Wednesday, December 22, 2010

„Klimaforscher sollten sich in Demut üben“

Gastbeitrag von Silke Beck:
In der WELT vom 21.12.2010 nutzt Fritz Vahrenholt die Gunst der „kalten“ Stunde, um ordentlich gegen die Klimaforschung und die deutsche Energiepolitik auszuholen:
„Die Winter werden merklich kälter, die Erderwärmung pausiert“ und „Klimaforscher klären zu wenig auf und setzen so ihre Akzeptanz aufs Spiel“.
 Die Erklärung, welche die Klimaforschung seiner Meinung nach immer noch verschweigt, hat dafür Vahrenholt parat:
„it´s the sun, stupid.”
Er schlägt gleich noch einmal in die Kerbe:
„In England hat der Klimarat IPCC nach den Falschaussagen schon längst die Deutungshoheit verloren“
 und zieht dann folgenden Energie-politischen Schluss:
„In einer Art Torschlusspanik entschloss sich Deutschland, das hinsichtlich der Sonneneinstrahlung mit Alaska zu vergleichen ist, in den nächsten Jahren weit über 100 Milliarden in uneffiziente Photovoltaikanlagen zu versenken, Finanzmittel, die fehlen werden, wenn es wirklich darum geht, den Ländern des Südens bei der Umstellung auf eine nachhaltige Energieversorgung zu helfen.“
 Dies ist umso verwunderlicher, da Vahrenholt von 1991 bis 1997 Umweltsenator in Hamburg  und auch Mitglied des Rats für nachhaltige Entwicklung war. Stand doch Vahrenholt immer als Vorreiter erneuerbarer Energien in der Öffentlichkeit und war für das „grüne“ Image deutscher Energieversorgungsunternehmen verantwortlich (gerne gesehen in Vorständen, Beiräten von BP … und einst Chef der Ökostromsparte des Stromkonzerns RWE

  • Ist das mehr als ein geschickter PR-Coup? Was ist denn die politische Botschaft?
  • „Mehr Demut in der Klimaforschung“?
  • Weniger Förderung von Photovoltaikanlagen und dafür mehr DESERTEC und Windkraftanlagen?
  • Oder Ende des „Green wash“, d.h. die deutsche Energie-Wirtschaft spielt nun mit offenen Karten?

15 comments:

richardtol said...

Vahrenholt is probably worried about the public relations disaster also known as climate research.

His aversion to solar is easy to understand. RWE is in wind, hydro and biomass.

Anonymous said...

Nur 'weit über 100 Milliarden'? Wieviel kostet der Krieg in Irak und Afghanistan (pro Tag)?

ghost said...

Hat jemand mal darüber nachgedacht, dass RWE, E.ON und andere Energieunternehmen Tipps geben, wie man Energie sparen kann (Bsp RWE: http://www.rwe.com/web/cms/de/72556/rwe/angebote-services/services/energie-sparen/ (nettes Haus da))? Warum die das wohl tun...

Allerdings war das nicht der erste Versuch Vahrenholts: http://www.wissenslogs.de/wblogs/blog/klimalounge/klimadaten/2010-09-09/rwe-manager-vahrenholt-zum-klima

Interessant die Klimazwiebel und die Klimalounge haben eine Meinung. Vahrenholt scheint wirklich etwas falsch zu machen ;)

ghost said...

damit das kein RWE Bashing wird:

E.ON: https://www.eon.de/de/eonde/pk/energieUndZukunft/E.ON_EnergieSparen/index.htm

Vattenfall: http://www.vattenfall.de/energiespartipps/

ENBW: http://www.enbw.com/content/de/privatkunden/energiesparen/index.jsp

wie selbstlos und grün... hm. Heulen oder Lachen?

U. Langer said...

Auch wenn einige Aussagen von Prof. Vahrenholt diskussionswürdig sind, bringt er die derzeitigen Probleme der Klimaforschung doch schön auf den Punkt. Und quasi als Beweis hat die WELT die Animation „Ein Planet bekommt Fieber“ eingefügt. Klickt man diese 10 Aussagen durch, wird man mit solchen unsinnigen Aussagen konfrontiert, wie sie im Namen der Klimawissenschaft seit Jahren unter die Leute gebracht werden.

Eine Frage an den Verfasser von #3 und #4: Wieso sollen die Energiekonzerne keine Tipps zum Energiesparen veröffentlichen oder meinen Sie, dass dadurch der Gewinn dieser Unternehmen einbrechen könnten?

MfG

ghost said...

@U Langer
ehrlich gesagt, die 10 Punkte sind das absolut Beste an dem Artikel. Prof Vahrenholt reimt sich die Welt zusammen, nicht auszuhalten.

zur Frage:
nö, davon gehen diese Konzerne nicht kaputt, aber es ist Greenwashing. Mag ich nicht...

Aber Richard Tol hat wohl Recht: dass so ein mieser, falscher, dummer Text wie der von Prof Vahrenholt für so wichtig erachtet wird, dass er in einer führenden Tageszeitung gedruckt wird, zeigt, dess etwas falsch lief/läuft in der Wissensübertragung aus der Klimaforschung.

