheidungen dient, kommt es zu Gefälligkeitsempfehlungen und gefärbten Gutachten. Verfolgt Forschung politische Ziele, lässt das Falsifikation praktisch nicht mehr zu. Wissenschaft beruht im Kern auf Skepsis - Skepsis im konstruktiven Sinne, also im kontinuierlichen Wettbewerb um besseres Wissen. Was wir tun können: wissenschaftlich fundierte Empfehlungen aussprechen und Handlungsoptionen auf dem besten Stand des Wissens ausleuchten.
Im zweiten Teil beschriebt er das Beratungswesen der Bundesrepublik und hebt die Rolle der wissenschaftlichen Akademien hervor.
Deutschland hat in den vergangenen Jahren im System der wissenschaftlichen Politikberatung große Fortschritte gemacht. Wir haben eine eingespielte Zusammenarbeit der Wissenschaftsakademien mit ihren spezifischen Stärken: der Nationalen Akademie Leopoldina für Naturforschung und Medizin, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften für die Ingenieur- und angewandten Naturwissenschaften und der Union der Länderakademien für die Sozial- und Geisteswissenschaften. Sie stellen wissenschaftliche Erkenntnis bereit für Politik und Gesellschaft. Sie sind keine Think-Tanks, bei denen wissenschaftliche Mitarbeiter politisch zugespitzte Papiere schreiben, sondern bilden variable Netzwerke von Wissenschaftlern, die an ihren Hochschulen und Forschungseinrichtungen arbeiten.
Hüttl blickt auf eine wohl geordnete Beratungslandschaft und ist zufrieden. Diese positive Einschätzung ist verständlich, vor allem wenn man seine eigene Rolle in Betracht zieht. Ich will hier auch gar keine Zweifel anmelden. Doch seine Einschätzung greift zu kurz, wenn man bedenkt, dass sich die brisanten Probleme sich immer dann ergeben, wenn das "ehrliche Maklertum" nicht so einfach zu etablieren ist.Wo bleiben die vielen anderen Beratungsgremien und -organisationen, vom PIK und Geesthacht bis zur Enquetekommission? Und wo bleiben die Wissenschaftler, Direktoren und Präsidenten von Universitäten und Forschungsinstituten, die Politikberatung betreiben? Gibt es da nicht oft das Schreiben "zugespitzter Papiere"? Wie eng sollte die Nähe der Berater zur Politik sein? Und wann wird eine Linie überschritten?
Reinhard Hüttl gehörte übrigens auch der Ethikkommission an, von der sich die Bundesregierung nach Fukushima beraten ließ. Möglicherweise ein interessantes Beispiel zu diskutieren, ob und wie Beratung der Politik funktioniert.
ReplyDeleteAndreas
@ Reiner
ReplyDeleteIch teile Ihr Unbehagen.
Herr Hüttl wäre nicht Präsident der Deutschen Akademie, wenn er sich nicht auch auf Politik verstünde.
Politiker wiederum verstehen sich meisterhaft auf die meist folgenlose Benennung von Missständen, eine Art psychohygienisches Verfahren zur Beruhigung der murrenden Klientel. Die Benennung beseitigt wohl das Symptom, aber nicht die ihm zugrunde liegenden Übel.
Um nicht gleich vor Platons "idealem Staat" der Philosophen zu warnen" - laut Popper ein totalitäres Gebilde - sei, was Experten anbelangt, Richard Feynmans Einschätzung empfohlen:
“Science is the belief in the ignorance of the experts”.
Interessant übrigens, dass das Aztekenreich dem Idealstaat Platons mit seiner weitgehend von Geburt bestimmten Ständestruktur recht nahe kam - und dass seine Experten oder Priester durchaus von der Wirksamkeit der dem "Klimagott" Tlaloc dargebrachten Menschenopfer überzeugt waren.
V. Lenzer
Das, was Hüttl unter wissenschaftsbasierter Politikberatung versteht, ist im besten Falle unnütz und im schlimmsten gefährlich. Denn eine solche rechtfertigt entweder bereits getroffene Fehlentscheidungen nachträglich (Hüttls Beispiel Energiewende) oder ermöglicht die politische Instrumentalisierung unsicherer Erkenntnisse (Hüttls Beispiel Klimawandel).
