Monday, February 10, 2014

Fokus@Helmholtz: Diskussion am 17. März in Berlin "Was können wir glauben?"

Aus einer Pressemitteilung der Helmholtz Gemeinschaft HGF:

Fokus@Helmholtz: Was können wir glauben?

Die Klimadebatte und ihre Folgen

Die nächste Folge der Diskussionsreihe „Fokus@Helmholtz“ soll unter dem Titel: „Was können wir glauben? Die Klimadebatte und ihre Folgen“ laufen. Ende März wird der zweite Teil des IPCC-Berichtes in Yokohama, Japan veröffentlicht. Er wird erneut Fragen um den Klimawandel, seine Folgen und Auswirkungen auf Mensch und Umwelt aufwerfen. Internationalen Wissenschaftler diskutieren schon jetzt zum Teil kontrovers und ringen um gemeinsame Antworten in der Klimafrage. Wenn Wissenschaftler sich schwer tun, wie können da die Bürgerinnen und Bürger verstehen, was mit unserem Klima passiert und verantwortungsvoll handeln. Warum verläuft der Streit zwischen den Forschern so heftig? Was treibt die Klimaskeptiker an? Und: Welche Fragen können Klimamodelle überhaupt beantworten? Viele Menschen fragen sich, woran sie eigentlich glauben sollen: Ist der Klimawandel doch nicht so schlimm, wie gedacht? Welchen Einfluss hat der Mensch auf ihn und in welchem Maße? Welche Rolle spielen politische Interessen, wenn es um Vorhersagen geht? 

Die HGF lädt zur vierten Veranstaltung der Reihe Fokus@Helmholtz am Montag, 17. März 2014, um 19:00 Uhr (Einlass ab 18:30 Uhr) ins DKB-Atrium (Taubenstraße 7, 10117 Berlin) ein.

Podiumsdiskussion:
  • Frank Drieschner, Die Zeit
  • Dr. Oliver Geden, Stiftung Wissenschaft und Politik
  • Dr. Peter Heller, „Science Skeptical Blog”
  • Prof. Andreas Hense, Universität Bonn
  • Prof. Hans von Storch, Helmholtz Zentrum Geestacht Zentrum für Material- und Küstenforschung
Moderation: Jan-Martin Wiarda, Helmholtz-Gemeinschaft

Man bittet um eine Anmeldung.

34 comments:

Werner Krauss said...

"Wenn Wissenschaftler sich schwer tun, wie können da die Bürgerinnen und Bürger verstehen, was mit unserem Klima passiert und verantwortungsvoll handeln. Warum verläuft der Streit zwischen den Forschern so heftig?"

Da schließt sich die Frage an: Warum werden hier Wissenschaftler und Forscher ausschließlich männlich konnotiert, Bürgerinnen und Bürger aber sowohl männlich als auch weiblich? Weil Verantwortung und Wissenschaft männlich, Verunsicherung aber von Natur aus weiblich ist?

Da passt es natürlich ins Bild, dass diese gewichtigen Fragen, die das Klima und unsere Zukunft betreffen, von fünf gestandenen Männern auf dem Podium verhandelt werden. Aber bestimmt dürfen Frauen hinterher in der Diskussion ihre Verunsicherung zum Ausdruck bringen und Fragen stellen.

In unserem Buch "Die Klimafalle" fragen wir in einem Kapitel: "Wie männlich ist die Klimadebatte?" Das Flugblatt der Helmholtz Gemeinschaft HGF gibt hierauf eine eindeutige Antwort: ausschließlich männlich.

Karl Kuhn said...

Herr Kraus,

da hat einer es zum Teil versäumt, brav Gender-korrekt zu schreiben, aber Sie schaffen es, auch da noch finsterste Geisteshaltungen reinzuinterpretieren.

Und warum eigentlich muss eine Frau auf dem Podium sitzen? Vertreten Frauen von Natur aus (oder, N'schuldigung, aufgrund kultureller Prägung) andere Positionen, die bitter vermisst würden?

Thomas said...

LOL
Falls jemand in einem anderen Universum gelebt hat, dann gibt es keine bessere Erklärung der politischen Korrektheit als die erste Post !

