Die Zusammenfassung laute:
Die große Leistung der internationalen Klimaforschung in den vergangenen 30
Jahren war die Feststellung einer fortschreitenden globalen Erwärmung, des
Nachweises der Gegenwart externer Antriebe für diesen Wandel und des kausalen
Zusammenhanges zwischen erhöhten Treibhausgaskonzentrationen und sich
veränderndem Klima.
Mit diesem Wissen ist eine neue Dynamik in der internationalen Politik
initiiert worden, die unter dem Stichwort „Klimaschutz“ zusammengefasst werden
kann. Sichtbares Symbol dieser Politik ist das sogenannte 2° Ziel. Im Bereich
der Zivilgesellschaft entstand eine Neigung praktisch alle negativen
Entwicklungen der jüngeren Zeit direkt oder indirekt dem Klimawandel zuzuschreiben.
Es stellt sich die Frage, welche Dienstleistung die Gesellschaft von der
Wissenschaft bei der Beratung zum Umgang mit komplexen Vorgängen erwartet. Eine
häufige Rhetorik in der Öffentlichkeit, aber auch unter einzelnen
Wissenschaftlern, verweist darauf, dass Wissenschaft gewisse Entscheidung der
Gesellschaft erzwinge; dass Gesellschaft nicht mehr frei wäre zu entscheiden,
sondern dass sie das überlegene Wissen aus der Wissenschaft geeignet umzusetzen
habe.
Da andererseits das wissenschaftliche Wissen eine bisweilen wesentliche
Qualifikation von Option politischer Entscheidungen erlaubt, ist es naheliegend
vorzuschlagen, dass Wissenschaft weiter ihre Autorität aus ihrer Methodik
zieht, während Politik in ihrem Entscheidungsprozess aus den Optionen wählt,
und zwar sowohl nach der wissenschaftlichen Bewertung der Machbarkeit und
Konsequenzen als auch nach gesellschaftlichen Präferenzen und Vorstellungen. In
diesem Vorschlag entsteht eine vernetzte Arbeitsteilung, die die spezifischen
Eigenheiten der gesellschaftlichen Akteure „Wissenschaft“ und „Politik“ bzw.
„Verwaltung“ respektiert, und den demokratischen Charakter der politischen
Willensbildung anerkennt.