Monday, December 12, 2011

Stefan Rahmstorf Interview über Durban

Die TAZ hat ein interessantes Interview mit Stefan Rahmstorf  zum Ausgang der Klimaverhandlungen in Durban. Darin finden sich einige Aussagen, die voller Zustimmung bedürfen. So  bechschönt er den Misserfolg keineswegs:

Ist denn der Klimaschutz im Rahmen der UN gescheitert?


Mit dem jetzt vereinbarten Zeitplan kann man die Klimaerwärmung nicht auf 2 Grad begrenzen. Es gibt eine riesige Lücke zwischen Anspruch und Realität.

Auf die Frage "Wie soll das gehen [mit der Einhaltung des 2 Grad Ziels, RG], wenn Klimaschutz freiwillig ist?"

antwortet er ganz pragmatisch:
Durch neue Bündnisse. Die Mehrheit der Staaten hat den Willen zum Klimaschutz. Denn sie wissen, dass es später teurer wird, wenn man nicht sofort mit dem Umbau der Energieinfrastruktur beginnt. Da kann die EU Partnerschaften mit Entwicklungs- und Schwellenländern eingehen. Die bauen jetzt Energieinfrastruktur auf, und wir können helfen, das gleich zukunftsfähig zu gestalten.
Die veränderte Realität der globalen politischen Parameter wird von ihm durchaus gesehen. Er scheint keinen Illusionen nachzuhängen, was ein zukünftiges globales Abkommen angeht, da dies in weiter Ferne sei... zu weit in der Zukunnft um eine Wende in den Emissionen zu bringen:
Meine Hoffnung ist, dass eine Gruppe von Pionierländern entschlossen vorangeht und zeigt, dass Klimaschutz wirtschaftlich erfolgreich macht. Das würde die zaudernden Länder überzeugen.
Das hört sich fast schon wie die Hartwell Gruppe an, die bekanntlich für pragmatische, sektorale, und bottom-up Politik eintritt. Er sieht Deutschland als Musterbeispiel im internationelen Klimaschutzwettbewerb, realisiert aber, dass das zu ökonomischen Nachteilen führen könnte. Auf eine entsprechende Frage des Journalisten antwortet er mit einer Forderung nach Schutzzöllen:

Aber wer viel verschmutzt und dadurch billiger produziert, hat ökonomische Vorteile. Wie soll sich da der Einsatz grüner Technologie in wirtschaftlichem Erfolg niederschlagen?

Vordergründig haben Sie recht. Zunächst kostet das was. Das muss auch kompensiert werden, wenn es ein Bündnis von Klimaschutzländern geben sollte. Wenn nötig, könnten diese Länder sich schützen, etwa durch Zölle auf Billigimporte aus Ländern, die kein CO2 einsparen.
Beschwören Sie da nicht einen Handelskrieg für den Klimaschutz herauf?Es gibt im internationalen Handel die Möglichkeit, bei Gesundheitsgefährdungen den Handel zu beschränken. Warum sollten bei einer Bedrohung der Menschheit keine Zölle möglich sein?

Dies ist eine Sackgasse, die nicht nur in der gegenwärtigen ökonomischen Situation kontraproduktiv wäre. Klimapolitik auf dem Weg von Handelskriegen zu führen kann keine Lösung sein. Dieser Gedanke ist schon allein deshalb abwegig, weil die massiv steigenden Emissionen der nächsten Jahrzehnte nicht aus Deutschland kommen werden, sondern aus China, Indien und anderen aufstrebenden Wirtschaftsräumen. Dies sieht auch Rahmstorf, wenn er sagt,
Gerade mit China sollten wir eine noch stärkere Zusammenarbeit suchen. Das kann funktionieren. Die Chinesen sind führende Produzenten von Wind- und Solaranlagen.  
Mit anderen Worten: China wird uns den Weg in innovative Technologie weisen und müsste dann Schutzzölle auf Waren erheben, die aus CO2 intensiven Ländern kommen ...

 Doch Rahmstorf wäre nicht Rahmstorf würde er nicht die Erwartung nach einer Alarmmeldung und einem gehörigen Schuss Moral bedienen:
Die internationale Gemeinschaft opfert also mit dem 2-Grad-Ziel bereits ganz bewusst einige Inselstaaten?
Das ist zu befürchten. Auch viele andere Auswirkungen wie das häufigere Auftreten von Hitzewellen, Überschwemmungen und Dürren, das können wir bereits jetzt beobachten, nach einer Erderwärmung von 0,8 Grad. Die Formel lautet deshalb: Man muss sich an das Unvermeidbare anpassen und das nicht mehr Beherrschbare verhindern.