- man wird getadelt weil man nicht die obligatorische 50/50 Verteilung der Adjektive und Substantive erreichte
- folgend diese belanglose Bemerkung wird es finster unterstellt dass der "nicht 50/50" Sündner unsagbare Ziele verfolgt
- es wird auf ein Buch (!!) hingewiesen dass diese überall wichtige Frage noch ausführlicher behandelt. Nur für diejenigen die Zeit zu verschwenden haben.
- Anscheinend glaubt der Author wirklich was er schreibt. Irgendwie scheint er auch zu erwarten dass sich jeder dem verallgemeinerten 50/50 Dogma anschliessen muss. Es schwebt im Raume ein bedrohliches "Sonst ..."

Soviel für Ausserirdische.

Für Herrn Krause viel kürzer : Wen interessiert es wieviele Frauen, Kinder, Männer an einer Diskussion teilnehmen? Solange die Teilnehmer genderunabhängig über die gewünschte Kompetenz verfügen.

Disclaimer an die PK Polizei: In dem obenstehenden Satz wurden die Genderbezogene Substantive alphabetisch geordnet. Es bedeutet also NICHT dass Ich unterstellen möchte dass Frauen Kindern und Männern überlegen seien. Gut gelernt ?

Anonymous said...

Huch, was ist denn das? Ein kleiner shit-storm?

Herr Krauß hat doch bloß eine interessante Beobachtung gemacht und noch nicht einmal Cook oder Nuccitelli namentlich erwähnt.

(Und ich ärgere mich eine wenig, dass es mir nicht selbst aufgefallen ist).

Ja, warum nur Männer?
Weil Männer alpha-Tier sein wollen?

Oder weil es halt "man-made climate warming" ist?

Andreas

Werner Krauss said...

Meine Herren,

ich bitte sie, das ist doch kein Grund, gleich die Contenance zu verlieren!

Ich halte den Flyer für wirklich missglückt, und er wird auch den Herren auf dem Podium nicht gerecht. "Was können wir glauben?" ist der Titel, und nicht zum Beispiel "Was können wir wissen?". Dadurch wird eine Lesart nahegelegt, die die Klimafrage zur Glaubensfrage macht und die Wissenschaftler zu denjenigen, die den Glauben auslegen - für uns einfache Männer und Frauen. Das Modell kennt man irgendwie von der katholischen Kirche, die ähnliche Probleme mit Auslegungen der Schrift und mit Skeptikern hat, und wo rein zufällig ausschließlich Männer dem einfachen Volk dann sagen, was es glauben kann und soll.

Womit der Kreis geschlossen wäre - manchmal kann man eben von so kleinen Gender-Stolpersteinen auf den Stand der Debatte rückschließen (und oft bedeuten sie auch einfach gar nichts). Übrigens verwenden wir Gender in genau diesem Sinne - als Verankerung der Klimadebatte in der Lebenswirklichkeit - in der Klimafalle. Und die Wirklichkeit sollte doch längst so aussehen, dass Bürgerinnen und Bürger mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf Augenhöhe darüber diskutieren, wie wir mit dem Klimaproblem am besten umgehen. Ich nehme an, dass mir da auch die Herren auf dem Podium zustimmen würden.

Und ganz nebenbei ist Helmholtz nicht irgendein Ortsverein, dem solche kleinen Genderfehler schon mal unterlaufen können, sondern ein großer Player im Wissenschaftsbetrieb. Da kann man schon eine Vorbildfunktion erwarten, zumal es in den Naturwissenschaften mit dem Frauenanteil nicht gerade gut aussieht.

(Und wer wissen will, warum political correctness Themen so starke Emotionen auslösen und diese wiederum durchaus politisch sind, kann mal den Eintrag zu Politische Korrektheit auf wikipedia lesen. Oder in den heutigen Zeitungen einen der Nachrufe auf Stuart Hall, den Begründer der Cultural Studies, der kürzlich vestorben ist).

