Monday, August 16, 2010
Schellnhuber im SPIEGEL
by
Hans von Storch
Im SPIEGEL 33/2010, S. 110-113, findet sich ein ausführliches Interview mit Hans-Joachim Schellnhuber. Ein bemerkenswertes Interview; u.a. statt 2 Grad kann es auch der 2-3 Grad Korridor sein; 10% der Parlamentsitze könnten für Ombudsleute reserviert bleiben, die nur den Interessen zukünftiger Generationen vepflichtet sind; und Geoengineering, zum langfristigen Herunterkühlen auf die Jungsteinzeit, sollte in das Instrumentarium der Möglichkeiten.
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27 comments:
Selbst wenn Herr Schellnhuber offenbar Kreide gefuttert hat und Kritik und Zweifel willkommen heißt ("auch wenn es schmerzt"), kann er es auf Seite 112 dann doch nicht lassen und erwähnt beiläufig "eine 5 Grad wärmere Welt" und "absaufende Strände in Hawaii". Diese letzteren saufen mit den Inseln allerdings nicht wegen erhöhter Meeresspiegel ab, sondern wegen der besonderen geologischen Bedingungen, die sie im Verlauf der nächsten 70 - 80 Mio Jahren werden verschwinden lassen (Warren D. Sharp; David A. Clague: DOI: 10.1126/science.1128489).
Ein tolles und überaus "Vertrauen bildendes" Beispiel dafür, was Schellnhuber auf derselben Seite als "Verdichtungen" bezeichnet. Wissenschaftlich unhaltbar, Hauptsache alarmierend.
Zum Schluss der bezeichnende Höhepunkt an politischer Verwirrung: "Demokratische Institutionen innovativ weiterentwickeln", indem man "10 % der Parlamentsitze für Ombudsleute reserviert, die ausschließlich die Interessen zukünftiger Generationen vertreten" ???
Na, da ist man mal gespannt auf die Wahl-Vorschläge: Vertreter der EE-Industrie? Greenpeace und WWF? Lego? McDonalds? PIK? ToysRus?
Generell störend: die beiläufige Verwendung des Begriffs "Klimawandel" anstelle von "AGW". Den ersteren bestreitet niemand.
Ich lese normalerweise keine Blätter aus Hamburg, und sehe in den Zitaten keinen Grund, diese Woche davon eine Ausnahme zu machen. Es sollte aber spätestens bei dem kurzen Abriss im Vorspann zu diesem Thread dem letzten aufgefallen sein, dass Schellnhuber Politiker ist, kein Wissenschaftler. Seine wissenschaftliche Integrität (vermutlich hat er mal eine bessessen, das kann ich nicht beurteilen) wird er schon lange an der Garderobe des Kanzleramts abgegeben haben.
Manchmal frage ich mich allerdings, ob die Kanzlerin, die ja nicht gerade auf den Kopf gefallen ist, sich nur Schellnhuber und Rahmstorf als "nützliche Idioten" hält, um im Schatten einer vermeintlichen Klimapolitik knallharte Standortinteressen weltweit durchzusetzen.
Immerhin ist Deutschland in vielen Umwelttechniken anderen Ländern weit voraus. Eine Einschwörung anderer Länder auf Umwelttechnologien bietet Deutschland handfeste Vorteile.
Ein weiteres Politikfeld ist die Energieversorgung. Es könnte der Kanzlerin durchaus Sorge bereiten, dass wir bei Erdgas stark vom ungeliebten Russland, bei der Erdölversorgung von Russland und einer Reihe potentiell instabiler Staaten im arabischen Raum abhängen. Zu sagen
"Die Klimakatastrophe ist nah, lasst uns nach Alternativen zu fossilen Brennstoffen suchen. Damit leisten wir einen Beitrag zur Rettung der Welt, gerade der armen Küstenländer."
klingt viel freundlicher und diplomatischer als
"Es gibt Länder in der Staatsform von Kleptokratien und Schlimmerem, mit denen wir am liebsten gar keine Geschäfte machen würden, es aber zur Energieversorgung leider müssen. Um von diesen Ländern politisch und wirtschaftlich unabhängiger zu werden, suchen wir jetzt nach Alternativen zum Öl."
@Anonymus 1 und Bjoern 2:
Ich finde beide Kommentare sehr unangenehm. Immerhin ehrlich von 2 zuzugeben, dass er das Interview erst gar nicht gelesen hat. Sehr unangenehm, beide Kommentare. So respektlos und unerzogen. Prof Schellnhuber steht immerhin mit seinem Namen fuer das was er sagt, und er hat auch was zu sagen. Im Gegensatz zu manchem anonymen Prahlhans.