ReplyDeletePolitikberatung heute hat technologieorientiert und nicht wissenschaftsorientiert zu erfolgen. Technologien haben Eigenschaften, an denen nichts unsicher ist. Wichtige Entwicklungslinien lassen sich antizipieren, die von Hüttl beschriebene Szenariotechnik ist durchaus geeignet, um eine zukunftsrobuste Politik zu definieren. Technologien prägen unser Leben direkt und unmittelbar. Um sie politisch zu verstehen, ist ihre Funktionsweise zu erfassen, die zugrundeliegenden wissenschaftlichen Prinzipien sind ohne Bedeutung. Innovationen entstehen, weil Ingenieure in Unternehmen gierig darauf sind, unsere Möglichkeiten zu erweitern, indem sie natürliche Effekte und Prinzipien künstlich verstärken und lenken. Sie müssen dazu diese Effekte nicht wissenschaftlich erklären oder verstehen können. Dies ist oft sogar kontraproduktiv, weil es den Wunsch nach Perfektion initiiert, den Technologie aber nie erfüllen kann. Innovationen entstehen nicht in Forschungseinrichtungen.
Wissenschaftliche Erkenntnisse entstehen durch neue technische Systeme, sie produzieren keine.
Das Problem heute ist ein Mangel an technischem Wissen und an Willen, sich dieses anzueignen. Vom politischen Umgang mit dem Internet über Elektromobilität, von der Energiewende bis hin zum Glühbirnenverbot - überall zeigt sich dieser Mangel deutlich. Wir brauchen technologieorientierte Think Tanks, damit solche Fehlentscheidungen in Zukunft verhindert werden können. Hüttl und seine Kollegen sollten weiter Grundlagen erforschen, eine politische Relevanz ihrer Forschung aber nicht einfordern, da eine solche nicht existiert.
"Unsere technikwissenschaftliche Expertise zu den Intelligenten Netzen der Zukunft, den Smart Grids, konnten wir in die Ethikkommission Sichere Energieversorgung der Bundesregierung einbringen."
ReplyDeleteUnd wo ist die eingebrachte Expertise nun nachzulesen? Ich lese da nur das übliche, unspezifische Blabla, zB:
"„Dumme“ PV-Anlagen (es wird je nach Wetterlage Strom produziert) werden durch Verknüpfung mit smart grid-Anwendungen „intelligent“ (Strom wird lastabhängig selbst verbraucht, gespeichert oder im Netz zur Verfügung gestellt)."
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/_Anlagen/2011/07/2011-07-28-abschlussbericht-ethikkommission.pdf;jsessionid=6CAB25948B9C029DF56BAAA7EDC4F432.s2t1?__blob=publicationFile
Aus meinen Beispielrechnungen geht zB hervor, daß für eine bedarfsgerechte Veredelung von PV-Strom eine Speicherkapazität von über 1/4 der gesamten PV-Jahresproduktion erforderlich wäre; andernfalls müßten erhebliche PV-Überkapazitäten installiert und bedeutende Teile der Produktion einfach verworfen werden.
Und dieses Resultat ist praktisch unabhängig davon, ob mein intelligenter Kühlschrank, mein E-Mobil und mein streng sonnenscheinorientierter Fernsehkonsum dieses Vierteljahr um ein bis zwei Tage verkürzen.
PV-Erträge brechen im Winter eben zusammen wegen flacherer Einstrahlung, kürzerer Tageslänge und gelegentlicher Beschneiung/Bereifung. Also was ist von einer Expertise zu halten, die Wunder beschwört?
Peter Heller:
ReplyDeleteSie schreiben "Politikberatung heute hat technologieorientiert und nicht wissenschaftsorientiert zu erfolgen."
Das klingt sehr barsch und ist eine Aussage, die micht nicht überzeugt. Vor allem wenn man bedenkt, daß Sie im nächsten Satz sagen "Technologien haben Eigenschaften, an denen nichts unsicher ist."
Wozu dann Beratung?
Das ist auch so barsch gemeint, wie es klingt. Die Aussage speist sich aus einer Reihe frustrierender beruflicher Erfahrungen.
ReplyDeleteDaten wie Energiedichten oder Wirkungsgrade bestimmter technischer Systeme stehen nun einmal fest. Und sie sind auch nur in einem gewissen Rahmen veränderbar, Wunder gibt es nicht, die Gesetze der Thermodynamik lassen keine zu.