24 comments:

Werner Krauss said...

Reiner, Du schreibst:
"Das hört sich fast schon wie die Hartwell Gruppe an, die bekanntlich für pragmatische, sektorale, und bottom-up Politik eintritt."

Dies finde ich einen interessanten Aspekt und zeugt davon, dass das Hartwell-paper sehr realitätsnah gedacht ist und in den mainstream einsickert. Das gleiche ist ja auch mit dem Gedanken der Adaption passiert, die inzwischen ebenfalls wichtiger Bestandteil der Verhandlungen ist.
Solche Ideen werden zwar oft im Streitgespräch, in Opposition verschiedener Denkschulen entwickelt, aber sie sind vor allem konstruktiv. Das gilt auch für das auf der klimazwiebel so beliebte Reiben am PIK und seinen Vertretern. Auch das PIK und Rahmstorf ändern sich ja laufend.

Das Denken in Gegnern belebt zwar vorübergehend die Diskussion, ist aber auf die Dauer nicht nachhaltig. Nicht die Alarmisten sind die Feinde, sondern die Treibhausgase. Nicht der Klimagipfel ist das Übel, sondern der Klimawandel und seine Folgen.
Nicht das PIK oder das 2 Grad Ziel ist Schuld am Scheitern des Klimagipfels, sondern die objektiven Schwierigkeiten eines globalen Vertrags bei nationalen Interessen, die es ja oft auch mit einigem Recht zu verteidigen gilt (vor allem angesichts der Schwäche der vorgeschlagenen Verträge).

Die weitere Entwicklung wird sicherlich, sage ich einfach mal so, weiter in Richtung Hartwell paper laufen und dieses noch radikalisieren. Ich finde, dass diese Prozesse nicht mit Häme - "Durban war ein Abgesang" - begleitet werden sollten, sondern unterstützend.

Die letzte Aussage von Rahmstorf ist alarmistische Folklore - aber ohne Folklore geht auch nichts. Man muss dem x-Grad Fetischismus und den untergehenden Inseln eben etwas entgegensetzen: man muss "positiv" benennen, warum der menschengemachte Klimawandel zu bekämpfen ist - nur alarmistische Rhetorik bekämpfen lockt allenfalls ein paar Skeptiker an Bord, die aber gar kein Interesse daran haben, etwas zu ändern. Das soll nicht die Inselrhetorik rechtfertigen, aber es ist ein Vorschlag, eine "postiive" Rhetorik des Engagements zu entwickeln - anstatt gebannt darauf zu starren,was die anderen wieder machen.

sien said...

Even this idea that there will be regional agreements is under threat.

If push comes to shove are EU states under threat of debt default going to continue to pay for C02 reduction or will they pay civil servants and pensions?

Developing countries will take money from the developed world but will they really keep their own people poor and without energy to amuse people like Rahmsdorf?

Even this new idea is deeply flawed. It's a massive retreat and it's likely to just be the first one.

Peter Heller said...

"Meine Hoffnung ist, dass eine Gruppe von Pionierländern entschlossen vorangeht und zeigt, dass Klimaschutz wirtschaftlich erfolgreich macht. Das würde die zaudernden Länder überzeugen."

Nein, das ist nicht Hartwell. Das ist abgeleitet aus dem Top-Down-Ansatz der WBGU zur "Großen Transformation".

ghost said...

@Werner und Reiner
ich denke nicht, dass das Hartwell-Papier da irgendeinen Einfluss hatte. Es ist nur: irgendwie muss es ja weitergehen, oder?. Nichts tun, weil andere nichts machen, ist was für Kindergartenkinder.

Naja, apropos: die kanadische Regierung hat gerade die Apokalypse hervorgeschworen und ist aus dem Kyoto-Protokoll ausgestiegen, denn ansonsten müssten alle Kanadier im Dunkeln erfrieren. Echt wahr!