Anonymous said...

lieber Herr Krauss,

sie schreiben: "Womit der Kreis geschlossen wäre - manchmal kann man eben von so kleinen Gender-Stolpersteinen auf den Stand der Debatte rückschließen (und oft bedeuten sie auch einfach gar nichts). Übrigens verwenden wir Gender in genau diesem Sinne - als Verankerung der Klimadebatte in der Lebenswirklichkeit - in der Klimafalle. Und die Wirklichkeit sollte doch längst so aussehen, dass Bürgerinnen und Bürger mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf Augenhöhe darüber diskutieren, wie wir mit dem Klimaproblem am besten umgehen. "
warum vergessen sie dann, wenn sie auf die lebenswirklichkeit abzielen, in ihren vermeintlich gender-korrekten ansprüchen die tran- und inter- und-was-weiss-ich-nicht-sexuellen?

nur ein bisl gender funktioniert nicht ;)

lg
micha

ps: ich liebe genderthemen, auch wenn es mir um den eigtl. artikel leid tut

Hans von Storch said...

Mir fällt auf, daß die regelmäßig publizierenden Autoren auf diesem Blog alles Männer sind.

Werner Krauss said...

@Hans

mal nachgucken was wir da so geschrieben haben, hier stehts, schwarz auf weiß auf Seite 151 in "die Klimafalle":

"Tatsächlich wird die Klimadebatte nicht nur in der Blogosphäre, sondern auch in der Wissenschaft weitgehend von Männer geführt. (...) ...stellt sich angesichts mancher Debatten auf der Klimazwiebel und anderswo tatsächlich die Frage, wie geschlechtlich konnotiert die Aufteilung in "harte" und "weiche" Wissenschaften, in "Erklären" und "Verstehen" eigentlich ist. Oder anders ausgedrückt, wie männlich das Klima in der Klimadebatte ist."

und dann:

"Das zentrale Charakteristikum vieler Beiträge auch auf der Klimazwiebel ist, trotz der Beschwörung des "honest broker", dass die Naturwissenschaft letztlich doch im Besitz der Wahrheit und damit auch der Lösung des Klimaproblems ist."

Ohne überheblich sein zu wollen: die (post-)feministische Debatte wurde meines Wissens nach in den Naturwissenschaften nie wirklich geführt. In den humanities hingegen zählt sie sicherlich zu den anspruchsvollsten wissenschafts-theoretischen Debatten, bei denen es um weit mehr als um Sprachregelungen ging. Die Dekonstruktion von Determinismen, von Natur als Machtmittel und von "Wahrheit" als unhintergehbarer Kategorie kommen aus dieser Ecke. Die Klimadiskussion hinkt hier oft weit hinterher, anstatt dort anzuknüpfen. Im Gegenteil, sie geht immer wieder dahinter zurück - wie, zumindest nach meiner Lesart, auch auf dem Flyer.

Karl Kuhn said...

@ Krauss:

"(und oft bedeuten sie auch einfach gar nichts)"

Dann hat der/die arme Teufel/in, der/die jetzt die Frauenbeauftragte von Helmholtz am Hals hat, ja vielleicht noch eine Chance auf Gnade.

Anonymous said...

Ich kann leider nicht dabei sein, würde mich aber sehr freuen, wenn eine Aufzeichnung des Gesprächs im Internet erscheinen wird.

Als Anregung an die Runde:
"Viele Menschen fragen sich, woran sie eigentlich glauben sollen: Ist der Klimawandel doch nicht so schlimm, wie gedacht?"

Sicher, dass diese Frage die Menschen bewegt? Ist es nicht eher so wie bei Sibylle Berg auf dem Balkon?

Andreas

Anonymous said...

Apropos:

Sibylle Berg mit dabei in der Runde wäre sicherlich eine Bereicherung gewesen. Mir fehlt ein Vertreter dieser Bürgerinnen und Bürger, denen es Klimathema womöglich wichtig ist oder auch nicht, die etwas glauben sollen oder auch nicht. Irgend jemand, der mit der Klimadebatte so gar nichts am Hut hat.

Möglicherweise haben wir einen blogosphärisch getrübten Blick entwickelt und aus den Augen verloren, wie weit wir uns mit diesen Debatten von den BürgerInnen entfernt haben.

