Sunday, May 29, 2011

Der Wind, das himmlische Kind

Im Feuilleton der Sueddeutschen eine kleine Meditation von Burkhard Müller über den Wind. Der Wind bringt natürlich Segen:
Im Wind und nur im Wind belebt sich alles.  Aller Segen hängt an ihm.
Und aller Unsegen.  Die Aschewolken des Vulkanausbruchs in Island, die den Flugzeugverkehr lahmlegen; die Staubwolken an der Ostseeküste, die zu Verkehrsunfällen führen; die Rauchwolken der Brandrodungen in Indonesien, die den Menschen die Luft zum Atmen nehmen; der Sand der ausgetrockneten Felder, der den Himmel über Peking verdunkelt, und die radioaktiven Wolken von Fukushima, die zum Glück über dem Meer und nicht über dem Land niedergingen  -  auch sie werden alle vom Wind getrieben.

 Wie an einer Wäscheleine reiht der Autor diese düsteren Wolken aneinander; ein Windhauch deckt einen Zusammenhang auf, der so sonst nicht wahrgenommen wird und eine Geschichte über unsere Zeit erzählt. Eine Windmeditation mitten in dem geschäftigen Getriebe, was Mario Erdheim einst "Die gesellschaftliche Produktion von Unbewusstheit" nannte. Kaum von einem Windstoß enthüllt, verschwindet das Bild schon wieder und zurück bleiben zerfledderte Eindrücke, die dann von professionellen Interpreten fein säuberlich in unterschiedliche Schubladen gepackt werden können. Hier die Meteorologie, dort die Verkehrstechnik, hier die Physik, dort die Kultur, hier die Technologie, dort das Risiko...
Der Wind kommt und er geht - aber wohin? Geht er überhaupt?
Dass er kommt, merkt jeder, wenn auch manchmal zu spät - aber ließe sich auch behaupten, dass er geht? Eis, das schmilzt, wird zu Wasser. Doch was bleibt vom Wind? Allenfalls Bilder wie Camille Corots Gemälde 'Der Windstoß' (um 1865) aus dem Musée des Beaux-Arts in Reims (Foto: Imago, Humboldt-Universität).


2 comments:

Hans von Storch said...

Vom Wind bleibt Seegang.

Rainer S said...

der Wind bringt heute Regen auch nach Süddeutschland, nachts, wie aufmerksam.

Aber das wusste der Landwirt ja schon länger:
"Sich sägen bringt Regen"

Die Folgekosten zahlt - noch - die Krankenkasse.