Und jeder weiß, dass Kanadier im Dunkeln Angst haben:

http://www.youtube.com/watch?v=n6aQbhd9jn8

;)

Reiner hat ja behauptet, dass die Politik in den USA und wohl auch in Kanada so gut in Klimafragen wäre, so auf Unsicherheiten bedacht (wahrscheinlich Ground Zeros in Darwin oder so). Nun ich würde gern wissen, was genau gut daran ist, zu sagen, wenn man CO2 einspart, dass man dann im Dunkeln erfriert? Wo genau sind die Unsicherheiten in dieser Apokalypse? Kanada verbraucht pro Kopf so fast das doppelte verglichen mit Deutschland. Nehmen wir nun an, durch das kanadische Klima usw. brauchen sie etwas mehr Energie als wir. Aber man kann schon sagen, ein paar Reduktionen würden nie und nimmer die Kanadier im Dunkeln erfrieren lassen. Ist das die tolle Klimapolitik in den USA/Kanada?

@topic
Stefan Rahmstorf macht immer gute Interviews... ich mag sie.

@ReinerGrundmann said...

Peter Heller

ich sagte, etwas augenzwinkernd, es hoert sich schon fast wie Hartwell an...

Werner:

Ein Artikel im Guardian deutet drei Aspekte an, in den ich ein Einsickern des Hartwell papers (HP) sehe:
1. "Jonathan Grant of consultancy PwC said the scale of the task was daunting, as G20 countries would need to cut their carbon intensity (the amount of CO2 released as a proportion of energy produced) by 5% a year to 2050. France's vast nuclear power programme of the 1980s delivered a 4% per year cut for 10 years, he said, while the closure of dirty East German factories after reunification delivered 3% a year, and the UK's "dash for gas" to replace coal-fired power stations in the 1990s only produced cuts of 3% a year for a decade."

Damit wird ausgedrueckt, wie schwierig die Aufgabe ist, die vor uns liegt. Das HP sagt ja, dass die
Herausforderung unterschätzt wird.

2. "Just how difficult it will be to resolve these issues was apparent in Durban. India's environment minister made an impassioned speech in the final hours in which she insisted that equity – taking into account developing countries' economic capabilities, large populations still to be lifted out of poverty, and low responsibility for historic emissions – must be the foundation of the negotiations. She said: "Equity is the centrepiece, it cannot be shifted. This is not about India. Does fighting climate change mean we have to give up on equity?"

China's minister Xie Zhenhua backed her up strongly.

The International Energy Agency estimates that by 2020 China's emissions per head will be equal to or higher than the EU's."

Das ist der Ansatz des HP, Energiezugang fuer alle erschwinglich zu machen. Beförderung der Menschenwürde statt Lamentieren über Umweltsünden.

3. Der US Unterhändler Todd Stern sagte "that there are other ways of getting to two degrees".

He did not elaborate, but there are scientifically backed means of slowing global warming by tackling other forms of pollution, such as black carbon and HFCs, both of which have warming effects. If these actions are brought into the talks it would imply that the overall emissions cuts required are less."

Dies bedeutet den Fokus weg von CO2 Emissionsminderungen zu lenken, da diese am unwahrscheinlichsten sind. Kurz- und mittelfristig gibt es bessere Alternativen.

Der Artikel zeigt auch auf, dass die alte Strategie noch nicht verschwunden ist. Deren Anhänger hoffen auf eine "just in time" Lieferung des nächsten IPCC BErichts, der dann neue Alarmwellen auslösen soll. Schellnhuber hat ähnliches in seinem Interview angedeutet, das hier auf der Zwiebel kommentiert wurde. Die Mobilisierung für ein globales Abkommen ("diesmal richtig") würde dann in 2015 neu anlaufen.

eduardo said...

'Meine Hoffnung ist, dass eine Gruppe von Pionierländern entschlossen vorangeht und zeigt, dass Klimaschutz wirtschaftlich erfolgreich macht. Das würde die zaudernden Länder überzeugen'

Wird damit Europa und insbesondere Deutschland gemeint?
Ja, wir haben gerade erleben können, wie Europa entschlossen seine wirtschaftlichen Probleme löst und damit sich den vollen Respekt der restlichen Welt verschafft.

Werner Krauss said...

@ Eduardo #6
Ist ds ironisch gemeint? und wenn ja, findest Du, dass Deutschland es erst gar nicht versuchen sollte?

@ Reiner
thanks für diese Zitate, sehr interessant. Insbesondere das von der indischen Umweltministerin. Das hätte ich gerne einmal kompetent kommentiert ud diskutiert, am besten auch mit Blick von dort nach hier. Hast du da was zur Hand?

Ich stimme zu, dass es eine eigenartige Taktik ist, jetzt eben auf den neuesten Schreckensbericht IPPC 2015 zu warten.

Anonymous said...