Anonymous said...

Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass auf diesem Blog immer wieder davon geredet wird, dass die Journalisten Schuld an der schlechten PR der armen Klima-Wissenschaftler seien. Das ist doch ein komplette Verdrehung der Tatsachen. Mit jahrelangen Beleidigungen und persönlichen Attacken haben die Aktivisten der Klimawissenschaft versucht die Politik nach Belieben zu beeinflussen. Und jetzt will sich die Öffentlichkeit nicht mehr für dumm verkaufen lassen.

Jeder kann eine Graphik lesen und erkennen dass die Erwärmung "Pause macht". Wer an eine Erwärmung der letzten 10 Jahre "glaubt" analog zu der von 1980 bis 2000, könnte genauso gut an die Wunder des Vatikan glauben.

Es nützt nichts die Kollegen einerseits anzuklagen um sie in demselben Artikel schon wieder von aller Schuld rein zu waschen.

Es sind die Klimatologen an diesem Debakel einzig und allein selbst schuld. Mit Katastrophenszenarien und grauenhaften Übertreibungen haben sie ihre "Agenda" vorangetrieben. Von mir aus könnt ihr immer noch wie eine Dorfgemeinschaft zusammenhalten.

Der Laie lässt sich aber sicher nicht noch einmal für dumm verkaufen. Immerhin habt ihr noch die ganze Umweltlobby hinter euch.

Allmählich sieht das Ganze für mich eher wie eine Scheinkritik aus, um danach wieder genauso weitermachen zu können wie vorher.

Nur wenn man die Kritiken und Fragen der Laien wirklich ernst nimmt werden die Klimaforscher ernst genommen.

Man muss mit dem Finger auf diejenigen zeigen dürfen die immer wieder und wieder versuchen die Öffentlichkeit (mehr oder weniger geschickt) zu belügen und "Gauner muss man Gauner nennen" (dürfen).(Ulli Wickert).

Yeph

Anonymous said...

That's the point Anonymous.

Journalisten sind in der Regel nicht im Stande, Grafiken zu interpretieren. Den Alarmismus haben wir den Manns der Klimaforschung zu verdanken und deren, sagen wir einmal Verbindungen zu verschiedensten NGO`s. Hätte es so etwas nie gegeben, würde es den postnormalen Zustand in der Klimatologie, wie hier schon oft erwähnt, imho auch nicht in dieser Weise gegeben. Dabei schließe ich die Gegenseite durchaus mitein. Auch einige derer Studien wurden "finanziert".

Es ist wie bei wikipedia. Diejenigen, welche den größten Nutzen aus einer Sache ziehen, die nicht wertneutral ist, werden wahrscheinlicher ihre Meinung in der wikipedia kundtun als diejenigen, welche der Sache wissenschaftlich begegnen oder wertfrei zu ihr stehen.

Was sollte ein Psychologe für ein Interesse haben, in der wikipedia irgendwelche Störungskategorien zu erklären; Interessensgruppen jedoch sehr wohl.

U. Langer said...

Hallo ghost,

in der Animation wird u.a. davon gesprochen, dass die Erdatmosphäre wie das Glas eines Treibhauses wirkt, dass die Treibhausgase die Wärmestrahlung reflektieren, dass es einen stetigen Temperaturanstieg in den letzten 150 Jahren gab usw.. Da wird doch naturwissenschaftlicher Unfug verbreitet! Und genau dagegen argumentiert Prof. Vahrenholt.

MfG

... und allen ein frohes Fest

Anonymous said...

Verblüffend ist, dass Vahrenholt keine eigene Argumentationslinie hat, sondern lediglich altbekannte Skeptikerargumente wiederholt. So, als hörte man das Echo von z.B. Fred Singer.

Verblüffend auch, dass Vahrenholt eine eindrucksvolle Biographie aufweist, z.B. Hamburger Umweltsenator, Vorstand vom Windkraftanlagenhersteller REpower, für "grüne Belange" bei Shell gewesen, jetzt RWE.

Ich verstehe es nicht, es klingt sogar so, als wäre er davon überzeugt, wovon er spricht.

Frohe Weihnachten

A. Fuchs

Günter Heß said...

Lieber Herr Fuchs,
mich verwundert das nicht. Wenn man den Elfenbeinturm der Politik oder der Universität verlässt und dorthin geht, wo in diesem Land das Gehalt wirklich verdient wird, da es vom Kunden für echte Produkte bezahlt wird, dann stellt man fest, dass die Realität anders ist als die Journalisten oder viele Kollegen früher erzählt haben.
Da gibt man das Geld anderer Leute nicht so leichtfertig für wirkungslose Massnahmen aus, wie die Klimapolitiker in Cancun oder Herr Röttgen beim Zertifikatehandel.
Mein Schlußfolgerung:
Herr Vahrenholt hat in seiner Zeit in der Industrie was dazugelernt.
Mit freundlichen Grüßen und frohe Weihnachten
Günter Heß

Günter Heß said...