Nur so ein Gedanke.

Andreas

Hans von Storch said...

Werner,
aber was machen wir mit der Tatsache, daß hier nur Männer diskutieren, daß fast alle Postings von Männern kommen?

Anonymous said...

wie Andreas finde ich die Zusammensetzung auch nicht ideal. ich möchte es aber genauer spezifizieren: Meiner Meinung nach fehlt ein interessierte Laie, der eben nicht "skeptisch" wie der Laie Heller ist. Peter Heller hat eine sehr starke Meinung, weil er eine stark (wirtschafts-)politisch ideologisiert ist.

Durch diese Zusammensetzung kommt eben die Idee auf, dass die interessierten Laien alle kritisch der Wissenschaft gegenüberstehen. Tun sie aber doch gar nicht.

Also warum haben sie keinen von einem Blog eingeladen, der die Klimawissenschaft und ihre Kommunikation usw. verteidigt? Sie also gar nicht schlecht findet.

Oder haben sie es versucht, und und die Blogger wollten nicht?

Nobody

PS: ich hoffe, in ihrem Buch betten sie die "Frauenfrage" in der Klimadebatte in die "Frauenfrage" im akademischen Bereich und Gesellschaft ein. Ich sehe nämlich nichts aussergewöhnliches. Frauenfrage ist ein blödes Wort... sorry.

Werner Krauss said...

Hans,

wir können immerhin diese Sachverhalte transparent machen und sie diskutieren.

Wie in diesem Fall die Doppelbewegung, die den Flyer kennzeichnet: zum einen wird in der Helmholtz Ankündigung die Wissenschaft männlich und die Bevölkerung weiblich (geschlechtlich) konnotiert. Zum anderen wird die Klimafrage von einer Wissens- zu einer Glaubensfrage gemacht. Zwischen diesen beiden Bewegungen besteht ein Zusammenhang. Dieser wird - sicherlich unbewusst - durch die "Vergeschlechtlichung" unsichtbar gemacht. Weil argumentativ ließe sich diese Verschiebung vom Wissen zum Glauben kaum begründen, oder?

"Es geht, wie gesagt, nicht darum, diese Debatten auf die Frage des Geschlechts zu reduzieren (...). Diese fundamentale Verunsicherung hat viel damit zu tun, dass die Klimaforschung ihre absolute Autorität darüber verloren hat, wie das Klimathema wahrgenommen wird, welche Informationen an die Politik und die Öffentlichkeit gelangen und welche nicht."

In dieser Situation kommt gender ins Spiel: um einen Machtanspruch (wieder?) herzustellen.

Natürlich sind wir Teil dieser Klima-Diskursmaschine, dieses Wahrheits- und Machtspiels, das um das Klima herum inszeniert und gespielt wird. Was tun? Ich finde unsere Einschätzung in der Klimafalle realistisch:

"Im besten Fall machen Blogs wie die Klimazwiebel die Grenzen und Brüche in der Klimadebatte transparent und thematisieren auch den Forschungsprozess und den Wissenstransfer selbst als integralen Bestandteil der Klimadebatte." (153)

Karl Kuhn said...

Das Beispiel aus Scilogs beweist allgemeingültig:

Der Frauenanteil in der Polarforschung erhöht sich.

http://www.scilogs.de/significant-details/significant-details-klimaforschung-auf-eis/

Allerdings müssen die Frauen auch anpacken und, wieder daheim in Potsdam, für Nachwuchs sorgen.

Anonymous said...

"....und den Wissenstransfer selbst als integralen Bestandteil der Klimadebatte"

das haben sie geschrieben? Das Buch wird mir immer unsympathischer. Dass der Wissenstransfer ein integraler Bestandteil ist, ist doch schon seit Jahrzehten jedem klar! Was denken sie denn, warum bspw. so viele (Klima)wissenschaftler bloggen? Und das lange vor ihnen. Steven Schneider bspw. hatte das schon in den 1970er erkannt.

Aber okay, ich hatte hier schon mal geschrieben: auch das Offensichtliche, was jeder, auch auch wirklich jeder, implizit annimmt, muss mal explizit gesagt werden. Danke, dass sie das immer tun.