Ich stelle eine gewisse Voreingenommenheit Herrn Grundmanns bei seiner Analyse fest.

Erstens erkenne ich nicht, dass Rahmstorf "Schutzzölle fordert". Im Satz zuvor äußerte Rahmstorf die Hoffnung oder Erwartung, dass sich grüne Investitionen von alleine auszahlen. Erst auf weiteres Nachfragen, was wäre, wenn es doch mit wirtschaftlichen Nachteilen verbunden sein sollte, brachte Rahmstorf Schutzzölle als Möglichkeit ins Spiel. "Fordern" ist da schon etwas anderes.

Zweitens führen Schutzzölle nicht notwendigerweise zu "Handelskriegen". Vielleicht hat Herr Grundmann schon davon gehört, dass die WTO die Verhängung von Strafzöllen bei unfairen Handelspraktiken erlaubt. Streitigkeiten dazu (z.B. die Airbus-Boeing Konflikt zwischen EU und USA) werden heutzutage nicht mehr mit Handelskriegen beantwortet, sondern mit WTO-Schiedsverfahren.
Warum sollte CO2-Dumping nicht eines Tages in den WTO-Katalog mit aufgenommen werden können und ähnlich zivilisiert geregelt werden können?

Nebenbei: Wenn man sich die Durban Konferenz anschaut, dann kommen wohl eher die USA mit ihrer Verweigerung für Strafzölle in Betracht, oder? China mit rund 6t/Kopf wohl eher nicht.

PS:
Wenn der US-Gesandte Todd Stern übere "andere Wege" spricht, dann wohl kaum, weil er Heartwell so klasse findet (kennt er wohl auch gar nicht), sondern weil die USA noch auf Jahre hinaus einen Kongress/Senat haben werden, in dem kein Klimagesetz eine Chance haben wird. Dass ein erheblicher Teil der GOP schon die Existenz eines anthropogenen global warmings bezweifelt, hat sicherlich mit der lobenswerten Debatte in den USA zu tun, in der auch Unsicherheiten offen zur Sprache kommen /sarc off.

Andreas

@ReinerGrundmann said...

Andreas
"Ich stelle eine gewisse Voreingenommenheit Herrn Grundmanns bei seiner Analyse fest."

Da kann ich nur zustimmen. Übrigens habe ich den gleichen kritischen Kommentar bezgl. Handelskriegen schon gegenüber Herrn Geden gemacht. Vielleicht bin ich da zu sensibel. Aber ich glaube eine solche Perspektive ist nicht nur naiv, sondern gefährlich.
WTO Schlichtungen wegen Co2 dumping? Wer wird sich da zum Richter aufschwingen?

eduardo said...

Werner #7

Nein, ich bin nie ironisch.

Wir hatten in Durban das COP-17 Treffen; in Brüssel das 4. oder 5. Gipfeltreffen zur Euro-Rettung. Ab einem gewissen Punkt sollte man vielleicht nicht erkennen, dass die Strategie eventuell nicht die Richtige ist , auch wenn nach unserer Überzeugung die Welt anders sein sollte, es sie tatsächlich ist ?
Das ist auch ein Punkt, den ich im Interview vermisse. Sie zeigt überhaupt keine Selbstkritik. Wenn die Welt uns Wissenschaftler nicht versteht, oder uns nicht verstehen will, dann um so schlechter für die Welt. Vielleicht gibt es noch einige auserwählte Länder, die das Licht der Wahrheit doch noch im letzten Moment erblicken.

Es gibt allerdings gewisse Parallelität zwischen beiden Prozessen, Klimaschutz und Euro-Rettung. Die vorgeschlagene Lösung sieht so aus: sparen, sparen,sparen, auch bei den CO2-Emissionen, kostet was es wolle. Es mag andere Wege geben, aber die sind moralisch bei Weitem nicht richtig.

Anonymous said...

Und jetzt noch ein wenig Schellnhuber-bashing?
Hier das passende Interview zu Durban:
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/der-klimaforscher-schellnhuber-im-gespraech-die-weltkarte-des-klimaschutzes-hat-sich-veraendert-11558874.html

Andreas

Günter Heß said...