Lieber Herr Krauss,
ich wollte niemanden beleidigen oder
darauf hinaus, dass die Menschen an den Universitäten ihr Geld nicht verdienen, aber sie bekommen es vom Steuerzahler. Aber zum Nachdenken anregen wollte ich schon.
Ich sehe das aber durchaus selbstkritisch, da ich selbst 10 Jahre an der Universität mein Gehalt bekommen habe,hab ich rückblickend nicht das Gefühl, dass ich dort mit der gleichen Intensität mein Gehalt erarbeiten mußte. Es viel mir vergleichsweise leicht und Forschung ist ja ein Stück Freiheit.Die letzten 10 Jahre in der Industrie waren eben ein anderer Schnack. Wenn ein Kunde abspringt, obwohl man ein gutes Produkt entwickelt hat und man vielleicht entlassen wird, weil ein Chinese wegen günstigerer Standortkosten Vorteile hat, obwohl er das schlechtere Produkt hat. Glauben sie mir, das gibt eine andere Perspektive aufs Gelausgeben für wirkungslose Klima-Massnahmen. Ich denke ich kann bei Herrn Vahrenholt diese Perspektive wieder erkennen.
Auch frohe Weihnachten
Günter Heß

Anonymous said...

Von mir auch frohe Weihnachten an ALLE, aber vor allem an Hans und Eduardo und Euch Beiden auch ein riesengrosses Dankeschön für die netten Worte in Blog und Presse.

Yeph

Anonymous said...

Erklärung:

Wieso sind die Klimatologen selbst schuld?

Beispiel:

Ein Klimatologe, der hier regelmässig kommentiert, wollte den Unterschied zwischen historischen Klima- bzw. Wetteraufzeichnungen und Klimarekonstruktionen anhand von historischen Aufzeichnungen wie z.B. Weinerntedaten partout nicht verstehen.

Er hat die Kritiken nicht angenommen und (wie üblich) versucht die Kritiker zu demütigen. (Eine sehr beliebte Taktik im Kampf gegen das Böse. Es gibt sogar eine internationale Gebrauchsanleitung http://www.grist.org/article/series/skeptics/ für KLimaaktivisten.)

Neulich schaute ich wieder auf seinem Blog vorbei (mächtig grosser Fehler) und was musste ich feststellen. Ein böser Leugner stellte fest dass warme Sommer doch gut für Mitteleuropa sind.

Und, oh Wunder, schon wieder muss der Wein die Leugner Lügen strafen. Denn 2003 wollte der Wein anscheinend gar nicht so recht gedeihen.

Es handelt sich hier um einen Klimatologen der überall auftritt, nicht so bekannt wie Herr Rahmstorf, aber um einiges agressiver im Auftreten.

Klimatologen haben immer Recht, ob es warm oder kalt ist, ob es regnet oder die Sonne scheint. Das gilt für Herr Rahmstorf wie für Herr Hoffmann, obschon zwischen den beiden Welten liegen.

Politik gegen den Wähler ist kaum vorstellbar und es gilt den Wähler von der Klimawissenschaft zu überzeugen. Alles herunterzuspielen hilft da wenig. Man muss mit dem Finger auf diejenigen zeigen und das was sie sagen richtig stellen.

Neulich las ich im Computermagazin "Chip" dass Wikileaksgründer Assange seine falschen Aussagen zu Klima-mails nicht berichtigt hätte. Ich dachte mich tritt ein Elch.

Weiterhin ein frohes Fest.

_Flin_ said...

Alleine wenn jemand behauptet, die Temperaturerhöhung der letzten Jahrzehnte läge an der Sonne, muss ich inzwischen schon lachen.

Dass der ewig gleiche Unfug immer wieder zitiert wird, ist wirklich beeindruckend. Dabei gibt es doch so viele Papers, die den Zusammenhang zwischen Sonne und Temperaturerhöhung seit den 70ern oder seit 1900 etc. untersuchen.

Und wenn Herr Vahrenholt sich über 100 Milliarden Euro in den nächsten Jahren aufregt (was soll diese Zahl eigentlich darstellen? EEG Umlage mal Laufzeit?), dann sollte er sich vielleicht mal mit Skalenökonomie beschäftigen, sich die 22% Effizienz-Steigerung bei Verdoppelung der installierten PV Leistung durch den Kopf gehen lassen und dazu die aktuelle Weltrohstoffsituation addieren. Wenn er dann schließlich noch drüber nachdenkt, dass so eine Umlage nichts weiter ist als das Nehmen von Geld aus der linken Tasche der privaten Haushalte und Unternehmen (ausgenommen natürlich solche, die viel Strom verbrauchen) und anschließendes Befördern in die rechte Tasche der privaten Haushalte und Unternehmen, sowie die gezahlten Subventionen für Atomstrom in den letzten 60 Jahren und die geleisteten Investitionen in PV Anlagen in den letzten Jahren in die Waagschale wirft, dann sollte er die Verwendung des Wortes "versenken" noch einmal überdenken.

Und zur "Welt" möchte ich noch einen meiner Lieblingsblogger, Don Alphonso, zitieren ( http://is.gd/jCz4c ): "... in meinen Kreisen würde man damit vielleicht einen Big Mac einwickeln, damit er den Mülleimer nicht beschnmutzt."