Nobody

Anonymous said...

@ nobody

Doch, ich finde, wenn man über die Klimadebatte spricht und zum Thema "glauben" bzw. "nicht glauben", dann redet man auch über Klimaskeptizismus, und dann gehört ein Vertreter desselben einfach dazu.
Heller ist sicherlich eine gute Wahl, Glückwunsch. Er hat hier bewiesen, dass er diskutieren kann.
(Was natürlich nicht heißt, dass ich seine Ansichten teile)

Andreas

Karl Kuhn said...

@ Andreas

"Heller ist sicherlich eine gute Wahl, Glückwunsch. Er hat hier bewiesen, dass er diskutieren kann."

Ich hatte den Mann bislang als Blogger kaum auf dem Schirm, ich kannte ihn nur als jemand, der fähig ist, mit großer Ausdauer sein Opponenten mit den immergleichen Argumente zu bombardieren, bis diese aufgeben. Was mir nicht gefällt, auch wenn ich inhaltlich über weite Strecken mit ihm konform gehe.

Hab jetzt mal auf seinem Blog nachgesehen und bin keineswegs begeistert. Ich empfinde ihn als den typischen, penetranten deutschen Besserwisser und Rechthaber, inbesondere weil er auch vorsichtigen Widerspruch runterputzt oder totredet, alles im arrogantesten Tonfall, und das als Gastgeber! Hoffentlich macht ihn die Face-to-Face-Situation auf dem Podium dort ein wenig konzilianter.

Es ist ein trauriger Umstand, dass so jemand derzeit die beste (einzige?) Wahl der skeptischen deutschen Blogosphöre darstellt. Besonnene Lukewarmer wie Pielke Jr. sind hierzulande praktisch unsichtbar, oder irre ich mich da?

S.Hader said...

Mal eine Frage zur Podiumsdiskussion. Ist evtl. geplant, eine Aufzeichnung von der Veranstaltung zu veröffentlichen (akustisch oder schriftlich)? Während der Woche mal schnell nach Berlin zu fahren, ist wohl für viele doch ein großer Aufwand, auch wenn sie am Thema interessiert sind.

Anonymous said...

@Andreas

natürlich gehört Heller dazu. Habe ich was anderes gesagt? Nein! Ich habe nur gesagt, dass Heller nur ein Teil der Laien abdeckt. Und Laien bestehen nicht nur aus politisch motivierte "Skeptikern" wie Heller. Wenn man "skeptische", "alarmistische" und "Honest Broker"-Klimawissenschaftler (um die Einordnung von von Storch zu benutzen) hätte diskutieren lassen wollen, hätte man Heller nicht einladen dürfen.

Es wird immer so getan, als ob "skeptische" Laien gg. Wissenschaft stehen. Das ist überhaupt nicht der Fall.
Viele interessierte Laien sind gar nicht so unzufrieden. Das liegt u.a. auch daran, dass viele Forscher von A wie David Archer bis Z wie Eduardo Zorita so offen und öffentlich diskutieren wie in kaum einer anderen Wissenschaftsrichtung. Eigentlich wie in keiner anderen.

Und wenn ich die Skandale in anderen Wissenschaftsrichtigungen sehe, gerade in den Geistes- und Sozialwissenschaften in D mit ihrer Plagiatsseuche, dann vertraue ich der Klimawissenschaft doch immens.

Nobody.

corinna said...

Also ich finde die Auswahl der Diskutanten sehr gut. Nachdem wir das Thema Klima seid mehr als 10 Jahren so öffentlich diskutieren und in der Klimawissenschaft die Information der Öffentlichkeit einen s-o grossen Stellenwert eingenommen hat, dass man leicht zugängliche und verständliche Information zu relevante Themen findet, finde ich die Unterscheidung in Fachleute und Laien sehr künstlich.