„Meine Hoffnung ist, dass eine Gruppe von Pionierländern entschlossen vorangeht und zeigt, dass Klimaschutz wirtschaftlich erfolgreich macht. Das würde die zaudernden Länder überzeugen“

Wir haben ja aus den Meldungen gesehen, dass Frankreich weniger CO2 pro Kopf erzeugt als China oder Deutschland. Insofern ist Frankreich längst ein Pionierland in Sachen CO2.
Warum wird eigentlich nicht die Frage diskutiert, wie China oder Indien von Frankreich lernen können?
Das wäre doch ein schöner erster Schritt, den Strommix von Frankreich als Ziel.
Da begrenzt den pro Kopf Ausstoß von China oder Indien auf 6.8 Tonnen pro Jahr
und lässt die Entwicklungschancen.

Grüße
Günter Heß

RainerS said...

@12 Herr Heß, das war aber jetzt hintertückisch von Ihnen!

Alleine bei dem Gedanken muss ich erst mal eine Jodtablette lutschen!

Außerdem hat Frankreich nur in der Realität einen geringeren CO2-Ausstoß pro Kopf.

WWF und Allianz
(http://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/pdf_neu/G8_Climate_Scorecards_2009_Report.pdf) rechnen daher "anders", damit keiner auf solche Ideen wie Sie verfällt.
"Emissions in France are relatively low for an industrialized
country, partially due to a high share of nuclear
energy (which WWF does not consider a viable policy
option). Due to the adjusted assessment for nuclear
energy used in this rating, France moved to third
place."

RainerS said...

"Wenn nötig, könnten diese Länder sich schützen, etwa durch Zölle auf Billigimporte aus Ländern, die kein CO2 einsparen."

Dieser Anschnitt des Interviews hat in der Tat einen gewissen Unterhaltungswert.

Ich stelle mir das so vor: 2015 wird die "Achse der Bekloppten" BERLIN (rot-rot-grün unter Roth :-) ) - BRÜSSEL (Klima-Hauptkommissar Röttgen) - BAMAKO (hier beliebigen Kleptokraten einfügen) zur Tat schreiten. Zölle werden erhoben auf Waren aus u.a. den USA, Japan, Kanada, Russland, Australien (falls bis dahin Wahl war). Spanien und Italien sind auch fällig, dafür muss aber der Stabilitätsfond nochmals gehebelt werden, um die Verluste dieser Länder EU-intern wieder auszugleichen.

Um das Übel an der Wurzel zu packen, werden außerdem Importe bspw. von russischem Gas, kanadischen Ölprodukten oder australischen Erzen verteuert.

Rahmstorf erklärt die Maßnahmen im Dezember 2015 zu einem großen Erfolg, bittet aber ein Live-Interview noch solange aufzuschieben, bis die dafür abgestellten PIK-Mitarbeiter vom Reisig sammeln zurück sind.

Anonymous said...

Lieber Rainer S.,

ich glaube nicht, dass WWF oder die Allianz die Maßstäbe setzen.

Herr Heß hat doch völlig recht, wir reden uns in Deutschland gerne ein, wir seien Umweltweltmeister, und dabei sind unsere CO2-Werte pro Kopf um fast 50% höher als die pro Franzose oder Französin. Mir ist jedes Kernkraftwerk recht, das in Indien oder China gebaut und Kohlekraftwerksneubauten ersetzt.

Dennoch ist der deutsche Weg international bedeutsam: Wenn wir zeigen, dass erneuerbare Energien einen großen Teil der herkömmlichen Energieversorgung ersetzen können, ist bewiesen, dass man im Prinzip eine CO2-arme Energieversorgung haben kann: Man muss eben nur damit die Kohle ersetzen, nicht die Kernkraft.

Auf den Schreck jetzt besser noch eine zweite Jodtablette hinterher ;-)

MfG

RainerS said...

@15

völlig d´accord.
Ich wollte nur - vielleicht ein wenig zu dezent - darauf hinweisen, wie am Klimahype interessierte Gruppen Alternativen schon im Vorfeld auszuschließen versuchen.

@ReinerGrundmann said...

Eduardo
das sehe ich auch so und vermisse natürlich die Selbstkritik. Aber man darf nicht zu viel erwarten ;-) Ich hoffe, dass sich da eine Änderung vollzieht, denn die "10 Jahre bis zum Weltuntergang" waren wohl doch nicht so ernst gemeint.

Das mit den Ländern als Vorreiter ist natürlich auch ein Überbleibsel aus der "alten" Denkweise. Man sollte Industrisektoren und innovative Technologien diskutieren, und nicht Nationen oder Wirtschaftsräume. Denn in der Tat gibt es ein erhebliches Handlungs- und Glaubwürdigkeitsdefizit (nicht nur der EU).

Günter Heß said...

