"In diesem pessimistischen, aber vielleicht nicht unrealistischen Szenario, würde die Klimaforschung die gegenwärtige Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit verlieren - trotz eines langen Feuerwerks immer wieder neu entdeckter Gefahren und in Aussicht gestellter Weltuntergänge. Am Ende stünde ein Rückzug auf die von den Wetterdiensten betriebenen Überwachungsaufgaben, spannende Nischenforschung im Elfenbeinturm und versprengte übriggebliebene Alarmisten."
Jetzt, nach mehr als 2 Jahren - ist diese Perspektive noch mehr daneben als damals, oder vielleicht doch eine Vermutung, die mit der gegenwärtigen Entwicklung konsistent ist?
(Ich meine zu erinnern, dass die Eröffnung am Anfang des Artikels vom SPIEGEL dazu gesetzt wurde.)
8 comments:
Die Rezeption dieses Themas durch Revolverblaetter wie den Spiegel und durch den Stammtisch ist mehr oder weniger ident: sie haengt vom Wetter ab
Was für ein eigenwilliger und interessanter Text! Ich denke, dass Du auf jeden Fall Recht hast, dass die Klimadiskussion sich nicht mehr so stark auf die Klimawissenschaften fokussieren wird. Mit etwas Optimismus kann man vielleicht bereits feststellen, dass sich die Debatte von Alarmisten versus Skeptiker hin zu einer größeren Neugier und genaueren Beobachtung des Phänomens verlagert hat. Die von Dir beschriebenen Phänomene als Folge des Klimawandels - "mit den Attributen einer generellen Erwärmung, einer polwärtigen Verschiebung der Klimazonen und einem verstärkten hydrologischen Zyklus" - werden die Menschheit allerdings mehr denn je auf Trab halten. Der Klimawandel kommt nicht als Apokalypse, sondern in Form von Überschwemmungen, Dürren, Extremwetterereignissen, Anpassungsproblemen. Und das in einer Welt, wo immer mehr an den gefährlichen Küsten wohnen und der Kapitalismus immer rücksichtsloser wird!
Das Thema wird nicht verschwinden, im Gegenteil. Allerdings wird der Klimawandel immer mehr in Verbindung mit wirtschaftlichen und politischen Themen gebracht werden. Vorläufer des Kampfes gegen den menschlichen Treibhauseffekt sind die Kämpfe gegen soziale Ungleichheit und Umweltzerstörung; beide werden in neuer Form im Klimawandel wieder auftauchen. So wie wir gelernt haben, dass die Ressourcen nicht unendlich sind, wird sich die Einsicht durchsetzen, dass die Atmosphäre ebenfalls nicht grenzenlos belastbar ist. Die Klimawissenschaften werden uns die Details liefern - genau so wie Du ihre Rolle antizipierst. Die Kämpfe werden woanders ausgetragen werden.
Von daher stimme ich Dir nicht zu, dass die Klimaangst durch eine andere ersetzt werden wird. Sie wird nur anders buchstabiert werden und vielleicht auch als Wut statt als Angst daher kommen. Aber verschwinden wird das Thema Klimawandel nicht. Im Gegenteil. Prophezeie ich.
Gerade habe ich eine unsägliche Klimalarmismuspropaganda auf 3sat gesehen zwischen 2 Sendungen.
Man kann gegen einige Skeptiker sagen was man will, aber dieses offenbar für Kinder oder Hirnlobotomiker gefertigte Propagandafilmchen erinnert einen allzu sehr an billige einschlägige politische Propaganda.
Bis 2015 werden 125? Millionen Menschen unter Trockenheit usw. leiden, Deutschlands Bäume unrettbar sterben und die Fauna sogleich mit, so dass Deutschlands Weichbirnen (diejenigen die diesen Schmarren glauben) ihre Hängematten nirgends mehr aufhängen können. Heul.
Mir war allmählich bewusst geworden welche Propagandaminister hinter 3sat und Co stecken.So etwas hielt ich aber bisher ganz ehrlich nicht für möglich.
Die sehr kurze Sendung (2-3 Minuten) lief vor wenigen Minuten.
Auf EinsFestival lief vor wenigen Tagen die Doku "Die Angstindustrie" wo u.a. die BSE-katastrophe aufgearbeitet wurde.
Parallelen zur Klimakatastrophe sind unleugbar. Echte Probleme werden heute immer noch diesem Schwachsinn untergeordnet. Tausende Leute verrecken elendiglich weil kein Geld für echte Probleme zur Verfügung gestellt wird (z.B. Hygiene in Krankenhäusern).
Und für diese Verschwendung öffentlicher Gelder habe ich noch weit mehr Verständnis als für solche kuhrummeldumme Klimapropaganda auf 3sat.