Der Zugang zur Fachliteratur ist heute so einfach wie niemals zuvor und die Fachliteratur in der Klimawissenschaft ist grösstenteils so verständlich geschrieben, das sie leicht zu erarbeiten ist. Wer will, naturwissenschaftliche Bildung besitzt und Zeit und Muße investiert sich zu bilden kann durchaus einen sehr guten und klugen Beitrag zur wissenschaftlichen Kontroverse leisten. Natürlich bedeutetet das nicht, dass jeder Beitrag auch wertvoll ist oder jeder Beitragende auch gut informiert ist, doch die Linie verläuft meiner Meinung nicht zwischen Fachleuten und Laien. Auch "Fachleute" sind auf dem weiten Feld der Klimawissenschaft in den Fragen ausserhalb ihres eigenen, üblicherweise sehr engen Fachgebietes Laien mit demselben Ausbildungshintergrund (Mathematiker, Physiker & Ings) wie viele der "Laien".

corinna said...

@ Hans
"Mir fällt auf, daß die regelmäßig publizierenden Autoren auf diesem Blog alles Männer sind."

Nach langer Klimazwiebelabstinenz hat mich dieser Beitrag dann doch inspiriert mich wieder zu Wort zu melden.
Ich kann kaum für alle Frauen sprechen, aber für einige mit denen ich mich darüber unterhalten habe und natürlich für mich selbst.
Es ist lange klar geworden, dass von der Klimawissenschaft keine unumstösslichen Beweise zu erwarten sind und Tatsachenverkündung fehl am Platz ist. Wissenschaftliche Evidenz ist immer eine Interpretationssache, und kluge Gedanken aus ganz anderen Richtungen gedacht helfen ja die eigenen Denkbahnen zu verlassen, das macht für mich den Sinn der wissenschaftliche.n Debatte aus. Die Klimadebatte verläuft aber typisch männlich, schwarz-weiss und in Lagern, beflissen in den eigenen Bahnen. Das finden viele Frauen belehrend, unmotivierend und anstrengend und irgendwie auch unwissenschaftlich.

corinna said...

@ Karl Kuhn

"Das Beispiel aus Scilogs beweist allgemeingültig: Der Frauenanteil in der Polarforschung erhöht sich.
http://www.scilogs.de/significant-details/significant-details-klimaforschung-auf-eis/"

Was soll mir dieser Link sagen?
Sollte das jetzt ein Witz sein? Oder wollten Sie darauf hinweisen, dass die Beiträge von Frauen in der Forschung seicht sind (was diesen Beitrag angeht sind wir dann einer Meinung, für eine Verallgemeinerung finde ich ihn aber nicht geeignet)?

Anonymous said...

Mir ist diese Bemerkung von Lord Lawson aufgefallen:

"You'll see the Met Office's own report denies it," he said. "It is just this Julia Slingo woman, who made this absurd statement, but their own official statement makes it clear there is no proven link whatever."

Er sagt nicht "es ist nur Dame Slingo" oder "es ist nur die MET-Office Wissenschaftlerin Slingo", er sagt, es ist nur diese Frau.

Andreas

Karl Kuhn said...

@ corinna

ich wollte meiner Verzweiflung darüber Ausdruck geben, dass seitens Herrn Krauss hier immer wieder mal gerne anhand von Einzelfällen Schlussfolgerungen auf Massenphänomene gezogen werden.

Er sollte seine Behauptung, die Klimawissenschaft sei männlich, mal versuchen mit Zahlen zu belegen. Bislang ist nur klar, dass die Klimazwiebel zu 97% männlich ist.

Die Klimadebatte hat jedenfalls jede Menge prominente Frauen zu bieten, in allen Rollen: Scharfmacher auf beiden Seiten, und Moderate. Den besten Blog betreibt IMHO Judith Curry. Von Spekulationen darüber, ob sich diese Frauen in der Debatte anders verhalten als die Männer, halte ich mich fern - Stereotypenalarm.

Ansonsten vollste Zustimmung zu ihrem Post No 21 (auch Laien können sich Basics aneignen und mitdiskutieren)!

corinna said...

@Karl Kuhn:
"Den besten Blog betreibt IMHO Judith Curry"

Da kann ich nur zustimmen!

Werner Krauss said...