Hallo Herr RainerS,

die WWF Mitglieder die ich kenne sind im Schnitt 16 Jahre und retten Knut‘s noch nicht ausgestorbene Verwandtschaft durch Spenden sammeln.
Im Kleingedruckten des von Ihnen netterweise geschickten Links manipuliert der WWF die Statistik in dem sie wie von Ihnen angedeutet für die Kernenergie einfach künstliche Emissionen addieren:

„The indicators “emissions per capita”, “emissions per GdP” and “Co2 per kWh electricity” for all countries have therefore been adjusted as if the generation of electricity from nuclear power had produced 350 gCO2/kWh (emission factor for natural gas). Without the adjustment, the original indicators for France would have been much lower, e.g. 86 gCO2/kWh.“

Sehr vertrauenswürdig. „Hide the achievement“ .

Grüße
Günter Heß

eduardo said...

#17

'Ich hoffe, dass sich da eine Änderung vollzieht, denn die "10 Jahre bis zum Weltuntergang" waren wohl doch nicht so ernst gemeint'

Ach so. Dann muss ich doch meine Mitgliedschaft im Fitnessstudio verlängern lassen

Werner Krauss said...

@ die letzten Beiträge:

Ich finde, das reicht nun. Die 16jährigen Knutfans, Stefan Rahmstorf und die Umweltweltmeister haben jetzt genug Anschauungsmaterial, mit was für einer Art Onkels sie es hier zu tun haben. Danke.

Werner Krauss said...

@Reiner #16

"Das mit den Ländern als Vorreiter ist natürlich auch ein Überbleibsel aus der "alten" Denkweise. Man sollte Industrisektoren und innovative Technologien diskutieren, und nicht Nationen oder Wirtschaftsräume. "

Das nenne ich eine gute Idee! Natürlich sind eine Verbesserung der produktionstechnologien, der Einbau immer besserer Filter, die Entwicklung erneuerbarer Energien zentral. Schellnhuber hat neulich seine "tipping point" Theorie auf wirtschaftliche Entwicklungen angewandt und gesagt, dass ab einem gewissen Prozentsatz (leider die zahl vergessen) Anteil von alternativen Energien der markt "kippt" und auf die neuen Technologien umstellt.
Allerdings finden diese Entwicklungen innovativer Technologien und auch die Wirtschaftsräume nicht im luftleeren, sondern im (trans-)nationalen Raum statt. Und hier sind eben (trans-)staatliche Regulierungsmechanismen sowie Steuerung durch staatliche Subventionen absolut notwendig, wie auch Norhaus & Schellenberger immer wieder betonen.
Daher sind auch globale Verhandlungen nicht völlig nutzlos. Es kommt nur darauf an, was man auf dieser Ebene genau regeln kann. Die Schwierigkeiten deuten ja darauf hin, dass eben nationale Märkte doch sehr wichtig (und empfindlich) sind.

Anonymous said...

Ihr redet hier von Co2 und Kernkraft.Welche Alternativen gibt es denn für die Zukunft, neben dem "massiven" Ausbau von Wind- und Sonnenenergie in Europa?

Welcher Anteil des Energiebedarfs kann man mit Wind & Co. decken? Wo sind die Modelle?

Sollte man die milliardenschweren Superrechner, die anscheinend soviel Energie wie eine Kleinstadt (in den USA) verbrauchen, nicht besser dazu nutzen Realszenarien für die Energiezukunft der Menschheit zu berechnen?

Ich lese immer nur, dass mit dem Ausbau der Windkraft alles gut wird. Ist das realistisch? Brauchen wir wirklich die Klimapanik um uns über die Zukunft Sorgen zu machen?

Die Spekulationen auf Erdöl und Erdgas werden vielleicht bald alle Befürchtungen von Peakoil und "who killed Knut" übertreffen... imho?!

Vor einigen Jahren las ich dass Energie aus der Sahara ein Lösungsansatz sein könnte. Ich dachte, endlich einmal etwas handfestes. Ich finde es, gelinde gesagt, allmählich grotesk wie weit Phantasie und Realität bei einigen Menschen offenbar auseinander klaffen.

Man bekämpft sich auf dem Feld der Klimaforschung und vergisst während dessen dass die Realität dabei ist uns einzuholen.

Die armen Länder werden die ersten sein, die sich die Ölpreise nicht mehr leisten können.

Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, dass man den Gespenstern der Klimakatastrophe nachjagt, wenn die brutale Wirklichkeit keine zwei Schritte entfernt vor der Tür steht.