Ich finde das Demokratieverständnis bemerkenswert, das Schellnhuber in seiner letzten Antwort verdeutlicht.
Es ist aus meiner Sicht nicht diskutabel, daß alle Vertreter der Legislative (also alle Mitglieder eines Parlamentes), durch eine freie, geheime und gleiche Wahl bestimmt werden müssen und dementsprechend auch die Interessen ihrer Wähler zu vertreten haben. Ausnahmslos. Dies sollte aus meiner Sicht Minimalkonsens unter Demokraten sein. Alles andere ist keine Demokratie. Es kann keine "90%-Demokratie" geben.
Was also denkt er sich, wenn er "10%" der Abgeordneten (warum nicht gleich mehr?) als "Ombudsleute" für "künftige Generationen" festlegen (lassen) will? Erstens bezieht er sich auf Wähler, die es noch nicht gibt und die somit auch keine Interessen haben oder gar äußern können. Man müsste also diese Interessen antizipieren, d.h. im Vorfeld festlegen und somit eine bedeutende Einschränkung der Freiheit künftiger Generationen vornehmen.
Und zweitens legt das die Axt an die Grundfesten unserer Demokratie. Welche Gesinnung spricht daraus? Sagt man so etwas wirklich einfach nur so dahin, unüberlegt und unreflektiert? Oder zeigt sich hier eine tiefere Demokratieskepsis, der sich Schellnhuber nicht einmal bewußt ist?
Wenn man so etwas einfach nur dahin sagt, sollte man sich und seine Haltung zu seinem Gemeinwesen dringend einer Überprüfung unterziehen...
1) Ich finde dass das Interview sehr gut gefuehrt ist. Die Interviewer sind gut vorbereitet und kompetent. Dadurch fordern sie Schellnhuber heraus.
2) Die Antworten sind wirklich interessant. Schellnhuber nimmt offensichtlich die juengsten Diskussionen zur Kenntnis und verändert seine Positionen entsprechend.
3) Er streitet nicht ab dass er dramatisiert - aber er sagt auch warum. Seine Haltung ist die eines Aktivist oder advocate scientist - eine Haltung, die wir hier nicht wirklich diskutiert haben. Zum Beispiel, ob man nicht beides sein kann - honest Broker und advocate.
4) Der skurrile Vorschlag mit zurueck zum Klima der Jungsteinzeit: steht da nicht ein unsichtbarer smiley dahinter? Ein Zuckerstueckchen fuer die Reflexe unsrer heldenhaften anonymen Skeptiker? Immerhin vertritt Schellnhuber eine konstruktivistische und keine klimadeterministische Auffassung. Die Gefahr der Hybris sehe ich allerdings auch.
5) Die Sache mit den Ombudsleuten: das erinnert mich an das Vorsorgeprinzip, das wir hier auch noch nie diskutiert haben. Ich habe spontan keine Meinung zu dem konkreten Vorschlag, aber ich finde es prinzipiell richtig Entscheidungen auf ihren Zukunftsaspekt zu ueberpruefen. Denn daran mangelt es derzeit bestimmt.
6) Ich finde dass in diesem Interview die anregenden Impulse gegenueber meinen klimazwiebel gestählten Anti-Schellnhuber Reflexen überwiegen.
und noch ein letztes:
"Verdichtung und Wahrheit" ist schon ein sehr guter Spruch. Knapper kann man das IPCC Dilemma kaum auf den Punkt bringen.
Merkwürdiges Demokratieverständnis. Vielleicht sollten wir alle mal das Grundgesetz lesen, inklusive Prof. Schellnhuber:
Artikel 38 GG 2. Satz zu den Abgeordneten: Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.
Der Bundestag ist doch kein Lobbyistenverein, auch nicht für zukünftige Generationen.
Ich denke mal wir können das ganz gut an der DDR studieren. Dort wurden angeblich die Interessen der Arbeiter und Bauern vertreten. Das scheint mir so ähnlich zu sein wie: „Das Interesse zukünftiger Generationen“. Interessant, dass immer wieder diese Bauernfängertricks probiert werden.
Wer definiert denn das Interesse zukünftiger Generationen und wie wird das demokratisch kontrolliert.