Karl Kuhn,

tut mir leid um Ihre Verzweiflung! Da will ich geschätziger Ethnologe doch gleich ganz brav wie ein fleißiges Lieschen für Sie googeln:

Wie sieht es denn bei unserem Hamburger Exzellenzcluster KlimaCampus so aus? Soll ich auch noch auszählen für Sie, Herr Kuhn? 30 Männer, 8 Frauen - aber Vorsicht, ich bin Ethnologe, lieber nochmal nachzählen!

Und hier der Anteil der Frauen beim
IPCC-Bericht AR5

Coordinating Lead Authors: 11 (18%);
Lead Authors: 55 (30%);
Review Editors: 17 (26%)
Total: 83 (27%)

Nun ja, so ganz an den Haaren gezogen erscheinen mir meine Verallgemeinerungen da nicht. Und ich kann mir auch nicht verkneifen, nochmal an Ihren väterlichen Ratschlag an Frauen in der Wissenschaft zu erinnern:

"Allerdings müssen die Frauen auch anpacken und, wieder daheim (...), für Nachwuchs sorgen!"

Wie ist das eigentlich mit den Männern: rufen Sie das denen auch gelegentlich hinterher?

Karl Kuhn said...

"Wie ist das eigentlich mit den Männern: rufen Sie das denen auch gelegentlich hinterher?"

Ich habe niemandem was hinterhergerufen. Es ist einfach das, was die Dame im Artikel so erzählt. Einfach mal den Link lesen, dann verstehen Sie's.

Was die Zahlen betrifft: schon besser, vielen Dank! Aber was sehen wir? In den klassischen MINT-Fächern ist der Frauenanteil viel geringer. Man muss solche Zahlen immer ins Verhältnis setzen, bevor man anfängt, Urteile zu fällen. Etwa 25% Frauenanteil bei IPCC-Autoren ... das ist für ein naturwissenschaftlich dominiertes Feld viel. Oder endet die Männerdomäne erst bei 50:50?

Werner Krauss said...

Karl Kuhn,

es ist also positiv, dass es 25% Frauenanteil gibt, weil es ja normalerweise in den MINT Fächern viel weniger hat? Ja, logisch irgendwie, so kann man das auch sehen. Dann ist das ja auch die Klimawissenschaft keine Männerdomäne mehr, klar, auch irgendwie logisch. Irgendwie. Und dass Frauen nicht nur anpacken, sondern sich auch um den Nachwuchs kümmern müssen, wenn sie ihn schon in die Welt gesetzt haben, ist ja auch irgendwie klar: wer sollte sich auch sonst um die Kinder kümmern? Doch nicht etwa: die Männer?

Ich kann Ihnen da leider nicht mehr folgen, und will es auch gar nicht: ich kapituliere lieber.

corinna said...

Die Klimawissenschaft ist schon eine Männerdomäne.
Bei den jungen Leuten sieht es zwar anders aus, wir haben bei uns schon mehrfach ausschliesslich oder nahezu ausschliesslich Frauen im Masterprogramm gehabt und auch bei den Doktoranden sind die Frauen zahlenmässig meist stärker. Doch dann setzt das Phänomen der "leaky pipeline" ein, das obwohl erkannt immer noch nicht überwunden ist. Wir verlieren die Frauen auf dem wissenschaftlichen Karriereweg.

Wir haben jetzt auf der Professorenebene immerhin 2 Frauen und 19 Männer. Das ist eine traurige Bilanz obwohl wir in den vergangenen 10 Jahren 13 der Stellen neu besetzt haben.


Karl Kuhn said...

Aus Wikipedia, Stichwort 'Professur':

"In der bundesdeutschen Ethnologie liegt der Frauenanteil an den Professuren mit 29 % besonders hoch (2008)."

LOL ...

Auch die Ethnologie also eine Männerdomäne, wo viel männlich erklärt und wenig weiblich verstanden wird?

Werner Krauss said...