Mag ja sein dass ich es bin der komplett auf dem Holzweg ist. Meines Erachtens sind die gravierenden Probleme der nächsten Jahrzehnte jedenfalls nicht ein steigender Meeresspiegel oder die eine oder andere Hitzewelle.

Es müsste doch zumindest positive Szenarien für die Zukunft geben? Ganz banale pragmatische Vorschläge, wie man Erdöl usw. ersetzen kann?! Wie man den Landveverbrauch stoppen kann? Die Artenvielfalt erhalten, den Hunger stoppen?

Und wir streiten uns über Gut und Böse (Alarmisten - Skeptiker).

Hätte jemand 1944 gesagt, wir müssten erst einmal die Eiszeit abwehhren bevor wir Hitler stürzen, hätte amn ihn wohl zu recht für verrückt erklärt.

Aber anstatt z.B. die Kernkraft massiv auszubauen, flüchtet man sich heute in Kyoto- und Durbanprotokolle, die einen offenbar vergessen machen, dass der Kollaps gerade vor der Tür steht. Und der heisst Energie- und Wirtschaftskollaps. Und den bekämpft man damit, dass man Kernkraftwerke still legt.

Wir müssen erst einmal den Hitzetod des Planeten abwehren, bevor wir Wirtschaft, Hunger und Energiekrise angehen.

Irgendwie komme ich da nicht mehr mit. Ein ähnliches Gefühl des Unglaubens über die Naivität meiner Mitbürger hatte ich 2007 - 2008 kurz vor dem Börsencrash.

Selbsverständlich bezahlt man weniger wenn man die Krisen vermeidet bevor sie eintreten; aber bitte welche Krisen zuerst?

Und ist die Lösung des einen Problems nicht vielleicht automatisch die Lösung des anderen?

MfG
Yeph

RainerS said...

@20 Herr Krauss

bitte um Entschuldigung, falls ich dazu beigetragen haben sollte, das gewohnt hohe Niveau dieses Blogs zu unterschreiten. Manche Ideen erscheinen mir so absurd, dass Übersprungshandlungen wie Glossierungen leider unvermeidbar sind - mein Fehler :-)

Wer hier die "Onkels" sind, könnte man vielleicht anhand des von mir in #14 aufgespießten Rahmstorf-Satzes etwas näher beleuchten.

Meiner natürlich völlig unmaßgeblichen Meinung nach kann etwas deratiges nur vorschlagen, wer eine ziemlich rudimentäre Vorstellung von den in einer globalisierten Wirtschaft mit einer industriellen Wertschöpfungskette verbunden Stoff-(und Know-how-)Strömen hat.

Nehmen wir konkret ein Produkt der Unterhaltungselektronik, das im Land X endgefertigt wird und nehmen wir ferner an, dieses Land X ist eigentlich verpflichtet Kyoto o.ä. einzuhalten, tut dies aber nicht.

Der Stahl für das Gerätegehäuse kommt aus dem Land Y (Kyoto oder nicht Kyoto - das ist hier die Frage). Das Erz für den Stahl kommt aus Brasilien ("gutes" Erz?) oder Australien ("böses" Erz??). Die Kohle für die Stahlerzeugung kann auch entweder "gut" oder "böse" sein. Woher kommt das Öl als Basis der verwendeten Kunststoffe? Woher Kupfer und andere Edelmetalle für Kabel oder Leiterbahnen? Wer hat den Sand für das Silizium ausgebuddelt - und wo?
Und - Verursacherprinzip - woher stammt das Know-how für Bau und Betrieb der Anlagen für die Bereitstellung der Grundstoffe oder die Produktionslogistik und die Fertigungsautomatisierung? Und unter wessen Flagge laufen die Frachtschiffe, die Rohstoffe, Halbfertigwaren, Komponenten etc. von A nach B bringen?

Cum grano salis: wenn "Schutzzölle" nur gegen Importe aus Land X erhoben werden, verlagert sich am Ende lediglich die Endfertigung, sofern ein Schwellenwert überschritten wird.
Klimaeffekt = 0.
Lag die Endfertigung bis dato in einem Kyoto-Land, hat der "Schutzzoll" dieselbe Wirkung wie weiland die Schutzhaft auf den Häftling. War da nicht auch noch der Vorschlag, CO2-Emissionen beim Endverbraucher zu verrechen? Also im Falle des o.g. Geräts beim Käufer bspw. in Deutschland. Dann müssten wir Schutzzölle an uns selbst zahlen...?