Je weiter die Katastrophe in die Zukunft verlegt werden kann, ohne dass ihr Wahrheitsgehalt widerleg widerlegt werden könnte, je religiöser und hysterischer ihre Verfechter sich benehmen. Amen.
Yeph
Na ja, eine Prognose ist aber auf jeden Fall schon Wirklichkeit geworden:
"Das Klimathema wird nicht mehr wirklich ernstgenommen werden, sondern vor allem zur Motivation für eine allgegenwärtige Regulierung fast aller Lebensbereiche instrumentalisiert werden."
@ Quentin #4
Welche Lebensbereiche werden eigentlich klimatechnisch gesehen reglementiert? Okay, Glühbirnen. Ethanol im Benzin. Aber "fast alle Lebensbereiche?" und das, ohne dass das Klimathema ernst genommen wird? Mir muss mal jemand auf die Sprünge helfen, bitte, ich komm grad nicht drauf.
Werner,
ich glaube Quentin zitierte mich richtig: "zur Motivation für eine allgegenwärtige Regulierung fast aller Lebensbereiche" - da könnte man nennen Themen wie Verkehr (incl. Urlaub), Wohnungsbau, Lebensmittel.
Und der Satz "Das Klimathema wird nicht mehr wirklich ernstgenommen werden, sondern vor allem zur Motivation ... instrumentalisiert werden." sollte sagen, dass die Aufgabe eines vor allem effektiven Eingrenzens des Klimawandels, sowie der Umgang mit den tatsächlichen Folgen des Klimawandels nicht angegangen werden, sondern das Klimathema als Argument zugunsten einer möglicherweise anderweitig erstrebenswerten Politik verwendet wird.
Empirisch kann man das prüfen, in dem man Klimabewegte fragt, welche Wirkung denn dieses oder jenes Paket an Maßnahmen haben würde - etwa im Sinne von Verminderung des Anwachsens von Extremniederschlag in Kopenhagen, des Meeresspiegels, oder der CO2 Konzentration in 2050.
@ Werner Krauss
Hans von Storch hat ja schon im wesentlichen geantwortet, brauche ich nichts mehr hinzufügen.
Was aber erstaunlich ist, dass man solch eine unterschiedliche Wahrnehmung haben kann. Natürlich, wenn man meint, die derzeitigen Gesetze und Regulierungen zu Schutz des Klimas seien notwendig und richtig, dann wird man diese auch nicht so intensiv bemerken. Doch trotzdem ist mir unverständlich, wie man fragen kann: "Welche Lebensbereiche werden eigentlich klimatechnisch gesehen reglementiert?" Ich wollte darauf auch gar nicht antworten, weil ich mir ein wenig veräppelt vorkam.
Dass das Klimathema nicht mehr ernst genommen wird, ist natürlich hauptsächlich ein subjektiver Eindruck. In meinem Bekanntenkreis und bei beruflichen Kontakten, getraut sich kaum einer mehr, das Thema Klimawandel anzusprechen, offensichtlich aus Angst, sich lächerlich zu machen. Wenn es dann doch einmal aufkommt, dieses Thema, dann wird schnell abgelenkt oder abgewunken. Das war vor ein paar Jahren noch anders, da wurde jeder Gewittersturm mit dem Klimawandel begründet und beim Bäcker, in der Kneipe oder im Wartezimmer beim Zahnarzt wurde darüber gesprochen. Das ist nicht mehr so.
Aber wie gesagt dies ist mein subjektiver Eindruck.
@Hans #6 und Quentin #7
Auch nach mehrfachem Lesen und längerem Überlegen muss ich zugeben, dass ich hier intellektuell überfordert bin. Beide Aussagen beruhen auf Übereinkünften, die wohl nur noch Insider verstehen. Ich dachte eigentlich, ich sei einer, aber ich muss zugeben, ich könnte die jeweiligen Positionen (bzw. die eine Position, da sich Hans und Quentin wohl einig sind), einem Außenstehenden gegenüber nicht mehr erklären.
Warum kann man im Wartezimmer nicht mehr vom Klimawandel reden? Wie bekämpft man denn jetzt den Klimawandel effektiv - im Gegensatz zu den Klimabewegten, die das Thema nur benützen, um den Alltag aus ganz anderen Motiven heraus zu reglementieren? Aus welchen Motiven eigentlich? Und ist nicht eigentlich die De-regulierung von allem und jedem derzeit das Problem, und sollte es nicht viel mehr Klimabewegte geben, um effektive Klimamaßnahmen (welche auch immer das jetzt sein sollen) auch politisch durchsetzen zu können?
Mein Verstand ist komplett durchgezwiebelt. Das versteht doch keiner mehr. Ich glaub, ich brauch Urlaub.
Post a Comment (pop-up window,non-moderated)