Wer widerlegt den folgenden Satz: Es ist im Interesse zukünftiger Generation billige Energie zur Verfügung zu haben, um den Wohlstand der zukünftigen Generationen zu steigern, ihre Gesundheit zu verbessern und Sie vor extremen Wetterereignissen zu schützen, auch wenn das bedeutet, dass Erdgas verbrannt wird bis die Atomenergie die Versorgung überwiegend sichert.
Schließlich hätten wir ohne fossile Energiequellen das Bevölkerungswachstum im 20. Jahrhundert nicht gehabt.
Kein Mensch kann in die Zukunft schauen. Wer das behauptet überschätzt sich oder ist ein Scharlatan.
Mit freundlichen Grüßen
Günter Heß
@ Werner Kraus
Ich verstehe, dass Sie diesen Blog nicht als Plattform für anonyme ad-hominem-Attacken missbraucht sehen möchten und möglichen Rufschäden - jener von Dritten und letztlich Ihren eigenen - formal entgegentreten.
Wie aber können Sie die in Kommentar I vorgebrachten Einwände zum SPIEGEL-Interview von Herrn Schellnhube als "respektlos und unerzogen" betrachten?
Die unhaltbare Hawaii (a honest brokers?)-Geschichte ( http://www.sfgate.com/cgi-bin/article.cgi?f=/c/a/2006/10/14/SEAMOUNTS.TMP ), die ansteigenden Meeresspiegel ( http://www.agu.org/pubs/crossref/2010/2009JC005630.shtml ) und Temperaturen, die "Verdichtungen" ( http://climateaudit.org/2010/08/14/mcshane-and-wyner-2010/ ), die - ausgerechnet aus Potsdam - immer wieder auftauchenden demokratieskeptischen Tendenzen und die politisch weder unbeabsichtigte noch harmlose Umdeutung des Begriffs "Klimawandel"?
Nachtrag
Tut mir leid Herr Kraus, aber während Björn wenigstens zugegeben hat, das Interview nicht gelesen zu haben, lesen Sie es hier in reichlich eigenwilliger Interpretation.
1) Das Interview ist keineswegs gut geführt. Der SPIEGEL war auch schon klarer und ungetrübter, als er sich in der Klimafrage präsentiert. Die "Herausforderung" durch die Interviewer fällt denn auch eher durch das bereitwillige Liefern von Stichworten auf.
Wissenschaftlich betrachtet, sind die Antworten NICHT wirklich interessant. Veränderte Positionen, wo?
3) "Dramatisieren? Wissenschaftler als "honest Broker und advocates"? Die Etablierung von Platons Staat der Weisen? s. Punkt 5.
4) "Der skurrile Vorschlag mit zurueck zum Klima der Jungsteinzeit": no smiley.
5) "Ombudsleute": bedenkliches Demokratieverständnis! Hin zu einer grünen Rätepublik?
6) "Impulse", wo?
Herr Krauss, sorry!
Interessant, dass der Klimawandel einerseits als unabwendbare menschgemachte Katastrophe dargestellt wird, anderseits das Geoingeneering aber radikal abgelehnt wird, bzw. ins Lächerliche gezogen wird.
Welche Ideologie sich hinter einer solch irrationalen Sichtweise versteckt ist doch wohl offensichtlich?!
Da ist es eigentlich äusserst beruhigend, dass sich am Ende immer das durchsetzt, was machbar ist. Oder wäre es z.B. nicht besser die Dämme NICHT zu verstärken ... ;-)
MfG
Yeph
Ich kann auch nicht viel an dem Interview aussetzen, selbst wenn ich in einigem nicht Schellnhubers Meinung bin.
- ein Problem: Auch Ombudsmaenner/frauen zukuenftiger Generationen leben heute und habe sehr diesseitige Interessen. Das Dilemma, wie man moegliche oder meinethalben sogar wahrscheinliche Interessen zukuenftiger Generationen in Entscheidungen heute einbezieht, ist damit sicher nicht geloest. Aber immerhin eine Idee.
- Die ganze Idee mit dem Advocat Scientist vs Honest Broker bleibt mir schleierhaft. Sich selbst den Honest Broker zu nenne und die anderen Advocats laeuft letztlich darauf hinaus zu behaupten: "Wo ich bin, da ist die ausgleichende Mitte. Alle anderen sind interessengeleitete Fanatiker".