Die Beratung hat zweierlei zu leisten: Sie muss erstens dafür Sorge tragen, daß Politik diese Rahmenbedingungen bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt. Und sie kann zweitens dabei helfen, auf Basis dieser Rahmenbedingungen denkbare zukünftige Entwicklungen zu beschreiben (Szenarien und Projektionen), mit denen Politik auf ihre Robustheit untersucht werden kann.
Beides geschieht nicht. In keinem wichtigen Technologiefeld, weder bei Gesundheit und Ernährung, noch bei Kommunikation, Mobilität oder Energie. Und das ist das Problem.
In den von Hüttl genannten Beispielen Energiewende und Klimaschutz hat die Politik jeweils unbelastet von jeglicher technischer Kompetenz entschieden. Und auch Herr Hüttl und seine Kollegen haben nicht versucht, dem abzuhelfen.
Ich kann das Beispiel von Wolfgang Flamme mit einem eigenen ergänzen: Die Bundesregierung möchte bis 2050 2.667 PJ an Primärenergie aus Biomasse darstellen. Der Wirkungsgrad der Photosynthese einer- und die Energiedichte der solaren Einstrahlung andererseits liegen aber fest. Da wird es auch bis 2050 keine Veränderung geben. Die erforderliche Anbaufläche für diese Menge liegt daher unter optimistischen Annahmen für die Verbesserung des Wirkungsgrades von Biomasseanlagen (von heute 5% auf dann 25% energetischer Nutzung der geernteten Pflanzenmasse) bei mindestens 150.000 km2. Das ist die Hälfte von Deutschland.
Wir wissen also bereits heute, daß dieses Ziel an den technischen Grenzen scheitern wird. Hat Herr Hüttl der Kanzlerin das mitgeteilt? Nein - er ist wahrscheinlich nicht einmal auf die Idee gekommen, eine solche Rechnung durchzuführen. Weil er als Wissenschaftler eben nicht in Technologien, in "Realisierbarkeiten", sondern in Theorien, in "Denkbarkeiten", denkt.
@Peter Heller
ReplyDeleteIn dem von Ihnen genannten Zusammengang wäre dann auch noch diese unbequeme Wahrheit zu berücksichtigen...
"Einige Wunderlichkeiten zu den sagenhaften Netzwerken von den 'Experten an der Macht'", Teil 1
ReplyDeleteIn dieser teilweise putschartigen Ausbreitungsphase von "Macht"-Netzwerken der so genannten Technokratien, auch in Europa, können einige Fragen, vor allem die, die die Zukunft betreffen, nicht einmal von Experten[*] voll befriedigend beantwortet werden.[**]
Eine der Ursachen für das gelegentlich aufgeworfene Problem, dass z.B die Aufgabenzuteilungen und Zuständigkeitsbereiche (auch) in den Klimawissenschaften und Klimapolitiken (selbst für die Experten) nicht klar begrenzend definiert werden, liegt für mich zum Beispiel in der nicht reglementierten, breiten Einbeziehung diverser, auch wissenschaftlicher Netzwerke. Die Pflege von Netzwerk-Beziehungen ist im Großen als organisationsfördernd zu unterstützen, aber im Gegenzug dürfen die mit ihr verbundenen Risiken nicht unterschätzt werden.
Ein weiteres Hindernis für den Erfolg eines der weltweiten Verhandlungsversuche zur Verständigung zwischen "Experten" und "Nicht-Experten" über mögliche Klimakrisen stellen besonders die stark differierenden Ausgangszustände der jeweiligen 'Netzwerke der Macht' dar. Erschwerend zu diesen Ungleichheiten wirkt sich die Tatsache aus, dass es vielfach gerade intransparente und der Öffentlichkeit nicht zugängliche Netzwerke sind, denen Schlüsselfunktionen in den maßgeblichen Entscheidungsrozessen zukommen. Selbst mit "Experten an der Macht" -- und vielleicht gerade bei "variablen Netzwerken" -- scheinen ein paar Beteiligte in einigen wenigen Netzwerken zumindest nicht immer ihre Verantwortungen übernehmen zu wollen/müssen/brauchen/können.