Karl Kuhn,

jau, auch die Ethnologie ist eine Disziplin an deutschen Universitäten und findet nicht auf dem Mars statt. Aber immerhin fing sie bereits vor über vierzig Jahren an, über grundsätzliche Fragen die Geschlechter betreffend nachzudenken, die etwas über Ihre LOL Ebene hinausgehen. So fragte bereits 1972 die Ethnologin Sherry B. Ortner "Is female to male as nature is to culture?" Die Debatte darüber ist seitdem nie mehr abgebrochen und hat die Fachgeschichte und die Erkenntnistheorie weit über die Ethnologie hinaus verändert. Es ist schade, dass in der naturwissenschaftlich geführten Klimadebatte davon nie mehr als die Angst vor der Frauenbeauftragten, der Sprachpolizei und political correctness angekommen ist.

Vielleicht ist es heute, nach über vierzig Jahren, an der Zeit, sich diesen Fragen ein bißchen zu öffnen und die Klimadebatte daraufhin abzuklopfen. Ein bißchen Experimentierfreude könnte da nicht schaden, oder? Es muss ja nicht gleich sein, dass die Herren Klimaexperten in Berlin ihre Glaubensdiskussion dahingehend abändern, ob denn eigentlich Klima(wissenschaft) und Gesellschaft so wie Mann und Frau zueinander stehen. Obwohl, eigentlich würde mich das schon interessieren, was sie dazu sagen - und die Antworten wären dann zumindest weniger vorhersehbar.

Werner Krauss said...

Hier eine kleine, amüsante Übung aus der Biologie über den Zusammenhang zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis, Vorannahmen über Geschlecht und die Launen der Natur: Schwule Flamingos.

S.Hader said...

Um auf das Thema der Podiumsdiskussion "Was können wir glauben? Die Klimadebatte und ihre Folgen" zurückzukommen. Ich würde gerne ein Gedankenexperiment machen. Man stelle sich vor, man würde eine solche Diskussion mit ähnlichen Fragestellungen auch zu anderen Wissenschaftsgebieten machen. Z.B. "Was können wir glauben? Die Evolutionsdebatte und ihre Folgen" Gibt es nicht auch in diesem Bereich eine weltweit intensive Diskussion, die bis weit in die Klassenzimmer und Schulbücher ausgetragen wird? Über eine solche Podiumsdiskussion wären wir vermutlich hierzulande verwunderter als über die aktuelle anberaumte Diskussion. Aber es gibt viele Studien und Umfragen, die belegen, dass schätzungsweise 20% der deutschen Bevölkerung die Entstehung der Arten als ein Werk eines höheren Wesens ansehen und somit kein Vertrauen zu den wissenschaftlichen Erklärungsansätzen haben. Nun, stellt das ein besonderes Problem für die Wissenschaft selbst dar? Sonderbarerweise können Evolutionsbiologen ihre Forschungsarbeiten nahezu ungestört ausüben. Es scheint auch kein gesonderter gesellschaftlicher Diskussionsbedarf über die Erkenntnisse der Evolutionsforschung zu existieren und das obwohl es Uneinigkeit unter der Bevölkerung gibt.

Nochmal zurück zur Einleitung der Helmholtz-Gesellschaft. Dort heißt es: "Internationalen Wissenschaftler diskutieren schon jetzt zum Teil kontrovers und ringen um gemeinsame Antworten in der Klimafrage. Wenn Wissenschaftler sich schwer tun, wie können da die Bürgerinnen und Bürger verstehen, was mit unserem Klima passiert und verantwortungsvoll handeln. Warum verläuft der Streit zwischen den Forschern so heftig?" Ich möchte einfach mal die Fragen aufwerfen, in welchen Punkten die Wissenschaft kontrovers diskutiert und ob das nicht sogar Bestandteil und Wesenszug der Wissenschaft allgemein ist? Woran macht man die Heftigkeit zwischen den Forschern fest? Weil ich kann da eine ungewöhnliche Heftigkeit nicht beobachten. Ich befürchte allerdings, das man dann Medienauftritte und Buchpublikationen aufzählt, wie beispielsweise von Fritz Vahrenholt, die nun wirklich nichts mit einem Diskurs unter Forschern zu tun haben.

Vielleicht bietet die Podiumsdiskussion all die in der Einleitung genannten Punkten zu Beginn kritisch zu hinterleuchten.