- Die 2 Grad habe ich immer als politisches Ziel verstanden, eine Art : "Lass uns mal irgendeine Zahl nennen" Spiel.Da das ohnehin schon nicht mehr einzuhalten ist, wird jetzt halt langsam die 3 Grad Grenze anvisiert und dann immer so weiter.Das ist so aehnlich, wie bei den Diaeten von Helmut Kohl.
@Anonymus 1 und Bjoern 2, Werner 6: ich fand die beiden Kommentare 1 und 2 durchaus nicht unangenehm sondern vielmehr valide Wahrnehmungen (abgesehen von der pauschalen und in diesem zusammenhang irrelevanten Qualifikation Hamburger Medien). Und den beiden Interviewern gratuliere ich gern zu einem guten Stück Handwerk.
Für mich bleibt, dass der angesprochene Klimaforscher explizit zugegeben hat, der gute Sache wegen Unsicherheit heruntergespielt, der politischen Brauchbarkeit Wissenschaftliche Aussagen zugespitzt zu haben. Das entspricht dem Verhalten von dem Waldsterben-Ulrich, der ebenfalls in einem Interview (Mitte der 2000er in der ZEIT; ich finde die Kopie derzeit nicht) zugab, in gleicher Weise der guten Sache wg zugespitzt habe.
Dies ist genau die Art von Unsustainability der gesellschaftlichen Dienstleistung "Wissenschaft", die ich hier und anderswo beschrieben habe, für die die Wissenschaft als Ganzes mit Glaubwürdigkeitsverlust bezahlt.
@Hans
Eine wertfreie Praesentation wissenschaftlicher Ergebnisse ist nicht nur nicht moeglich (selbst wenn sie ein Computer erstellte, denn wer programmiert den Computer?), sie waere auch unverstaendlich.
Ich kann besser leben mit einer Vielzahl wertegeleiteter Darstellungen in denen jeder Wissenschaftler seine "Werte" und "Praeferenzen" kurz mitreflektiert, als mit einer Vulgarisation wissenschaftlicher Ergebnisse, die nicht nur fuer die Allgemeinheit unverstaendlich ist, sondern die letzlich das Problem der politischen Interessen des berichtenden Wissenschaftlers auf eine hoehere Ebene sprachlicher Manipulation hebt.
@Hans
wie das - ein Interview NICHT lesen aber einen aufgeregten Kommentar schreiben ist eine 'valide Wahrnehmung'? Und das 'anthropogen' am Klimawndel wegstreichen, wie Anonymous 1, das ist auch ein solider Beitrag? Da kann ich Dir beim besten Willen nicht zustimmen.
Werner, ich meinte "valide" im Sinne von legitim. Nicht "solide". - Hans
grummel. Nicht lesen aber rauslabern ist auch nicht 'legitim'. Und Schellnhuber vorwerfen dass er an den anthropogenen Klimawandel glaubt ist so aufregend wie dem Papst vorwerfen dass er immer noch an Gott glaubt. Und nichts anderes macht unser Anonymous.
Grummel selbst - ist das Beispiel mit dem Papst wirklich richtig? Dass der Papst Stories über die Hölle zuspitzt, ok, dass die UK Regierung die Geheimdienstberichte über den Irak zweckmässig zuspitzt, vielleicht nicht unerwartet, aber ein Wissenschaftler, bei dem ja sowas jemand wie Merton im Oberstübchen wohnten sollte, Aussagen optimiert für die politische Brauchbarkeit - das finde ich nicht verabredungskonform.
Oder folgt aus dem "Glauben an den Kkimawandel" die Berechtigung zur Manipulation im politisch-öffentlichen Raum? (Zuspitzung ist Manipulation). - Hans
Lag nicht in meiner Absicht, einen Hausstreit auszulösen. Immerhin ist die Debatte es wert, geführt zu werden. Von Aufregung keine Spur.
@ Krauss
"das 'anthropogen' am Klimawandel wegstreichen"
Ich kritisiere die pauschalisierende und irreführende Verwendung des Begriffs "Klimawandel" durch die Medien und einen Teil der Klimatologen. Es gab und gibt unabhängig von menschlichem Tun einen natürlichen Klimawandel. Das Klima befand oder befindet sich nie in einem Equilibrium. Klimawandel ereignet sich immer und überall.
Indem der inzwischen etwas beschädigte Begriff "anthropogenic global warming" (oder "menschliche Klimaerwärmung") kurzerhand durch "Klimawandel" ersetzt wird, verwischen sich die Bedeutungen. Das an sich banale Faktum "Klimawandel" erhält auf einmal eine alarmistische Konnotation, die nicht länger hinterfragt wird. Entsprechend beobachtet inzwischen jeder "den Klimawandel" und verknüpft ihn mit den absurdesten Ereignissen.