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[*] NB: Begriffe wie "Experten" oder "Macht" genau zu definieren ist Gegenstand noch anhaltender Forschung. Da der Soziologe R. Grundmann zu Begriffserörterungen, insbes. speziell zu diesen Wörtern, Experte und "Macht", bereits in verschiedenen Publikationen beitrug, sei hier hinsichtlich seiner Überschrift, "Experten an der Macht", mit Bedacht auf Raum und Zeit der Klimazwiebel zum Beispiel auf ebendiese Lektüren zur Vertiefung in die Materie verwiesen.
[**] Ebenso wenig möchte ich an dieser Stelle bspw. die Frage beantworten, ob die bei Hüttl angeführten "variablen Netzwerke" (die in Bezug auf Akademien in Hüttls kurzem Artikel aus Platzgründen verständlicherweise nur oberflächlich angesprochen werden) tatsächlich als Einrichtungen gelten können, mittels derer die Experten keine politisch zugespitzten Papiere schreiben, wie Hüttl behauptet. Außerdem klammere ich die Frage aus, Ob, und falls Ja, Wie diese Netzwerke erfolgsversprechend bleiben sollen/bleiben können.
Dass besonders an Schnittstellen, hier: an den Schnittstellen der unterschiedlichen Netzwerke, oft größere Unklarheiten entstehen, die Kompetenzüberschreitungen u.a. Missverhältnisse begünstigen, sei nur nebenbei bemerkt.
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namenlos
"Einige Wunderlichkeiten zu den sagenhaften Netzwerken von den 'Experten an der Macht'", Teil 2
ReplyDeleteIm folgendem Beitrag verweise ich nur indirekt auf einen Klimawandel und/oder Netzwerke aber ich beziehe mich bei meinen Zitaten auf ein YouTube-Video von einer Buchvorstellung aus dem Jahr 2008, die der Autor, Elitarismus-Gelehrte und Präsidenten-Berater David J. Rothkopf zu seinen Klimawandelvorstellungen gab (Authors@Google). Mir liegt zur Zeit weder das in dem Video besprochene Buch, "Superclass: The Global Power Elite & the World They Are Making", vor, noch kenne ich den als Professor vorgestellten Autor näher, der unter anderem stellvertretender Staatssekretär der Regierung Bill Clintons war. Letztlich überzeugte mich Rothkopfs Vortrag samt anschließender Frage-und-Antwort-Runde in unterschiedlichen, kleineren Belangen zwar nicht (z.B. habe ich nicht entdeckt, wie er sich die Systemveränderung, die seiner Meinung nach stattfinden muss, neben der Energiewende vorstellt, oder ob Alternativwege zur Vereinigung bestehen, falls eine Energiewende nicht mehr als notwendig betrachtet wird, und wie er das Geldsystem nachhaltiger gestalten will), aber ich stelle seine Annäherungen an Eliten und an das Thema Elitarismus hier zur Diskussion, weil Rothkopf den Faktor Klimawandel (auch in einem visionären Sinn) in seine Ausführungen einfließen lässt. Darüber hinaus verbindet er den Klimawandel mit möglichen gesellschaftlichen Revolutionen und bezieht in die Fragen zu einem "grünen" Klima- und Energiewandel auch dich sich verändernde "Machtelite" mit ein.
Dass Rothkopf Inhaber und CEO einer Consulting Company, spezialisiert auf "grüne Energie", ist, offenbart er seinen Zuhörern erst -- aber immerhin -- bei 47:30 ("What we do is green energy".). Ein Resümee zur Machtstruktur-Forschung zieht Rothkopf in der Beobachtung, dass sowohl die Personalfluktuation in Führungspositionen als auch die Institutionalisierung der "Macht" zunehmen (38:20):
"[...] Power is much more associated with institutional linkages today. People hold those Jobs for three, four, five years at the top of an organisation and then they may move on. And many move out of this group of the 'superclass'."
Er beschreibt die heutige Phase als eine durch die Globalisierung von raschen Übergängen geprägte Umbruchszeit. Dieses Stadium könne – Rothkopfs zum Teil eher utopischen Sichtweise nach – schlagartig (quasi jederzeit, ausgelöst durch oder auch ohne zusätzliche Krisen) in jene Phase übergehen, in der sich schließlich die globalen Strategien anwenden lassen, die -- seiner Hoffnung nach -- plötzlich von allen Menschen erwünscht sein würden.