Wer also solche Vorschläge macht, hat entweder wirklich keine Ahnung oder second thoughts. Unabhängig davon wüsste ich nicht, was einen PIK-Physiker befähigt, handelspolitische Empfehlungen abzugeben. Zum Thema Klima sollen doch auch nur "Experten" sprechen dürfen, oder wie war das noch?. Insofern erscheint mir eine spöttische Reakton mehr als angemessen. Wer Politik machen will, muss sich auch wie ein Politiker behandeln lassen, oder?

Unabhängig davon sind solche Äußerungen aus dem PIK-Umfeld in der Tat nicht ungefährlich, berät das PIK doch die Bundesregierung - und da gibt es Leute - ebenso wie in Brüssel - die evtl. sogar mitspielen.
Einen Vorgeschmack bekommen wir vielleicht gerade anhand der Auseinandersetzung über CO2-Abgaben für den Luftverkehr, die lt. SPIEGEL konkret den USA sauer aufstoßen.

Fazit: auch ein Herr Rahmstorf sollte vielleicht gelegentlich an den frühen Wittgenstein denken - oder meinetwegen auch an den späten Nuhr. Das erspart dem TAZ-Leser weitere Desinformation und den in der freien Wirtschaft Tätigen erhöhten Blutdruck.

RainerS said...

@11 Lieber Andreas,

hatte leider keine Zeit - BIP steigern, Sie wissen schon - aber vielleicht kann ich beim Schellnhuber-Bashing liefern :-)

Stichwort "Neues Subuniversum", welches er in einer Allianz von EU, Afrika und dem insularen Pazifikraum zu sehen vermeint. Die Inseln lassen wir mal außen vor (bis auf die Malediven, die - jaja - im indischen Ozean liegen, aber später noch behandelt werden).

Sehen wir uns doch mal das subuniverselle Afrika an. Die Bandbreite reicht von failed states a la Somalia - wo islamistische Milizen ausländische Helfer an der Linderung der Hungersnot hindern - bis zu einigen wenigen Staaten, in denen die aktuelle Führung wenigstens vorgibt, am Schicksal der Landeskinder interessiert zu sein.

In nahezu allen diesen Staaten gibt es keinen funktionieren Rechtsstaat, Nepotismus, keine Transparenz, eine korrupte Bürokratie etc pp.

Was sie aber alle hinbekommen, ist Rohstofflizenzen und sogar landwirtschaftlich ertragreiche Böden an die Chinesen zu verkaufen. China macht nämlich Geopolitik (wie in GEOpolitik). In D weiß keiner mehr was das ist, und F und GB wollen, aber können nicht mehr richtig.

Klimatechnisch führt das Engagement der Chinesen mit Sicherheit nicht zu einer Emissionsreduktion, eher im Gegenteil.

Was die Herren Staatsführer in Afrika aber auch wissen ist, dass die Europäer Geld "für nichts" geben, wenn man die Forderung unter Klimagerechtigkeit o.ä. laufen lässt. Wofür solche Gelder am Ende tatsächlich ausgegeben werden würden, überlasse ich Ihrer Fantasie. Wäre den afrikanischen Führern tatsächlich an der Verbesserung der Situation im jeweiligen Land gelegen, hätten sie dazu - soviel hat man vielleicht aus der Diskussion ums Arnell-Paper lernen können - bis jetzt schon ausreichend Gelegenheit gehabt, an einer Basis-"Resilience" zu arbeiten.

Das Schellnhuber-Subuniversum ist also ein Verbund von dummen Gebern und schlauen Nehmern mit eigener Agenda. Schade, dass selbst bei einer FAZ Interviewer nur als Stichwortgeber fungieren können. Haben wohl nur eine Journalistenschule besucht :-)

Und - wie versprochen - was die Malediven betrifft: neue Flugfelder bauen - wer baut die eigentlich und wo kommen die Baustoffe her - um den Tourismus anzukurbeln, der zwangläufig mit CO2-erzeugenden Flugreisen verbunden ist, sei ihnen gegönnt. Aber andererseits PR-Stunts zu fahren wie jene Kabinettsitzung unter Wasser, weil sie vom Klimawandel bedingten Absaufen bedroht seien - das passt nicht zusammen. Tja, mittlerweile ist selbt der Premierminister eines 400.000-Einwohner-Landes schlauer als die gesamte EU-Prominenz. Von Herrn Schellnhuber mal ganz abgesehen.