Die Frage ist, wie und in welchem Umfang der Mensch Einfluss auf das Klimageschehen nimmt. Das tut er regional zweifellos durch den Bau von Siedlungen, Straßen, durch Landwirtschaft, Industrie - und global möglicherweise durch die Emission von Spurengasen wie CO2.
Um deren Bedeutung und tatsächliche Wirkung und um jene der - natürlichen - positiven und negativen Feedbacks wird weiterhin gestritten. Die Debatte ist keineswegs beendet. Mir scheint, sie hat eben erst Fahrt aufgenommen.
Der bedeutungsverkürzenden Inanspruchnahme des Begriffs "Klimawandel" durch die AGW-Fraktion fehlt die Trennschärfe. "AGW" macht die Sache deutlicher und wäre in jedem Fall redlicher.
Das mit dem Papst übrigens fand ich gut.
Was ist ein "honest broker"?
Auf etwas hinzuweisen einerseits oder daraus das grösste Schreckgespenst aller Zeiten zu machen, anderseits, ist doch ein riesengrosser Unterschied.
Wer hat denn Interesse daran den Leuten Angst einzujagen?
Angst vor Meteoren, Flutwellen, Klimakatastrophen, Bakterien, Viren, Kanzerogenen, Inflation, Deflation, Paekoil, Überfischung usw...
Das ist doch keine Wissenschaft. Sogar der Alarmist muss Interesse daran haben, dass wir die realen und akuten Probleme zuerst anpacken.
Einmal ganz davon abgesehen, dass die Wissenschaft am Ende zur reinen Kaffesatzleserei wird oder zum reinen Lobbyismus.
Irgendwann haben alle die Nase voll davon: http://www.zeit.de/online/2006/10/lobbyismus
Bitte weiter so liebe Unbestechliche und Ehrliche.
MfG
Yeph
@ Hans von Storch
Hier die beiden ZEIT-Artikel zum Ulrich'schen Waldsterben:
http://www.zeit.de/2004/02/Titel_2fWaldsterben_02
http://www.zeit.de/2004/51/N-Waldsterben
Allfällige Übereinstimmungen mit lebenden Personen oder gegenwärtigen Ereignissen sind rein zufällig...
@Hans
Jedes Land bekommt den Klimawandel, den es verdient. Und auch die Klimadebatte, die es verdient.
Schellnhuber bedeutet nicht die Ökodiktatur, die grüne Räterepublik, einen Ökofaschismus oder die Hinrichtung aller Gartenzwerge. Da seien die Demokratie, die Verfassung, das Parlament, die Medien, Angela Merkel und die Wirtschaft vor. Dennoch verkörpert Schellnhuber für mich einen klassischen Typus des deutschen Wissenschaftlers: Die (Klima-)Diva, die sich gerne als Kassandra und als mad scientist inszeniert. Er macht dies ganz offen - im Interview sagt er ja, dass er manipuliert und zuspitzt.
Schellnhuber führt diese Debatte ja auch keinesfalls allein und hat auch nicht die Deutungshoheit - auch Du, Hans, gibst ja nicht gerade wenige Interviews. Außerdem reden die Interviewer ja auch ein gewichtiges Wörtchen mit. Die Bürger und Zeitungsleser machen sich dann ihren eigenen Kopf, so soll das ja auch sein.
Natürlich sollen Wissenschaftler neutral sein und Merton im Kopf haben. Auf der anderen Seite ist der Zusammenhang von autoritärem Wissenschaftler, der auf die reinen Fakten pocht, und politischem Irresein nicht nur in Deutschland bekannt - je mehr Berufung auf 'reine' Fakten, desto unbewusster sprudeln die politischen Fantasien heraus. Ein Zusammenhang, über den sich nachzudenken lohnt.
Der honest broker ist (in meinem Verständnis) gerade kein unpolitischer und neutraler Wissenschaftler, sondern einer, der die Wissenschaft anders im politischen Gefüge verortet. Er verliert viel an Deutungshoheit und wird dafür - demokratisch. Demokratie und Klima aber sind immer politisch. Das ist nicht zu unterschätzen. Aber bis dahin ist es - gerade in Deutschland - sicher noch ein langer Weg, und die vielen Diven auf der Klimabühne treten sicherlich nicht freiwillig ab. Zudem haben sie hierzulande ihr Publikum nicht nur bei Alarmisten, sondern auch bei Skeptikern. Diese Antagonisten vereint vor allem eins: sie sind oftmals autoritätsgläubig, wissenschaftsfixiert und, wie wir wissen, auch zänkisch.