Rothkopfs Urteil zu der Behauptung der Machtelite", sie könnten Offenheit mit Meritokratie gleichsetzen, fällt weniger rosig aus (39:03ff):
"They [i.e. the superclass - namenlos] equate openness in this kind of transience with a meritocracy. [...] Power is more transient, it's more institutional, it's more private, it's less public, it's less military power than it has been in the past, but we are not quite at the point of a meritocracy. This needs a little bit more work. And we can only measure that by which any person with aspirations and talent has the ability on a level playing field to achieve the same."
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namenlos
"Einige Wunderlichkeiten zu den sagenhaften Netzwerken von den 'Experten an der Macht'", Teil 3
ReplyDeleteWie zuvor bspw. der Club of Rome[*] 1993 in seinem Buch "The First Global Revolution" die "globale Erwärmung" als einen wesentlichen vereinigenden Faktor identifizierte, so erkennt auch Rothkopf in dem Klimawandel einen Katalysator für Revolutionen und einen "unifier" (Einer/Vereiner) (48:30ff). Ähnlich wie bei einem Angriff auf die Erde durch Außerirdische könne auch der Klimawandel als diejenige Gefahr für uns alle angesehen werden, die "uns/die Welt" zusammenbringen und vereinigen werde. An einer Stelle des Videos sagt Rothkopf in Hinblick auf den Klimawandel: "It is a common thread that will unify the world."
In dem oben erwähnten Buch, "The First Global Revolution", veröffentlicht nach dem Zusammenbruch des Warschauer Pakts, steht: "new enemies must be identified". Und weiter heißt es dort:
"In searching for a new enemy to unite us, we came up with the idea that pollution, the threat of global warming, water shortages, famine and the like would fit the bill".
Diese Suche, die der Club in diesem Fall durchführte, sieht entfernt verwandt zu der Suche aus, die bei den Illuminaten angestellt wurde (Vgl. bspw. Auszüge aus dem "Philosophengrad" hier.). In die Zusammenhänge dieser Betrachtungen fügt sich auch A. Huxleys Suche nach einer schönen neuen Welt nahtlos ein, die er in dem hörenswerten Vortrag "The Ultimate Revolution. The Scientific Dictatorship" vorstellt (vgl.bspw. hier). Technokratie par excellence.
Z.B. dem Netzwerk der Bilderberger bescheinigt etwa der Forscher Andrew Kakabadse, dass ihre Treffen dabei helfen würden, Krisen abzuwenden ("Bilderberg Meetings Help Avert Crises", Bloomberg, 13. Juni 2011 (B. ist auch Bilderberger)). Kakabadse leugnet aber nicht, dass es bspw. danach aussehe, als ob es Eliten seien, die heimlich Eliten Kapital zuführen (http://www.kakabadse.com/books/bilderberg-people/). Der Journalist William Engdahl versucht den Bilderbergern eine noch deutlichere Einflussnahme auf Krisen zuzuweisen. Wie auch immer, das, was wir von den Bilderberg-Treffen mitbekommen, ist die Verkörperung eines "variablen Netzwerks", deren Teilnehmer aus verschiedenen, eher liberalen "Lagern" kommen.
Nach meinen Ausführungen komme ich zu dem Schluss, dass auch von der jetzigen griechischen oder italienischen Regierung keine gesteigerte Offenheit und Transparenz zu erwarten ist. Vielmehr sind vermehrt nichtöffentlich durchgeführte Verhandlungen durch einseitig besetzte Netzwerke zu befürchten, wie sie kürzlich nicht nur in Europa zu dem plurilateralen ACTA-Abkommen zu beobachten waren. Diese undurchsichtigen Experten-Netzwerke sollten in Belangen, die alle angehen, gerade in der Zeit des Internets, Geschichte sein; um so mehr, wenn sie, wie im beschriebenen Fall, bewusst Instanzen, in denen noch halbwegs demokratisch entschieden wird, in elitaristischer Attitude und weitestgehend ohne durch irgendjemanden herausgefordert zu werden, ohne Mitsprache- und Einflussnahmerecht außen vor lassen wollen.
PS: Ich sehe gerade, dass ein neues Buch, "Circus Politicus", der französischen Journalisten Christophe Dubois und Christophe Deloire herausgekommen ist, das ein wenig mehr Licht auf sonst opake Netzwerke werfen will.
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[*] Zu dem Club of Rome vgl. bspw. auch hier die "Erfinder des Nullwachstums".
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