Und, Werner, lass uns festhalten: Jedes Land kriegt die Klimazwiebel, de es verdient. :-)
Demnach ist die Welt gerecht.
Lieber Herr Krauss,
"Schellnhuber bedeutet nicht die Ökodiktatur, die grüne Räterepublik, einen Ökofaschismus oder die Hinrichtung aller Gartenzwerge. Da seien die Demokratie, die Verfassung, das Parlament, die Medien, Angela Merkel und die Wirtschaft vor."
Natürlich haben Sie Recht darin, daß eine Meinung allein noch keine Bedrohung unserer Demokratie ist. Im Gegenteil: Meinungsfreiheit kann niemals bedrohlich sein.
Aber: Die aus meiner Sicht zu diskutierende Äußerung Schellnhubers weist auf ein tiefes, grundlegendes Problem hin. Ein Aspekt der Debatte, der nie (oder nur sehr selten) thematisiert wird. Es geht um die Frage der Unvereinbarkeit von "Nachhaltigkeit" und "Demokratie".
Ein Leser meines Blogs hat mich dazu auf die hervorragende Analyse Carl Christian von Weizsäckers hingewiesen:
http://www.coll.mpg.de/download/weizsaecker/CCvW_Nachhaltigkeit.pdf
Ganz gleich, ob "Honest Broker" oder "Advokat" - Wissenschaft determiniert nicht Politik, Politik wird determiniert durch ein (seinem Wesen nach irrationales) Wertegerüst.
Der Erfolg der Konstruktion "AGW" ist allein darauf zurückzuführen, daß sie in hervorragender Weise eine Begründung für die Prinzipien "Nachhaltigkeit" und (nachgelagert) "Vorsorgeprinzip" als Basis für politisches Handeln liefert.
Also für ein bestimmtes Wertegerüst, durch das demokratische Grundlagen eines Gemeinwesens in Frage gestellt werden. Dadurch, daß Schellnhuber sich in seinem Interview so äußert, hat er (ohne es zu wollen) die Aufmerksamkeit auf diese wichtige Frage gelenkt.
Ein Leser schrieb mir dies - mit seiner Zustimmung gebe ich das hier ohne Namensangabe wieder:
Diese "ökoautoritären" Schwingungen gibt es immer wieder mal seit der Entstehung der bundesdeutschen Umweltbewegung in den 1970er Jahren. Man findet sie prominent bei Herbert Gruhl, dem Gründer der (damals ja eindeutig rechtskonservativen) ÖDP, der offen für ein autoritäres Umweltregime plädiert hat. Rudolf Bahro, DDR-Dissident und nach seiner Ausweisung wie Gruhl Mitbegründer der Grünen, forderte die Einrichtung eines "ökologischen Oberhauses" und befand gar, in der Volkstiefe rufe es nach einem "grünen Adolf".
In der Regel geht es aber eine Nummer kleiner: Jens Reich, Molekalurbiologe, DDR-Bürgerrechtler und Bundespräsidentschaftskandidat der Bündnisgrünen 1994, forderte im Rahmen seiner Kampagne die Einrichtung eines "ökologischen Rats", dem in der Verfassung Sonderrechte gegenüber dem Bundestag zugestanden werden sollten. Darauf wird auch in der vom Wuppertal-Institut produzierten (und von BUND/misereor in Auftrag gegebenen) Studie "zukunftsfähiges Deutschland" positiv Bezug genommen. Die Studie war für die deutsche Umweltbewegung ein Meilenstein, als ein holistisches und zugleich wissenschaftlich abgesichertes Konzept. Der SRU hat offensichtlich auch positiv darauf Bezug genommen. Das alles ist nicht verwunderlich, denn die (wissenschaftlichen und politischen) Befürworter eine Expertokratie gehen wohl implizit davon aus, dass sie und ihresgleichen in solchen Gremien vertreten wären. Sie fordern im Grunde genommen Sonderrechte für ihr Milieu.
English translation is here:
http://www.spiegel.de/international/world/0,1518,712113,00.html
@Bjorn
Schellnhuber was and is a respected applied mathematician. His contributions to climate research are few and far between, and low quality at that.
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